Das Projekt konsolen.net wurde im Sommer 2007 eingestellt. Bei diesem Internetauftritt handelt es sich nur noch um ein Archiv der Inhalte von 1996 bis 2007.
geschrieben von Reiner Fischer
Hersteller: GT Interactive
Genre: Action Jump´n´Run
System: PlayStation, PAL-Version
Besonderheiten: komplett deutsch, Memory Card, Quicksave, unendlich Leben
USK (ESRB): ab 12 Jahren
Spieler: 1
Testmuster von: Spirit of Games
Frohe Botschaft an alle Fans von Abe, get freaky! Auf zwei CD's erlebt der furzende Held des geknechteten Mudokon-Volkes neue Abenteuer. Wer mehr wissen will: 'Klappe halten' und Test lesen!
Gerade zurück von seiner ersten Od(d)ysee, hat Tolpatsch Abe bei den Feierlichkeiten zu seiner Rückkehr einen Unfall. Während er bewußtlos am Boden liegt, erzählen ihm drei seiner Vorfahren eine schreckliche Geschichte: In der SoulStorm Brewery brauen die bösen Glukkons aus den Gebeinen toter Mudokons eine grüne, süchtigmachende Brühe. Offensichtlich haben diese Panscher noch nichts vom deutschen Reinheitsgebot gehört. Abe macht sich also mit fünf Freunden auf, um in den Necrum-Minen aufzuräumen und die Ruhe der Vorfahren zu wahren. Kurz nach dem Eintreffen in der Mine (jetzt mit neuem Management!) wird Abe schmerzhaft von seinen Freunden getrennt und muß sich nun alleine auf die Suche machen.
Der Spielablauf sieht so aus, daß sich die Spielfigur in Jump 'n Run Manier durch einen ebenen Levelaufbau bewegt. Abe kann gehen, springen, schleichen, rennen, sich ducken, rollen oder sich an Vorsprüngen hochziehen. Zum Teil verbinden Rohre einzelne Levelabschnitte, auch Mario-Fans werden sich also zurechtfinden. An dieser Stelle hören die Gemeinsamkeiten aber auch schon auf. Nicht nur, daß Abe vom Hauptberuf her nicht Klempner, sondern Held ist. Wenn er nämlich auf gefangengehaltene Artgenossen trifft, kann er mit ihnen reden und sie auffordern, ihm zu folgen. Sie helfen ihm dann beispielsweise dabei, Ventilräder zu öffnen oder Schalter zu betätigen. Eine der Aufgaben von Abe besteht darin, die Gefangenen unversehrt zu einem der Vogeltore zu führen. Von dort aus gelangen sie in die Freiheit.
Eine Anzeige gibt Auskuft darüber, wieviele Gefangene sich in einem Levelabschnitt befinden. Zum Teil sind sie in geheimen Abschnitten versteckt, deren Zugang nicht immer sehr einfach zu finden ist. Achja: Unversehrt bedeutet in diesem Zusammenhang "lebend". Manche Leute sollen sich ja einen Spaß draus machen, die zum Teil blinden Mudokons mit Absicht einigen tödlich verlaufenden Situationen auszusetzen. In seinem Abenteuer trifft Abe auch auf viele Feinde. Neben den wild um sich schießenden Sligs machen vor allem die ekligen Sleeches Abe das Leben schwer. Sie verfolgen ihn sogar auf die höher gelegenen Plattformen und greifen ihn mit Ihren langen Zungen an. Nach einigen Treffern schnappen Sie dann zu und verschlingen den armen Abe. Die spinnenartigen Paramites sind da schon angenehmere Zeitgenossen. Trifft er auf einzelne Exemplare, trauen sie sich in der Regel nicht, ihn anzugreifen. Erst zu zweit fallen sie Abe an, sofern sie nicht gerade durch ein Stück rohes Fleisch abgelenkt werden.
Leider ist es Abe nicht möglich, die Gegner mal so einfach aus dem Weg zu ballern. Abe muß schon etwas subtiler vorgehen. Er versteckt sich an dunklen Orten, schleicht sich lautlos an ihnen vorbei oder muß halt manchmal die Beine in die Hand nehmen. Mit Hilfe seiner mentalen Fähigkeiten übernimmt er die Kontrolle über ihren Geist, läßt sie Hebel betätigen, ihre Artgenossen abschießen, in einen Abgrund stürzen oder einfach ihren Kopf platzen - was von Abe und anderen anwesenden Gefangenen schadenfroh zur Kenntnis genommen wird. Bis zum erfolgreichen Abschuß des Abenteuers betritt Abe die alten Grabstätten seiner Vorfahren, kämpft sich durch verschiedene Fabrikanlagen und eine Slig Kaserne bis zur SoulStorm Brauerei durch. Prost.
