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geschrieben von Torsten Edelmann
Hersteller: Wanadoo
Genre: Sport-Simulation
System: PlayStation2, PAL-Version
Besonderheiten: Sehr realistische Athmosphäre
USK (ESRB): Unbeschränkt
Spieler: 1-2
Testmuster von: Wanadoo
Tennis-Simulationen auf Konsolen müssen sich üblicherweise mit dem großen Vorbild des Genres (und everybodies darling) „Virtua Tennis“ messen lassen. Das hält die französische Entwicklerfirma Wanadoo nicht davon ab, es zu versuchen.
Gleich zu Anfang stellt man fest, dass Roland Garros 2002 vor allem durch seine umfangreichen Spielmodi glänzt. Neben dem langfristigen Karrieremodus, in dem man seinen eigenen Spieler trainieren und fördern kann, gibt es z.B. auch einen Arcade-Modus oder einen „Race-Modus“, in dem es darum geht in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Computergegner zu besiegen.
Die Simulation selbst ist Wanadoo hervorragend gelungen. Die Stadien basieren auf den Lageplänen der echten US Open Tunierplätze, außerdem gibt es noch sechs weitere Plätze mit verschiedenen Bodenbelägen, die sich realistisch auf der Spiel auswirken. Auch die Spieler (darunter z.B. so bekannte Namen wie Gustavo Kuerten oder Elena Dementieva) sind hervorragend animiert und haben typische Bewegungen im Repertoire, wie z.B. das Wischen über die Stirn oder der verärgerte Aufschlag des Schlägers bei einem üblen Doppelfehler. Den Beckerhecht sucht man allerdings vergebens, scheinbar sind die Spieler der US Open sich zu fein um sich in den Staub zu werfen.
Die Steuerung des Spiel ist schnell erlernt, man kann all die üblichen Schläge wie Lob, Slice und Cross spielen. Der Aufschlag ist sehr leicht zu lernen, allerdings zeigt hier das Spiel eine seiner wenigen Schwächen, denn obwohl man relativ schnell perfekte Aufschläge hinbekommt ist man oftmals besser bedient mit einem nicht so perfekten Aufschlag, da der Return des Gegners sonst teilweise so hammerhart zurückgeschmettert wird, dass er kaum zu erreichen ist.
Gespielt werden kann im Einzel, im Doppel und im gemischten Doppel, allerdings sind die Doppelpartner mitunter dermaßen ungeschickt oder unmotiviert, dass man das Gefühl gewinnt, der eigene Partner sei vielleicht vor dem Spiel heimlich von den Gegner geschmiert worden. Nicht selten kommt es vor, dass der Mitspieler vor ans Netz rennt, selbst wenn er da nichts zu suchen hat, oder einen leicht erreichbaren Ball einfach stoisch an sich vorbeiziehen lässt ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen. Die Gegner hingegen spielen intelligent und mit ihren ganz eigenen Eigenarten. Außerdem lernen sie während des Spiel scheinbar hinzu, denn wenn man versucht sie immer wieder mit den selben Tricks auszuspielen wird das früher oder später nicht mehr gelingen. Allerdings ist das Gedächtnis wohl nicht so umfangreich, denn nach ein bisschen Varianz kann man wieder zu den altbewährten Schlägen zurückkehren.
Neben der Graphik und den Animationen hat sich Wanadoo besonders mit dem Sound große Mühe gegeben. Die Spieler ächzen und stöhnen nach besten Wissen und Gewissen, die Schiedsrichter (es gibt tatsächlich verschiedene und nicht immer nur den selben) sagen Punkte an und fordern auch mal das Publikum zur Ruhe auf. Und auch das Publikum ist wunderbar realistisch umgesetzt. Nicht nur, dass man ab und zu Fanzwischenrufe oder das eine oder andere nicht abgeschaltete Handy klingeln hört, die Zuschauer reagieren auch angemessen auf das Spiel selbst. Ein kurzer Schlagwechsel bringt zwar angemessenes Jubeln und Applaudieren, aber erst nach einem langen Schlagabtausch mit spannenden Spielzügen bricht der wahre Fan hervor und ein wahres Tosen geht durch die Reihen. Das alles hinterlässt einen sehr realistischen Eindruck, so dass man sich tatsächlich wie auf einem echten Court fühlt.
Bei den Trainingseinheiten ist Roland Garros 2002 leider nicht so verspielt wie das gute alte Virtua Tennis. Man kann zwar die verschiedenen Schlagvarianten üben, üblicherweise bekommt man aber nur mit farbigen Feldern angezeigt wo „gute“ Zonen sind um den Ball hinzuspielen. Minigames wie Tennis-Bowling oder ähnliches sucht man vergebens. Dafür können jedoch reichlich Spieler und Sondermodi (wie z.B. ein Stadion mit einer Eisoberfläche) freigespielt werden, was für eine gute Langzeitmotivation sorgt.
Roland Garros 2002 ist eine sehr gute Tennissimulation mit einigen wenigen kleinen Schwächen, die aber kaum ins Gewicht fallen. Der Star „Virtua Tennis“ kann zwar nicht vom Thron gestoßen werden, Roland Garros 2002 steht aber auf einem sehr dichten zweiten Platz und muss sich nicht hinter dem „alten Herrn“ verstecken.