Das Projekt konsolen.net wurde im Sommer 2007 eingestellt. Bei diesem Internetauftritt handelt es sich nur noch um ein Archiv der Inhalte von 1996 bis 2007.
geschrieben von Sascha Gläsel
Hersteller: Contrail / Activision
Genre: Action-Adventure
System: PlayStation, PAL-Version
Besonderheiten: unterstützt Rumble Funktion, benötigt Memory Card (min. 1 Block), komplett deutsch
USK (ESRB): ab 6 Jahre
Spieler: 1
Testmuster von: Activision
"Alundra" stieß seinerzeit auf Sonys PlayStation in eine Marktlücke, fehlte doch bis zu diesem Zeitpunkt ein hochklassiger Vertreter eines an Nintendos SNES "Zelda" angelehntes Action-Adventure. Mit dem Nachfolger versuchen auch die "Alundra" Macher den Sprung in 3D. Ob es ihnen genau so überzeugend gelungen ist, wie Shigeru Miyamoto und seinen Mannen in "Ocarina of Time" auf dem Nintendo 64?
Zur Hintergrundgeschichte: Nachdem die beiden Elite Schwertkämpfer Ratcliffe und Jeehan auf mysteriöse Weise von der Bildfläche verschwunden sind, nutzt der böse Baron Diaz mit seinen Piratenverbündeten das Machtvakuum, um den guten und weisen König des Landes Varuna heimlich vom Thron zu stoßen, ihn durch eine Marionette aus Holz zu ersetzen und zusammen mit dem verschlagenen Ex-Hofzauberer Mephisto und seiner wilden Piratenhorde die Macht zu ergreifen. Einzige Hoffnung für eine Wendung zum Guten sind die rechtmäßige Thronfolgerin Alexia und der junge Piratenjäger Flint, in dessen Haut ihr schlüpft. Schon auf seinem ersten Abenteuer macht Flint dabei die unangenehme Bekanntschaft mit den Geschöpfen des Zauberers Mephisto. Mit magischen Aufziehschlüsseln, wie man sie von mechanischem Spielzeug kennt, verwandelt er friedliebende Tiere und unschuldige Bewohner in böse Kampfmaschinen und willenlose Diener, die euch fortan das Leben schwer machen und eure Schwertkünste fordern.
Es werde 3D
Wer den überzeugenden Vorgänger gemocht hat, wird sich erst einmal umgewöhnen müssen, da die Entwickler von der klassischen isometrischen 2D Ansicht zugunsten einer Polygon 3D Grafikengine Abschied genommen haben. Das sieht zwar etwas schicker aus, hat aber einen Nachteil: Zu oft versperren Mauern oder ähnliches den Blick auf Flint. Die Folge: Ihr rotiert ständig den Kamerawinkel, um mit L1 und R1 euer Alter Ego wieder in voller Pracht genießen zu können. Besonders ärgerlich, wenn das bei Kämpfen mit Diaz Schergen passiert. Ansonsten dürft ihr das Geschehen noch in drei Stufen näher heranzoomen oder euch mehr Überblick verschaffen. Alle Figuren im Spiel bewegen sich ordentlich animiert über den Bildschirm. Lediglich die Geschwindigkeit, mit der Flint durch die Gegend läuft, ist etwas gemächlich.
Wer "Alundra" kennt, der wird wissen, was ihn spielerisch im Nachfolger erwartet. Ihr kämpft euch durch Horden von Gegnern und löst in den verschiedenen, grafisch abwechslungsreichen Dungeons anspruchsvolle Schalterrätsel auf der Suche nach nützlichen Gegenständen und dem jeweiligen Endgegner. Eure grauen Zellen werden bei den vielfältigen Rätseln ordentlich gefordert. Denn nur sehr selten öffnen sich Türen oder tauchen Schatzkisten auf, wenn ihr lediglich alle Gegner in einem Raum besiegt. Da werden Gegner auf im Boden versenkte Schalter gelockt oder als Feueranzünder für Bomben zweckentfremdet, Felsen als praktische Treppe aufeinander gestapelt oder Schlüssel für bestimmte Türen gesucht. Dabei setzt "Alundra 2" aber auch auf die Karte Geschicklichkeit. Fordernde Sprungpassagen pflastern euren Weg und wollen mit Glück und Geschick gemeistert werden.
Harte Bossgegner pflastern Flints Weg
Am Ende eines jeden Dungeons erwartet euch die Konfrontation mit einem Bossgegner, der es in sich hat (zu Beginn das Spieles dürft ihr einen leichteren Schwierigkeitsgrad auswählen, wenn euch die Gegner zu übermächtig erscheinen; hier scheinen die Macher aus dem bockeschwere Vorgänger gelernt zu haben). Nur mit einer ausgetüftelten Strategie werdet ihr die Kämpfe überstehen. Als Belohnung winken nette Extras wie eine Aufstockung der Lebens-/Zauberenenergie, das obligatorische Geldgeschenk oder eine neue Zwischensequenz. Ein kleiner Tip am Rande: Schaltet unbedingt in den Optionen bei "Rennen" die Einstellung "Halten" ein, auf dass Flint nur dann sprintet, wenn ihr den entsprechenden Button die ganze Zeit über gedrückt haltet. Ich hatte am Anfang erhebliche Probleme mit der Standardeinstellung, da Flint in unschöner Regelmäßigkeit bei ungewollten Sprungangriffen in den Gegner gestiefelt ist und dabei heftigsten Schaden erlitten hat.
