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Midtown Madness 3
geschrieben von Sascha Gläsel
Hersteller: Dice, Microsoft
Genre: Rennspiel
System: Xbox, PAL-Version
Besonderheiten: Cruisen durch Paris und Washington, Xbox Live, kpl. deutsch
USK (ESRB): ohne Altersbeschränkung
Spieler: 1 - 8
Testmuster von: Microsoft
Ehemals dem PC vorbehalten, landet Microsofts "Midtown Madness" Reihe mit seinem dritten Ableger nun exklusiv auf der Xbox. Laßt euch in die realistisch nachgebildeten Innenstädte von Paris und Washington entführen, die ihr mit den unterschiedlichsten Autos unsicher macht.
Allerdings stehen euch zu Beginn nach Eingabe eures Namens nur fünf von insgesamt 32 Flitzern zur Verfügung. Die anderen wollen erst herausgespielt werden. Ihr habt als Solist die Qual der Wahl aus vier Spielmodi. Wie wärs mit einer freien Tour ohne irgendwelche Vorgaben oder Konkurrenten im Genick um die beiden Schauplätze der zukünftigen Rennen besser kennen zu lernen? Dabei entdeckt ihr vielleicht die ein oder andere nützliche Abkürzung, einen der beiden versteckten Wagen oder betreibt schlicht ein wenig Sideseeing. Schließlich haben es die bekannten Sehenswürdigkeiten der beiden Städte in "Midtown Madness 3" geschafft, wie der Eifelturm, der Triumphbogen, das Kapitol oder das Weiße Haus. Witzig: In einige wenige Gebäude dürft ihr hineinfahren. Selbst den Untergrund, die Pariser U-Bahn, macht ihr unsicher, wenn ihr eine der beschilderten Eingänge zu einer U-Bahn-Station mit eurem Fahrzeug hinabfahrt.
Auf Erkundung in Paris und Washington
Die Tour ist nicht nur reiner Selbstzweck sondern bietet euch etwas zu Entdecken. In den beiden Innenstädten sind Sprühdosen versteckt, über die ihr neue Lackierungen für eure Autos kredenzt bekommt. Das Aufklauben ist aber nicht ganz so einfach, da ihr den neuen Anstrich nur erhaltet, wenn ihr sie mit dem Boliden einsackt, dem die neue Lackierung zu Gute kommt. Wollt ihr also einem Hummer, der zivilen Version des bekannten US-Militärgeländewagens, ein weiteres neues Outfit verpassen, müßt ihr mit genau diesem Wagen die entsprechende Sprühdose aufsammeln. Vorausgesetzt, ihr habt den Hummer in den anderen Spielmodi bereits ergattert. Außerdem liegen diese Goodies nicht einfach nur so herum. Ihr erreicht sie meist nur durch große Sätze über Rampen oder ähnliche kleine Stunts.
Eine kleine Hintergrundgeschichte gibt es in den Undercover Missionen von "Midtown Madness 3", dem Herzstück der Einzelspielmodi. In Paris dreht sich alles um einen berühmten Rennfahrer und skandinavische Gangster, in Washington um einen undurchsichtigen Filmproduzenten und seine Geschäftspartner. Ihr übt zwecks Informationsbeschaffung die verschiedensten Tätigkeiten aus, wie Pizza Lieferant, Stuntman, Krankenwagenfahrer oder Limousinenchauffeur. Das läuft spielerisch meist darauf hinaus, dass ihr innerhalb eines knappen aber nicht übermäßig schweren Zeitlimits Checkpoints abfahren müßt. Mal alleine, dann mal wieder gegen eine einzelne Konkurrentin oder mehrere Gegner. Eine bestimmte Fahrerin setzt euch in Paris, eine andere in Washington hart zu. Ausnahmen von der Regel sind aber vorhanden: So fangt ihr zum Beispiel in einigen Missionen Leute ein, indem ihr durch wiederholtes Rammen deren Autos schrottet.
