Das Projekt konsolen.net wurde im Sommer 2007 eingestellt. Bei diesem Internetauftritt handelt es sich nur noch um ein Archiv der Inhalte von 1996 bis 2007.

Konsolen.net > Tests > PlayStation2: Ace Combat 4 - Distant Thunder

tests

Ace Combat 4 - Distant Thunder

geschrieben von Marcus Reichle

Hersteller: Namco
Genre: Action Flugsimulation
System: PlayStation2, PAL-Version
Besonderheiten: nur 18 Missionen
USK (ESRB): 6
Spieler: 2
Testmuster von: Eigenerwerb

Namcos Vogel ist gelandet. Einer der ersten japanischen PlayStation2 Line-Up Titel hat es nun doch noch geschafft, den europäischen PS2-Landeplatz anzusteuern. Namcos renomierte Acecombat-Serie konnte schon auf der PS-One große Erfolge feiern (750.000 verkaufte Einheiten) und möchte mit dem nun vierten Acecombat-Teil: „Distant Thunder“ an vergangene Tage anknüpfen. Ob dies ehrgeizige Vorhaben gelingt, wird sich zeigen.

Packshot

In ferner, fiktiven Zukunft wird die Erde von einem 3,2 Kilometer großen Meteoriten bedroht, der mit seiner unvorstellbaren Vernichtungskraft beim Aufprall zu einer Katastrophe mit ungeahnten Ausmaßen führen würde. Die internationale Gemeinschaft entwickelt darauf ein Meteroiten-Abwehr-System namens „Stonehenge“, eine riesige Raketenabschussbasis, die kurzzeitig um den gesamten Erdball eine Schutz-Druckwelle erzeugen kann. Dadurch kann zwar dass große Unglück der Erdbevölkerung verhindert werden, jedoch nicht die Einschläge kleiner und mittlerer Gesteinsbrocken. Gleichzeitig wurde noch eine weitere Bedrohung durch die eigene Hand geschaffen. Eine skrupellose Militärmacht hat sich nämlich die chaotischen weltpolitischen Verhältnisse zu Nutze gemacht, um in vielen Ländern einzufallen, um diese zu besetzten.
Größter Vorteil der Aggressoren ist die zur Flugabwehr umfunktionierte Stonehenge-Basis, sie hat den Luftstreitkräfte der überrannten Staaten starke Verluste zugefügt – die Lage ist ernst!

An den Steuerknüppel!
Als Mitglied einer neu ausgebildeten Luftwaffen-Staffel seid Ihr die letze Hoffnung der freien Staaten, die völlige Kapitulation abzuwenden und für neue militärische Erfolgsmeldungen zu sorgen.
Bevor Ihr Euch die schwere Bürde auferlegt, empfiehlt es sich zuvor einige Flugübungsstunden zu verpassen. Dies ist Euch in 5 Trainings-Leveln möglich, in denen Ihr im Handumdrehen alle Fähigkeiten zur routinierten Kampfjet-Handhabung erlangt:
Mit dem rechten Analogstick lässt sich Eure F-4, ein zweimotoriges Kampfflugzeug, durch die Lüfte dirigieren. Dank der deutlich im Sichtfeld eingeblendeten Neigungs- und Höhen-Anzeige wie man es aus fast allen Flugsimulatoren kennt, ist man immer im Bild, wo man sich gerade zwischen Himmel und Erde befindet. Die Orientierung in einem pfeilschnellen Kampfjet ist nämlich äußerst wichtig, da den Donner-Vogel bis auf maximal 1100 km/h (R1-Schultertaste) beschleunigen kann. Der Schub kann aber auch bis auf 300 km/h gedrosselt werden (L1-Taste). Dabei wird die Druckempfindlichkeit Eures PS2-Kontrollers ausgenutzt; d.h. je nach ausgeübter Druckstärke wird unterschiedlich stark beschleunigt oder abgebremst. Auch die im linken unteren Bildschirmrand befindliche Radar-Anzeige nutzt diese Pad-Funktion sinnvoll. Je fester man den Button (Quadrat-Taste) drückt, desto weiter weg zoomt die Radar bzw. gleichzeitig auch Kartenansicht. Durch unterschiedliche Symbole auf dem Radarschirm weiß man außerdem immer, ob man auf Bodentruppen oder Luftstreitkräfte treffen wird.

