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Bushido Blade

geschrieben von Alexander P. Weber

Hersteller: Square
Genre: Beat ´em Up
System: PlayStation, PAL-Version
Besonderheiten: Memory Card (1 Block)
USK (ESRB): ab 16 Jahren
Spieler: 1 - 2
Testmuster von: Handel

Nach "Tobal No.1" ist "Bushido Blade" schon der zweite Prügler, mit dem Squaresoft den heimischen Markt erobern will. Schon Tobal beeindruckte - wenn auch nicht durch das recht unausgegoerene Gameplay - durch eine Vielzahl innovativer Ideen. Beispielsweise war es das erste Beat 'em Up, das konsequent die HiRes-Darstellung nutzte, dafür aber auf Texturen verzichtete. Ebenfalls neu war der Story-Mode, der klassische Rollenspielelemente mit dem Prügler verband. Aufgrund der gewöhnungsbedürftigen Steuerung und der faden Präsentation reichte die Popularität von "Tobal No.1" aber nicht für einen echten Top-Titel aus.

Doch statt sich auf die altbekannten Features eines Beat 'em Up zu besinnen und damit auf Nummer Sicher zu gehen, experimentiert Squaresoft in "Bushido Blade" erneut mit Innovationen, die das Spiel von der Masse guter Prügelspiele für Sonys 32-Bitter abheben sollen. Zum ersten Mal wurde auf Energieleisten verzichtet, die sich mit eingesteckten Treffern mehr oder weniger langsam abbauen.

Stattdessen spendierte man Bushido Blade ein recht realitätsnahes Trefferzonensytem. Im Kampf getroffene Körperteile werden, sofern der Schlag gut genug saß, für den Rest der Runde unbrauchbar. Getroffene Arme hängen schlaff hinab, Beine knicken ein. Nach den entsprechenden Treffern kann es also durchaus passieren, daß man nur noch hilflos auf dem Boden kauert und auf den finalen Schlag wartet, der den ungleichen Kampf beendet. Konsequenterweise heißt das auch, daß ein guter Treffer an einem lebenswichtigen Körperteil das sofortige Aus für den Kämpfer bedeutet. Ein heftiger Schlag an den Kopf oder ein Stoß in den Torso schaltet den Gegner auf der Stelle aus.

Auf unnötige Effekthascherei, die eventuell nur die BPjS auf den Plan gerufen hätte, wurde hierbei verzichtet; eine farbige "Wolke" zeigt die Schwere eines erlittenen oder dem Gegner zugefügten Treffers an. Bei letalen Treffern ist die Wolke zwar blutrot, blutrünstige Tötungsszenen wie bei dem bekannten indizierten Beat 'em Up bleiben aber aus. Nur leichtere Treffer werden genauer dargestellt, indem die versehrten Körperpartien fortan unter einer blutbefleckten Bandage versteckt werden. Dieses Trefferzonensytem bewirkt einerseits eine erhebliche Steigerung der Realitätsnähe, andererseits erhöht es teilweise auch den Schwierigkeitsgrad, da der Spieler nach einem kleinen Mißgeschick eventuell keine Möglichkeit mehr hat, seine Haut zu retten. In diesem Fall bleibt nur noch die begrüßenswerte Continue-Option, die eine Wiederholung des verpatzten Kampfes erlaubt.

Ein unwiderrufliches Game Over gibt es eigentlich nur, wenn man die Vorschriften des Bushido verletzt. So sollte man beispielsweise dringend darauf verzichten, auf am Boden liegende Gegner einzuschlagen oder vor seinen Gegnern zu fliehen. Unehrenhafte Kampfstrategien und Feigheit beenden das Spiel ohne die Möglichkeit eines Continues.

In dieser Hinsicht unterscheidet sich die vorliegende "deutsche" Version nicht von der vor Monaten erschienenen japanischen Version. Als nicht unbedingt mit der Geschichte und den Regeln des Bushido vertrauter Europäer fällt es dem Spieler mitunter schwer, seinen zum "Game Over" führenden Fehler einzusehen, zumal man nicht sofort auf den Verstoß aufmerksam gemacht wird. Gerade zu Anfang sind damit gewisse Frusterlebnisse vorprogrammiert.

Überhaupt wurde das Spiel nur unzureichend lokalisiert. Immerhin wurde die Schriftsprache ins Englische übertragen, die Sprachausgabe besteht aber aus einem verwirrenden Mix aus englischer und japanischer Sprache, bei letzterer wird wenigstens eine englische Übersetzung eingeblendet. Trotzdem ist die schlampige Umsetzung der Atmosphäre nicht gerade zuträglich. Etwas dröge wirkt auch die restliche Präsentation. Die spartanische Sounduntermalung sowie die eigentlich recht gute, mittlerweile aber ein wenig angestaubte Grafik können nicht mehr wirklich begeistern. Es gibt keine schicken Effekte wie sie bei anderen Prüglern wie Star Gladiator oder Soul Blade zu sehen sind, Bushido Blade bietet Kampfsport pur, ohne fetzige Soundtracks und atemberaubende Special FX.

fazit

Der gute und interessante Ansatz, "Bushido Blade" zu einem realistischen Prügler ohne visuelle Blender zu machen, ist zwar teilweise gelungen. Doch leider verhindert die nüchterne Präsentation, die schlampige Umsetzung und nicht zuletzt auch das nicht ganz unerhebliche Alter des Titels eine außergewöhnlich hohe Wertung. "Bushido Blade" ist ideal für Spieler, die man ein "etwas anderes" Beat 'em Up spielen möchten und sich schon immer über die unrealistischen Energieleisten konventioneller Prügler geärgert haben. Alle anderen potentiellen Käufer sollten es aber vor dem Kauf mal ausprobieren, das Spiel ist wirklich nicht jedermanns Geschmack (aw).


grafik: 7.0 | sound: 5.0 | gameplay: 7.0 | gesamt: 6.0
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