Das Projekt konsolen.net wurde im Sommer 2007 eingestellt. Bei diesem Internetauftritt handelt es sich nur noch um ein Archiv der Inhalte von 1996 bis 2007.

Konsolen.net > Tests > PlayStation2: Devil May Cry

tests

Devil May Cry

geschrieben von Marcus Reichle

Hersteller: Capcom
Genre: Action-Adventure
System: PlayStation2, PAL-Version
Besonderheiten: Memory Card (420 kb), Vibrationsfunktion
USK (ESRB): ab 16 Jahren
Spieler: 1
Testmuster von: Eigenbezug

Episch präsentiert Capcom seinen neuen Meilenstein: Vor 2000 Jahren sammelte sich das Böse in der Unterwelt und erhob sich aus der Tiefe unter der Regentschaft des Kaisers Mundus, mit der Absicht die Menschenwelt zu vernichten.

Unter der Gefolgschaft dieses Gottes befand sich ein tapferer Teufelsritter namens Sparda, der mit den hilflosen Sterblichen Mitleid hatte und sich seinem Mentor furchtlos entgegenstellte. In vielen Schlachten führte er seine Rebellenarmee schlussendlich zum Sieg über das Reich des Bösen. Er entschied, seine Tage bei den Menschen zu verbringen und eine der diesigen zu ehelichen. Seine Frau gebar ihm einen Sohn, halb Mensch, halb Dämon - sein Name: Dante, des Teufels Sohn.

PackshotUnheil naht
Spiel-Intro: Eines Tages kommt eine geheimnisvolle Frau in das Büro "Devil May Cry" des herangewachsenen, stilsicheren Teufelsjägers, der sich die Moral des Vaters aufs Wappen geschrieben hat und die Menschheit beschützen will. Solch edlen Ambitionen kommen auch gerade richtig, denn Dante erfährt von der hübschen Ungekannten, dass Mundus zurückgekehrt ist.

Nicht nur dass, er steht zudem kurz davor, das Tor zwischen den beiden Welten zu öffnen. Dies würde für alle das Ende bedeuten. Entschlossen dem Bösen Einhalt zu bieten, bricht Dante zum Unheilsort auf und reist nach Mallet Island, auf der Euch eine beeindruckende Burganlage in Empfang nimmt - die Schlacht beginnt!

Schlagen statt Fragen
Der junge Teufelssprössling hat vieles mit seinem Genre-Verwandter "Samanosuke", in Omnimusha gemeinsam: Blutige Kämpfe mit unzähligen Monsterhorden bilden den Schwerpunkt des Gameplays von Devil May Cry, dabei tritt das Rätsel-Lösen eher dezent in den Hintergrund. Jedoch gibt es dabei ein Novum, dass dem eingeschlagenen Spielprinzip entgegenkommt.

Screenshot 1

Die gesamte 3D-Welt wird dank der PlayStation2 Rechenleistung vollständig in "Echtzeit" berechnet! Schon als Dante die ersten Schritte in die riesige Empfangshalle des kerzenbleuchteten Schlosses wagt, lässt es sich erahnen, welche optischen Leckerbissen man noch erwarten darf.

Bei dem darauffolgenden Erkundungsgang der angeschlossenen drei Stockwerke, kann man schnell die simple Steuerung erlernen. Mit dem Analogstick lässt sich der Jüngling in alle Richtungen dirigieren, drückt man die Dreieckstaste springt Dante meterhoch sogar an Wänden empor. In Kombination mit der R1 Taste ist eine Seitwärtsrolle möglich. Noch wichtiger ist die X-Taste mit der Dante seine beiden Handfeuerwaffen zückt und dank unbegrenzten Munitionsforrat ein gewaltiges Dauerfeuer abbrennen kann. Hält man die Schusstaste zudem ein wenig länger gedrückt, wird sie mit "Teufelskraft" aufgeladen und die Treffer-Wirkung verstärkt. Diese vererbte Urkraft seines Vaters wächst mit jedem Angriff den Dante startet und füllt eine entsprechende Leiste.

Mit voller Anzeige kann man mit der L1-Taste für einige Zeit diese übermenschliche Energie nutzen; der Teufel-Schlächter wird in diesem Augenblick zur unverwundbaren Furie und mäht mit seinem Donnerschwert "Alastor" alles nieder, was bei 3 nicht auf dem Bäumen ist.

Wie bei den Feuerwaffen lassen sich mit R2 und dem Kreis-Button für Schwertangriffe feine Multi-Hit-Angriffe starten, welche den Gegner in die Luft fliegen lassen, wo er an Ort und Stelle in seine Einzelteile zerlegt wird. Splatterfans werden frohlocken, bei jedem Hieb mit der scharfen Klinge spritzt das rote Dämonenblut in hohen Fontänen Dante um die Ohren und lässt die Kreaturen aufschreien.

Ein Fall für die BPjS?!
Da es sich jedoch um reine Fantasy-Gegner wie Marionetten oder mit Sensen und Scheren bewaffnete Geister handelt, dürfte die BPjS wohl nichts dagegen einzuwenden haben.

Da Euer cooler Teufelskrieger im Verlaufe des Geschehens ein ordentliches Waffenarsenal wie Granatsplittergewehr; Alien-Wumme; einen lodernden Feuerhandschuh namens Ifrit und das legendäre Schwert seines Vaters zusammenbekommt, ist es nicht allzu schwer den Monster-Horden Herr zu werden. Jedoch sollte man sich die im aufrufbaren Menü befindlichen Gegnerbeschreibnungen das ein oder andere mal aufmerksam durchlesen, da sie hilfreiche Tipps enthalten.

