geschrieben von Sascha Gläsel
Hersteller: Red Storm Entertainment; Ubi Soft
Genre: Taktik-Shooter
System: GameCube, PAL-Version
Besonderheiten: benötigt Speicherkarte (mind. 20 Blöcke); kein 60hz
USK (ESRB): Geeignet ab 16 Jahren
Spieler: 1 - 2
Testmuster von: Ubi Soft
Nun erreicht Ubi Softs Tom Clancy Welle auch den GameCube. Neben der Versoftung des gleichnamigen Kinostreifens "Der Anschlag" machen die Mitglieder der us-amerikanischen Spezialeinheit "Ghost Recon" Nintendos 128-Bit Konsole unsicher.
In der nahen Zukunft sind in Russland radikale Ultra-Nationalisten am Werk, die gerne die alte Sowjetunion wieder als Supermacht erstrahlen sähen und deshalb die jetzt selbstständigen Republiken der ehemaligen Sowjetunion mit militärischer Gewalt an Russland angliedern wollen. Die Folge: Ein heilloses Chaos in der Region und eine massive Bedrohung für den Westen. Während dort noch über eine Vorgehensweise beraten wird, hat die USA bereits erste Spezialeinheiten vor Ort um die örtlichen Streitkräfte im Kampf gegen die russichen Ultras zu unterstützen. Die Ghost Recons. Diese Elite Soldaten sind mit modernstem Kriegsmaterial ausgestattet und für vielfältige Aufgaben trainiert. Aufklärungsmissionen, Häuserkämpfe oder Geiselbefreiung sind für diese harten Jungs kein Problem.
Geist im Training
In einem Trainingsparcour macht ihr euch mit der komplexen Steuerung vertraut. Schließlich gilt es nicht nur wie in einem Ego-Shooter mit Kimme und Korn auf feindliche Soldaten anzulegen und diverses Kriegsgerät adäquat zu beherrschen. Nebenbei führt ihr noch das komplette Einsatzteam von insgesamt sechs Soldaten in zwei Dreiertrupps durchs feindliche Gelände. Jeder Mann führt zwei Ausrüstungsgegenstände und ein Nachtsichtgerät mit sich. Eure virtuelle Waffenkammer hält eine Menge Schießprügel für jede Aufgabe auf Vorrat. Sturmgewehre mit oder ohne Granatwerfer, Anti-Tank Raketen, Minen, Pistolen oder ein Scharfschützengewehr stehen unter anderem bereit.

Zwei Soldaten folgen eurem Alter Ego als Team Alpha durch die Einsatzgebiete. Dem anderen Dreiertrupp weist ihr über Wegpunkte auf einer Karte bestimmte Zielgebiete zu oder ihr klickt direkt in Sichtweite eures Soldaten auf einen Punkt den Team Bravo sofort dienstbeflissen ansteuert. Wie eure Kumpel auf Feindberührung reagieren hängt von euren Vorgaben ab. In der aggressiven "Erobern" Variante schießen die Elitesoldaten auf alles potentiell feindliche, was sich vor ihre Gewehre verirrt. Habt ihr dagegen "Aufklärung" befohlen wird nur losgeballert, wenn das Team selbst unter Feuer gerät.
Die Planung vor dem EinsatzBei der Zusammenstellung des Trupps ist vor einem jeden Einsatz auf eine den Zielen angepassten Bewaffnung zu achten. Sollen zum Beispiel Panzer ausgeschaltet werden, dürfen natürlich reichlich Anti-Tank Raketen nicht im Gepäck fehlen, genau so wenig wie entsprechende Sprengmittel beim in die Luft jagen von anderen militärischen Zielen. Während des Einsatzes schaltet ihr zwischen allen sechs Elite Soldaten nach Belieben hin und her. Sehr nützlich, wenn ihr selbst bestimmte Aufgaben in die Hand nehmen wollt wie etwa den Abschuss von Panzern oder die Benutzung eines Sniper-Gewehres. Oder falls einer eurer Soldaten gefallen ist.

Das sollte euch aber möglichst selten oder besser gar nicht passieren. Denn nach jeder Mission gibt es einen Erfahrungspunkt pro beteiligtem Soldat, den ihr für die Verbesserung eines von vier Attributen zum Beispiel in gesteigerte Führungsqualität oder Waffenbeherrschung eurer Leute investiert. Vor dem Einsatz kann es darüber hinaus nicht schaden, die Zusammenstellung eures Angriffsteams einer kritischen Überprüfung zu unterziehen. Ihr greift zum Beispiel auf Scharfschützen, Sprengstoff-Experten oder einfache Sturmsoldaten zurück. Eine gesunde Mischung machts - je nach anstehendem Auftrag.
Vielfältige AufgabenWie ihr effektiv bestimmte Zielvorgaben löst, lernt ihr in speziellen Trainingsmissionen. Schließlich besteht eure Aufgabe nicht nur darin, alle feindlichen Soldaten im Einsatzgebiet zu eliminieren. Die Aufgabenstellungen sind vielmehr recht abwechslungsreich und reichen vom Aufspüren vermißter Personen über gezielte Zerstörung von Einrichtungen/Waffen bis hin zu Festnahmen feindlicher Individuen oder Schutz verbündeter Einheiten oder Stellungen. Jede Mission wartet mit drei regulären Zielen und einer Sekundäreaufgabe auf. Erstere müssen erfüllt werden. Erfolgreich absolvierte Sekundärziele schalten je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad neue Waffen oder Soldaten sowie andere Goodies für euer Team frei.

