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Surf Rocket Racer

geschrieben von Andreas Wende

Hersteller: Ubi Soft
Genre: Arcade-Racer
System: Dreamcast, PAL-Version
Besonderheiten: VMU
USK (ESRB): ohne Altersbeschränkung
Spieler: 1 - 2
Testmuster von: Ubi Soft

Es gab Zeiten, da fand alles was Rennspiel war, wenn nicht auf vier, dann doch höchstens auf zwei Reifen statt. Lang, lang ist es her, inzwischen musste schon alles, was sich irgendwie bewegt, für diverse Rennspiele herhalten. Klar, dass da trendiges Sportgerät nicht fehlen darf und was eignet sich besser für ein Rennspiel als Jet Ski? Ob Surf Rocket Racer es aber auch mit der in Ehren ergrauten Jet Ski Referenz Wave Race 64 aufnehmen kann? Zeit wär es ja langsam!

Für Sega Fans ist Surf Rocket Racer schon rein optisch ein kleiner Lichtblick. Zwar ist der UbiSoft Racer kein Sega Titel, er sieht aber immerhin fast so aus. Mag Sega auch in noch so grossen Schwierigkeiten stecken, stilbildend sind die arcadelastigen Inhouse Games offenbar trotzdem! Natürlich kommt Surf Rocket Racer texturtechnisch nicht hundertprotzentig an Segas Inhouse Originale ran, der Wiedererkennungswert ist dennoch eindeutig. Auch die inzwischen schon typischen Minispiele fehlen nicht und letztlich ist selbst der nicht gerade riesige Umfang leider auch irgendwie absolut segalike!

Sieht man von den üblichen Features wie Time Attack, VS-Mode, Record-Screen und Optionsmenü ab, besteht Surf Rocket Racer aus drei Teilen: Championship, Tricks & Techniques und Hazard & Obstacles.

Im Championship müsst Ihr Euch in einigen Rennserien, den sogenannten Heats, gegen die genretypischen fünf Konkurrenten durchsetzen. Schafft Ihr es, am Ende mindestens die vorgegebene Platzierung zu erreichen, wird der nächste, schwerere Heat freigeschaltet. Doch Vorsicht vor dem in allen Rennen gnadenlos heruntertickenden Zeitlimt! Ist es einmal bei Null angekommen, ist das Spiel unweigerlich vorbei. Selbst wer dreimal den ersten Platz erzielt hat, fliegt bei Zeitüberschreitung im vieretn Rennen gnadenlos raus und fängt von vorne an. Ein Retry für Einzelrennen sucht man in diesem Mode vergebens. Unnötig zu sagen, dass sich hinter dieser Entscheidung einiges an Frustpotential verbergen kann.

Aber es gibt ja noch zwei andere Spielmodi, bei denen glücklicherweise jeder vergeigte Versuch bis zum Exzess, ääh Erfolg wiederholt werden kann.

In Tricks & Techniques halten Euch diverse Aufgaben in Atem, wie z.B. zehn Loopings in einer bestimmten Zeit zu absolvieren, oder mit drei Sprüngen mindestens 500 Meter weit zu fliegen. Wie in Virtua Tennis begegnet Euch aber auch hier eine Zahlenwand, deren Felder allesamt umgedreht werden müssen und Einiges mehr.

Die Nummer Drei im Variantenreigen, Hazard & Obstacles, schickt Euch dagegen wieder auf die Rennstrecke zurück. Allein mit Zeitlimit und Punktvorgabe gilt es hier, eine Runde erfolgreich abzuschliessen und gleichzeitig eine vorgegebene Anzahl von Punkten einzufahren. Zu diesem Zweck haben die Coder auf jeder Strecke Unmengen blauer, roter und weisser Ballons platziert, die Ihr auf Eurer Runde einfach nur Platzen lassen müsst.

Hat man alle sieben Strecken absolviert (davon drei versteckte), was nicht allzu schwer ist, ist auch dieser Mode erledigt. Wer die anderen beiden vorher schon erfolgreich hinter sich gebracht hat, kann nun das Spiel gtrost im Schrank verschwinden lassen, denn das wars! Was nicht weiter schlimm wäre, man kennt es wie gesagt von Sega, wenn doch wenigstens Optik und Gameplay auf dem hohen Standard der Sega Arcade Hits abgesiedelt wären. Leider rangiert beides jedoch eine gute Stufe darunter.

