Das Projekt konsolen.net wurde im Sommer 2007 eingestellt. Bei diesem Internetauftritt handelt es sich nur noch um ein Archiv der Inhalte von 1996 bis 2007.

Konsolen.net > Tests > PlayStation: Rollcage

tests

Rollcage

geschrieben von Alexander P. Weber

Hersteller: Psygnosis
Genre: Rennspiel
System: PlayStation, PAL-Version
Besonderheiten: Dual Shock, guter Soundtrack
USK (ESRB): ohne Altersbeschränkung
Spieler: 1 - 2
Testmuster von: Handel

Psygnosis kann auf eine ganze Reihe meist erfolgreicher Rennspiele auf der PlayStation zurückblicken. Mit den jeweils zwei Teilen von Destruction Derby und Wipeout schrieb man gar Videospielgeschichte. Ohne großen Hype versuchen die Engländer erneut, sich mit einem Racer einen Spitzenplatz in den Charts zu sichern.

Psygnosis feierte seine wohl größten Rennspielerfolge mit futuristischen Gleitern und mit Stock Cars. In ihrem neuesten Machwerk griffen die Entwickler originellerweise auf etwas ganz neues zurück: futuristische Stock Cars - so könnte man die allradgetriebenen Vehikel wenigstens grob beschreiben, die dank ihrer flachen Bauart normal und auch "über Kopf" fahren können. Dank der überragenden Bodenhaftung ist es auch kein Problem, mal eine Weile an der Decke eines Tunnels entlangzufahren; am Ende des Tunnels plumpst das Auto einfach auf die andere Seite und fährt weiter wie gewohnt.

Als sei es zu langweillig, einen Wagen holprige Decken und Wände entlang zu dreschen, liegen auf der Rennstrecke noch verschiedene Extras und Waffen herum, mit denen man den fünf gegnerischen Fahrern schwer einheizen kann. Das Arsenal deckt dabei einige aus ähnlichen Spielen bekannte Gimmicks ab: Gelenkte und ungelenkte Raketen, Turbos und ähnliche Einrichtungen machen das Autofahren zu einem wirklich befriedigenden Erlebnis.

Getroffene Gegner lassen sich zwar nicht zerstören, gute Treffer schleudern die Autos aber unkontrolliert in die Luft und bescheren dem Opfer einen gewissen Zeitverlust, während es sich wieder auf die Piste begeben muß. Sollte sich gerade mal kein Gegner finden, lassen sich auch Objekte an, neben und über der Strecke unter Beschuß nehmen, deren Trümmer nach einer spektakulären Explosion vortreffliche Hindernisse für nachkommende Fahrer darstellen und wiederum für einige Mühe sorgen dürften.

Genau hier liegt aber auch das größte Problem des Spiels: Bei Kollisionen mit Hindernissen oder Geschossen verliert der Spieler für kurze Zeit jegliche Kontrolle über den Wagen. Das Auto wird umher geschleudert und schlägt grundsätzlich in der falschen Richtung auf der Piste ein. Wenden unter Zeitdruck wird nun zum Glücksspiel, da schon eine kleine Kollision mit der Streckenbegrenzung erneut zum Abheben oder Schleudern führt. Es kommt also öfter vor, daß man bis zu zehn Sekunden bei dem Versuch verliert, das Auto wieder auf die Strecke zu bringen.

Da die Computergegner nicht in dem Maße unter dem Problem leiden, kann eine Partie schnell zu einem ziemlich frustrierenden Erlebnis werden. Im Mehrspielermodus stellt sich diese Problematik zwar nicht, da beide Spieler mit der Steuerung zu kämpfen haben, doch einmal mehr scheint diese Spieloption nur eine Alibieinrichtung zu sein. Es macht auf die Dauer einfach keinen Spaß, mit nur zwei Spielern ohne computergesteuerte Gegner die Rennstrecke unsicher zu machen.

Im Solomodus hingegen sollen der insgesamt recht fair gehaltene Schwierigkeitsgrad (er reicht von "kinderleicht" am Anfang bis "knüppelhart" in späteren Stages) und einige Bonusstrecken für lang anhaltende Motivation sorgen. Die Bonusstrecken lassen sich dabei durch perfektes Durchspielen der Ligen sichern. Leider sind sie jedoch nur für mehrere Spieler interessant, da es keine konventionellen Bonusstrecken, sondern Zweikampfarenen sind. Mit zwei Spielern können sie auch durchaus kurzzeitig unterhalten; als Dreingabe eine nette Sache.

Schwerer wiegt da schon die Tatsache, daß die einzelnen Rennen vergleichsweise kurz sind. Gerade die ersten Strecken sind innerhalb weniger Minuten mehrmals durchfahren. Echte Spannung will sich in den kurzen Rennen nicht einstellen. Erst später werden die Strecken ein wenig länger. Im Gegenzug ist aber leider auch der Schwierigkeitsgrad der Rennstrecken alles andere als ausgewogen. Einige Rennen einer Liga lassen sich praktisch nicht verlieren, während andere Strecken unheimlich viel Übung bedürfen, will man nicht immer als letzter durchs Ziel fahren. Sich diese Erfahrung anzueignen, kann aber recht langweilig werden, wenn man die einfachen Strecken jedesmal aufs Neue durchfahren muß. Glücklicherweise sind jedoch alle Strecken mit Extras und Abkürzungen gespickt, so daß die Suche nach Geheimnissen auch später noch unterhalten kann.

Weit besser als das Gameplay kann sich die Grafik verkaufen. Wie von Psygnosis mittlerweile gewohnt, wurde mit grafischen Effekten nicht gerade gespart. Die bildschirmfüllenden Explosionen machen bei der schnellen Grafik und dem rasanten Spielverlauf noch einmal soviel Spaß. Bei dem Tempo fällt auch nicht störend auf, daß alles doch recht grob gezeichnet ist. Zusätzlich läßt sich sogar noch ein Motion Blur (Bewegungsunschärfe) hinzuschalten; dadurch verwischen die teilweise klobigen Ecken und Kanten ein wenig und die Farborgien der Waffen und Explosionen kommen voll zur Geltung.

Der gute Sound tut ein Übriges, um die flotte Action zu unterstreichen. Klassische Motorengeräusche treten in den Hintergrund, wenn groovy Drum 'n' Bass Sounds aus der Anlage krachen. Auf der Scheibe finden sich einige aktuelle Top Acts, die dank ihrer stilistischen Vielfalt allen Spielern zusagen sollten. Die knackigen Explosionen fügen sich optimal in das Spielgeschehen und die Musik ein. Rollcage ist endlich mal wieder ein Spiel, das alle Sinne gleichermaßen befriedigt.

fazit

Unterm Strich bleibt "Rollcage" ein actionlastiger Fun-Racer, der zwar einige nette Features bietet, der aber auch an kleineren Kinderkrankheiten leidet. Insbesondere das Handling der Fahrzeuge hätte eine Überarbeitung verdient. Mit der guten Präsentation und der technischen Finesse, die hier zur Schau gestellt wird, zeigt sich ein mehr als solides Spiel. Rollcage ist das, was sich viele Spieler von "extreme G" gewünscht (aber dann nicht bekommen) hatten. Wer "wipEout" mochte und sich die Wartezeit auf den nächsten Teil verkürzen will, sollte sofort zugreifen. (aw)


grafik: 8.0 | sound: 9.0 | gameplay: 7.0 | gesamt: 8.0
Copyright 1996-2007 bei Jochen Rentschler. Alle Rechte vorbehalten.