Beispielsweise sind Eis-Echsen mit dem Feuerhandschuh ein leichtes Opfer, mit anderen Schneid-Werkzeug drehen die aggressiven Biester den Spieß einfach um. Des weiteren kann man sich über eine Karte vom aktuellen Standpunkt informieren und die Waffenkammer mit wenig Aufwand verwalten.

Sammelt man fleißig rote Kugeln, die als nützliches Überbleibsel der geschlagenen Brut zurückbleibt, kann man sein Inventar um nette Features ergänzen. Sobald man einen entsprechenden Altar antrifft, können die Flunker gegen Lebensspender, Move-Erweiterungen der Schwerter, geweihtes Wasser, vorübergehende Unverwundbarkeit und noch einiges mehr eingetauscht werden. Trifft man anschließend auf einen von 7 Endbossen wie einem elektromagnetische Wellen spuckenden Riesen-Vogel oder einer Lava-Spinne, ist man heilfroh, wenn man noch solch ein Ass im Ärmel hat.

Mit etwas taktischem Gespür und der richtigen Waffe am Halfter bringt Ihr sie alle zurück, wo sie hergekommen sind - back to hell! Auch Ihr werdet im Verlaufe des Geschehens in die Brutstätte allen Übels eintreten, doch mehr wird nicht ausgeplaudert.

Die Handlung, die Euch erzählt wird, glänzt zwar nicht vor überraschenden Ereignissen, jedoch wird sie konsequent auf das unabweichliche Finale zugespitzt und hält einen Dank packender Düsterstimmung gänzlich in Ihrem Bann. Diese wird zum einen durch eine dichte Soundkulisse geschaffen, die eher aus Nerven kostenden Klängen wie die Tracks in "Doom" bestehen, als einer permanenten Melodiebombardierung. An Schlüsselstellen werden gekonnt schaurige Orgelstücke eingespielt, welche mitunter die gewünschte Gruselstimmung beim Spieler erzeugt.

Screenshot 2

Zum anderen ist es die Grafik-Engine, die besonders bei Boss-Fights wortwörtlich Großes leistet: In prachtvollen (nebelfreien!) Arealen wie beispielsweise auf Deck eines Piratenschiffs greifen Euch die überdimensionalen Geschöpfe an. Dank der erwähnten Echtzeitberechnung wird das gesamte Spielfeld einbezogen und kann beispielsweise als Deckung für feindliche Geschosse herhalten.

Dabei bleibt die Bildrate jederzeit konstant und flüssig, einzig allein ein unschöner schwarzer Balken am unteren Bildschirmende schmälert die Lobpreisung.

Dante, die Wasserratte
Innovativ und spektakulär wurde von Capcom der grafische "Wischeffekt" in kurzen Unterwasserabschnitten eingesetzt. Die aus der Ego-Perspektive wahrgenommene Wasserwelt sieht durch den technischen Kniff unheimlich real aus und gleicht einem vorgerenderten FMV.

Apropos Kamera, auch hier gehen die "Resident Evil" Erfinder einen eigenen Weg: Trotz Realtime-Darstellung sind die Kameraeinstellungen im Spiel fest definiert. D.h. Ihr seht Dante immer aus einer anderen Third-Person-Perspektive, die nicht gesteuert werden kann. Dies hat Vor- und Nachteile: Die Spielfigur lässt sich gerade bei Sprungpassagen (nur wenige) schlechter steuern und führt zu Irritationen, wenn es mal hektisch hergeht. Der Vorteil dagegen ist eine noch spektakulärere Inszenierung der gesamten Kulissen durch eine ausgefeilte Kamerapositionierung, was - in meinen Augen - die Nachteile überwiegt. Man hat nämlich darauf geachtet, dass der Spieler bei wechselnden Kameraeinstellungen seine eingeschlagene Lauf-Richtung beibehalten kann.

Kurz nachgeladen
Zum Thema Ladepausen gibt's ebenfalls erfreuliches zu berichten, sie sind zwar vorhanden (Stichwort Raumwechsel), jedoch beschränken sie sich auf wenige Sekunden. Kleine Unterbrechungen gibt es nur durch die Einteilung des Spiels in 23 Missionen, jedoch wird einem hier die Möglichkeit zum Abspeichern und nochmals zum virtuellen Einkaufen gegeben, dadurch fällt einem diese Pause nicht unangenehm auf.

fazit

Teuflisch gut!

Capcom hat nicht nur einfach einen Aufguss seiner bekannten Action-Adventure-Reihe hingelegt, sondern lotet mit der eingesetzten Echtzeit-Darstellung, statt der sonst üblichen vorgerenderten Spieleumgebung, die PlayStation2 neu aus.

Dem Spieler wird eine atemberaubende Polygon- und Textur-Kulisse präsentiert, die kombiniert mit einer stimmigen Musikunterlegung neue Maßstäbe in Sachen Videospiel-Unterhaltung setzt.

"Devil May Cry" legt dabei den Schwerpunkt, ausgehend von der neuen Bewegungsfreiheit, auf actiongeladene und erbarmungslose Waffengewalt als auf friedliches Rätselraten. Nur allein die etwas kurze Spielzeit von 7 - 8 Stunden ist diesem gelungenen Game anzukreiden. Dafür wird man für weiteres Durchspielen mit einem neuen Schwierigkeitsgrad und neuen Outfits gelockt. (mr)


grafik: 9.5 | sound: 9.0 | gameplay: 8.5 | gesamt: 9.0
Copyright 1996-2007 bei Jochen Rentschler. Alle Rechte vorbehalten.