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geschrieben von Alexander P. Weber
Hersteller: Namco
Genre: Action-Adventure
System: PlayStation, Japan-Version
Besonderheiten: Memory Card (1 Block)
USK (ESRB): . / .
Spieler: 1 - 2
Testmuster von: Eigenimport
Viele einleitende Worte muß man zu Tekken wohl nicht verlieren. Der erste Teil der Reihe kam zu einem Zeitpunkt auf den Markt, als es außer dem mittlerweile fast in Vergessenheit geratenen Toshinden keine Konkurrenz im Beat 'em Up Biz gab. Doch es lag sicher nicht nur daran, daß sich Tekken sofort als die Prügelspielreferenz etablieren konnte. Tekken glänzte zu jeder Zeit mit einer einzigartigen Spielbarkeit und einer ausnehmend guten Grafik, auch wenn das im Grunde zweidimensional orientierte Gameplay gelegentlich kritisiert wurde.
Erst mit dem kürzlich in der Platinum-Serie wiederveröffentlichten Tekken 2 änderte sich das wenigstens teilweise: Einige Kämpfer bekamen nun die Möglichkeit, Angriffen durch einen Schritt zur Seite zu entgehen. Wieder gab es tatsächlich nur einen wirklich ernsten Kritikpunkt: Wie schon beim ersten Tekken war die PAL-Umsetzung im Vergleich zum japanischen Original erbärmlich langsam. Für jemanden, der das Original nie gespielt hat, mag das zu verschmerzen sein, doch da die PAL-Version von Tekken 2 auffallend lange auf sich warten ließ, griffen viele Tekken-Fans zum Japan-Import und merkten, wieviel besser das Original doch war. Grund genug, sich die gerade veröffentlichte japanische Version von Tekken 3 einmal näher anzusehen.
Wie von Namco mittlerweile gewohnt, gestaltet sich die Ladezeit sehr kurz. Fast sofort nach Einlegen der CD beginnt die Introsequenz, die - fast müßte man erneut sagen: typisch Namco - in einem technisch außerordentlich guten Film die Geschichte des Tekken-Turniers erzählt. Diesmal haben Heihachi Mishimas Schergen Ogre, einen uralten gottgleichen Kämpfer ausgegraben, der nun Mittelpunkt und Endgegner des dritten (und auf der PSX letzten) Tekken-Turniers darstellt. Einige der teilnehmenden Charaktere hat Namco vom zweiten Teil hinübergerettet, obwohl einige Zeit zwischen den Turnieren vergangen ist. So finden sich Nina, Anna und Yoshimitsu auch im dritten Tekken. GunJack ist - von dem im zweiten Teil geretteten Kind wieder zusammengesetzt - ebenfalls wieder mit von der Partie. Einige andere Kämpfer schicken an ihrer statt ihre Nachkommen in die Schlacht, die restlichen Recken sind Ableitungen oder "Kreuzungen" bekannter Kämpfer, wie beispielsweise Jin, Kazamas und Heihachis Sohn, der tatsächlich die Kampfstile seiner Eltern mischt. Natürlich sind nicht alle der 21 Kämpfer zu Beginn anwählbar, 11 Charaktere wollen erst nach bewährter Beat 'em Up-Manier erspielt werden.
Dazu ist es einerseits nötig, das Turnier mit jedem der von Anfang an zur Verfügung stehenden Charaktere durchzuspielen, weiterhin gibt es aber noch zwei Modi, die jeweils einen versteckten Charakter offenbaren: Im Tekken Ball Mode ist eine Art Volleyballturnier zu gewinnen, um die Mangafigur "Gon" freizuschalten. Mit dem Tekken Force Mode findet sich schließlich noch ein reinrassiger Street Fighter auf der CD, in dem es vier Straßenzüge von unzähligen Gegnern zu säubern gilt, um am Ende jeder Stage einem Sub-Boss entgegen zu treten.
