geschrieben von Sascha Gläsel
Hersteller: Ubi Soft
Genre: Stealth Action
System: Xbox, PAL-Version
Besonderheiten: Komplett deutsch, inkl. "Making of", Content Download über Xbox Live
USK (ESRB): Geeignet ab 16 Jahren
Spieler: 1
Testmuster von: eigene Anschaffung
In naher Zukunft: Splinter Cell Agenten sind das Rückgrat von Third Echolon, einer geheimen Abteilung innerhalb des us-amerikanischen Geheimdienstmolochs NSA. Da diese Superagenten zwecks Informationsbeschaffung allein hinter feindlichen Linien operieren, wird deren Existenz von der Regierung geleugnet. So steht ein Splinter Cell bereit, als die CIA eine ihrer Agentinnen in Georgien vermisst. Da kann nur noch einer helfen: Sam Fisher.
Aufgrund zahlreicher erfolgreicher Ensätze ist Sam Fisher ein Veteran dieser Agentenspezies. Er ist ein Infiltrationsspezialist, der mit allerlei High-Tech Ausrüstung möglichst unerkannt in feindlichem Gebiet operiert. Das Spionageequipment eures Agenten umfaßt zur Selbstverteidigung eine schallgedämpfte Pistole und ein ebenso leises Sturmgewehr mit einem Mehrzweckwerfer nebst einigen höchst nützlichen Untensilien. Eine Restlichtverstärkerbrille läßt euch nicht im Dunkeln tappen. Verschlossene Türen rückt ihr mit diversen Dietrichen zu Leibe oder erspäht vorer die Geschehnisse dahinter mit einer flexiblen Optik. Dazu erweisen sich unter anderem noch ein Lasermikro zum Abhören von Gesprächen, ein Kamerastörsystem oder Haftminen als äußerst nützlich.
Informationsbeschaffung
Vor allem das Gewehr von Sam Fisher erweist sich im späteren Spielverlauf als willkommener Tausendsassa - die ersten Missionen müssen noch ohne absolviert werden. Es verschießt nicht nur geräuschlos normale Gewehrmunition sondern über den zusätzlichen Mehrzweckwerfer auch Spezialgeschosse. Das Repertoire reicht von nicht tödlichen Ringflächen- und Tasergeschossen bis hin zu einer pfiffigen Haftkamera, Gasgranaten oder einem Lärmgenerator. Dieser lockt mit simulierten Geräuschen Wachen an und schickt sie dann mit CO2 Gas ins Reich der Träume. Tasergeschosse eignen sich hervorragend mehrere Gegner auf einmal auszuschalten, wenn ihr sie in Pfützen lockt und diese mit der Taserladung unter Strom setzt.
Selbstverständlich ist Sam Fisher dank knochenharter Anti-Terror-Ausbildung körperlich in Top-Form. An Vorsprüngen oder an Seilen entlang hangeln? Sich aus schwindelerregender Höhe abseilen? Im Spagat zwischen zwei eng beeinanderstehenden Wänden hochkraxeln? Mit einem Doppelsprung auch hohe Hindernisse erklimmen? Null Problemo. Er kann sogar schießen, während er sich mit der anderen Hand an einem Seil festklammert. Obwohl fast alle Buttons des Xbox-Pads dank Sam Fishers vielerlei Talenten mit Kommandos belegt sind, steuert es sich nach einer kurzen Eingewöhnungsphase sehr intuitiv. Zumal Aktionen, wie das Hangeln an Vorsprüngen oder Herunterrutschen an Seilen automatisch in die Wege geleitet werden, wenn ihr Sam in entsprechende Position bringt. In einem Trainingsparcour werden euch die grundsätzlichen Fähigkeiten näher gebracht, die ihr in den recht schweren Missionen im Schlaf beherrschen solltet.
Mein Freund, die Dunkelheit
Erste Agentenpflicht ist nämlich auf keinen Fall gesehen zu werden. Da Sam allein unterwegs ist, sind Alarme sein schlimmster Feind, rufen sie doch meist gleich eine Menge Wachen oder Soldaten auf den Plan, die sich sofort auf ihn stürzen. Nach nur wenigen Treffern ist es um euren Helden schließlich geschehen und es heißt "Game Over". Da nützen euch auch die ab und an herumliegenden Medizinkits nichts mehr. Also bewegt euch möglichst vorsichtig durch dunkle Ecken außer Sicht von Gegnern oder Überwachungskameras. Rambos haben keine Chance, da ihr nur über einen sehr begrenzten Munitionsvorrat gebietet der nur selten durch in den Leveln meist gut versteckten Nachschub aufgestockt wird.