Drei Schwierigkeitsgrade stehen zur Auswahl. Dies wirkt sich neben der Aggressivität der gegnerischen Soldaten vor allem auf die vorhandenen Spielhilfen aus. So tauchen zum Beispiel Feinde auf einem Radar auf, zeigt eine Gefahrenanzeige an, aus welcher Richtung Feindkontakt zu erwarten ist oder bietet das Fadenkreuz eurer Waffe eine Freund/Feind Kennung. Startet ihr im einfachsten Schwierigkeitsgrad "Rekrut" stehen alle Hilfen Gewehr bei Fuß bereit, damit auch im schlimmsten Kampfgetümmel eingermaßen für Durchblick gesorgt ist. Als "Elite" müßt ihr komplett ohne diese technischen Hilfsmittel auskommen.
Langsames VoranschleichenWie es sich für einen Taktik-Shooter geziemt kommen Videospielerambos in "Ghost Recon" nicht sehr weit, da sie schnell von feindlichen Patrouillen entdeckt und unter Feuer genommen werden. Da eure Mannen realistischer Weise nur sehr wenig einstecken, eine missliche Sache. Weiter kommt wer vorsichtig voranschleicht und jede sich bietende Deckung ausnutzt. Das läuft im Prinzip darauf hinaus, dass ihr mit eurem Trupp ein Stück vorrückt, anhaltet um die Gegend mittels Zoom eures jeweiligen Gewehres oder Feldstechers genauer unter die Lupe zu nehmen und dabei erkannte feindliche Truppen aus möglichst großer Entfernung auszuschalten.

Die einzelnen der über einen Dutzend Missionen der Kampagne sind recht lang ausgefallen. An einigen Aufträgen habt ihr über eine halbe Stunde und noch länger zu knabbern - vorsichtiges Vorgehen vorausgesetzt. Reguläres Speichern ist nur zwischen den Missionen möglich. Damit das Ganze nicht frustig schwer wird, steht euch eine Schnellspeicherfunktion während der Mission zur Verfügung. Hier wird ein einzelner Spielstand im Speicher der Konsolen angelegt. Schaltet ihr die Konsole aus, ist dieser Spielstand futsch. Die einzelnen Aufträge der Kampagne dürft ihr einmal durchgespielt im Schnellmodus zwecks Highscorejagd noch einmal angehen. Dabei stehen euch drei Varianten zur Auswahl: Zunächst einmal dürft ihr die Mission mit genau den Zielen bestreiten, wie es in der Kampagne gefordert wurde. Im Modus "Feuergefecht" gilt es alle feindlichen Soldaten auszuschalten, wohingegen ihr in "Aufklärung" euren Trupp wohlbehalten und vollzählig zu einem Zielpunkt dirigieren müßt.
Schwache OptikGrafisch ist "Ghost Recon" auf dem GameCube keine Meisterleistung. Lediglich die sich realistisch im Wind wiegenden Sträucher und Bäume sind ansehnlich. Ansonsten herscht Tristess vor. Mäßig detaillierte und wenig abwechslungsreiche Texturen und vor allem die sparsam animierten Soldaten wie sie da so abgehackt durch die Gegend marschieren, sind kein berauschender Anblick. Auf die Ohren bekommt ihr neben den üblichen Kampfgeräuschen ein paar Funksprüche, wenn zum Beispiel Team Bravo die Ankunft an einem Wegpunkt oder den Beginn eines Feuergefechtes meldet.
Auf einem Onlinemodus wie in der Xbox Version von "Ghost Recon" müssen Käufer des GameCube Ablegers verzichten. Dafür dürfen sich zwei Spieler via Splitscreen als Ghost Recons betätigen. Entweder bekämpfen sich die beiden Spieler in einem Deathmatch gegenseitig oder gehen die Sache kooperativ an. Zur Wahl stehen die bereits freigespielten Aufträge der Kampagne, die ihr mit den normalen Zielvorgaben absolviert oder mit der Aufgabe alle auftauchenden Gegner auszuschalten. Allerdings sind dann lediglich die beiden menschlichen Spieler als Ghosts unterwegs. Von den anderen computergesteuerten Soldaten des ursprünglichen Sechs-Mann-Trupps zieht niemand mit ins Gefecht.
Auch wenn die grafische Umsetzung nicht gerade Bäume ausreißt, fesselt euch "Tom Clancy's Ghost Recon" schon nach wenigen Minuten vor dem Bildschirm. Zu spannend und nervenaufreibend sind die taktisch angehauchten Einsätze eures sechs Mann starken Einsatzteams in den abwechslungsreichen Missionen. Zumal ihr euch und eure Teammitglieder nach kurzer Eingewöhnung intuitiv durch die Gegend dirigiert. Fans von Taktik-Shootern, die über die grafischen Schwächen hinweg sehen können, sollten unbedingt zugreifen (sag).