Beginnen wir mit der Optik: Die Locations sind, angefangen bei den Niagarafällen, über die gefluteten Metropolen Rom und New York, bis hin zum famosen Phantom Ship Level abwechslungsreich gestaltet und immer wieder mit netten Animationen ( U-Boote, Wale, Geister und Gespenster) versehen.

Durchfährt man die Kurs jetzt noch, ohne irgendwo anzuecken, laufen sie äußerst stabil und ruckelfrei. Umso ruckeliger wird es allerdings, wenn man doch an den Streckenbegrenzungen hängenbleibt. Im Endeffekt heisst das nichts anderes, als dass sich wohl jeder Zocker spätestens in verwinkelten Locations wie dem North Pale Middle Kurs dann doch die Ruckelorgie geben wird!

Ein ganz wesentlicher optischer Faktor, an dem es auch bei Surf Rocket Racer einmal mehr wieder hapert, ist das alte Programmierer-Sorgenkind realistische Wasserdarstellung. Auch diesmal hat es mal wieder nicht geklappt, immerhin vermittelt aber der Wellengang der Wassermassen wenigstens einen sehr guten Eindruck vom ungleichen Kräfteverhältnis zwischen Wasser und Jet Ski. Immer wieder wird Euere Gefährt so, zum Spielball der Naturgewalt und es erfordert schon einige Anstrengung, sich daraus zu befreien, womit wir bei den spielerischen Aspekten von Surf Rocket Racer wären.

Denn irgendwie scheint da die nötige Jet Ski Power zu fehlen. Zwar variieren die Fähigkeiten der zur Auswahl stehenden Fahrer alle, doch sobald Ihr Euch für einen davon entschieden habt, kämpft Ihr immer mit den gleichen Problem: Wen Ihr auch auswählt habt, der Name seines oder ihres Jet Skis ist Behäbigkeit, während das Gegnerfeld selbstredend recht flott unterwegs ist. Von Surf Rakete keine Spur, zumindest nicht im Spiel. In den Replays findet sich dagegen Tempo satt!

Die Steuerung träge, dazu ein Geschindigkeitsgefühl, das partout nicht mit den Angaben auf Eurem Tacho in Einklang zu bringen ist. Ob 80 km/h oder 180km/h, ohne Tachoanzeige könnte kein Mensch den Unterschied auch nur annähernd optisch erfassen. Lasst Ihr im Eifer des Gefechtes kurz das Gas los, bleibt Euere Flitzer unrealistischer Weise sogar fast auf der Stelle stehen, die Manövrierfähigkeit wird dadurch aber nicht verbessert.

In Tricks & Techniques kommt es dagegen mehr auf Fingerfertigkeit und exaktes Timing bei der Ausführing von Loops und Rollen an. Doch was sich in diesem Mode gelegentlich recht einfach anhört, ist in Wahrheit mitunter doch recht tricky. Etwas mehr Toleranz von Seiten der Entwickler wäre hier angebracht gewesen, so sollten Grobmotoriker mit schlechtem Timing diesen Mode eher meiden!

Trotz aller genannten Mängel, bleibt Surf Rocket Racer jedoch allzeit gut spielbar. Schwerer wiegt dagegen schon der fast völlige Mangel an freizuspielenden Strecken, Secrets und Charakteren. Im Idealfall hätte ein Streckeneditor für Langzeitmotivation sorgen können, wenigstens eine Tuningmöglichkeit für die Jet Ski hätte aber auf jeden Fall drin sein müssen. Mit dem vorhandenen bescheidenen Umfang bleiben dem Jet Ski Spektakel dagegen höhere Punkteweihen versagt, woran weder die thematisch passende unaufdringliche Sounduntermalung, noch der ordentliche 2 Spieler Mode etwas ändern können.

fazit

Surf Rocket Racer ist ein nettes kleines Rennspiel für Zwischendurch, dem es leider deutlich an Umfang und etwas auch an Feinschliff fehlt. Sega hat erkennbar Pate gestanden, bleibt aber nach wie vor eine Klasse für sich. Und das Replays so viel mehr Rasanz entwickeln, als das eigentliche Spiel, ist genauso unverständlich, wie ein Arcadegame mit Highscorelisten ohne Nameseintrag in die Verkaufsregale zu stellen. Was meint man wohl bei UbiSoft, wo sich Arcadezocker die Motivation herholen,derart kurze Spiele trotzdem immer wieder zu zocken? Solide, aber kein Must Have Titel! Für Jet Ski Fans führt auch weiterhin kein Weg an Großvater Wave Race 64 vorbei! (aw)


grafik: 7.0 | sound: 6.5 | gameplay: 6.5 | gesamt: 6.5
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