geschrieben von Torsten Edelmann
Hersteller: Dupuis
Genre: Adventure
System: PlayStation2, PAL-Version
Besonderheiten: Adventure mit Minigames
USK (ESRB): ab 12 Jahren
Spieler: 1
Testmuster von: Ubi Soft
Armer reicher Junge...Largo Winch, Erbe von Nerio Winch und damit Herrscher über das milliardenschwere Group W Finanzimperium hat Probleme.
Eigentlich wollte er nur auf einer Gala eine humanitäre Hilfsaktion für einen kleinen Drittweltstaat bekannt geben, da stürmt auch schon eine seiner Assistentinnen herein und will ihm mitteilen, dass irgendwo in Mexiko in einer Forschungsabteilung zwei Wachen ermordet und ein Wissenschaftler verschwunden ist. Hätte sie sicherlich auch getan, wenn sie nicht gleich darauf von Terroristen überfallen würde, die ihr die Unterlagen abnehmen.
Man sieht, es ist so einiges los im Hause Winch, und ihr müsst Largo in diesem Adventure, welches übrigens auf dem gleichnamigen bekannten Comic basiert, helfen die Hintergründe dieser mysteriösen Zusammenhänge herauszufinden. Dabei führt euch die Story nicht nur nach Mexiko sondern auch nach Russland, Sardinien und an diverse andere Schauplätze.
Typisch für ein Adventure steuert ihr Largo durch verschiedene Szenarien, könnte Dinge aufnehmen und Personen ansprechen. Um die Sucherei auf ein Minimum zu reduzieren leuchten Dinge und Menschen mit denen man interagieren kann auf, sobald Largo ihnen nah genug kommt und in ihre Richtung blickt. Auch wie üblich kann man mit der Gegenständen die man mitnimmt im Inventory herumprobieren, sie ankucken, eventuell benutzen oder mit anderen Gegenständen kombinieren um neue Gegenstände zu erzeugen. Die Interaktion mit Personen ist relativ eingeschränkt – meist wird eine durchgehende Unterhaltung geführt, bei der man einzelne Punkte abfragen kann. Selten gibt es in einer Unterhaltung Stellen an denen man sich für eine von zwei Optionen entscheiden muss, meist handelt es sich um irgendwelche Geschäftsbeschlüsse die Largo treffen muss.
Neben dem "normalen Adventureleben" muss Largo auch noch diverse Minigames bezwingen. Das reicht von Faustkämpfen mit Gangstern (die sogar ein kleines bisschen Strategie abverlangen) über ein Pokerspiel mit einem Informanten bis hin zu Computereinbrüchen bei denen man sich durch ein Netzwerk "hacken" muss um an Informationen heranzukommen. Letzteres wird durch ein kleines aber durchaus interessantes Strategiespiel repräsentiert, bei dem es darum geht Netzwerkknoten zu beherrschen und gleichzeitig Spürprogrammen zu entgehen. Kenner fühlen sich ein wenig an das gute alte Übernahmespiel von Paradroid erinnert, aber die Hacking Sequenzen in Largo Winch sind innovativ genug um nicht langweilig zu wirken.
Graphisch schwankt Largo Winch leider extrem hin und her. Sind die Cutscenes und Außenaufnahmen wunderschön und bringen gut das "Millionär fliegt in seinem Privatjet um die Welt" Feeling rüber, so sind die Texturen der Spielfiguren eher mittelmäßig. Besonders schlimm fällt dies bei weiblichen Figuren auf, wenn davon gesprochen wird, dass Largo von den schönsten Frauen umgeben ist und dann auf das Gesicht herangezoomt wird und man glaubt man würde ein Monster sehen das dem Gruselkabinett des Dr. Caligari entsprungen ist.
Glücklicherweise hält sich der schöne-Frauen-Anteil in Grenzen und der Rest des Spiels ist, wenn schon nicht spektakulär, so doch zumindest ansprechend. Ähnlich ist es mit dem Sound. Während die Sprecher sehr gut gewählt sind und ihre Rollen meist hervorragend rüberbringen erstaunt die Hintergrundkullise eher durch unmotiviertes Hupen (was wohl die Großstadt repräsentieren soll) oder klingeln (wodurch dem Spieler wohl nahegebracht werden soll, dass er sich in einem Büro befindet). Hinzu kommt, dass es manchmal ärgerliche Lautstärkeprobleme gibt, wenn Largo z.B. einwandfrei verständlich spricht, die Person die direkt vor ihm steht sich aber anhört als würde sie zehn Meter entfernt in einem Schneesturm stehen. Da hätte man noch nacharbeiten können.
Die Rätsel in Largo Winch sind generell einfach bis sehr einfach, selten muss man länger drüber nachdenken was jetzt wohl als nächstes zu tun ist. Unterstützt wird man dabei noch von Largos Palmpad, in dem gewissenhaft protokolliert wird was bisher geschah und was man wohl als nächstes tun müsste. Im Gegensatz zu vielen anderen Adventurekollegen hat Largo Winch allerdings einen wirklich großen Vorteil, nämlich dass die Rätsel immer in sich logisch und stimmig sind. Eine Eigenschaft die man heutzutage kaum hoch genug loben kann.
Largo Winch ist im großen und ganzen ein gutes bis sehr gutes Adventure für die PlayStation2. Zwar ist es durch seinen Schwierigkeitsgrad eher für Anfänger geeignet als für wahre Adventure-Enthusiasten, aber bedingt durch die geringe Auswahl an Alternativen ist Largo Winch immer eine Erwägung wert, insbesondere da die Story den Spieler durchaus bei der Stange halten kann.