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geschrieben von Sascha Gläsel
Hersteller: Ubi Soft
Genre: Rally-Rennspiel
System: GameCube, PAL-Version
Besonderheiten: benötigt Memory Card (3 Blöcke); reproduzierbare Abstürze in Meisterschaft
USK (ESRB): Geeignet ab 6 Jahren
Spieler: 1 - 8
Testmuster von: Ubi Soft
Während auf PlayStation2 und Xbox bereits hochkarätiges Spielefutter für Rallysportfans verfügbar ist, sah es für GameCube Jünger mit einem Faible für diese Art des Motorsports düster aus. Mit "Pro Rally" von Ubi Soft gibt es für Besitzer von Nintendos neuem Heimkonsolensystem Licht am Ende des Tunnels.
Wie bei so vielen anderen Rennspielen ist die Auswahl der verschiedenen Spielmodi zunächst recht spartanisch, da einiges an Wettbewerben und Strecken erst freigespielt werden muss. Die Option "Einzelspieler" ist die richtige Anlaufstelle um dies in Angriff zu nehmen. Wollt ihr nicht nur einige wenige einzelne Kurse abfahren sondern richtige Rennen bestreiten führt kein Weg an der Fahrschule vorbei, die euch in die Geheimnisse des erfolgreichen Rallyfahrers einweiht.
Erst die Fahrprüfung, dann das Vergnügen
Insgesamt zehn Prüfungen müssen erfolgreich bestanden werden. Nach jeder bekommt ihr abhängig von euren Fertigkeiten mit dem virtuellen Lenkrad eine Note verpasst, die im Durchschnitt aller Prüfungen einen Mindestwert übertreffen sollte, wollt ihr am eigentlichen Renngeschehen teilnehmen. Gerade Anfänger werden hier ihre Probleme bekommen. Schließlich kommt es nicht nur auf Schnelligkeit an, auch Geschicklichkeit ist gefragt, damit ihr euren Wagen nicht zu arg ramponiert.
Schlagt ihr zu häufig und mit zu viel Schmackes in Leitplanken ein, zerlegt es den euch zur Verfügung gestellten Rallyboliden und der Test nimmt ein vorzeitiges Ende. Touchiert ihr zudem noch auf den Teststrecken aufgebaute Verkehrshütchen, Fässer und Absperrungen, ist die Prüfung ebenfalls sofort zu Ende und ihr dürft einen neuen Anlauf nehmen. Bei dem ein oder anderen Prüfungsparcour eine harte Nuss.
Colin läßt grüßen
Habt ihr die Fahrschule erfolgreich hinter euch gebracht beginnt der Ernst des Rally Lebens - eine Meisterschaft. Die drei Meisterschaften führen euch in mehrere Länder, wo jeweils drei oder vier einzelne Zeitprüfungen auf euch warten. Meist keine Rundkurse, sondern überwiegend von Punkt A nach Punkt B. Bei den einzelnen Wertungsprüfungen seit ihr allein unterwegs im Kampf gegen die Zeiten der anderen Computerfahrer. Über den Sieg entscheidet die Summe aller erzielten Zeiten einer Länderprüfung, Das heißt, ihr könnt eine Länderwertung selbst dann gewinnen, wenn ihr in den ersten Rennen nur im Mittelfeld gelandet seit, solange ihr in der letzten Prüfung diesen Malus mit haushohem Zeitvorsprung ins Gegenteil verkehrt.
Erst bei der Ermittlung des Gesamtsiegers einer Meisterschaft wird auf ein Punktesystem zurück gegriffen. Nach jeder Rally eines Landes mit ihren Wertungsprüfungen streicht ihr Punkte ein, die am Ende nach der Odyssee durch mehrere Länder über Sieg und Niederlage entscheiden. Habt ihr nach allen Rallys die meisten Punkte eingesackt, winken neue Spielmodi und Autos. Außerdem sind alle Strecken, die euch auf der Meisterschaft begegnet sind, auch als Einzelrennen oder in einem Duell gegen einen menschlichen Mitspieler vefügbar.
Freispielen ist angesagt
Sowohl den Arcade Modus als auch die Trophy Rennen spielt ihr durch Siege frei. Ein Erfolg in der ersten Meisterschaft vorausgesetzt dürft ihr euch in den Arcade Rennen betätigen. Hier begegnen euch auf den Strecken fünf Computergegner, denen ihr euren Auspuff zeigen sollt. Nicht ganz so einfach, weil ihr das Feld stets von hinten aufrollen müsst. Nur wenn ihr euch im Ziel unter den ersten drei wieder findet, geht es weiter zur nächsten Arcade Strecke. Habt ihr eine bestimmte Anzahl an Kursen als Sieger abgeschlossen, habt ihr fortan auch Zugriff auf die Trophys.
