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Excitebike 64

geschrieben von Sascha Gläsel

Hersteller: Left Field Productions / Nintendo
Genre: Motocross-Rennspiel
System: Nintendo 64, US-Version
Besonderheiten: unterstützt Rumble-, Expansion- und Controller Pak
USK (ESRB): ohne Altersbeschränkung
Spieler: 1-4
Testmuster von: Eigenimport

Eines muss man Nintendo lassen. Wenn sich Big N an ein Rennspiel wagt, dann kommt am Ende nicht irgendein 08/15 Autorennen heraus, was schon die Jetskis in "Wave Race 64" eindrucksvoll bewiesen. Diesmal im Fokus des Interesses: Motocross Motorräder. Mit dem neuesten Streich "Excitebike 64" belebt Nintendo einen NES-Klassiker um an den Erfolg von "Wave Race 64" anzuknüpfen.

Zu Beginn habt ihr die für Rennspiele üblichen Auswahlmöglichkeiten. Entscheidet euch für eine Saison mit fünf aufeinander folgenden Rennen in einem von drei Schwierigkeitsgraden, startet ein einzelnes Rennen, macht Jagd auf Bestzeiten im Time Trial oder passt in den Optionen das Game euren Bedürfnissen an. Daneben wird euch abseits der normalen Konsolen-Rennspielpfade noch zwei ungewöhnliche Menüpunkte geboten. Als da wären ein paar Special Tracks, die von einem Fussballspiel mit Motorrädern bis hin zum NES Klassiker "Excitebike" in grafisch aufgebohrter Pracht oder im Original reicht, und ein kinderleicht zu bedienender Editor, mit dem ihr in wenigen Minuten trickreiche Indoor-Strecken entwerft.

Spielt erst alles frei
Sowohl unter dem Menüpunkt Saison als auch unter den Special Tracks gibt es zunächst nicht sonderlich viel Auswahl. Also spuckt ihr fleißig in die Hände um die ganzen Wettbewerbe frei zu spielen. Das erste Erfolgserlebnis stellt sich bereits nach dem erfolgreich bestandenen Tutorial ein - das Special "Wüstenrally" ist freigespielt. Widmet euch den Saisonwettbewerben um an die anderen Goodies zu kommen. Arbeitet euch von Bronze, über Silver und Gold bis hin zur Platinum Round hoch. Die Wertung ist nach dem üblichen Muster gestrickt. Nach jedem Rennen bekommen die ersten vier der sechs Fahrer Punkte gut geschrieben - in der Höhe selbstredend abhängig von der Plazierung. Steht ihr am Ende mit der höchsten Gesamtpunktzahl ganz oben auf dem Stockerl gibt es nicht nur die Beförderung zur nächsten Round sondern ab und an auch eine der Special Tracks.

Jede Saison besteht aus fünf Kursen, die es je zwei- oder dreimal zu umrunden gilt, je nachdem, ob es unter freiem Himmel rund geht (zwei Runden) oder in der Halle (drei Runden). Letztere sind fahrerisch sehr anspruchsvoll geben aber optisch nicht so viel her. Die Outdoor-Rennen sind ebenfalls sehr herausfordernd bieten aber zusätzlich noch versteckte Abkürzungen und sind in Punkto Grafik abwechslungsreicher und schöner anzusehen als die in verschiedenen Brauntönen daher kommenden Hallenkurse. Steuert ihr euren Hobel doch durch staubige Wüsten, eisige Schneelandschaften, verwinkelte Täler mit schroff aufragenden Felsen oder über eine fahrerisch knifflige Großbaustelle.

Challenge als Krönung der Saison
Die Krönung erwartet euch im höchsten Schwierigkeitsgrad: Habt ihr die Platinum Round erfolgreich hinter euch gebracht, wartet ein besonderer Wettkampf mit Namen Challenge auf euch. In fünf 1-gegen-1 Duellen setzt ihr euch mit einem einzelnen Fahrer über nur eine Runde auseinander. Gewinnt ihr alle fünf hintereinander (am besten klappt's, wenn ihr euren Konkurrenten bereits in der ersten Kurve vom Motorrad rempelt), winkt ein weiterer Special Track und eine Custom Round, bei dem ihr die Zusammenstellung der fünf Strecken einer Saison frei bestimmt. Die Einbindung selbst gebastelter Strecken ist aber leider nicht möglich.