Dog-Fights at it’s best!
Wird ein Feind angeloggt (Kreis-Button), erscheint dieser als einziger rot gekennzeichnet auf dem Radar und ist somit auch bei hoher Gegnerzahl immer auf einen Blick sichtbar. Gleichzeitig weist Euch ständig ein Pfeil die Richtung, wo sich das anvisierte Ziel befindet. Ohne diese Anzeige wären Luftkämpfe mit agilen Flug-Gegnern wohl kaum möglich. So aber könnt Ihr dem angepeilten Jet jederzeit mühelos folgen und werdet nicht durch seine halsbrecherischen Flugmanöver abgehängt. Möchte man im Luftkampf erfolgreich sein, ist es bekanntlich von großem Vorteil, wenn man dem Gegner direkt im Nacken sitzt und Eure ferngelenkten Luft-Luft-Rakten von nun an mit tödlicher Sicherheit ihr Ziel ansteuern. 2 Missiles-Treffer reichen aus, um einen Abschuss verzeichnen zu können. Stellt Ihr durch einen kurzen Schulterblick (rechten Analogstick drücken) fest, dass Ihr selbst der verfolgte Hase seit, versucht mit geringer Schub-Kraft eine möglichst enge Kehre zu fliegen, um sich eiligst wieder hinter den Räuber zu hängen, damit sich das Jagd-Spielchen umdreht. Eleganter geht’s natürlich auch mit einem Looping, der schon mit etwas Übung ein effektives Mittel im harten Dogfight ist. Denn Ihr seid) ständig in heisse Luftkämpfe verwickelt und müsst jedes Mal gleich mehrere Jäger vom Himmel holen, möchtet Ihr nicht in einem schwarzen Body-Bag enden.

Mission-Design
Das eigentliche Mission-Ziel wird Euch in einem kurzen Briefing erläutert und über aktuelle Geschehnisse Bericht gehalten. Anfangs müssen erst einmal ein Dutzend herannahende Bomber abgefangen werden, um die Bombardierung des Heimatstützpunktes zu verhindern. Weiter Aufgaben wie die Zerstörung einer ganzen Schiffsflotte, mehrere Ölförderungsanlagen, hochgelegene Radarstellungen, das Eskortieren zweier Passagiermaschinen und schließlich die Zerstörung der eindrucksvollen Stonehenge-Anlage – plus einer ähnlichen Geheimwaffe. Genauso abwechslungsreich wie die Kampagnen sind die Kriegsschauplätze selbst. Eine komplette Großstadt-Hafenanlage (New York diente als Vorbild) mit der auf Anker liegenden Flotte wird dargestellt; vom kleinen Zerstörer bis hin zu großen Schlachtschiffen tummelt sich im Hafen alles, was die Marine hergibt. Zwar weniger besiedelt, aber nicht minder eindrucksvoll erscheint einem eine Gruppe von Radarstationen, die im alpinen Gelände auf einem Schnee bedeckten Hochbebirge thronen oder mächtige Canyonschluchten durch die Ihr hindurchjagen könnt.

0-Ladezeiten
Dabei ist anzumerken, dass die Levels fast überhaupt keine Ladezeit benötigen und trotz Level-Begrenzung sehr weiträumig ausfallen; man fliegt nicht selten über mehrere hundert virtuelle Kilometer und trifft dabei auf eine regelmäßig hohe Gegnerzahl. Dies erklärt gegebene Zeitlimits von bis zu 20 Minuten, in denen Ihr zudem eine vorgegebene Punktzahl für erfolgreiche Abschüsse erreichen müsst. Mit den erarbeiteten Punkten, kann man sich je nach angesparten Budget eines von insgesamt 20 neuen Fluggeräten anschaffen oder auch wieder (verlustfrei) verkaufen (F-4, F-5, F-16, A-10, Mir-2000, F-14, F-22, SU-37,...). Die Kampfflugzeuge unterscheiden sich in den Kategorien wie Schnelligkeit; Bodenstärke; Luftstärke und Wendigkeit. Zusätzlich kann man jeden Flieger mit mindestens einer weiteren Sekundär-Waffe wie Bomben oder 4-log-on-Luft-Luft-Raketen erweitern. Je nach Auftrag sollte man sich den passenden Untersatz anschaffen, da man es sich sonst unnötig schwer macht; wenn einem beispielsweise vorzeitig wegen zu geringer Zuladung die Munition ausgeht. Die in jedem Jet befindliche, aber nur sehr schwachbrüstige Bordkanone reißt dass Ruder dann auch nicht mehr herum.

