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geschrieben von Sascha Gläsel
Hersteller: Rare / Nintendo
Genre: Fun-Rennspiel
System: Nintendo 64, PAL-Version
Besonderheiten: unterstützt Rumble Pak
USK (ESRB): ohne Altersbeschränkung
Spieler: 1 - 4
Testmuster von: eigene Anschaffung
Bisher gibt es auf dem Nintendo 64 zwei Spiele, die in die großen Fußstapfen des Super Nintendo Kultklassikers "Mario Kart" getreten sind. Während "Mario Kart 64" von Nintendo seine Stärken im Multiplayerpart ausspielen konnte, begeisterte Rares "Diddy Kong Racing" vor allem mit seinem hervorragenden Solospielerpart. Mit "Mickey's Speedway USA" wirft Rare nun einen weiteren "Mario Kart" Klon auf den Markt, der an den Erfolg von "Diddy Kong Racing" anknüpfen soll.
Anstelle von Diddy Kong, Conker und Konsorten spielen diesmal die bekannten Disney Figuren um Mickey Maus und Donald Duck die Hauptrolle. Sie besteigen ihre Kartrenner um den entführten Pluto aus den Fängen böser Wiesel zu befreien. Bei der Wahl des Fahrers ist nicht nur auf persönliche Vorlieben zu achten sondern auf die Eigenschaften in den vier Kategorien Gewicht, Fahrverhalten, Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit, die sich in einem Rennen spürbar bemerkbar machen. Mickey und Donald sind Allrounder, die in allen vier Kategorien durchschnittliche Werte aufweisen. Andere Fahrer glänzen dagegen in einer Eigenschaft. Erkauft wird dies aber durch unterdurchschnittliche Werte in einer anderen. So heizt zum Beispiel Kater Karlo mit einem Affenzahn über die Piste, beschleunigt aber aufgrund seines hohen Gewichtes, er ist nun mal ein schwerer Brocken, sehr langsam.
Mickey und Donald als Rennfahrer
Habt ihr euch für einen Recken entschieden empfiehlt es sich sich im Training mit den Karts und deren Steuerung vertraut zu machen. Der Schlüssel zum Erfolg ist der effiziente Gebrauch des Powerslides. Mit der R-Taste schlittert ihr ohne nennenswerten Geschwindigkeitsverlust geschickt auch um engste Haarnadelkurven. Allerdings erfordert dies etwas Übung, um das richtige Timing zu erwischen. Außerdem dürft ihr auch nicht zu lange sliden, sonst verreißt es euch euren kleinen Flitzer. Um die Strecken näher kennen zu lernen beweist euer Können im Zeitrennen im Kampf gegen die Uhr. Ihr tretet dabei gegen die Ghosts der Programmierer an. Diese zu schlagen ist ganz schön happig, da sie allesamt sehr gute Zeiten hinlegen.
Für neue Strecken und Fahrer ist das eigentlichen Herzstück von "Mickey's Speedway USA" eine von drei zu Beginn anwählbaren Wettbewerben zuständig. Diese führen euch über je vier Kurse kreuz und quer durch die USA. Das grafische Grundmotiv der Strecken lehnt sich dabei an bekannte Städte der Vereinigten Staaten an. In Indianapolis zum Beispiel gibt es eine asphaltierte Rennstrecke, in Washington rast ihr durchs Weiße Haus, in Alaska werdet ihr mit verschneiten und vereisten Straßen konfrontiert, in den Everglades erwartet euch sumpfiges Terrain oder in Las Vegas die bunte blinkenden Lichter der Spielkasinos, die ihr mit euren Karts unsicher macht. Fünf Computerfahrer erschweren euch dabei das Rennfahrerleben. Mindestens zwei von ihnen müßt ihr hinter euch lassen um im nächsten Rennen noch kräftig aufs Gaspedal treten zu dürfen. Schafft ihr es nicht unter die ersten vier geht eines von drei Continues drauf, mit dessen Hilfe ihr noch einmal im gescheiterten Rennen antretet. Habt ihr die drei Continues verbraucht heißt es "Aus die Maus".
Herausfordernd für Anfänger und Fortgeschrittene
Wie von Rare gewohnt, steigt der Schwierigkeitsgrad behutsam an. Sind die Strecken des ersten Wettberwerbes noch mit breiten Straßen sowie langgezogenen Kurven gesegnet erwarten euch vor allem in den zwei noch freizuspielenden Rennserien wahnwitzige Kurvenkombinationen und das ein oder andere fies plazierte Hindernis, das elegant mit Hilfe geschickter Powerslides umkurvt werden will. Abkürzungen gibt es zuhauf. Die besten sind gut versteckt und dem Könner vorbehalten, da sie den ungeschickten Karter meist mehr Zeit kosten als das sie einen spürbaren Vorteil bringen. Selbstredend legt ihr zu Beginn auch einen leichteren oder härteren Schwierigkeitsgrad fest. In "Amateur" haben auch Anfänger gegen die Computerfahrer eine Chance, als "Profi" finden "Mario Kart" oder "Diddy Kong Racing" Veteranen eine ansprechende Herausforderung.