Der gewitzte Agent pirscht sich statt dessen langsam und leise von hinten an Gegner heran und betäubt sie elegant mit dem Gewehrkolben oder schlägt sie mit der Faust nieder. Wo das nicht geht lockt ihr sie durch den Lärm einer weggeworfenen Dose oder Flasche geschickt in die richtige Position. Damit ist es allerdings noch nicht getan. Laßt ihr die Körper einfach so in der Gegend herumliegen besteht die Gefahr, dass Patrouillen sie später entdecken und den Braten riechen und Alarm schlagen. Nehmt sie also Huckepack und verstaut sie sicher in nicht einsehbare dunkle Ecken. Manchmal geht es auch ganz ohne Gewalt, in dem ihr euch einfach vorbeischleicht. Die Wahl liegt ganz bei euch.
ÜberredungskünsteBei einigen Aufträgen ist es nötig, dass ihr vorgegebene Zielpersonen nicht nur einfach nieder schlagt oder gar erschießt. Nehmt ihr bestimmte Leutchen hinterrücks in den Würgegriff, presst ihr aus ihnen wichtige Informationen heraus. Einige Räumlichkeiten sind zum Beispiel durch Retina-Scanner gesichert. Mit vorgehaltener Pistole überredet ihr zugangsberechtigte Zeitgenossen euch über dieses kleine Hinderniss hinweg zu helfen. Bittet sie einfach mit sanfter Gewalt vor den Scanner. Seit ihr mal in Kämpfe verwickelt müssen Bösewichter darüber hinaus schon einmal als menschliches Schutzschild für Sam Fisher herhalten. Zimperlich ist er also nicht gerade.
Eine Stealth Anzeige verdeutlicht, wie sicht- oder unsichtbar ihr gerade seit. Im Dunkeln erkennen euch nur Soldaten, die selbst über ein Nachtsichtgerät verfügen. Im grellen Schein von Neonlampen spürt euch dagegen selbst ein fast blindes Huhn sofort auf. Sorgt also möglichst unauffällig für schlechte Sicht, indem ihr Lichtschalter betätigt oder Lampen gleich zerballert. Die realistisch herausgearbeiteten beeindruckenden Lichteffekte in "Splinter Cell" sind also nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern haben spielentscheidende Bedeutung. Gleiches gilt auch für den Sound. Wenn ihr zu viel Lärm macht ist die Entdeckungsgefahr weitaus höher, als wenn ihr langsam und damit leise schleicht. Bei besonders lautem Untergrund oder in von Lauschmikros geschützten Räumlichkeiten gilt das gleich doppelt. Meidet besonders hellhörigen Boden wenn möglich und schleicht geduckt nur langsam voran.
Stealth ActionInsgesamt neun Missionen warten auf Sam Fisher. Hört sich nach wenig an. Ist es aber nicht. Jede eurer Aufträge besteht aus mehreren kleineren Teilabschnitten, in denen bestimmte Missionsziele erfüllt werden müssen. Diese können sich auch während eines Auftrages durchaus einmal ändern, je nachdem was Sam auf seiner Pirsch so alles entdeckt. Im Prinzip läuft es in jedem Level immer darauf hinaus möglichst unauffällig in stark gesicherte Gebiete vorzustoßen um eine Person oder einen weiterführenden Gegenstand oder Information zu finden. Dabei ist in erster Linie euer Gripps gefordert, da es immer mehrere Möglichkeiten gibt an Wachen oder Überwachungseinrichtungen vorbei zu schlüpfen.
Ein kleines Beispiel: Über einem schmalen Fenstersims hat sich Sam Fisher in eine Küche geschlichen, in der zwei Köche fröhlich ihrem Handwerk nachgehen. Wie an ihnen vorbeikommen? Auf die harte Tour: Sam zieht seine Pistole und versucht sie mit zwei gezielten Kopfschüssen zu erledigen. Oder er schleicht sich vorsichtig von hinten an und schlägt sie schnell nieder. Anschließend werden die Körper in einem Nebenraum versteckt. Der gewaltlose Weg: Sam schnappt sich eine Flasche und wirft sie in die andere Ecke des Raumes, so dass er ungesehen an den durch den Krach angelockten Köchen vorbeischleichen kann. Und es gibt sicher noch ein paar andere Wege an dieser Stelle wohlbehalten weiter zu kommen.
