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Der Herr der Ringe - Die zwei Türme

geschrieben von Marcus Reichle

Hersteller: Electronic Arts
Genre: Hack`n Slay
System: PlayStation2, PAL-Version
Besonderheiten:
USK (ESRB): 16
Spieler: 1
Testmuster von: Electronic Arts

Aufgehorcht! Wer im Blockbuster „Herr der Ringe“ saß und zu der Fraktion gehörte, die nicht genug von den monumentalen Schlachten bekommen konnte, sollte auf die folgenden Zeilen einen Blick werfen!



J.R.R. Tolkiens Fantasy-Story:
Alles begann mit dem Schmieden der Großen Ringe, die den Völkern von Mittelerde anvertraut wurden. Drei Ringe wurden dem Volk der Elben, 7 Ringe den Zwergenherrschern und neun Ringe den Menschen geschenkt. Die Ringe bargen in sich die Stärke und die Macht jedes Volk zu leiten. Doch es wurde noch ein Ring im Feuer des Schicksalsberges gegossen. Im Lande Mordor schmiedete der dunkle Herrscher Sauron heimlich diesen Meisterring, um mit ihm alle Völker zu beherrschen. Mit seiner Armee aus dem Schattenreich zog Sauron brandschatzend über alle Länder Mittelerde her, um diese zu unterwerfen und zu knechten. Doch in der entscheidenden Schlacht mit dem Menschenkönig Isildur wendete sich das Blatt; denn den eigenen Tod vor Augen schlug König Isildur dem übermächtigen Sauron den Finger samt Meisterring ab, was das Ende des dunklen Herrschers bedeutete.

Keine Bange, die Geschichte wird Euch nicht als trockener Bildschirmtext nahegebracht, sondern mit original Film-Sequenzen. In der einen Sekunde sitzt man also noch bequem vor der Flimmerkiste und lässt sich von dem stimmungsvollen Intro-Filmchen berieseln, bis man plötzlich wachgerüttelt wird: Wie aus einem Guss geht die Filmsequenz völlig unerwartet in die Spielgrafik über und man findet sich plötzlich als König Isildur mitten im Schlachtgetümmel mit Sauron wieder.
„Ist das wirklich schon das Spiel, oder nur eine aufgemotzte Echtzeit-Sequenz ?“, wird man sich fragen. Spätestens nachdem das Pad heftig rüttelt und Ihr die Aufforderung eines aufgewühlten Soldaten vernehmt, Euch doch endlich zu verteidigen, realisiert man, dass es tatsächlich schon das Spiel ist. An dieser Stelle kann ich schon verraten, dass das Game optisch eine Wucht ist!

Die Akteure
Hat man sich erfolgreich in der Schlacht geschlagen, kommen die „echten“ Spielfiguren ins Spiel. Im darauf folgenden Filmschnipsel erfahrt Ihr, dass der Hobbit-Jüngling Frodo vom Schicksal auserwählte ist, den Meisterring durch das Feuer des Schicksalsberges endgültig zu zerstören. Denn Saurons finstere Kräfte wurden erneut erweckt und eine neue Armee von abscheulichen Kreaturen erschaffen. Diese sind Frodo auch schon dicht auf den Versen, doch stehen ihm vier tapfere Krieger aus jedem Ur-Volk dicht an seiner Seite:
Mit dem Menschen „Aragorn“ oder dem hochgewachsenen Elbenprinzen „Legolas“ und dem tapferen Zwerg „Gimli“ könnt Ihr mit Eurem Joypad in der Hand Frodo begleiten. Dabei müsst Ihr Euch nicht endgültig für einen Spielheld entscheiden, sondern könnt vor jedem Level den Begleiter neu auswählen oder auch ein schon gespielten Abschnitt mit einem noch nicht gespielten Charakter neu angehen.

Habt Ihr Euch für eine Spielfigur entschieden, gibt’s erneut ein kurzes FMV (aus den ersten beiden „Herr der Ringe“-Teilen), das jedes Mal die Storyline schrittweise vorantreibt. Da EA im Besitzt aller Linzensen des Meisterwerkes ist, war es zudem möglich original Film-Schauplätzte in das Spiel einzubinden. In den insgesamt 12 Levels findet Ihr somit viele actionlastige Film-Schlüsselstellen wieder. Natürlich kämpfen auch die 3 Hauptdarsteller mit ihren Leinwandwaffen. Der furchtlose Gimli schwingt eine wuchtige Achst (siehe Bild), Legolas dagegen kämpft mit kleinen handlichen Schwertern und ist somit einiges schneller als sein grimmiger Freund. Aragorn zückt ein Langschwert mit dem er meisterlich umzugehen weiss. Jeder der drei Helden besitzt zudem eine Fernwaffe wie Pfeil und Bogen oder Wurfäxten. Die Entwickler legten dabei großen Wert auf die Bewegungsabläufe der einzelnen Gefährten, um die Kämpfe gar noch spektakulärer als ihr filmisches Vorbild zu gestalten – was ihnen auch zweifelsohne gelungen ist.




Zu Beginn besitzt man nur wenige Basic-Moves, d.h. einen schnellen Angriff (X-Taste) einen Sturmangriff (Dreiecks-Tase) und einen Todesstoß (R2-Taste). Letzteren setzt Ihr ein, wenn Ihr beispielweise einen Angriff pariert habt (Quadrat-Taste) oder den Angreifer mit einem Fußtritt (Kreis-Taste) zu Fall gebracht habt. Für einen Augenblick liegt der Gegner benommen vor Euren Füßen, drückt nun die R2 Taste und Ihr setzt zum letalen Stoß an. Bei kleingewachsenen Orks klappt das in den ersten Levels noch recht gut; jedoch hat man es schon bald mit einer hünenhaften Ritternschaft und den hässlichen Uruk-Hais, einer Kreuzung aus Menschen und Orks, zu tun. Diese lassen sich nicht mehr so einfach zu Boden werden und zeigen mit ihren Langschwertern zudem eine erhöhte Gegenwehr.

