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geschrieben von Torsten Edelmann
Hersteller: Irem
Genre: Survival Horror ohne Horror
System: PlayStation2, PAL-Version
Besonderheiten: Interessante japanische "Simulation"
USK (ESRB): ab 12 Jahren
Spieler: 1
Testmuster von: Bigben Interactive
„When Buildings attack…” könnte der passende Untertitel für dieses Spiel sein. Big Ben interactive war so klug und hat sich mit Agetec zusammen getan, die japanische Spiele für den amerikanischen Markt adaptieren. Und so kommen auch wir in den Genuss von „Zettai Zetsumei Toshi“ (und hoffentlich bald noch mehr obskuren japanischen Spielen), das in Europa als „SOS: Final Escape“ in die Läden gelangt.
Wer sich für japanische Spiele interessiert und deswegen schon mal was von „Zettai Zetsumei Toshi“ gehört hat, der wird schon nach wenigen Minuten eines feststellen: das gesamte Spiel ist auf den amerikanischen Markt umgeschrieben worden. Die zu steuernde Figur ist nunmehr blond, hat einen amerikanischen Namen und auch sonst sind alle Namen auf typisch amerikanisch umgeschrieben worden. Weshalb diese Entscheidung getroffen wurde ist nicht ganz klar, wird doch erst durch das Bewusstsein um die japanische Faszination gegenüber Erdbeben klar, woher dieses Spiel kommt. Natürlich tut die Amerikanisierung dem Spiel keinen wirklichen Abbruch, nur wenn sich eine amerikanische Dame demütigst entschuldigt, weil sie dem Spieler auf die Schultern steigt um einen höher gelegenen Ort zu erreichen, dann wirkt das merkwürdiger als das in einem japanischen Hintergrund der Fall sein würde.
Egal – ihr beginnt das Spiel als ein Reporter der auf dem Weg zu seinem neuen Job auf Stiver Island ist. Ein Unglück geschieht, und zwar eben jenes Erdbeben. Als ihr aus einer Ohnmacht erwacht findet ihr euch in einem zertrümmerten Bus wieder, aus dem ihr nur mühevoll kriechen könnt. Dieser Bus befindet sich auf einer schwankenden Autobahnbrücke die mitten über das Meer führt und schon an den verschiedensten Stellen zusammengebrochen ist. Irritierenderweise ist sonst niemand mehr da und kurz darauf seht ihr gerade noch einen Rettungshubschrauber davonfliegen, der euch ein Päckchen mit einer kleinen Überlebensausrüstung und einer Nachricht abwirft.
Eure erste Aufgabe ist es, diese immer mehr in sich zusammenfallende Brücke zu verlassen, da sie wahrlich kein sicherer Platz ist. Glücklicherweise sind wegbrechende Brückenteile und einstürzende Pfeiler (wie überall) gescriptet, das heißt ihr könnt euch durchaus erst mal umsehen. Solange die Erde nicht wieder zu vibrieren anfängt oder man das verdächte Stöhnen eines Stahlträgers hört ist alles mehr oder weniger in Ordnung.
Die Steuerung in „SOS: Final Escape“ erinnert den eingefleischten Spieler schon bald an Resident Evil und ähnliche Spiele. Und tatsächlich spielt sich der größte Teil des Spiels wie ein Survival Horror Game, nur eben ohne den Horror. Ihr werdet eben nicht von Mutanten und Zombies attackiert, dafür stürzen aber Häuser direkt neben euch zusammen und Strassen unter euren Füssen verschwinden im Untergrund. Meist geht es bei solchen Gelegenheiten darum schnell an eine sichere Stelle zu kommen, was oft nicht wirklich schwierig aber trotzdem durchaus spannend ist. Wer allerdings während eines Bebens zuviel rennt landet schnell mal auf dem Hosenboden und nimmt ein wenig Schaden. Dafür gibt es dann Verbandsmaterial in allen Größen, da aber eure Spielfigur sich über die Zeit hinweg selbst heilt muss man diese fast nie einsetzen. Ein viel größeres Problem stellt da schon die Wasserversorgung dar, denn es ist ein heißer sonniger Tag und neben euren „Hitpoints“ habt ihr auch eine Leiste die anzeigt wie durstig ihr seid. Wer viel rennt und klettert wird natürlich schneller durstig. Glücklicherweise scheinen viele der Wasserleitungen von Stiver Island das Beben überlebt zu haben, wodurch man genügend Brunnen findet um sich aufzufrischen. Diese dienen auch gleichzeitig als Speicherpunkte und wem das noch nicht genügt, der darf hier auch Plastikflaschen mit Wasser füllen, damit man auch unterwegs einen Schluck dabei hat.
Noch auf der Brücke findet man eine weitere Überlebende die man aus einer prekären Situation errettet und mit der man sodann den beschwerlichen Weg in die Stadt sucht, in der hoffentlich noch eines der Rettungsteams zu finden ist. Auf dem Weg dorthin trifft man auch auf andere Personen die mehr oder weniger durchsichtige Motive haben durch eine zerstörte Stadt zu streifen. Immer mal wieder muss man auch eine moralische Entscheidung treffen, z.B. ob man die Kasse in einem verlassenen Laden leert oder ob man den Regenschirm den man gefunden hat bei einsetzendem Platzregen lieber seiner Begleitung gibt oder ihn doch lieber selbst verwendet.
Graphisch wirkt „SOS: Final Escape“ leider etwas trist. Die Texturen sind selbst für das Großstadt-Ambiente sehr simpel gehalten, was bei den sehr großen Flächen die sie bedecken müssen (riesige Brücken, Hochhäuser etc.) vielleicht verständlich aber trotzdem nicht schön ist. Trotzdem gelingt es dem Spiel gut das pompöse Gefühl eines Erdbebens rüberzubringen. Wenn direkt hinter der Figur ein komplettes Haus wegbricht und ins Wasser stürzt und dadurch eine gigantische Fontäne aufspritzen lässt, dann ist man schon gebührend davon beeindruckt. Der Sound ist passend, die Sprecher gut gewählt – allerdings merkt man auch hier wieder deutlich das eigentliche japanische Flair durch, denn gesprochen wird in der ruhigen zurückhaltenden Art eines Japaners und nicht in der forschen direkten Art die man von Amerikanern erwarten würde.
Graphisch hätte man an „SOS: Final Escape“ durchaus noch arbeiten können, aber wer sich für Spiele mit japanischem Feeling erwärmen kann oder wer einfach mal ein Survival Spiel ohne Zombies spielen möchte der landet mit diesem Spiel sicherlich einen guten Treffer.