Eine Trophy begegnet euch in zwei Varianten. Entweder gibt es Duelle Eins-gegen-Eins oder es geht in einem Pulk von vier Fahrern (euch eingeschlossen) rund. Bei den Duellen Eins-gegen-Eins räubert ihr über zwei nebeneinander verlaufenden Rundkurse, die so angelegt sind, dass der eine in den anderen einmündet, so dass beide Fahrer eine identische Wegstrecke zurück legen müssen. Der Vier-Fahrer-Pulk der anderen Trophy Rennen duellieren sich auf einem normalen Rundkurs.
Trophys im K.O. System
Beide Arten der Trophys ist gemein, dass in einem Turnier über drei Runden mit K.O. System gefahren wird. Bei den Eins-gegen-Eins Wettfahrten buhlen also insgesamt acht Fahrer um den Sieg. Die vier Gewinner der ersten Runde fahren dann die Finalteilnehmer aus, die letztlich um den Turniersieg kämpfen. Bei den Rennen mit vier Kontrahenten gleichzeitig auf der Strecke bewerben sich insgesamt 16 Fahrer um den Turniersieg. Es kommen jeweils die zwei besten eines Rennens eine Runde weiter, bis es zum finalen Showdown der übriggebliebenen vier Rallyfahrer kommt.
Zum krönenden Abschluss des Einspieler Modus erwartet euch die Pro Rally Meisterschaft, wenn ihr vorher alle anderen Rennen des Solo-Spieler-Parts als Sieger beendet habt. Daneben dürft ihr euch über Zuwachs an neuen Rallywagen freuen. So gesellen sich zum Bleistift im weiteren Spielverlauf ältere Audi Quattro Rally Klassiker in eure virtuelle Garage. Diese stehen dann auch in anderen Spielmodi Gewehr bei Fuß zum Einsatz bereit.
Driften bis der Arzt kommt
Beim Fahrverhalten dürft ihr euch auf arcadelastige Rallykost freuen. Wildes aber immer kontrollierbares Driften mit kunstvollem Einsatz der Handbremse ist angesagt um eure Karossen möglichst schnell und unbeschadet um engste Kurven zu wuchten. Wie schwer euer Wagen zu beherrschen ist hängt maßgeblich vom Fahrbahnuntergrund ab. Strecken mit Matsch oder gar Eis und Schnee sind viel schwieriger in den Griff zu bekommen als Kurse, die nur über Asphalt führen.
Eine kleine Garage hilft euch in den Meisterschaften, den eigenen Boliden den kommenden Widrigkeiten besser anzupassen. Dabei ist in erster Linie auf die Wahl der richtigen Bereifung zu achten. Über asphaltierte Straßen solltet ihr andere Pneuls aufziehen, als bei Eis und Schnee. Bei Mischstrecken, die zum Beispiel sowohl über schlammige Passagen als auch geteerte Abschnitte führen, keine leichte Entscheidung. Zudem dürft ihr noch abhängig von der Wagenklasse zum Beispiel an der Federung oder dem Getriebe herumspielen.
Staubige Details
Die Rennen führen euch über grafisch abwechslungsreiche Strecken. Enge Staubpisten in Griechenland wechseln sich mit Straßen durch kleine Wäldchen in England, anspruchsvollen Bergkurse in den spanischen Pyrenäen oder schneebedeckte Pisten in Skandinavien ab. Einzig die platten Bitmap Zuschauer, die sich ab und an an die Pisten verirren, sehen mager aus. Da bin ich von Fernsehübertragungen diverser Rally Ereignisse anderes gewohnt.
Entschädigt werdet ihr durch so gut wie keine Ruckler und der Rasanz, mit der eure Rally Boliden über die Strecken flutschen. Während Beschädigungen nicht durch entsprechende Verformungen der virtuellen Karossen sichtbar werden, zeigen sich die Spuren längerer Matschfahrten sofort durch Dreck auf dem Lack. Ausnahme: Im Zwei-Spieler-Modus glänzt kein Matsch auf den Karossen. Auf sauberen Blech dagegen spiegelt sich die Umgebung oder nahe Konkurrenten. Pop-Ups gibt es so gut wie keine. Dafür flackern in einigen wenigen Kursen Bäume in sehr weiter Entfernung ein wenig. Auf den Kursverlauf konzentriert bekommt ihr davon aber in der Regel nichts mit.
