Das Projekt konsolen.net wurde im Sommer 2007 eingestellt. Bei diesem Internetauftritt handelt es sich nur noch um ein Archiv der Inhalte von 1996 bis 2007.
geschrieben von Marcus Reichle
Hersteller: Konami / Midway
Genre: Action-Racing
System: PlayStation2, PAL-Version
Besonderheiten: unterstützt Dual Shock, Memory Card (ca. 38 kb)
USK (ESRB): ab 12 Jahren
Spieler: 1-2
Testmuster von: Konami of Europe
Spy Hunter: Ein Mann und sein Auto im Kampf für die gute Sache – genau wie unser US Lockenkopf David Hasselhoff und sein treuer Gehilfe Kitt in der trashigen Fernsehserie "Knight Rider", dreht sich hier alles um ein grandioses Technik-Vehikel und dessen Fahrer.
Üble Gestalten sind nämlich am Werk und wollen mit Satellitenunterstützung die gesamte Energieversorgung auf unserem Planeten ausschalten. Wie schon im Automaten-Klassiker Mitte der 80er Jahre, schickt man Alec Sects (euer alter Ego) an den Start, den ungeheuren Plan zu vereiteln.
Zur tatkräftigen Unterstützung gibt’s dann auch die passenden Schlüssel für das Wunderauto, dem Interceptor G-6155. Dieser optisch einem silbernen Lotus ähnliche Rennflitzer kann zwar nicht so herrliche Dialoge wie einst Kitt mit seinen Insassen führen, ist jedoch gewiss kein Auto vom örtlichen Gebrauchtwagenhändler um die Ecke:
Super Pursuit Mode!
Kommt man mit dem ordinären Straßenwagen von der Brücke ab und stürzt ins kühle Nass, sollte man dringlichst einen Schnorchel dabei haben. Mit dem G-6155 hat man des da schon besser: Die Reifen werden sogleich eingeklappt, die Motorhaube verlängert und eine Turbine ausgefahren. Mit Vollgas zischt man nun mit einem Schnellboot über‘s Wasser. Wird obendrein der jederzeit abrufbare Turbo-Modus aktiviert, lassen die zusätzlich freigelassenen Pferdestärken die Kolben bzw. die Boots-Turbine heisslaufen. Doch schnell ist das dafür notwendige Nitro verbrannt, nun muss man sich etwas gedulden, bis sich die Boost-Anzeige wieder erholt hat. Ein weiteres Highlight, dass sich die Fahrzeug-Entwickler haben einfallen lassen, ist die Verwandlung in ein Motorrad, sobald der G-6155 kurz vor seiner Zerstörung steht.
Agenten leben bekanntlich...
Der Fahrer hat nämlich mit dem Agenten-Job kein leichtes Los gezogen. Fiese Gangster rücken Euch mit kleinen und großen Geschützen sowohl auf dem Lande, als auch auf dem Wasser auf den Pelz. Das Verfolgerfeld setzt sich aus wild umsichschlagenden Motorradfahrern, Landsoldaten, gepanzerten Fahrzeugen bis hin zu Panzerfahrzeugen; verschiedenen Booten; Hubschraubern und sogar Düsenjets zusammen. Jeder der aufgezählten Schurken nimmt Euch dabei zwischen Kimme und Korn, und versucht Euch je nach Fahrzeug mit halsbrecherischen Ramm-Aktionen platt zu machen.
Um sich gegen solch unfeine Manieren zur Wehr setzen zu können, wird die schnucklige Primärwaffe, ein vollautomatisches Maschinengewehr, auf der Motorhaube durchgeladen und je nach Bedrängnis mit Dauerfeuer oder mit einzelnen Feuersalven abgedrückt (R1-Taste), um den begrenzten Munitionsvorrat nicht gleich ganz zu verballern. Für eine effektive Luftabwehr wird mit einem kurzen Tastendruck (L1-Taste) auf zielsuchende Boden-Luftraketen umgeschaltet. Um die Zielautomatik anschließend auf das gewünscht Ziel auszurichten, muss anschließen noch der L3-Button gedrückt werden (mehrere Ziele sind dabei schnell nacheinander erfassbar).
Hängt Euch ein Verfolger direkt im Nacken, hat Euer Alleskönner ebenfalls die passende Sekundärwaffe im Heck: Die im zuschaltbaren Rückspiegel georteten Nervensägen werden einfach in James Bond Manier elegant mit einer Nebelwolke oder einer Ölpfütze (entsprechend mit den Schultertasten R2/L2) abgehängt. Um auftragsgemäß Zielobjekte wie z.B. Lastwägen oder Bomben lahm zulegen bzw. zu entschärfen ist noch eine Spezial-Kanone (GPS-Tracker) mit an Bord, die man einfach mit der Kreistaste abfeuern kann.