Viele der Schauplätze, die ihr über eine Übersichtskarte ansteuert, müssen mehrmals besucht werden, da euch immer wieder zunächst unüberwindliche Hindernisse den Zugang zu bestimmten Bereichen versperren. Erst wenn ihr das richtige "Werkzeug" besitzt, räumt ihr sie aus den Weg und gelangt so an neue Orte oder findet eine der begehrten Schatztruhen. In diesen schlummern nicht nur Heiltränke oder Kräuter, die euch verbrauchte Lebensenergie zurück geben, sondern auch begehrte Puzzlestücke. Habt ihr eine bestimmte Anzahl gesammelt macht ihr euch auf dem Weg zu Jeehan, einen der beiden verschwundenen Kämpfer, der sein Leben in einem von Mephisto geschaffenen Gefängnis fristet. Betet ihr an einer der seltenen Jeehan Statuen werdet ihr direkt zu ihm portiert. Im Austausch für eure Puzzlestücke bringt er euch neue Kampftechniken bei, die euch das Leben im Kampf gegen die böse Piratenbrut erheblich erleichtert. Zu Beginn solltet ihr übrigens auch allen Toiletten eine Besuch abstatten. Jeehans Gehilfe steht nämlich auf Informationen über WC's und tauscht sie gegen eine neue schnuckelige Attacke ein.
Als sehr nützlich erweisen sich auch die magischen Fähigkeiten des jungen Piratenjägers. Nach und nach erlernt Flint nämlich noch ein paar nette Zaubersprüche, die sich nicht nur gegen den ein oder anderen Gegner prima bewähren, sondern auch in die vielen Schalterrätsel eingebaut worden sind. So öffnen sich zum Beispiel bestimmte Türen oder Truhen nur, wenn ihr auf einen farbig markierten magischen Schalter einer eurer Zaubersprüche loslasst. Bevor ihr dann in den nächsten Dungeon zieht, schaut euch in der Welt von Varuna etwas genauer um. Besucht einen der vielen Läden und erwerbt für gutes Geld ein besseres Schwert oder ein Schild, damit ihr bei einem Treffer nicht so viel Schaden einsteckt. Es ist auch nicht verkehrt, wenn ihr euch hier ein paar heilende Items besorgt. An das benötigte Geld kommt ihr durch besiegte Feinde oder abgemähte Sträucher. Ab und an findet ihr auf diesem Weg auch noch Wurfpfeile, die ihr in einem Dartspiel einsetzt um bei hoher Punktzahl nützliche Gegenstände abzustauben. Oder frönt doch ein wenig dem Glücksspiel und wettet auf Stierkämpfe (keine Angst, hier werden keine Stiere abgeschlachtet, sondern kämpfen im edlen Zweikampf gegeneinander).
Durchwachsene Story
Die Story wird in vielen Zwischensequenzen (in Spielegrafik) weiter erzählt. Nur hier bekommt ihr die deutsche Sprachausgabe zu hören. Sie schwankt von solide bis amateurhaft. Einige Stimmen passen gut zu den einzelnen Charakteren, bei anderen fragt man sich kopfschüttelnd, wer da die Sprecher gecastet hat. Dafür geht die Qualität der Texte überwiegend in Ordnung und auch der Humor kommt nicht zu kurz. Die Geschichte selbst ist aber nicht gerade übermäßig originell und kann nicht mit den epischen Stories, wie sie zum Beispiel Square in Perfektion abzuliefern versteht, mithalten. In den Unterhaltungen während des Spieles müßt ihr auf Sprachausgabe verzichten und mit Textfenstern vorlieb nehmen.
Gespeichert wird, wie im Vorgänger, an einigen wenigen Stellen, die allerdings meist fair plaziert worden sind. In der Regel taucht vor einem wichtigen Kampf mit einem Endgegner eines der großen Bücher auf, das euch anzeigt: "Hier kannst Du speichern". Meist findet ihr neben einem Buch auch eine Stelle, an der ihr eure Lebens- und Zauberenergie auf das Maximum bringt.
"Alundra 2" ist ein herausforderndes Action-Adventure, das mit einigen kleinen Schnitzern zu kämpfen hat. Was mir am stärksten aufstößt ist die oftmals mangelnde Übersicht, die ständig über L1 und R1 wieder gerade gerückt werden muss. Dafür entschädigen dann die tadellosen Dungeons mit ihrer anspruchsvollen Rätselkost und den knackigen Endgegnern. Zwar nicht übermäßig originell oder innovativ, aber trotzdem eine Kaufüberlegung wert. An die Klasse eines "Ocarina of Time" auf dem N64 kommt "Alundra 2" jedoch nicht heran (sag).