Screenshot 2


Fotorealistisch Eindrücke
Neben der thematischen Abwechslung und der Weiträumigkeit sind die Levels aus großer Höhe absolut fotorealistisch und Ihr habt das Gefühl wirklich in einem Flugzeug zu sitzen und über die Erdoberfläche zu jetten (3 verschiedene Kameraeinstellungen möglich). Man kann sogar überhalb der Wolkendecke fliegen und erblickt einen strahlenden blauen Horizont. Unter der Wolkendecke ist’s meist etwas trübe, jedoch ist die Sicht immer noch sehr weit und absolut ruckelfrei. D.h. die Frame-Rate bleibt immer konstant und auch die gefürchteten Popup’s bleiben aus. Dies ist umso erstaunlicher, da zusätzlich sämtliche Flugzeuge maßstabsgetreu ihren realen Vorbildern in allen Details nachgebaut wurden und zusätzlich Effekte wie Kondenzstreifen an den Flügelspitzen oder im Sonnenlicht spiegelnde Metalloberflächen, die Sache zu einem echten Hingucker machen!

Die andere Seite der Medaille
Leider hat die Sache einen Haken. Kommt man der Erdoberfläche näher, werden die Texturen immer größer und unschärfer und enden schließlich im unansehnlichen Pixelmatsch – kein Mip-Mapping (auch aus kurzer Distanz sind die Texturen dann noch hochauflösend) Einen Vorteil der einem dadurch zugute kommt, stellt sich in der Form dar, dass die dagegen scharfen Polygon-Gebäude und Truppen klar von der Oberfläche zu unterscheiden sind. Nicht so schlecht sieht’s da mit dem Sound aus, die antreibenden Synthesizer-Tracks passen gut zur aufregenden Flugzeug-Hatz. Besonders der ständige, sich „nicht“ wiederholende Funkverkehr von Freund (man fliegt immer in einer Staffel, die Euch im Kampf unterstützt) und Feind, lassen mit dem gelungenen Turbinenkrach das Fliegerherz höher schlagen.

fazit

Kurzstreckenflieger! Acecombat schafft wie seine Vorgänger den perfekten Spagat zwischen Action betontem und realistischem Flugverhalten, soweit letzteres sich ein „Sofa“-Pilot (wie ich) überhaupt vorstellen kann. Z.B. sind Landeanflüge mit einem Rücksetzpunkt versehen (nützlich, wenn man einen Crash verursacht) und sogar abzuklicken, falls man sich nach dem Auftanken umgehend wieder ins Kampfgetümmel stürzen möchte. Auch ein ausgewogenes Leveldesign kann punkten und einen motiviert. Anfänger als auch alte Fliegerasse werden jedoch mit einer Gesamtspiel-Länge von nur 18 Levels alles andere als zufriedengestellt, was auch der größte Schwachpunkt von Acecombat ist. Zwar bleibt einem noch ein netter 2-Spielermodus (vertikaler Split-Screen), jedoch ist die Idee (schon bekannte) Flugzeuge für den Duellkampf durch nochmaliges Durchspielen zu erlangen, nicht allzu originell und verhilft der Langzeitmotivation nur ungenügend auf die Sprünge. Trotzdem sei Acecombat 4 allen Hobby-Piloten mangels ebenbürtiger Konkurrenz an‘s Herz zu legen, die mit einem kurzen Haltbarkeitsdatum leben können.


grafik: 8.0 | sound: 8.5 | gameplay: 8.5 | gesamt: 8.0
Copyright 1996-2007 bei Jochen Rentschler. Alle Rechte vorbehalten.