Unsichtbare Schäden
In den direkten Duellen in Arcade oder Trophy ist es nicht möglich eure Boliden zu beschädigen, was sich negativ auf das Fahrverhalten auswirkt. Dies gelingt nur in einer Meisterschaft. Erst zwischen zwei einzelnen Wertungsprüfungen bekommt ihr die Möglichkeit Schäden zu reparieren. Allerdings steht euch nur eine Arbeitsstunde zur Verfügung, so dass schwer gezeichnete Karossen eventuell das nächste Rennen angeschlagen aufnehmen müssen, falls für die Reparatur aller Wehwechen nicht genügend Zeit war.
Obwohl in harten Positionskämpfen mit direkten Konkurrenten in einer Trophy oder einem Arcade Rennen keine Kratzer an den Lack kommen, solltet ihr trotzdem Berührungen meiden wie der Teufel das Weihwasser. Grund ist das seltsame Kollisionsverhalten der Wagen. Die werden nämlich schon bei kleinen Berührungen dermaßen abrupt abgebremst und in die entgegengesetzte Richtung geschleudert, als würden hier zwei gleich gepolte Magneten aufeinander treffen. Dies ist extrem unrealistisch und sorgt für mehr Frust als Lust, macht es doch Überholmanöver gerade auf schmalen Straßen zu einer kniffligen Angelegenheit.
Beredter Beifahrer
Bei der Sounduntermalung hat "Pro Rally" ein besonderes Schmankerl zu bieten. Neben der Unterstützung von Dolby Surround Pro Logic 2 bietet euch Ubi Softs Rally Spiel einen beredten deutsch sprechenden Beifahrer, der euch akkurat die nächsten Kurven ansagt. Dabei ordnet er den meisten Kurven eine Zahl zwischen eins und fünf zu. Eine Einser-Kurve ist eine recht sanfte Angelegenheit. Sagt euer Beifahrer dagegen eine Kurve mit "Fünf" an, dann heißt es vom Gas gehen, da es demnächst sehr scharf nach Links oder Rechts geht. Eine hervorragende Unterstützung.
Beim Speichern gibt sich "Pro Rally" erfreulich spartanisch. Nur drei Blöcke verbraucht ein Spielstand. Doch es kommt noch besser: In diesen drei Blöcken dürft ihr vier Fahrerprofile anlegen, in denen ihr getrennt an das freispielen der Strecken, Wagen und Modi gehen könnt. Dazu wird auch gleich noch in einer Prozentangabe angezeigt, wie viel ihr schon freigespielt habt. Abspeichern erfolgt in einer Meisterschaft automatisch nach Beendigung der Wertungsprüfungen eines Landes. Wenn euch "Pro Rally" nach der letzten Prüfung in England abstürzt, müsst ihr nicht alle vorangehenden Länder einer Meisterschaft erneut abklappern, sondern "nur" die Rennen in England.
"Pro Rally" bietet euch die Möglichkeit mit bis zu acht Spielern ein Trophy Turnier zu veranstalten. Dabei können immer maximal zwei Spieler gleichzeitig an den Start gehen. Ansonsten steht euch noch die Möglichkeit offen, ein Einzelrennen gegen einen menschlichen Mitspieler zu bestreiten. Dabei gehen beide Kontrahenten gleichzeitig auf die Piste um als schnellster von Punkt A nach Punkt B zu gelangen, kleinere Kollisionen oder Abdrängungsmanöver inbegriffen.
Trotz der hässlichen Abstürze ist "Pro Rally" ein sehr ansehnlicher Vertreter der Rally-Spiele. Eine zwar arcadelastige aber gut beherrschbare Fahrphysik, anspruchsvolles Streckendesign, ein gutes Geschwindigkeitsgefühl und die sehr schöne Grafik entschädigen für das lästige Maleur. Allerdings nimmt euch der Bug etwas an Spielspaß, da ihr nicht alles selbst freispielen könnt, sondern nur über einen Cheat an alle Extras und Strecken kommt. Daher habe ich mich entschlossen "Pro Rally" von einer ansonsten 7.5 Wertung in Punkto Spielspaß auf 7.0 abzuwerten (sag).