Jobhopping im Dienste der Polizei
Jeder Undercovereinsatz besteht meist aus vier einzelnen Aufträgen, die ihr mit ein und demselben vorgegebenen Wagen bestreitet. Klar, wenn ihr in einem Taxiunternehmen arbeitet, dann fahrt ihr immer mit einem Taxi durch die Gegend. Oder als verdeckter Gesetzeshüter startet ihr mit einem Polizeiwagen durch - standesgemäß mit eingeschaltetem Blaulicht. Als Gebrauchtwagenverkäufer dagegen wechseln die Boliden während eines Levels und auch von Auftrag zu Auftrag. Nachdem ihr die ersten drei Missionen erfolgreich hinter euch gebracht habt, wird ein weiterer Einsatz mit neuen Aufträgen in einem anderen "Geschäftsfeld" anwählbar. Schafft ihr schließlich die vierte und letzte Mission eines Einsatzes, schaltet ihr einen Wagen für die anderen Spielmodi frei. Weitere Zugänge in eurer virtuellen Garage begrüßt ihr nach einem Engagement in den Kontrollpunktrennen und den Blitzfahrten.
In den Kontrollpunktrennen tretet ihr gegen vier vom Computer gesteuerte Konkurrenten in einer Checkpointhatz an. In den beiden Städten sind die Checkpoints bunt gemischt verteilt. Wer zuerst alle in beliebiger Reihenfolge abgeklappert gewinnt. Von den zehn Wettfahrten sind zu Beginn lediglich drei anwählbar. Habt ihr diese erfolgreich beendet, gibt es weitere drei Herausforderungen, die wiederum absolviert ein weiteres Trio freischalten bis schließlich alle verfügbar sind. Die motorisierten Untersätze eurer Computerkontrahenten hängen davon ab, welches Wägelchen ihr für die Auseinandersetzung gewählt habt. Dadurch herrscht in der Regel Waffengleichheit. Sonst würden eure Siegchancen in einem langsamen Müllwagen gegen VW New Beetles oder Audi TT's gegen Null tendieren.
Undercover, Tour, Blitz, Kontrollpunktrennen
Die Blitzfahrten sind reine Rennen gegen die Uhr. Innerhalb eines knappen Zeitlimits düst ihr durch die beiden Hauptstädte um wiederum Checkpoints abzufahren - schon wieder. Von den zehn Blitzfahrten sind analog zu den Kontrollpunktrennen nur drei frei verfügbar. Die anderen spielt ihr erst frei. Allerdings habt ihr nur mit schnellen Flitzern eine Chance. Gut dran ist, wer die beiden Schauplätze bis in die verwinkelste Ecke kennt um kleinere und größere Abkürzungen zu nutzen. Allerdings ist der kürzeste Weg nicht immer der schnellste. Ihr kommt in vielen Fällen fixer ans Ziel, wenn ihr über breite Hauptstraßen mit Vollspeed brettert, als wenn ihr euch langsam durch schmale Gassen quetscht. Wie in den anderen Solo-Aufgaben von "Midtown Madness 3" werden alle Bestzeiten mit Namen und dem verwendeten Auto für die Ewigkeit auf Festplatte gebannt.
In den Rennen der Einspielermodi machen euch nicht nur diverse Kontrahenten, Checkpoints und Zeitimits das Leben schwer, sondern auch die Einwohner der beiden Städte. Im Gegensatz zum Beispiel zu "Project Gotham Racing" düst ihr nämlich nicht durch Geisterstädte, sondern heizt durch belebte Metropolen. Es tummeln sich Fußgänger auf den Bürgersteigen, darunter auch eine Xbox Pakete tragende Spezies. Die Straßen warten mit Autoverkehr auf, mal etwas weniger, mal etwas mehr. Während die Fußgänger nur schmückendes Beiwerk sind - ihr könnt sie nicht über den Haufen fahren, da sie entweder weg hechten oder ihr einfach ohne Schäden hindurch fahrt - spielt der Straßenverkehr eine wichtige Rolle. Kollisionen mit anderen Karossen kosten euch neben kleineren Schäden an eurem Auto vor allem Geschwindigkeit und damit kostbare Sekunden.