Die Steuerung ist nach heutigen Gesichtspunkten ziemlich veraltet. Abe läßt sich nur in Halbmeterschritten positionieren. Für die sich ihm stellenden Probleme ist das völlig ausreichend, schnelle Wechsel zwischen Laufen, Gehen und Hocken sind aber ziemlich unbefriedigend gelöst und kosten manches Leben. Was aber die Spielidee auszeichnet und damit von Spielen wie zum Beispiel Banjo-Kazooie oder Mario (Zelda hatte ich bisher noch nicht in der Konsole) unterscheidet, sind die vielen Interaktionsmöglichkeiten. Die Buttons sind mehrfach belegt, die L1 bzw. L2 Buttons dienen als Shift-Tasten. Abe spricht so seine Artgenossen an, fordert sie auf, ihm zu folgen, entschuldigt sich bei Ihnen, kann sie ohrfeigen und andere Aktionen ausführen. Übernimmt Abe den Geist seiner Feinde, kann er auch in der jeweiligen Gegnersprache sprechen. Allein dieses Feature ermöglicht eine großzahl an Möglichkeiten, einige Aufgabenstellungen zu lösen. Abe kann auch Steine oder Fleischstücke benutzen, um Gefahrenstellen oder Gegner zu neutralisieren.
Grafisch und soundtechnisch gibt es absolut nichts zu bemängeln. FMV's leiten zu neuen Leveln über, aber auch zwischen einzelnen Levelabschnitten kommen sie sehr effektvoll zur Geltung. Die Levelhintergründe sind mit viel Liebe zum Detail entworfen. Da es praktisch keine Zeitlimits gibt, sollte man sie sich ruhig mal in Ruhe betrachten. Nicht nur, weil sie schön anzusehen sind, sondern weil Abe auch oft "im Hintergrund" einiges zu erledigen hat. Neben der lustigen Sprachausgabe fällt vor allem die unaufdringliche Geräuschkulisse auf, die einen Großteil zur Atmosphäre beiträgt. Der teilweise recht happige Schwierigkeitgrad führt gelegentlich zu einigem Frust. Es gibt aber die Möglichkeit, per Quicksave (die Konsole merkt sich die Stelle, kein Warten wegen Zugriff auf Memory Card) an jeder Stelle des Spiels zu speichern. Dadurch werden einige Stellen wieder etwas entschärft. Die Zahl der Leben ist eh nicht begrenzt. (Schaut bei Gelegenheit mal bei oddworld.com vorbei, dort bekommt Ihr neben Wallpapers, Icons und Demos auch Infos über die geplanten Nachfolgespiele.
Ich weiß nicht...auf der einen Seite erinnert mich Abe vom Spielablauf her an veraltete Jump 'n Runs. Das Teil ist nicht mal ein Seitenscroller, es wird nur jeweils ein festes Bild auf den Bildschirm gebracht. Abe kann nur auf einen halben Meter Genauigkeit positioniert werden, Wechsel zwischen Stehen, Laufen und Hocken dauern zu lange. Dieses Manko in der Steuerung erhöht zusammen mit dem teilweise sehr großen Schwierigkeitsgrad den Frustfaktor beträchtlich. Wenn man stirbt, dauert es einige Zeit, bis das aktuelle Bild wieder von CD geladen ist. Das nervt.
Auf der anderen Seite stehen eine tolle Atmosphäre, der cool-sympathisch-blöde Hauptcharakter, der geniale Levelaufbau, wirklich witzige Einfälle und Gags und die vielfältigen Interaktionsmöglichkeiten. Statt Draufhüpfen zur Abwechslung mal den Kopf anstrengen... mir als altem Nintendo-Fan tut sich hier eine ganz neue Welt auf. Sogar ich als PSX-Ignorant habe schon vom Modukon Abe gehört und mir extra die Sonykonsole von meinem Bekannten ausgeliehen, um mir einmal ein eigenes Bild zu machen. Ich muß sagen, es hat sich gelohnt. Wer sich an den oben genannten Kritikpunkten nicht stört, sollte auf jedenfall zugreifen. Es gibt auch extra einen Knopf zum Furzen (ergibt im Lauf des Spiels zusammen mit der SoulStorm-Plörre eine explosive Mischung). (rf)