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Ecco the Dolphin: Defender of the Future

geschrieben von Marcus Reichle

Hersteller: Sega / Appaloosa Interactive
Genre: Action-Adventure
System: Dreamcast, PAL-Version
Besonderheiten: VMS
USK (ESRB): ab 12 Jahre
Spieler: 1
Testmuster von: Handel

Bei dem Wort Delphin fällt wohl jedem, der mit dem Fernsehen aufgewachsen ist, der Name des mit Lessie berühmtesten animalischen Serienstars aus vergangen Tagen ein: Flipper! Wer hätte damals nicht auch gerne so einen klugen Freund wie Flipper gehabt?! All die junggebliebenen Flipper-Schwärmer oder solche die es werden möchten, wird Ecco sicherlich verzücken!

Die ungewöhnliche Spielfigur ist nämlich Euer Alter Ego: Wie man in einer kurzen Echtzeit-Einführung erfahrt kann, wird Eccos Geschichte in einer Zeit erzählt, in der Delphine und Menschen gleichberechtigt nebeneinander lebten. Die Säugetiere waren gar dem Homo Sapiens an Intelligenz überlegen; ausschließlich ihrer Errungenschaften war es zu verdanken, dass unsere Erde von außerirdischen Angriffen einer fremden Rasse und einer anschließenden Invasion derer gerade noch entkommen war - wie man sieht, ist die Story etwas arg an den Haaren herbeigezogen, doch daran sollte man sich nicht allzu sehr stören, denn es kommt noch bunter. Nun geschah es, dass die Wunderwaffe der Delphine, ein überdimensionaler Kristall, zerstört wurde und nur noch ein einziger Delphin das düstere Schicksal abzuwenden vermag, genau, es ist Ecco - Defender of the Future!

Ist das nicht allzu berauschende Intro an Euch vorübergezogen, kommt dagegen schon Sekunden später (Level-Ladepause) das erste "Wow". Welch' eine Grafik und Animation Eures Eccos: "Das ist er, das ist Flipper, wie er leibt und lebt", werden wohl folgen; denn nur selten zuvor hat man solch ein authentisch animiertes Tier im virtuellen Nass gesehen. Euer Säugetier beherrscht alle Bewegungen seines reales Pendant: Durch rhythmisches Tippen des Buttons bewegt sich Eccos Schwanzflosse harmonisch auf und ab, und lässt ihn scheinbar mühelos durchs Wasser gleiten. Das einmalige Drücken der B-Taste hingegen lässt den Delphin mit Hilfe eines einzigen kräftigen Flossenschlages kurzzeitig noch schneller werden. So kann Flipper - ach nein - Ecco mit Sprüngen und sogar Saltis aus dem Wasser brillieren. Die 3D-Umgebung, die man aus der "von-hinten"-Perspektive betrachten darf, steht dem schlauen Fisch in nichts nach: Das erste Level empfängt Euch in einer verträumten Südsee-Bucht mit seiner gesamten Unterwasserfauna. Bunt getünchte Fisch-Schwärme ziehen an Euch vorbei, die einen gemütlich, die anderen chaotisch, wild umherflitzend; Schildkröten, Haie und die unverkennbaren Hammerhaie ziehen dagegen königlich ihre Bahnen. Letztere greifen Euch gar an, sobald Ihr ihnen zu nahe kommt. Jedoch können auch giftige Algen oder gefräßige Piranhas Eure Lebensleiste schnell schmälern. Darauf fluchs ein paar Fisch-Häppchen gefuttert, geht's Euch anschließend gleich wieder deutlich besser - die Leiste hat sich wieder gefüllt. Ein weiterer Luft-Balken nötigt Euch ab und an, an der Oberfläche Luft zu tanken. Doch was muss man eigentlich in Ecco - Defender of the Future machen; wird hier etwas abgeballert oder gefressen?