Umkegeln, was das Zeug hält
Lichtmasten, Bänke, Littfasssäulen, Betonpoller, Tische, Stühle oder Zäune verteilt ihr bei Kontakt auf den Straßen. Bäume sind ein Sonderfall. Mit hoher Geschwindigkeit sind sie einfach Luft und ihr fahrt einfach durch sie hindurch. Bei niedrigem Speed knallt ihr voll dagegen, als wäre das Bäumchen eine solide Wand. Also Vorsicht. Euer Wagen geht bei solch unsanftem Kontakt nämlich nach und nach zu Bruch. Das Schadensmodell wirkt sich aber grundsätzlich nur aufs Äußere eurer Karossen aus. Ist die Schadensanzeige voll, heißt es einfach "Game Over". Da eure Wagen bis auf wenige Ausnahmen sehr viel einstecken, tritt dies nur selten ein. Rammt ihr andere Fahrzeuge fliegen diese zum Teil spektakulär durch die Luft oder werden bereits durch kleine Berührungen zur Seite geschoben und überschlagen sich. Nicht sonderlich realistisch kommt dies aber der Spielbarkeit zu Gute. Könntet ihr euch nicht auf diese Art und Weise den Weg freischaufeln, säßet ihr in vielen Missionen schon nach wenigen Metern im Verkehr fest und hättet nicht die Spur einer Chance.
"Midtown Madness 3" ist nicht zuletzt wegen diesem eigenwilligen Kollisionsverhalten vor allem ein arcadelastiger Vertreter seiner Zunft. Was aber nicht heißt, dass die Autos leicht zu beherrschen sind. Beim Fahrverhalten der verschiedenen Karossen spielt durchaus ein Schuss Simulation mit. Da schaukeln sich ala Elchtest bei schnellen Lenkbegungen eure schnellen Flitzer schon mal gefährlich auf. Zu schnelle Kurvenfahrten und euer Fahrzeug liegt auf der Seite. Die Steuerung der Autos ist aber feinfühlig gestaltet, was euch das Leben auf den Straßen bei schnellen Slalomfahrten durch den dichten Verkehr erleichtert. Damit ihr euch auf der Suche nach dem nächsten Checkpoint nicht verfahrt, weist euch ein Richtungspfeil wie in "Crazy Taxi" den Weg. Zudem erleichtert eine am unteren linken Bildschirmrand eingeblendete Karte die Orientierung. Auf Knopfdruck wird sie auf transparente Bildschirmgröße aufgezogen.
Viel los auf dem Bildschirm
Die Xbox hat in "Midtown Madness 3" mit dem ganzen Verkehr und vielen Fußgängern eine Menge zu berechnen. Daher ist es keine Überraschung, dass die Autos optisch nicht ganz mit den Hochglanzboliden anderer Xbox Rennspiele mithalten können. Dafür ist das Schadensmodell in seiner Detailtreue eindrucksvoll. Ihr zerlegt eure Wagen bei zu starkem "Feindkontakt" nach allen Regeln der Kunst. Da fliegt dann die schon vorher verzogene Motorhaube ab, die Rücklichter gehen zu Bruch oder die Stoßstange hängt schief herab. Einzig die vorderen Scheinwerfer sind scheinbar unzerstörbar, da sie auch nach heftigsten Auffahrunfällen immer fleißig Licht spenden. Schließlich führt ihr eure Wagen bei Tag und Nacht, bei Regen, Schnee oder Sonnenschein sowie zu unterschiedlichen Jahreszeiten spazieren. In einer Tour bestimmt ihr frei, ob es bei Tag oder Nacht sowie bei welchem Wetter und Jahreszeit ihr euch hinters virtuelle Lenkrad klemmt.
Trotz der vielen Objekte - neben Autos, Gebäuden und den unverwundbaren Fußgängern auch Zäune, Ampeln, Straßenlampen, Betonpoller und so weiter - kommt es so gut wie nie zu störenden Rucklern. Wenn ihr in einem PS-trächtigen Sportflitzer sitzt, rast ihr mit einem Affenzahn durch die beiden Städte, was auch so über den Bildschirm kommt. Einzige Einschränkung ist die Sichtweite. Auf lang gezogenen breiten Straßen seht ihr nicht bis zum Horizont oder zum Ende der Straße sondern bemerkt, wie sich von weitem nähernde Gebäude und Objekte sachte eingeblendet werden. Wenigstens kein schnelles urplötzliches Pop-Up. An Spezialeffekten herrscht kein Mangel. Euer Wagen zieht im Regen eine Gischt hinter sich her - interessanter Weise auch in den langen Tunneln der Pariser Stadtautobahn. Bei Kollisionen fliegen eine Menge Funken. Die Hintergrundgeschichte in den Undercovereinsätzen wird in kleinformatigen comicartigen Cutszenes weiter erzählt.
