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DTM Race Driver Directors Cut

geschrieben von Sascha Gläsel

Hersteller: Codemasters
Genre: Rennspiel
System: Xbox, PAL-Version
Besonderheiten: Rennspiel mit integrierter Soap Opera, originalgetreue Strecken und Tourenwagen
USK (ESRB): Geeignet ab 6 Jahren
Spieler: 1 - 4
Testmuster von: Codemasters

Es hat zwar etwas länger gedauert, doch nun ist es endlich soweit. "DTM Race Driver" nimmt nach der PlayStation2 auch auf Microsofts Xbox fahrt auf. Ob der "Directors Cut" auf der Xbox ebenso hochklassig ausfällt, wie auf Sonys Konsole?

Cover DTM Race DriverDas ganze Geschehen in "DTM Race Driver" ist eingebettet in eine tragisch beginnende Hintergrundgeschichte. Zu Beginn muss Ryan McKane als junger Bub mit ansehen, wie sein in der Öffentlichkeit beliebter Vater nach einem grandiosen Sieg kurz nach der Linie von einem Konkurrenten unsaft von der Strecke geschubst wird und im anschließenden Crash sein Leben verliert. Fünfzehn Jahre sind seither vergangen und Ryan möchte wie sein Bruder Donnie in die großen Fußstapfen von Pappa steigen. Als ob das Schicksal des Vaters nicht Warnung genug wäre ...

Eine große Rennfahrerkarriere
Wie so oft im Leben müßt ihr als Ryan McKane zu Beginn kleine Brötchen backen. Nach einer Testfahrt bekommt ihr eure erste Anstellung in einem kleinen Team einer unterklassigen Meisterschaftsserie, in der ihr euch die ersten Meriten erwerbt. Das Prozedere ist zu Beginn immer dasselbe. Ohne selbst das Qualifying fahren zu dürfen geht ihr meist von hinteren Ränge um den sechsten bis zehnten Platz an den Start und müßt euch in drei bis fünf Runden nach vorne arbeiten - bei letzterem mit Zwangsboxenstopp. Am Ende gibt es abhängig von der Platzierung Punkte. Gut ein halbes Dutzend Rennen und mehr sind pro Meisterschaft zu bestreiten. Macht euch einen guten Namen, indem ihr die Rennserien als erster abschließt.

Die Schaltzentrale eurer jungen Karriere ist ein kleines Büro mit einem Computer, über den ihr Kontakt zu Teamleitern anderer Rennserien aufnehmt oder private Korrospondenz abwickelt. Ab und zu werdet ihr zu einem einzelnen Kurzrennen eingeladen, bei dem ihr ohne jedes Training ins kalte Racing-Wasser geworfen werdet. Zusätzlich fordern euch nach ersten Erfolgen gestandene Rennsportprofis zu einem Privatduell, bei denen ihr sie im Siegfall um ihre Privatwagen erleichtert. Neben Meisterschaftspunkten winken in den Eintageskurzrennen kleine Siegprämien. Alle Punkte und Geldprämien, die ihr euch in den diversen Rennserien erspielt habt, werden aufsummiert. Überschreiten eure Punkte eine bestimmte Marke gibt es die Zulassung zu höherklassigen Veranstaltungen mit PS-stärkeren Boliden.

Beweist eure Klasse
An den verschiedenen Serien teilzunehmen ist nicht immer ganz einfach. Müßt ihr doch ab und an erst eure Klasse zum Beispiel durch Unterbieten von vorgegebenen Rundenzeiten demonstrieren, bevor ihr einen Vertrag erhaltet. Bei anderen werdet ihr meist ohne wenn und aber sofort in ein Cockpit gesetzt. Einige Teams loben Sonderprämien aus, wenn ihr bestimmte Erfolge vorweist. Das kann die Platzierung vor einem Konkurrenzteam sein oder eine bestimmte Anzahl an Siegen oder Podestplätzen - die Sponsoren wird es freuen. Euer virtuelles Fahrerkonto meldet dann frische Überweisungen, wenn zusätzlich zu den ausgelobten Prämien für Erfolge in den Rennen noch Bonus-Knete gut geschrieben wird.