Der pure Stress
Das ganze Handling der Waffensysteme hört sich nicht nur stressig an, sondern ist es manchmal auch: Ihr jagt nämlich fortlaufend mit einem Affenzahn durch die polygonale Landschaft, der brüllende Turbo-Boost gibt einem zudem den letzten Speek-Kick – schwitz! Die insgesamt 14 ordentlichen ausstaffierten Levels sind auf dem ganzen Erdball verteilt. In Italien heizt Ihr durch die Kanäle des sommerlichen Venedigs, in Deutschland sind am Textur-Firmament die Alpen zu erkennen und passende Oktoberfest-Fahnen zieren die Straßenzüge von München.
Auf dieser schönen Ländertour könnt Ihr ruhig den ungezogenen Rowdy raushängen lassen und Straßenschilder umfahren, Stühle und Tische die Lüfte segeln lassen oder gar ganze Boots-Stege zu Kleinholz verarbeiten. Im Steuerparadies Monte Carlo werdet Ihr sogar im stattfindenden Formel Eins Rennen als unangemeldeter „Gastfahrer“ gesichtet, der bei den Kommentatoren und Zuschauern wohl für unglaubwürdige Blicke sorgt.
Stichwort Verkehr: Es wimmelt auf den (Wasser-)Straßen von Zivilfahrzeugen in Form von Radrennfahrern auf schmalen Küstenstraßen bis zum dichten Berufsverkehr auf der viel frequentierten doppelspurigen Stadtautobahn. Doch Vorsicht! Ein virtueller Amoklauf ist unserem Superhelden natürlich nicht erlaubt; den braven Bürgern darf kein Haar gekrümmt werden.
Wer es mit der Zivilbevölkerung und deren Sicherheit trotzdem nicht allzu genau nimmt, wird zwar nicht gleich vom Dienst suspendiert, verliert aber sogleich eines von insgesamt 3-6 Sekundärzielen. Genauer gesagt, wird Euch vor Levelbeginn jeweils ein Hauptziel beispielsweise die Zerstörung eines Super-Helikopters vorgegeben und weitere, sich wiederholende Nebenaufgaben. Dazu zählen Aufträge wie das Zerstören von Funktürmen und Raktenstellungen, das Auffinden und Aktivieren von Energie-Feldern oder das beschriebene Lahmlegen von Trucks.
Das Primärziel muss dabei immer in einem Zeitlimit (3-5 Minuten) erledigt werde, die Sekundärziele dagegen sind optional. Um die Sache aber nicht zum reinen Zuckerschlecken zu machen, wird das nächste Level erst ab einer festgesetzten Anzahl von erreichten Zielen freigegeben. Erfüllt man in einer Stage alle Aufgaben, gibt’s neben einem kurzen FMV-Filmchen eine Kursfreischaltung für den 2 Spielermodus und für Bestzeiten einige Secrets.
Im horizontalen Splitscreen geht’s dann nicht nur darum, wer zu erst im Ziel ankommt, sonder auch wer z.B. die meisten umherlaufenden Hühner mit seinem Frontspoiler "küsst". Leider kann es vereinzelt zum leichten Einbruch der ansonsten tadellosen Bildrate kommen, dafür blickt Ihr auf ein nahezu balkenloses Vollbild und einen flüssigen Bildaufbau (keine Pop Ups).
Für die Ohren gibt’s rockige Musikstücke und die üblichen Soundeffekte, die sich allerdings nicht merklich vom Mittelmaß abheben.
Midway typisch! "Spy Hunter" hat unverkennbare Parallelen mit dem vergangenem "Hydro Thunder" auf dem Dreamcast.
Wesentliche Neuerungen und Ideen wurden jedoch fruchtbar eingebracht und machen das Spiel eigenständig; beispielsweise bleibt mit der schrittweisen Aufrüstung des Waffensortiments und kleinen motorisierten Überraschungen die Motivationskurve jederzeit auf konstant hohem Niveau; zudem wird die dem Spieler verabreichte Action-Dosis spürbar erhöht.
Kleinere Kritikpunkte gibt’s trotzdem: so kommt man besonders in höheren Leveln kaum mit der etwas umständlichen Waffen-Umschaltung während der Highspeed-Raserei nach und rast vor lauter Hektik prompt an einer der verstecken Abzweigung vorbei. Leider sind auch die Ladezeiten vor jedem neuen Level ziemlich ausgedehnt und die optische Präsentation wie z.B. ziemlich grobe Explosionen sind nicht immer das Gelbe vom Ei.
Wer jedoch auf einen kompromisslosen Arcade-Racer Lust hat, kann mit gutem Gewissen auf diese "Agentenjagd" gehen.