Musikwiedergabe mit Macken
Neben den Motorensounds hat jeder Wagen eine Hupe oder eine Sirene eingebaut, die ihr erschallen lassen dürft. Dazu kommen noch meist entrüstete Bemerkungen von Passanten ob eures rabiaten Fahrstiles. Die Sprachausgabe ist komplett in deutsch gehalten. In Paris sprechen alle Personen, die euch in den Undercover Einsätzen begegnen, mit einem französischen Akzent. Untermalt wird das Geschehen durch poppige Songs. Wer sie nicht magt, darf eigene Musik von der Festplatte einbauen. Die Zufallsauswahl hat allerdings so seine Macken, da sie viel zu oft den letzten Song aus der Liste der eigenen Musikstücke verwendet. Im Schnitt in etwa 75 Prozent aller Rennen verwendete bei mir "Midtown Madness 3" immer den letzten Song.
In der Mehrspieler-Abteilung zieht "Midtown Madness 3" alle Register. Neben Xbox Live Onlinematches und herunterladbaren Extras unterstützt das Spiel den System Link für bis zu acht Spieler und Splitscreenduelle an einem Gerät. Bei letzterem tourt ihr einfach durch die beiden Städte oder liefert euch ein Checkpointduell. Leider ohne Straßenverkehr und Fußgänger. In den Xbox Live Wettfahrten warten noch besondere Spielmodi auf euch. So findet ihr neben normalen Rennen eine Art "Capture The Flag Variante" und eine Art von Fangen ebenso wie zwei Modi, in denen ihr entweder etwas möglichst lange mit eurem Wagen herumkutschieren müßt, bevor es euch ein Konkurrent mit einer Berührung abnimmt, oder ihr eine Bombe möglichst schnell an jemand anderen weiter gebt.
Bitte Beachten: Da ich nicht über Xbox Live verfüge, bezieht sich die Wertung von "Midtown Madness 3" ausschließlich auf den Offlinespielspaß!
Achtung: Die Bigben XS Pad Falle
Euer Lieblingspad ist ein XS Pad von Bigben Interactive? Dann solltet ihr euch "Midtown Madness 3" entweder aus dem Kopf schlagen oder auf ein Microsoft Produkt zurück greifen. In diesem Spiel funktionieren die analogen Eingaben sowohl der beiden Sticks als auch der Schulterbuttons des XS Pads nicht richtig. Es ist unmöglich eure Wagen durch die beiden Hauptstädte zu lotsen, wenn die Bremse oder das Gas nur verzögert reagiert, bei Lenkbewegungen manchmal keine Reaktion erfolgt oder bei geringem Lenkeinschlag eine scharfe Kurve gefahren wird.
fazit
"Midtown Madness 3" ist trotz einiger kleiner Macken ein fesselnder Arcade Racer. Im Solo-Spieler Part mit ordentlichem Umfang, auch wenn spielerisch meist lediglich Checkpoints mal mit mal ohne Konkurrenz abgefahren werden müssen. Es macht schlicht Spaß mit den vielen unterschiedlichen Vehikeln die beiden detailgetreu nachgebildeten Städte unsicher zu machen auf der Suche nach immer neuen Abkürzungen oder Lackierungen. Der Schwierigkeitsgrad ist gerade für Otto-Normal-Spieler angenehm. Die Aufgaben und Rennen sind bis auf wenige Ausnahmen mit ein wenig Ortskenntnis und dank der Orientierungshilfen Karte und Richtungspfeil nach wenigen Anläufen gut schaffbar. Einzig Renspielprofis werden ein wenig unterfordert und haben die Solo-Modi nach einem verlängerten Wochenende bereits durchgespielt. Doch die erfreuen sich dann wenigstens an den abwechslungsreichen Onlineangebot von "Midtown Madness 3", so sie denn über Xbox Live verfügen (sag).
positiv:
negativ: