geschrieben von Torsten Edelmann
Hersteller: Capcom
Genre: Survival Horror
System: GameCube, US-Version
Besonderheiten: Zwei Figuren System
USK (ESRB): -
Spieler: 1
Testmuster von: Lokaler Spieleverleih
Wer kennt sie nicht, die Resident Evil Serie, die als einer der Begründer des Survival Horror Genres auf Konsolen gilt. Nach mehreren Folgen und einem Remake des ersten Teils auf dem GameCube erscheint jetzt Resident Evil Zero exklusiv für eben diesen.
Resident Evil Zero trägt seinen Namen nicht zu unrecht, denn zeitlich spielt diese Episode vor allem anderen Resident Evil Teilen. Und so erfahren wir schließlich auch wie es überhaupt zum Ausbruch des T-Virus gekommen ist und weitere interessante Hintergründe der Gesamtstory. Und wir treffen auf alte Bekannte wie z.B. den Tyrant, der vielen sicherlich noch aus Resident Evil: Codename Veronica bekannt sein dürfte.
Wieder einmal ist ein S.T.A.R.S. Team unterwegs um geheimnisvolle Ereignisse in Racoon City zu hinterfragen. Leider fällt auf geheimnisvolle Weise ihr Helikopter unterwegs aus und sie sind gezwungen in einem Wäldchen notzulanden. Rebecca Chambers, jüngstes Mitglied dieses Bravo Teams, stößt schon bald nicht etwa erst mal auf ein Haus sondern auf einen Zug. Dessen Passagiere wurden von einer Art Super-Blutegel angegriffen und zum großen Teil in die bereits bekannten Zombies transformiert. Kaum im Zug trifft Rebecca auch bald auf Billy Coen, einen Ex-Marine der als Häftling auf einem Gefangenentransport unterwegs war und bei einem Umfall seinen Wächtern entkommen ist.
Auf diesem Zug geht es bei strömendem Regen los und manchmal muss sich Rebecca ganz schön beeilen um noch rechtzeitig irgendwo hin zu gelangen... Gegen ihren ursprünglichen Instinkt wird Rebecca sich bald schon mit Billy zusammentun, denn nur allzu schnell müssen beide feststellen, dass sie alleine keine Chance auf Überleben haben.
Und das bringt uns gleich zu einer ersten Neuerung dieser neuen Resident Evil Folge, denn zum ersten mal spielt man nicht nur eine Figur alleine die ab und zu mal auf andere Personen trifft, sondern stattdessen spielt man über längere Zeiträume hinweg gleichzeitig Rebecca und Billy. Dabei steuert man immer einen der beiden Charaktere während der andere entweder selbstständig folgt oder aber an einer beliebigen Stelle „geparkt“ werden kann. Mit nur einem Tastendruck kann zwischen den beiden gewechselt werden, was auch oft nötig ist, stößt man doch immer wieder auf Rätsel die Rebecca und Billy nur gemeinsam lösen können. Aus diesem Grund haben beide auch einmalige Eigenschaften, so kann nur Rebecca die bekannten Heilkräuter mischen und mit chemischen Utensilien umgehen, während Billy viel stärker als Rebecca ist und deswegen als einziger Kisten und andere schwere Gegenstände verschieben kann. Mitunter sind die beiden Figuren auch in getrennten Räumen und werden von einer Tür oder ähnlichem getrennt, die sie mit gemeinsamer Zusammenarbeit öffnen müssen. Für gewöhnlich gibt es dann in der Nähe eine Art kleinen Aufzug mit dem Rebecca und Billy sich gegenseitig Gegenstände schicken können. Sehr angenehm ist es auch, dass der begleitende Charakter, solange er sich im selben Raum befindet, immer auch direkt mit dem C-Stick gesteuert werden kann, so dass man ihn bei Notwendigkeit leicht an eine bestimmte Stelle führen kann, wo man ihn gerne haben möchte.
