geschrieben von Sascha Gläsel
Hersteller: Athletic Design / THQ
Genre: Sportspiel
System: Game Boy Advance, PAL-Version
Besonderheiten: Bestleistungen auf Modul speicherbar; dt. Spieletexte
USK (ESRB): ohne Altersbeschr.
Spieler: 1 - 4
Testmuster von: THQ
Erinnert sich vielleicht noch jemand an Activisions "Decathlon" zu Atari 2600 VCS Zeiten, dem ultimativen Joysticktest? Ein Beweis dafür, dass auch Videospiele körperlich anstrengend sein können. Durch fleißiges Betätigen von Buttons oder schnellem Rütteln des Joysticks hieß es in der Vergangenheit höher, schneller, weiter. Mit "FILA Decathlon" hat ein Vertreter dieses Genres den Weg auf den Game Boy Advance gefunden.
Ihr tretet in der Königsdisziplin der Leichathletik an: Dem Zehnkampf. In zehn höchst unterschiedlichen Wettbewerben müsst ihr euch als Modellathlet beweisen. Neben großer Fingerfertigkeit beim schnellen Betätigen der Knöpfe ist aber auch sehr gutes Timing erforderlich, wollt ihr auch nur ansatzweise die 8000 Punkte Marke knacken, die aus einem 08/15 Sportler einen Spitzenathlet macht.
Geschwindigkeit nehmt ihr durch möglichst fixes abwechslungsweises Betätigen der beiden A und B Buttons auf. Ein Balken am unteren Bildschirmrand gibt dabei euren Speed wieder. So seht ihr also schnell, wenn ihr euch noch verbessern müsst. In den technischen Wettbewerben dagegen ist Timing das A und O. Rechtzeitiger und punktgenauer Einsatz des Steuerkreuzes ist Pflicht, wollt ihr zum Beispiel ordentliche Sätze im Weitsprung oder große Weiten im Speerwurf vorlegen.
Vor allem Hoch- und Stabhochsprung gehören zu den am schwierigsten zu meisternden Disziplinen. Beim Hochsprung zum Bleistift müssen acht Schritte in ihrer Länge (langsamer Anlauf = kleinere Schritte; schneller Sprint = längerer Schritte) so abgestimmt werden, dass ihr nicht zu nah an die Hochsprungmatte oder zu weit von der Latte weg kommt. Ansonsten reißt ihr oder lauft unter der Latte durch. Nach drei vergeblichen Versuchen ist es sonst für euch gelaufen.
Darüber hinaus legt ihr die Länge des Anlaufes in diversen Wettbewerben fest. Trefft ihr zum Beispiel im Weitsprung das Brett nicht richtig oder scheitert immer daran den Stab richtig in den Kasten der Stabhochsprunganlage zu platzieren, nehmt mit Hilfe der Schultertasten eures Game Boy Advance den Anlauf etwas zurück oder rückt näher an das Ziel heran. Vielleicht klappts dann auch mit einem Spitzenresultaten.
Einige der Wettbewerbe sind recht kompliziert ausgefallen. Eine ausführliches Tutorial klärt darüber auf, welcher Button- oder Steuerkreuzeinsatz an welcher Stelle vonnöten ist. Beispiel Speerwerfen: Zunächst einmal nehmt ihr mit abwechselndem A und B Button Einsatz Geschwindigkeit auf. Erreicht ihr die "Absprungmarke" schnell Links auf dem Steuerkreuz betätigen, damit der virtuelle Zehnkämpfer seinen Arm mit dem Speer in Abwurfposition bringt.
Jetzt kommt es entscheidend aufs Timing an. Bis zum Abwurf macht der Sportler noch vier Schritte. Bei den ersten drei solltet ihr jedesmal, wenn der Fuß auf dem Boden aufsetzt, das Steuerkreuz nach unten drücken. Beim vierten Schritt schließlich wird es ernst: Zweimal schnell hintereinander Steuerkreuz nach rechts, damit der Speer endlich durch die Lüfte segelt. Nicht gerade einfach, oder?
Dagegen gehören Kugelstoßen und Diskuswerfen zu den etwas einfacheren Disziplinen bei dem recht schnell Erfolgserlebnisse winken. Hämmert zunächst möglichst schnell auf B um dann etwa zur Mitte des Bewegungsablaufes auf A umzusteigen, bis das jeweilige Sportgerät die Hand eures Modellathleten verlässt. Damit ihr rechtzeitig von B nach A wechselt blinkt euer Athlet kurz auf (kann in den Optionen auch abgeschaltet werden). Drückt ihr A noch, während das Sportgerät schon durch die Stadionlüfte segelt wird der Versuch ungültig, da euer Sportler über tritt.
Neben dem 400 Metern erwartet euch zum Abschluss eine große Tortur: Der 1500'er Lauf. Fast vier Stadionrunden lang müsst ihr fleißig die beiden Buttons malträtieren um auch nur annähernd akzeptable Zeiten vorweisen zu können. Wer schon bei den 400 Metern kein Land gesehen hat, der sollte die 1500 Meter gleich vergessen.
Euer virtuelles Alter Ego ist weitgehend flüssig und lebensecht animiert. Ruckler gibt es keine, auch wenn in den Laufdisziplinen fünf Sportler gleichzeitig auf dem Bildschirm zu sehen sind. Positiv: Wenn ihr sehen wollt, wie eure Computergegner eine Disziplin meistern, bei der ihr normalerweise alleine antretet (zum Beispiel Weitsprung, Kugelstoßen oder Speerwurf), dürft ihr deren Versuche auf Wunsch mitverfolgen. Eine gute Chance, einiges von den Cracks abzugucken.
Ebenfalls positiv: Eure besten Weiten oder Zeiten werden auf Modul gespeichert. "FILA Decathlon" führt dabei zwei Bestenlisten. In der einen sind alle eure persönlichen Bestmarken aufgeführt, in einer zweiten der jeweilige Weltrekord in einem Zehnkampf. Bis ihr allerdings zum ersten Male die 8000 Marke knackt, ist reichlich Training nötig. Und das beileibe nicht nur was das Timing angeht ;)
Bis zu vier Spieler dürfen sich in einer einzelnen Disziplin oder einem kompletten Zehnkampf messen. Vorausgesetzt, jeder Mitspieler verfügt über ein "FIFA Decathlon". Bestleistungen, die ihr im Multiplayerpart erzielt, werden aber nicht gespeichert.
Ächz, "Fila Decathlon" ist eine verdammt schweißtreibende Angelegenheit. Selbst die 100 Meter scheinen kein Ende zu nehmen, wenn ihr wie verrückt abwechselnd auf die Buttons hämmert. Wenn dann noch 400 Meter oder gar die 1500 Meter anstehen - oh Graus. Eine Ein-Knopf Steuerung wäre mir weitaus sympathischer gewesen, die zudem mehr auf die Synchronität mit dem Lauf des Athleten abzielt (einmal Button drücken, wenn der Fuß auf dem Boden auftippt). Vielleicht wäre das dann auch nicht so anstrengend geworden.
Schade nur, dass zusätzlich die technischen Disziplinen zum großen Teil viel zu kompliziert ausgefallen sind. Selbst mit den Erklärungen des ausführlichen und anschaulichen Tutorials müsst ihr eine Menge Training in einige Wettbewerbe stecken, wenn ihr auch nur ansatzweise vernünftige Resultate sehen wollt. Da brachte die einfachere Steuerung der Klassiker Marke "Decathlon" oder den unvergesslichen "Summer Games" weitaus mehr Spielspaß (sag).