Das Tutorial möchte ich euch besonders ans Herz legen, da hier die unverzichtbaren Feinheiten der Steuerung erläutert werden. Danach dürftet ihr keine Schwierigkeiten mehr haben euer Motocrosskrad um enge Kurven zu schlengeln oder mit dem Turbo die weitesten Sprünge zu machen. Geschwindigkeit ist allerdings nicht der alleinige Erfolgsgarant in "Excitebike 64". Vielmehr macht vorausschauendes Fahren die Siegertypen und zwar in zweierlei Hinsicht. Ihr müßt die Strecken gut kennen und wissen, wann ihr einen Hügel mit Vollgas nehmen müsst oder lieber etwas langsamer zu Werke geht um nicht zum Beispiel in irgendeinen folgenden Buckel zu knallen. Daneben kann es aber auch nicht schaden, wenn ihr eurem schärfsten Konkurrenten durch geschicktes Rempeln zu Boden schickt. Gelingt es euch mit dem eigenen Hinterrad des Gegners Vorderrad zu erwischen, gibt es als netten Bonus auch noch eine wundersame Motorkühlung.

Nur nicht überhitzen
Durch heftiges Gas geben erhitzt sich nämlich der Motor eures Hobels. Habt deshalb immer ein Auge auf die rechts unten eingeblendete Temperaturanzeige. Einmal im tiefroten Bereich werdet ihr eine Zeit lang sehr langsam, bis sich der Motor wieder etwas abgekühlt hat. Euer Motorrad wird besonders durch den Einsatz des Turbos belastet, der euch dafür aber auch schnell auf Höchstgeschwindigkeit bringt. Den letzten Kick bei einem Sprung bekommt ihr, wenn ihr auf der Kuppe eines Hügels vor dem Abheben einmal schnell die Turbo Taste antippt. Der Motor heult kurz einmal auf und ihr fliegt noch ein Stückchen weiter. Im falschen Moment eingesetzt kann euch der weite Sprung aber auch neben die Strecke katapultieren oder direkt in einen anderen Hügel hinein knallen lassen.

Ein weiterer wichtiger Puzzlestein für euren Erfolg ist zudem die Wahl des Bikers. Ein halbes Dutzend Fahrer (darunter auch zwei Frauen) mit unterschiedlichen Eigenschaften stehen zur Verfügung. Einer kann besonders weit springen, ein anderer bietet eine hohe Endgeschwindigkeit oder kann besonders gut um Kurven heizen. Einen Überflieger, der in allen Bereichen Top ist, gibt es nicht. Ein Spitzenwert in einer Disziplin wird immer mit einem miesen in einer anderen erkauft. Nur der Allrounder 'Jumpin' Jim Rivers ist in allen vier Eigenschaften gleich gut, weist aber nur mittlere Werte auf. Der ideale Recke also für den Anfänger.

Knackige Computergegner pflastern euren Weg
Macht euch in den Rennen auf einiges gefasst. Denn die vom Computer kontrollierten Rennfahrer kennen in den fortgeschrittenen Schwierigkeitsgraden kein Pardon. Da wird um die Plätze gedrängelt was das Zeug hält. Außerdem kennen die Jungs und Mädels die einzelnen Strecken wie ihre Westentasche und bestrafen jeden eurer Fehler. Gott sei Dank stürzen sich die Konkurrenten aber nicht alle auf euch sondern bekriegen sich auch mal gegenseitig, was zur Folge hat, dass sich in den seltensten Fällen einer als Hauptkontrahent um den Gesamtsieg absetzen kann. Meist haben bis zum letzten Rennen zwei oder drei Fahrer die Möglichkeit zum Sieg.

Die Animationen der Fahrer mit ihren Motocross Maschinen gehört zu den absoluten Höhepunkten im Spiel. Realistische und geschmeidige Bewegungen umschmeicheln eure Augen. Die kommen natürlich am besten bei den Stunts zur Geltung. Während eines Sprunges wagen verwegenen Motorradartisten einige halsbrecherische Kunststückchen, die in einem Rennen natürlich nichts bringen. Anders sieht es da schon im Stunt Modus der Special Tracks aus, in dem ihr einen Stunt nach dem anderen in einer mit Buckeln übersäten Halle ausführt (die Steuerung erinnert an "Wave Race 64" oder an "1080° Snowboarding"). Die Animation der Motorräder steht dem in nichts nach. Vor allem die realistische Federung der Hobel ist eine Augenweide.