Schleichen oder ballern?Um Missverstänissen vorzubeugen: Auch Sam Fisher muss öfter zu seinen Waffen greifen. In einigen Situtionen läßt es sich nämlich nicht vermeiden auf auftauchende bewaffnete Soldaten zu schießen, die durch eure Aktionen auf den Plan gerufen wurden. Außerdem legt ihr bei Bedarf mit einem gezielten Schuss Lampen oder Überwachungskameras lahm. In den ersten drei Missionen vornehmlich mit der Pistole in späteren Abschnitten steht mit dem Sturmgewehr dann auch stärkeres Kaliber zur Verfügung. Das Gewehr ist auch für den Snipereinsatz geeignet. Per Knopfdruck hält Sam für kurze Zeit den Atem an um das Ziel präziser per Zoom ins Fadenkreuz zu bekommen.
Sam Fisher steuert ihr in einer Third-Person-Ansicht wie weiland Lara Croft bis auf wenige sehr seltene Ausnahmen immer flüssig durch die Spionagemissionen. Die Kamera ist dabei frei um euren Superagenten beweglich, so dass Probleme in Punkto Übersichtlichkeit so gut wie keine auftreten. Dafür dürft ihr euch an der hervorragenden Optik mit seinen grandiosen Licht und Schatteneffekten gütlich tun. Alle abwechslungsreichen Schauplätze, die euch unter anderem auf eine Ölplattform, ins CIA Hauptquartier oder in einen Schlachthof führen, strotzen nur so vor liebevoller kleiner Details und vielfältigen Texturen. Hinzu kommen die verblüffenden Effekte bei Einsatz des Restlichtverstärkers oder der Wärmebildkamera.
Audiovisuelles EreignissDie Soundeffekte sind ebenfalls erstklassig. Die verschiedenen Bodenbeläge machen sich unterschiedlich laut bemerkbar. Über Teppich in diversen Büros läuft es sich mit den gedämpften Schritten hörbar leiser, als über die nackten Stahlträger einer Ölplattform. Die deutsche Sprachausgabe wirkt sehr professionell. Allen voran Sam Fisher höchstselbst, dem von keinem geringeren als der deutsche Synchronstimme von Hollywoodstar Nicolas Cage Leben eingehaucht wird. Speichern dürft ihr leider nicht jederzeit. Statt dessen wird nach bestimmten Abschnitten eine Speichermöglichkeit geboten. Hierzu stehen drei Speicherslots auf eurer Festplatte zur Verfügung. Bis auf wenige Ausnahmen sind diese sehr fair gesetzt, so dass nach wenigen Minuten Einsatzzeit wieder gespeichert werden kann.
Wer über Xbox Live verfügt darf sich freuen. Ubi Soft verspricht Bonusdownloads via Microsofts Onlinespieledienst. Zum offiziellen Start von Xbox Live am 14. März wird die französische Spieleschmiede einen weiteren Level zum kostenlosen Download anbieten. Name: "Kola Cell".
Mein Dank geht an Torsten, dessen Leihgabe diesen Test erst möglich machte :)
"Splinter Cell" ist Stealth Action par excellence. Das umsichtige und vorsichtige Vorantasten durch die stark gesicherten Locations der neun Missionen ist audiovisuell prächtig in Szene gesetzt und fesselt mit spannender Hintergrundgeschichte, coolem Superagenten und komplexer aber eingängiger Steuerung von der ersten Minute an. Gerade auch, weil nicht nur schnelle Reaktionen sondern vor allem eure kleinen grauen Zellen gefordert werden um die Missionsziele zu erreichen. Einziger minimaler Dämpfer ist der sehr anspruchsvolle Schwierigkeitsgrad. Eine falsche Entscheidung, eine unbedachte Bewegung oder ein versehentlich liegen gelassener besiegter Gegner und schon seit ihr von mehreren heftig und gezielt ballernden Gegnern umringt, die euch nur allzuschnell zum Ladebildschirm des letzten Spielstandes katapultieren (sag).