Actiongewöhnte Konsoleros seien vor dem Säuger gleich gewarnt, denn Ecco liebt es ruhig und macht seinem Ruf als eines der intelligentesten Lebewesen aus dem Tierreich alle Ehre: Es wartet knackige Rätzelkost auf einen, die nur mit viel - ich betone "viel" - Geduld gelöst werden können: Hatte man schon leichte Probleme in einem der ersten Level ein Wal-Baby zu finden, dass unter einem Geröll-Haufen verschüttet worden war, werdet Ihr Ecco mehr als einmal einen unschönen "Thunfischnetz-Unfall" wünschen, da es keine klaren Levelaufgaben gibt. Zwar geben Euch Edelsteine sprachlich verschlüsselte Hinweise und eine kurze Kamerafahrt zeigt Euch vor Level-Beginn die wichtigsten Stellen auf die Ihr achten müsst, sie alle helfen einem leider oft nur wenig. So liegt es an Eurem persönlichen Adventure-Drang die - oft erst "im nachhinein" - logischen Rätsel zu lüften, wie's und wo's nun weitergeht.

Für Motivation sorgt dabei das unglaubliche Ambiente in dem Ihr Euch frei bewegt - man möchte einfach immer mehr von dieser Unterwasser-Traumwelt sehen; denn wer weiss, vielleicht verbirgt sich in der Höhle direkt vor Eurer Nase ein mystischer Unterwassertempel, der durch eintreffende Sonnenstrahlen in einem imposanten Lichtspiel erscheint! Außerdem könnt Ihr schon bald neue Fähigkeiten erlangen, welche der Spieltiefe zu Gute kommen, hier wäre das "Fischlied", "Schildkrötenlied" und "Haienlied" zu nennen. So könnt Ihr durch das "Fischlied" jeden x-beliebigen Fischschwarm durch einen Sonar-Ruf zu Euch holen und sich von diesem begleiten lassen; dabei dienen Euch leuchtende Exemplare als praktische Taschenlampe in stockdunklen Höhlengewölben.

Das Haienlied hingegen betäubt Euren natürlichen Feind und Ihr könnt diesen durch mehrere Stoßattacken in die ewigen Fischgründe befördern. Weiter besondere Fähigkeiten, wie "die Macht des Sonars" oder "der Ausdauer" könnt Ihr Euch im weiteren Spielverlauf aneignen. Dabei wird die Fähigkeit jeweils nur aktiviert, wenn Ihr das dafür passenden Juwel aufspürt. Erst jetzt könnt Ihr mit Eurer besonderen Gabe beispielsweise noch zuvor unmöglich erscheinende Gegenströme passieren oder gar einen riesigen Gesteinsbrocken zertrümmert, der den darunter aufgestauten Wasser-Druck schlagartig entläd. Ecco gerät darauf hin in eine immense Strömung und Ihr müsst nun reaktionsschnell diversen Gesteins-Hinternissen ausweichen - doch ein wenig Action!

Im Hintergrund begleiten Euch dazu New-Age angetouchte Musikstücke, die zwar etwas gemächlich vor sich hin plätschern, einem jedoch nicht unbedingt auf den Wecker gehen.

fazit

Lust und Frust liegen bei Ecco the Dolphin sehr nah beieinander, denn nur die Wenigsten werden die Muße aufbringen, Stunde um Stunde nach einer Anwort auf die Frage des Weiterkommens zu suchen.

Mögen die neunmalklugen "lies doch zwischen den Zeilen"-Hilfen gut gemeint sein, verfehlen sie jedoch allzusehr ihre eigentliche Aufgabe, den Spieler zu unterstützen. Die integrierte Auto-Abspeicherung ist zwar ebenfalls nett gemeint, führt aber des Öfteren beim Spieler zu krassen Missverständnissen: "Puh, endlich die komplette Teilaufgabe geschafft, jetzt muss ich erst mal entspannen, es wird schon abgesaved haben". Spätestens bei den ersten vergeblichen Ladeversuch, ist man wieder voll gespannt.

Wer es mit seinem Spielergewissen vereinbaren kann, schielt mit einem Auge auf eine rettende Komplettlösung - so sollte es, trotz all dem gebotenen Augenschmauß, nicht laufen, daher gibt's von mir spürbaren Punkteabzug! (mr)


grafik: 9.0 | sound: 8.0 | gameplay: 7.0 | gesamt: 8.0
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