Special Tracks mit Pfiff
Abwechslung in den harten Rennalltag bringen die Special Tracks. Den ersten Bonus schaltet ihr, wie gesagt schon nach Absolvieren des Tutorials frei. In der "Wüstenrally" heizt ihr durch eine hügelige Wüstenlandschaft auf der Suche nach Lagerfeuern, die es durch Überfahren zu löschen gilt, bevor es die Computergegner tun. Ein Extra mit hohem Suchtpotential ist der Fußballmodus, für den ihr allerdings mindestens einen Freund vor die Flimmerkiste locken müßt. Mit euren Motorrädern befördert ihr einen riesigen Ball in noch größere Tore. Das ist gar nicht so einfach, da ihr nur durch gutes Timing in der Lage seit einen Ball in der Bewegung so zu treffen, dass er in die gewünschte Richtung fliegt.

Man mag es ja kaum glauben, aber der uralte NES Vorgänger, welchen ihr ebenfalls freispielen dürft, macht trotz Krümelgrafik und einfachem Spielverlauf noch eine Menge Spass. Gleiches gilt auch für den grafisch aufgepeppten 3D-Modus des NES "Excitebike". Schließlich demonstriert ihr im Stunt-Modus, was für tolle Kunststückchen ihr mit eurem Motorrad vollführen könnt. Hohe Punktzahlen fahrt ihr mit einem gut gemischten Repertoire an Sprüngen ein, da bei oft wiederholten Stunts die Punktzahl heruntergeschraubt wird.

Eigene Strecken leicht gemacht
Das Zimmern einer eigenen Strecke erinnert an den Zusammenbau einer Carrera Bahn. Auf einem quadratischen Platz bastelt ihr aus vorgefertigten Teilen einen Indoor-Kurs zusammen, der aber nicht an die vorhandenen Strecken heranreicht. Daneben dürft ihr aber auch noch eigene Streckenteile einfügen. Das Ganze ist kinderleicht und führt schnell zu ansehnlichen Erfolgen. Habt ihr euren Wunschkurs fertig, verewigt ihr ihn im Modulspeicher (eine passt hier rein) oder auf einem Controller Pak (reserviert vier Seiten pro Kurs). 40 weitere Seiten kostet ein Ghost im Time Trial, wenn ihr eine eurer Runden für würdig erachtet für die Nachwelt festgehalten zu werden. Alles andere, wie die Bestzeiten in den Rennen, die Höchstpunktzahlen im Stunt Modus oder welche Kurse ihr in einer Saison gewonnen habt, wird im Modul selbst gespeichert. Highscores merkt sich das Modul übrigens lediglich mit dreistelligen Initialen.

Von der Expansion Pak Unterstützung solltet ihr euch nicht so viel versprechen. Es wird zwar eine High-Res Optik angeboten, diese wird aber mit dicken Balken am oberen und unteren Rand erkauft. Zudem ist das Renngeschehen nicht so flüssig, wie in der niedrigeren Auflösung. Dafür gefällt die Musikuntermalung mit ihren rockigen Stücken und ein Sprecher, der mit viel Engagement das Geschehen auf den Kursen kommentiert. Zwar hat er nur sehr wenige Sprüche auf Lager, doch kennt er alle Fahrer mit Namen.

fazit

Die Ära des Nintendo 64 neigt sich zwar unaufhörlich dem Ende zu, doch hält Nintendo seine Konsole mit dem ein oder anderen Superhit noch über Wasser. "Excitebike 64" zählt definitiv dazu. Die herausfordernden Strecken mit ihren aggressiven Computergegnern werden euch in den Wettbewerben das Letzte abverlangen, wollt ihr zum Schluss als Sieger dastehen. Dazu kommen dann noch einige tolle Extras, wie das Fußballgame, der Stunt Modus oder die Emulation des in Ehren ergrauten NES Vorgängers. Wenn ihr euch auch nur einen Hauch für Rennspiele interessiert, dann solltet ihr hier zuschlagen (sag).

Mein Dank geht an Hans Meier, der mir sein Exemplar für diesen Test zur Verfügung gestellt hat.


grafik: 8.5 | sound: 8.0 | gameplay: 9.5 | gesamt: 9.0
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