geschrieben von Sascha Gläsel
Hersteller: Koei; THQ
Genre: Hack´n´Slay
System: GameCube, PAL-Version
Besonderheiten: benötigt Mem.-Card (min. 5 Blöcke); kein 60hz Modus; komplett deutsch
USK (ESRB): Geeignet ab 12 Jahren
Spieler: 1 - 4
Testmuster von: THQ
Koei und actionreiche Massenschlachten im "Gauntlet" Stil? War da nicht was? Richtig, mit "Dynasty Warriors" geht die japanische Spieleschmiede auf der PlayStation2 bald schon in die vierte Runde ihres 3D Schlachtenepos. Statt eine GameCube-Konvertierung des dritten Teils der Reihe, wie auf der Xbox, liefert Koei mit "Mystic Heroes" ein komplett neues Spiel ab, welches deutlich cartoonhafter ist als sein PS2-Pendant.
Bei der Fantasy-Hintergrundgeschichte geht es mal wieder fernöstlich mittelalterlich zu. Die guten Jungs und Mädels haben den grausamen selbsternannten Kaiser Kang und seine Gefolgschaft sicher in einem Verlies verstaut. Doch statt reuig über begangene Untaten zu reflektieren büchsen die Bösewichter aus um erneut Angst und Schrecken über das Land zu bringen. Vier magisch begabte Helden stellen sich der drohenden Gefahr entgegen um die Pläne von Kang und seinen Monsterhorden zu durchkreuzen und sie wieder sicher hinter Schloss und Riegel zu bringen.
Gut gegen Böse, wie überraschend
Die vier Helden im Manga/Anime-Stil unterscheiden sich nicht nur im Äußeren, sondern werfen unterschiedliche Fähigkeiten der Kategorien Magie, Kraft und Beweglichkeit in den Schlachtenring. Während die schnelle und kräftige Naja zum Bleistift im Nahkampf mächtig drauf zu hauen vermag sind ihre magischen Fähigkeiten begrenzt. Die kindlich wirkende Lani dagegen teilt mit ihrer Waffe nicht so effektiv aus ist dafür aber die mächtigere Zauberin. Für die ersten Schritte in "Mystic Heroes" empfiehlt sich der junge Allrounder Shiga, der sowohl mit Magie als auch mit seinem Schwert ordentlich umzugehen versteht. Sein Kumpel Tai ist zwar kompetenter was Hiebe und Zauberei angeht aufgrund seiner mangelnden Schnelligkeit für Anfänger aber nicht erste Wahl.
Habt ihr euch für einen Kempen entschieden geht das Metzeln los. An die Ausbrecher selbst kommt ihr nicht so leicht heran, da sie nichts besseres zu tun hatten, als eine große Untotenarmee aus dem Boden zu stampfen. In den acht Leveln von "Mystic Heroes" (im Spiel "Stufen" genannt) kämpft ihr euch fortan durch die böse Soldateska. Jede Stufe besteht in der Regel aus drei einzelnen separaten Abschnitten an deren Ende mindestens ein fieser Obermotz auf euch wartet. In einigen Stufen konfrontiert euch der dritte Abschnitt mit einem einzelnen fetten Endgegner ohne zusätzliche Feinde. Die achte und letzte Stufe besteht sogar ausschließlich aus harten Fights gegen riesige Bossgegner.
Zauberei und KampfkunstAls Bewaffnung verfügt jeder eurer Protagonisten über Schwert oder Kampfstab mit dem ihr durch Betätigen des A-Buttons einzelne Hiebe oder mächtige Schlagkombos ausführt. Zudem heizt ihr mit vier Arten von Zaubersprüchen kräftig ein. Bei einem normalen Kampfzauber springt von der Hand des Helden eurer Wahl den Feinden zum Beispiel ein Feuerball oder ein Eisblitz entgegen. Haltet ihr den Zauberspruchbutton länger gedrückt wird in eine Ego-Perspektive umgeschaltet - statt der sonstigen Third-Person Ansicht - wobei ihr mehrere Ziele in Sichtweite mit einem Fadenkreuz markiert, die gleichzeitig mit dem sogenannten Zielzauber belegt werden sollen.
Mit den Schwertzaubern dagegen verstärkt ihr eure Schwerthiebe oder initiiert noch mächtigere Super-Duper-Kombos, wenn euer Magievorrat komplett aufgefüllt ist. Zu guter Letzt leisten euch Sprungzauber gute Dienste. Seit ihr von Feinden umringt springt hoch und laßt von oben einen tödlichen Flächenzauberspruch los, der alles in einem kleinen Umkreis um euren Helden erfasst. Welchen Spruch ihr konkret zur Verfügung habt, hängt von Runen ab, von denen jeder Held maximal zwei mit sich führt.