DMT Race Driver Xbox

Unterschiedliche Rennserien heißt neben wechselnden Veranstaltungsorten rund um den Globus verschiedene Autos, die akkurat über die Kurse bewegt werden wollen. Zu Beginn seit ihr meist in Wettbewerben unterwegs, in denen jedes Team ein identisches Wagenmodell fährt. So gehen zum Beispiel in der Alfa Gtv Cup Serie nur hoch getunete Alpha Romeos an den Start. In der deutschen DTM zum Bleistift sind dann auch mehrere Hersteller am Start. Vor allem der Levelaufstieg mit stärker motorisierten Karossen bringt meist gravierende Umstellungen in der Fahrweise mit sich, da sich die Boliden im Fahrverhalten zum Teil erheblich unterscheiden. Während sich zum Beispiel frontgetriebene Fahrzeuge als recht gutmütig erweisen, sind heckgetriebene Wagen schwerer zu beherrschen, da sie bei zu starker Beschleunigung vor allem in Kurven dazu neigen mit dem Heck unkontrollierbar auszubrechen.

In der Werkstatt
Um das Letzte aus euren Wagen herauszuholen schadet es nicht sie vor dem Rennen ein wenig zu "bearbeiten". Ihr schraubt zum Beispiel an der Heckflügeleinstellung, der Federung, dem Übersetzungsverhältniss oder den Stablisatoren herum um eure Karosse den Streckenverhältnissen besser anzupassen. Allerdings sind Siege auch mit den werksseitigen Einstellungen möglich. Wer also nicht an dem Wagen-Setup herumspielen möchte, muss es auch nicht. Dreht nach getaner Anpassung anschließend ein paar Testrunden, damit ihr nicht im Rennen von mies gewählten Einstellungen überrascht werdet. Gleichzeitig verinnerlicht ihr dabei noch den Streckenverlauf. Schließlich schlummern mehr als drei Dutzend Originalkurse auf der DVD.

Wer öfter einmal Rennspiele auf realen Rundkursen wie zum Beispiel eines der unzähligen Formel 1 Racer in seine Konsolen legt, hat einen Vorteil, da er die Kursverläufe der bekanntesten europäischen Veranstaltungsorte wieder erkennen wird. Trotzdem sind Testrunden aufgrund der anspruchsvollen simulationslastigen Fahrphysik dringend zu empfehlen nicht zuletzt um die optimalen Brems- und Einlenkpunkte heraus zu finden. Wegen der unterschiedlichen Fahreigenschaften der Boliden verschiedener Rennserien ist auch dann ein freies Training anzuraten, wenn ihr mit anderen Fahrzeugen bereits siegreich wart. Ansonsten reiht ihr Ausritt an Ausritt und essig ist es mit guten Platzierungen, da aus dem Kiesbett heraus seltenst Rennen gewonnen werden. Zu spät voll auf die Eisen getreten und ihr habt dank blockierender Reifen Null Lenkwirkung.

Anspruchsvoll: Fahrphysik und Gegner KI
Dazu fordert euch eine klevere Gegner KI. Da wird nicht auf Teufel komm raus auf der Ideallinie geklebt sondern beinhart um Plätze gefighted. Vor Kurven wird zum Beispiel fleißig ausgeschert, damit ihr nicht innen in einem geschickten Ausbremsmanöver an eurem Kontrahenten vorbei zieht. Von hinten drängeln oder sich im Windschatten anschleichen ist ebenfalls keine Seltenheit bei eurer Knkurrenz. Im Gegensatz zur Formel 1 ist Windschattenfahren hier nämlich noch ein probates Mittel um seinen Gegner dank Geschwindigkeitsüberschuss zu überholen. Im Eifer des Gefechts machen eure Computerkollegen vielleicht sogar Fehler und bremsen zu spät, was meist einen kleinen Besuch im Kiesbett bedeutet.