Neben fahrerischem Können kommt es auch auf das richtige Extra zur richtigen Zeit an. Auf den Kursen sind an verschiedensten Stellen Fässer plaziert. Fahrt ihr diese über den Haufen bekommt ihr eine von mehreren Extras, mit dem ihr euren Kontrahenten so richtig einheizt. Ihr werdet für kurze Zeit unverwundbar (und dabei zusätzlich etwas schneller), packt einen Turbo aus, laßt die anderen alle langsamer werden oder semmelt der unliebsamen Kontrahenten einen Baseball, einen zielsuchenden Miniaturflitzer oder Miniflugzeug an die Karre, die sie kurzzeitig außer Gefecht setzen, so dass einem bequemen Überholmanöver nichts mehr im Wege steht. Doch Vorsicht: Die Computerkonkurrenz scheut sich nicht Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Außerdem solltet ihr euch fleißig als Münzsammler betätigen, die ihr meist etwas abseits von der Ideallinie einsammeln dürft. Nur wer zehn dieser Münzen auf seinem Konto hat, kann auch das volle Potential seines Renners ausschöpfen. Auch die ab und an auftauchenden Boosterfelder solltet ihr für einen kurzen zusätzlichen Schub tunlichst einen Besuch abstatten.
Dem Sieger ein Pokal
Nach jedem Rennen winken Punkte für die vier, die als erstes durchs Ziel gehen. Der Fahrer mit den meisten Punkten am Ende der Rennserie darf sich über einen schönen Siegerpokal freuen. Um neue Fahrer und den vierten Wettbewerb zu erhalten, müßt ihr die Rennserien in einem bestimmten Schwierigkeitsgrad gewinnen. Die fünfte und letzte Herausforderung erreicht nur derjenige, der vier Autoteile, die gut versteckt in vier der Kurse zu finden sind, aufspürt. Erobert ihr dann noch den Platz an der Sonne in diesem fünften Wettbewerb im härtesten Schwierigkeitsgrad, dürft ihr die fünf Rennserien auf gespiegelten Rundkursen angehen.
Versammeln sich mehrere Disney Fans vor dem Nintendo 64 werden Erinnerungen an "Mario Kart" wach. Auf vier speziell für Multiplayermatches zugeschnittenen Kursen gilt es, drei an den Karts befestigte Ballons mit geschicktem Extraeinsatz zum Platzen zu bringen. Wer zum Schluß noch mindestens einen Ballon an seinem Gefährt hat ist der Sieger. Wie bei den Rennserien werden dann am Ende für die vier Teilnehmer Punkte vergeben. Sitzen nur zwei oder drei Spieler vor dem Nintendo 64 füllt der Computer auf Wunsch das Fahrerfeld bis auf vier Teilnehmer auf. Das Besondere am Multiplayermodus: Neben dem Ballon Kampf dürft ihr auch ein Einzelrennen oder eine ganze Rennserie in Angriff nehmen. Die dabei erzielten Punkte werden zu einem Gesamtergebnis aufsummiert, egal ob ihr nur ein Rennen oder einen Ballon Kampf veranstaltet. Nachteil: Mit zwei bis vier Spielern ist es nicht möglich neue Fahrer oder Strecken frei zu spielen. Welche Extras in den Multiplayerduellen zur Verfügung stehen, dürft ihr übrigens in den Optionen selbst festlegen.
Grafik und Sound voll auf der Höhe
Optisch macht "Mickey Speedway USA" eine Menge her, auch wenn das Spiel nicht in High-Res daherkommt. Keine Strecke gleicht der anderen, da jede einem anderen grafischen Grundmotiv folgt. Die Kurse selbst geizen darüber hinaus nicht mit Details abseits der Strecke nebst einigen witzigen Persiflagen. PAL Anpassung ist selbstverständlich. Alles in Allem gewohnt hohe Rare Qualität. Musik und Soundeffekte stehen dem in nichts nach. Selbst ein wenig Sprachausgabe ist zu hören, wenn sich die Fahrer mal wieder lautstark zu Wort melden. Eine Controller Pak ist nicht nötig, da die Fortschritte, wie herausgespielte neue Strecken und Fahrer automatisch im Modul gespeichert werden. Das Expansion Pak wird nicht unterstützt. Das bei Nintendo sparen angesagt ist, sieht man vor allem an der Anleitung. Glänzten Nintendo Spiele noch vor ein, zwei Jahren mit bunten hübsch gestalteten Heftchen, sind jetzt in allen Spielen, die von Big N vertrieben werden, mehrsprachige dicke Wälzer meist in schwarz weiß enthalten, die fast kaum in die Schachtel passen.
Betrachte ich allein den Solospielerpart von "Mickey's Speedway USA" muß ich leider sagen, dass Rare sich hier einen kleinen Rückschritt gegenüber "Diddy Kong Racing" geleistet hat. Nur ein Vehikel (das Kart) im Vergleich zu den drei in "DKR" und das Fehlen der packenden Endgegnerduelle sprechen eindeutig für das ältere Spiel. Trotzdem macht das Sliden durch die herausfordernden Kurse auch mit Mickey und Donald einen Heidenspaß. Der Multiplayermodus, auch wenn er frech von "Mario Kart" geklaut wurde, ist dagegen eine ganze Ecke besser als in "DKR". Wer an Fun Racern auch nur annähernd Gefallen findet, für den ist "Mickey's Speedway USA" ein Pflichtkauf (sag)!