Eine weiter Neuerung ist das Inventarsystem. Wie auch in vorherigen Teilen sind die Inventarmöglichkeiten der beiden Figuren recht klein, d.h. man jeder kann nur wenige Gegenstände mit sich tragen. Allerdings ist es nicht mehr notwendig umständliche Lagerkisten aufzusuchen, sondern vielmehr kann man jeden Gegenstand beliebig überall (mit wenigen Ausnahmen) fallen lassen. Dort bleibt er dann gut sichtbar liegen (aufnehmbare Gegenstände blinken immer mal wieder um auf sich aufmerksam zu machen), falls man ihn später doch noch mal braucht. Das kürzt lange umständliche Wege deutlich ab, insbesondere wenn man anfängt Gegenstände für die man momentan keine Verwendung hat in einem zentralen Raum zu lagern, so dass man sie bei Notwendigkeit schnell erreichen kann. Natürlich könnte es leicht passieren, dass man vergisst wo man einen bestimmten Gegenstand hat fallen lassen, aber glücklicherweise kann man sich in der Kartenansicht die genaue Position jeden Gegenstands den man zumindest einmal berührt hat, anzeigen lassen.
Sehr angenehm fällt auch auf, dass das obligatorische Haus (denn nach dem Zug muss man natürlich doch wieder ein Herrenhaus durchsuchen) bei weitem nicht so hochsicherheitstraktartig verriegelt ist wie man das von bisherigen Resident Evil Teilen gewohnt ist. Natürlich gibt es immer noch Türen die sich nur mit dem richtigen Gegenstand öffnen lassen, aber bereits zu Anfang kann man recht viele Räume des Hauses betreten und hat somit nicht das frustrierende Gefühl dauernd auf der Stelle zu treten.
Atmosphärisch ist Resident Evil Zero wie immer hervorragend. Die Stimmung wird wie bisher auch durch dramatische Kameraeinstellungen und exquisite akustische Untermalung verstärkt, wie üblich kann das dazu führen, dass man weis, dass irgendwo ein Gegner ist (denn schließlich zeigt das dramatische Anschwellen der Musik es an), dass man ihn aber nicht sieht, weil er sich außerhalb des Kamerawinkels befindet. Dank automatischem Zielen und tatkräftiger Unterstützung des begleitenden Charakters, den man allerdings auch zur Untätigkeit verdammen kann, falls man nicht von ihm unterstützt werden möchte, ist das alles glücklicherweise kein wahrhaft großes Problem.
Auf sich allein gestellt hat Rebecca durchaus Probleme mit drei Zombies gleichzeitig - wenn Billy hier wäre, wäre vieles einfacher. Dafür kann man aber die wunderbaren Lichteffekte des Kamins bewundern ... solange man noch Zeit hat. Graphisch sieht Resident Evil Zero dem für den GameCube erschienen Remake des ersten Teils sehr ähnlich. Die Umgebungsgraphiken sind wunderbar fein gearbeitet und hervorragend beleuchtet, die Figuren bewegen sich anmutig und realistisch. Insbesondere das herab- und hinaufsteigen auf Leitern, was ja sonst immer ein großes Problem zu sein scheint, haben die Programmierer in diesem Teil hervorragend hingekriegt. Für die Cutscenes werden sowohl vorgerenderte Filme als auch direkt die Spielgraphik verwendet. Durch die hohe Qualität der Spielgraphik ist der Bruch dabei nur relativ minimal.
Für Fans der Resident Evil Serie ist der neue Teil natürlich sowieso ein absolutes Muss. Aber auch diejenigen die bisher Abstand von Resident Evil genommen haben könnten sich mit Teil Zero anfreunden, da viele frustrierende Elemente (Inventarsystem etc.) vereinfacht und dadurch handlicher wurden. Das neue Zwei-Figuren-System bringt zwar einen interessanten Twist in das Spiel, wurde aber leider nicht so ausgiebig genutzt wie man es hätte tun können. Alles in allem bleibt Resident Evil Zero aber auf jeden Fall eines der besseren Exemplare des Genre und kann Survival Horror Fans durchaus ans Herz gelegt werden.
Getestet wurde die amerikanische Version auf einem deutschen GameCube mittels der Freeloader Disk. Die Spielbarkeit war einwandfrei in 60 Hertz und es konnte keine merkliche Reduzierung in Graphik oder Geschwindigkeit festgestellt werden.