Auffallend ist mal wieder die Ausgewogenheit des Gameplays. Es mag zwar Charaktere geben, die Anfangs gerade im Zwei-Spieler-Modus übermächtig erscheinen (wie beispielsweise der seine Energie regenerierende Yoshimitsu), jeder Kämpfer hat aber derart ausgeprägte Vor- und Nachteile, daß das Spiel mit jedem Charakter zu gewinnen und zu verlieren ist. Einige Kämpfer greifen auf einer eher bescheidenes, dafür aber um so mächtigeres Schlagrepertoire zurück, andere Figuren brillieren durch eine Vielzahl Moves, die erst in ihrer Kombination (den sog. Kombos) eine ungeahnte Zerstörungskraft entfalten. Alle Bewegungen und Kombos lassen sich kinderleicht ausführen, auch wenn für komplexe (und starke) Kombinationen und Special Moves wie Counter Attacks oder Tackle Escapes eine gewisse Übung und ein sehr genaues Timing nötig sind. Hatten die komplexeren Charaktere von Tekken 2 noch rund 70 Moves zur Verfügung, besitzen einige Kämpfer aus Tekken 3 bis zu 120 Aktionen und Kombos, die sich je nach Situation ausführen lassen.
Überhaupt ist der Kampf noch Komplexer geworden. Den Vorgängern wurde oft vorgeworfen, ein Tekken-Kampf laufe immer nach dem selben Schema ab; beim dritten Teil kann man diese Kritik auf keinen Fall gelten lassen. Mit der Unzahl verschiedener Move-Klassen, wie zum Beispiel Attacks, Counter Attacks, Reversals, Parries, Tackle Escapes, Attack-Reversal Reversals (sog. "Chickens") ist es nicht mehr möglich, einen Gegner allein durch das Aneinanderreihen von 10er-Kombos unangespitzt in den Boden zu schlagen. Das Durchbrechen gegnerischer Attacken und vor allem Kombos ist so einfach wie nie; daher müssen Angreifer und Verteidiger immer auf die bewegungen des Gegners achten, wollen sie nicht mit einem Reversal (der sich auch wieder Kontern läßt) oder einer Parade ausgeschaltet werden. Das einzige Zugeständnis an Tekken-Cracks, die ihren Gegner am liebsten gar nicht erst zum Schlage kommen lassen möchten, sind die wieder einmal zahlreich enthaltenen Juggle Moves, die einen Gegner einen Augenblick in der Luft halten, um ihm eine Reihe unblockbarer Schläge um die Ohren zu hauen.
Bei diesem anfangs vielleicht etwas unübersichtlichen, dafür aber erfreulich vielfältigen Gameplay übersieht man leicht die technischen Aspekte des Spiels - bei Tekken 3 eindeutig ein Fehler. Die Grafikengine ist auf dem neuesten Stand der Technik, die großen Kämpfer werden durch Lichteffekte bei Treffern beleuchtet, zahlreiche Animationsphasen lassen die Charaktere wunderschön detailliert aussehen. Wehende Haare und flatternde Kleidung machen die Grafik zu einem wirklichen Augenschmaus. Dennoch sinkt die Geschwindigkeit niemals merklich unter 60 fps. Zum heutigen Tage stellt die Grafik von Tekken 3 sicher das Nonplusultra im Genre der Beat 'em-Ups dar.
Richtig schade, daß der Sound dabei nicht ganz mithalten kann - zwar technisch auch einwandfrei und sauber abgemischt, können die an Techno angelehnten Tunes den Spieler nicht fesseln. Auch die Untermalung des Gameplays klappt nur bei einigen wenigen Musikstücken, der größte Teil der Musik nervt einfach nur. Das gilt sicher auch für die Introsequenz und die Abspänne der Fighter. Nach der teilweise gigantischen Musik des zweiten Teils hätte man in der Hinsicht mehr erwarten können. Sogar die Abspänne selbst sind größtenteils nicht mehr so gut wie beim Vorgänger; die meisten Videos fallen enttäuschend kurz aus und bieten zwar gute Qualität, sie überraschen aber nicht mehr mit derart vielen Innovationen wie beispielsweise die berühmte Endsequenz von Jun Kazama aus Tekken 2.
Insgesamt kann man "Tekken 3" dennoch als einen würdigen Nachfolger akzeptieren. Die Präsentation ist enttäuschend, das überragende Gameplay sorgt aber für optimalen Spielspaß auch nach mehrfachem Durchspielen. Die vielen Geheimnisse, die bis heute noch nicht alle entdeckt wurden, tun ein übriges, um die Dauermotivation zu erhalten. Nach den Erfolgen von Soul Blade, Dynasty Warriors und anderen großen Prügelspielen hat Namco ein Tekken nachgelegt, das seinem Namen alle Ehre macht. Die alte und die neue Referenz bei Beat 'em Ups ist eindeutig Tekken. (aw)