Mächtige ZauberrunenDie Zauberrunen begegnen euch in den vier Elementklassen Eis, Blitz, Wind und Feuer. Jede Rune hält maximal je einen Kampf-, einen Ziel-, einen Schwert- und einen Sprungzauber bereit. Dazu gibt es manchmal weitere kleine Goodies, wie gesteigerte Angriffs- oder Verteidigungswerte. Jeder eurer Helden ist einer der vier Elemente besonders zugetan. Shigas Affinität zu Wind Zaubersprüchen aller Art führt dazu, dass er direkt von Beginn an bereits Level 2 Sprüche ausführen kann, obwohl seine Zauberkünste nur auf Level 1 rangieren.
Für die vier Zauberarten werden getrennt Erfahrungspunkte gesammelt. Benutzt ihr häufig die Schwertmagie, steigert ihr dort die Erfahrung schneller als in den drei anderen Sprucharten. Habt ihr euren Schwertzauberlevel auf zwei gesteigert, dürft ihr von nun an auch entsprechende Level 2 Schwertsprüche benutzen - sogar Level 3, wenn euer Charakter eine Affinität zum Element des Zauberspruches hat. Umsichtiges Vorgehen ist bei Magieeinsatz Pflicht. Zum einen kosten Zaubersprüche Magiepunkte, die ihr durch Einprügeln auf Gegner oder kurzfristiges Meditieren wieder auffrischt. Zum anderen machen eure Sprüche keinen Unterschied zwischen Gegnern und auf eurer Seite mitkämpfende Verbündete.
SammelwutNeue Runen und damit neue Zaubersprüche könnt ihr auf zwei Weisen erwerben: Einige sind auf den Schlachtfeldern versteckt. Achtet auf Behältnisse, wie mannshohe Tonkrüge oder Schatztruhen. Andere bekommt ihr, wenn ihr zum Beispiel eine bestimmte Anzahl an Mehrspielergefechten absolviert oder es im Spielmodus "Überleben" bis zum Ende geschafft habt. Immerhin 82 Runen wollen so erspielt werden. Eine Liste aller verfügbarer Runen ist jederzeit einsehbar. Auf den Schlachtfeldern findet ihr zusätzlich in diversen Behältnissen verstaute andere Extras. Lebensenergie oder Magiepunkte aufpäppelnde Items warten ebenso auf einen ehrlichen Finder wie Eigenschaftswerte steigernde Goodies.
Im Story-Modus, dem eigentlichen Herz von "Mystic Heroes", in dem die Geschichte von Kang und seinen heldenhaften Gegenspielern erzählt wird, seit ihr in den Auseinandersetzungen meist nicht allein unterwegs. Computergesteuerte Kumpel mitsamt Leibwächtern greifen euch in den Scharmützeln unter die Arme. Allerdings solltet ihr immer ein wachsames Auge auf eure Kompadres haben. Wenn sie von Feinden umzingelt um Hilfe bitten solltet ihr ihnen schleunigst unter die Arme greifen, wenn ihr auch weiterhin in diesem Abschnitt ihre Unterstützung genießen wollt. Ein Verlust macht sich später auch bei der Punktevergabe negativ bemerkbar.
Willkommene ComputerkollegenHaben ihnen die Gegner besonders übel mitgespielt, ziehen sich eure Computerkollegen für kurze Zeit zurück um ihre Energien aufzufrischen. Nach einer Weile kehren sie mit frischen Kräften zum Ort des Geschehens zurück und kämpfen weiter Seite an Seite mit euch. Sorgt in diesem Fall dafür, dass der Fluchtweg von Feinden gesäubert ist, damit eure angeschlagenen Verbündeten nicht noch in letzter Sekunde überwältigt werden. Sie fallen dann zwar für den Level aus, sind aber im nächsten Abschnitt wieder mit von der Partie.
Die Kämpfe führen euch durch abwechslungsreiche Locations. Die Palette reicht von offenen Feldschlachten zum Beispiel vor einer Festung, über harte Scharmützel in verwinkelte Schluchten bis hin zu kniffligen Auseinandersetzungen in engen Palastgängen. Neben den aggressiven Monsterhorden setzen euch Geschütze und fiese Fallen zu, wie automatische Bogenschusseinrichtungen oder herabstürzende Felsen. Dazu sorgen Hüpfeinlagen und das ein oder andere kleinere Schalterrätsel der Marke "aktiviere alle Schalter um den Levelausgang zu erreichen" für ein wenig Abwechslung.
Der EinzelkämpferEine besondere Herausforderung bietet der Überlebens-Modus. Ganz allein dafür mit voll aufgelevelten Charakteren müsst ihr euch durch die Gegnerhorden schlagen. Drei Überlebenskämpfe mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad und mit je vier Abschnitten stehen euch zu Beginn zur Verfügung. Weitere schwerere Battles könnt ihr herausspielen. Bringt hierfür aber etwas mehr Zeit mit, da ihr zwischen den Abschnitten nicht speichern dürft. Habt ihr euch durchgeschlagen, winken ein Highscoreeintrag, ein langes Passwort für die Highscorejagd auf einer speziellen Internetseite des Herstellers und Runen mit sehr, sehr nützlichen Extraeffekten aber relativ schwachen Zaubersprüchen.