DMT Race Driver Xbox

Optisch wird das Renngeschehen ordentlich in Szene gesetzt. Während die vielen Strecken selbst etwas unspektakulär daher kommen, was vor allem die Randbebauung angeht, gefallen die detailliert modellierten Fahrzeuge. Selbstverständlich bietet auch der neueste Ableger von Codemasters "Toca" Rennspielreihe wieder ein ausgefeiltes Schadensmodell. Das sieht nicht nur schick aus sondern wirkt sich in kleinem Rahmen auf des Fahrverhalten aus. Verständlich, spielt die Aerodynamik bei diesen Sportwagen eine bei weitem nicht so große Rolle, wie bei Formel 1 Rennern. Im Gegensatz zum PlayStation2 Pendant von "DTM Race Driver" gibt es auf Microsofts Konsole keine störende Pop-Ups. Flüssig bei konstant 60fps bleibt es auch im größten Kampfgetümmel. Dadurch wird das Geschwindigkeitsgefühl sehr gut rüber gebracht.

Grafik: Flüssig mit spektakulärem Schadensmodell
Neben der obligatorischen Cockpitansicht und zwei weiteren aus der Ego-Perspektive habt ihr eine Außenperspektive zur Verfügung, die vor allem Anfängern dank größerer Übersicht dringendst ans Herz zu legen ist. Die Zwischensequenzen von McKanes Fahrerleben gibt es übrigends nicht in FMV's sondern in Spielegrafik zu sehen. Auf die Ohren bekommt ihr realistische Fahrgeräusche samt entsprechendem Krachen und Knirschen, wenn ihr mal wieder euren fahrbahren Untersatz in seine Einzelteile zerlegt. Dazu ertönen Funksprüche während des Rennens. Mal ein Kommentar zu eurer Fahrweise, mal Anfeuerung oder eine Erläuterung der Rennsituation. Die Musik dagegen ist wie die meist stocksteife und mit ihren überwiegend mit Allgemeinplätzen daher kommende deutsche Synchro kein Überflieger.

Neben der Karriere bietet euch "DTM Race Driver" einen Multiplayermodus für bis zu vier Spieler (keine Live-Unterstützung!). Welche Strecken und Renner zur Verfügung stehen hängt von eurem Erfolg in der Karriere ab. Leider sind im Mehrspielerpart nur die menschlichen Akteure auf den Strecken unterwegs und keine Computerfahrer. Doch auch alleine sind mit der Karriere nicht alle Spielmodi ausgeschöpft. Ihr bastelt euch zum Beispiel eine eigene Rennserie én Detail zusammen. Von der Anzahl der Runden, dem Ausfahren eines Quaifying sowie der vorhandenen Strecken und der Teams liegt alles in eurer Hand. Dazu erwartet euch das obligatorischen Time-Trial und drei Videos anderer Codemasters Spielen, die ihr euch bei Gelegenheit einmal anschauen könnt.

fazit

"DTM Race Driver: Directors Cut" toppt das hervorragende PlayStation2 Original noch ein wenig. Vor allem die verbesserte Grafik mit der Pop-Up und ruckelfreien Darstellung des Renngeschehens in konstanten 60fps sowie die detaillierten Rennwagen gefallen ausnehmend gut. Rennspielfreunde erfreuen sich zudem an dem ausgeklügelten Schadensmodell, der anspruchsvollen simulationslastigen Fahrphysik, den herausfordernden Computerkonkurrenten und den vielen Strecken und Serien, die euch lange vor dem Bildschirm bannen werden. Die Idee das Ganze in eine Hintergrundgeschichte einzubetten, ist eigentlich sehr gut. Die Umsetzung dagegen enttäuscht mit blassen deutschen Sprechern, platten Sprüchen und klischeebehafteten Charakteren. Angesichts der spannenden und herausfordernden Rennen aber nur eine schnell verblassende Randerscheinung. Alles in allem eine uneingeschränkte Kaufempfehlung (sag)!


grafik: 8.5 | sound: 8.0 | gameplay: 9.0 | gesamt: 9.5
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