Let’s go shopping!
Zum Glück gibt’s für jeden getöteten Gegner Credit-Punkte mit denen Ihr nach jedem Level neue Moves und ganze Kombos kaufen könnt. Die Schlagfolgen ufern jedoch nicht aus und beschränken sich auf maximal 4 Tastenkombinationen. Mit diesen Special-Moves wird Euer Akteur zum Berserker und drischt wie ein Wilder auf die unzähligen Angreifer ein (in einem Level bis zu 70 Stück!) und reißt mit einem abschließenden Donnerschlag gleich mehrere Monster zu Boden. Seit Ihr richtig in Fahrt, füllt sich eine sogenannte Erfahrungsanzeige. Ist diese kreisförmige Anzeige aufgeladen, bekommt Eure Waffe für kurze Zeit einen blauweißen Schweif und ist nun noch mächtiger. Das ganze klappt zwar recht gut, hat jedoch auch einen Haken.

Anfangs-Frust ist fast vorprogrammiert!
Leider wird der Spieler nur ungenügend darauf hingewiesen (auch im Handbuch nicht), dass man ungedingt Combo-Schläge anbringen muss, da man sonst zu wenig Credit-Punkte bekommt um stärkere Moves erwerben zu können. Ein nur „schlecht“ geschafftest Level kann nämlich nicht mit der gleichen Spielfigur wiederholen werden – dies ist sonderbarer Weise erst möglich, wenn man das ganze Spiel durchgespielt hat ??? – um die Punktzahl nachträglich zu erhöhen. Zwar sind die Combos vom Prinzip her nicht schwer auszuführen, jedoch müssen die Schläge exakt getimt sein; d.h. in der Schlag-Geschwindigkeit der Spielfigur, was im Gegensatz dazu gar nicht so einfach ist. Dazu kommt noch die Schwierigkeit, dass Ihr in manchen Levels aus allen Himmelsrichtungen gleichzeitig angegriffen werdet und kaum noch wisst wo Euch der Kopf steht.
Erst wenn Ihr den Dreh mit den Schlägen richtig raushabt, werdet Ihr in Herr der Ringe vorankommen, da selbst der einfachste Schwierigkeitsgrad (kann auch im Spiel noch geändert werden!) den Special-Move-Einsatz voraussetzt. Eine große Gemeinheit ist zudem das letzte Level - an dem ich 4 Tage lang zu knabbern hatte. Eure Aufgabe ist es ein Burgtor zu verteidigen, das von ganzen Monster-Horden angegriffen wird. Ein Blick ins Forum zeigte mir, dass ich nicht der Einzigste war, der in diesem Level unter heftigen Wutausbrüchen litt. Mit etwas Glück und den stärksten Special Combos gelangte man zum Boss-Endfight. Apropos Endgegner, die gibt’s auch ab und an, sind jedoch mit einer einfachen Taktik schnell besiegt.




Audiovisueller Hochgenuss!
Angespornt durch die eindrucksvollen visuellen Bilder der unter Peter Jackson entstandenen Film-Trilogie, versuchten die Programmierer des Spiels diesen hohen Qualitätsanspruch auch auf das Spiel zu übertragen. Das Resultat ist wirklich beeindruckend! Solch spektakulären Übergänge von Realfilm in Spielegrafik hat man bis dato noch in keinem Videospiel sehen können.
Die dreidimensionalen Schauplätze (mit festen Kameraperspektiven) sind alle samt recht abwechslungsreich und detailfreudig ausgefallen und orientieren sich wie erwähnt sehr nah an den Filmschauplätzen. Großes Augenmerk wurde auf die Modellierung der Figuren gelegt: Die Gegner und insbesondere die drei Spielfiguren sind bis aufs kleinste Detail ihren Vorbildern nachempfunden worden. Diese sehen dabei nicht nur aus wie Ihre Leinwandhelden, sondern hören sich auch so an! Die deutschen Synchronsprecher des Filmes haben nämlich jeder Spielfigur ihre Stimme geborgt und sorgen somit für echtes Kinoflair.
Insbesondere die musikalische Untermalung in dem Spiel ist aller erste Sahne; die arrangierten Film-Sound-Tracks verhalten sich nämlich dynamisch, d.h. die Musikuntermalung reagieren beispielweise aktiv auf einen plötzlich auftauchenden Ork und ist dabei genauso packend wie das Original. Die akustische Präsentation ist schlichtweg genial und bekommt von mir fast die höchste Punktzahl (leider nur in Dolby Surround).

fazit

Non stop Hack`n Slay-Party! Das Spiel konzentriert sich voll auf die Schlacht-Abschnitte der Filmvorlage und setzt diese dabei grandios in Szene. Abzüge gibt’s vor allem für einen nicht ganz durchdachten und unzureichend beherrschbaren Special-Move-Einsatz. Leider ist auch die Gesamt-Spieldauer viel zu kurz und wird auch von vielen freizuspielenden Nettigkeiten (z.B. ein Haufen exklusiver Interviews mit den Schauspielern) nicht ausgeglichen. Obwohl man regelmäßig von seinen virtuellen Begleitern unerstützt wird, bleibt der 2-Spieler-Spaß nur ein frommer Wunsch für den nächsten Teil. Wer sich in diesem Genre wohl fühlt und schon die Filmvorlage mochte, ist mit diesem Titel jedoch gut beraten.


grafik: 9.0 | sound: 9.5 | gameplay: 7.5 | gesamt: 7.5
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