Widmet euch möglichst allen Schwierigkeitsgraden und allen Protagonisten um alle Geheimnisse aufzudecken, wie neue Runen oder weitere spielbare Charaktere. Beginnt deshalb ruhig den Story-Modus im einfachsten Schwierigkeitsgrad. Netter Nebeneffekt: Beim nächsten Anlauf mit demselben Helden dürft ihr die aufgepowerten Werte übernehmen, was bei dem ein oder anderen schweren Endgegner eine deutliche Hilfe ist. Je nach gewähltem Charakter ist zudem der Ablauf des Story-Modus leicht unterschiedlich. Shiga und Lani nehmen einen etwas anderen Weg zur finalen Auseinandersetzung als Tai und Naja.
MehrspielerfreudenBis zu vier Spieler dürfen es gemeinsam oder gegeneinander krachen lassen. In fünf speziellen Multiplayerschlachtfeldern geht es via Splitcreen zur Sache. Sind nur zwei oder drei menschliche Mitspieler zur Hand übernimmt der Computer auf Wunsch die Steuerung des dritten und/oder vierten Protagonisten. Zur Wahl stehen sowohl zwei kooperative Spielmodi als auch direkte Duelle zwischen den menschlichen Mitspielern ohne Monsterhorden - für letzteres stehen weitere fünf Arenen bereit. Doch auch in den kooperativen Spielmodi wird gegeneinander gespielt. Am Ende eines Levels gibt es nämlich Punkte mitsamt Ranking für besonders erfolgreiches Schnetzeln.
Optisch erinnert "Mystic Heroes" mit seinen Kulleraugenhelden an typische japanische Animes. Es erwartet euch ein überwiegend flüssiger Spielablauf mit massig kunterbunten Spezialeffekten bei Magieeinsatz. Erkauft wird dies durch eine geringe Sichtweite. Die Kamera dürft ihr nicht heran- oder herauszoomen, was an der ein oder anderen Stelle zu Übersichtsproblemen führt, die nicht immer durch Drehen der Kamera mittels des C-Sticks behoben werden können. In den Leveln bekommt ihr einige kleine Details wie etwa Gras oder Büsche zu sehen. An die Grafikpracht eines "Starfox Adventures" reicht "Mystic Heroes" aber nicht heran. Zwischensequenzen laufen zum Teil in Spielegrafik zum Teil in wenig spektakulären FMV's ab.
Deutsche SprachausgabeNeben den üblichen Soundeffekten der tobenden Kämpfe bekommt ihr ein wenig Hintergrundmusik auf die Ohren. Sie passt athmosphärisch sehr gut zum Geschehen könnte aber sicher einigen, wie zum Beispiel meiner Wenigkeit, auf die Nerven fallen. Zum Glück dürft ihr sie in den Optionen ausschalten. "Mystic Heroes" kommt nicht nur mit deutschen Texten sondern auch mit deutscher Sprachausgabe daher. Leider agieren die Sprecher auf Amateurniveau.
Gespeichert wird in fünf Speicherslots, von denen jeder 5 Blöcke auf der Memory Card verschlingt. Abspeichern ist im Story-Modus nur zwischen den einzelnen Abschnitten einer Stufe möglich und nicht während der Kämpfe. Ihr müsst also schon etwas Zeit mitbringen, da einige Gefechte in größeren Arealen über eine halbe Stunde und länger dauern können. Negativ: Bei den Highscores können keine eigenen Namen geschweige denn Initialen eingegeben werden. Es tauchen nur die Namen der verwendeten Kämpfer auf. Dafür werden bei den Bestmarken aber nicht nur erzielte Punkte aufgeführt, sondern auch wie schnell ihr eine Stufe hinter euch gebracht habt oder wieviel Gegner ihr insgesamt ausgeschaltet habt.
Eines Vorweg: Das Spielprinzip gewinnt mit Sicherheit keinen Innovationspreis und strotzt mitnichten mit massenhaft spielerischer Abwechslung. Schließlich müsst ihr ja "nur" mit Schwert und ein paar Zaubersprüchen kleinere Untotenhorden niedermetzeln. Hinzu kommen ein paar kleinere vernachlässigbare Schnitzer, wie die fehlende Namenseingabe bei der Highscoreliste, die trashige deutsche Synchronisation, ab und an kleinere Übersichtsprobleme oder die geringe Sichtweite.
Trotzdem machen die Massenschlachten schnell Laune. Eine direkte und einfach zu erlernende Steuerung, beizeiten einsetzende Sammelwut nach Extras und Runen, einem ordentlichen Mehrspielerteil und nicht zuletzt die herausfordernden Endgegnerduelle machen "Mystic Hereos" zu einem empfehlenswerten Vertreter seiner Genrezunft. Nicht nur Action-Fans mit einem Faible für Games im "Gauntlet" Stil sollten unbedingt einen Blick riskieren (sag).