Das Projekt konsolen.net wurde im Sommer 2007 eingestellt. Bei diesem Internetauftritt handelt es sich nur noch um ein Archiv der Inhalte von 1996 bis 2007.

Konsolen.net > Tests > Xbox: F1 Career Challenge

tests

F1 Career Challenge

geschrieben von Sascha Gläsel

Hersteller: Electronic Arts
Genre: Rennspiel
System: Xbox, PAL-Version
Besonderheiten: F1 Karriere über 4 Jahre; original Teams und Fahrer von 1999 bis 2002
USK (ESRB): ohne Altersbeschränkung
Spieler: 1 - 4
Testmuster von: eigene Anschaffung

Was macht eine Spieleschmiede, wenn sie eine Formel 1 Serie fortführen will aber die Lizenz für die aktuelle Saison nicht besitzt? Man bietet den Rennsportfans etwas, was die lizensierten Formel 1 Titel normalerweise nicht zu bieten haben: einen Karriere Modus. Die Idee ist nicht neu, punktete doch schon Ubisofts "Racing Simulation 2" mit einer motivierenden Karriere über mehrere Grand Prix Jahre.

Cover F1 Career Challenge XboxBevor ihr euch in einen Formel 1 Flitzer setzen dürft, muss erst die Superlizenz her. Wie in "Gran Turismo" müßt ihr einige Fahrtests und einen Boxenstop erfolgreich absolvieren. Mit der Superlizenz im Gepäck schaut ihr euch nach einem Cockpit für die WM Saison 1999 um. Da ihr noch ein unbeschriebenes Blatt seit, offerrieren euch lediglich die kleineren Teams einen Platz in ihren Rennern. Die Top-Adressen der Formel 1 werden euch erst eines Blickes würdigen, wenn ihr euch durch gute Platzierungen - am besten natürlich Siege und Podiumsplätze - einen Ruf als schneller Lenker erworben habt. Doch bis es soweit ist, liegt noch einiges an Arbeit in den vier WM Jahren von 1999 bis 2002 vor euch. Schließlich sind die Autos der Sauber, Arrows oder Minardi langsamer als ein Ferrari oder McLaren Mercedes.

Aller Anfang führt in ein kleines F1-Team
Ein Rennwochenende besteht aus einem Freien Training, dem Qualifying und natürlich dem abschließenden Rennen. Vor einigen wenigen Grand Prixs findet noch eine kleine Testsession statt, in der ihr drei Anläufe habt um eine vorgegebene Aufgabe zu erfüllen. Im Erfolgsfall erhalten die Ingeneure wichtige Daten, die euren Wagen verbessern. Doch zurück zum Kampf um die WM Punkte. Im Freien Training bleibt euch eine Stunde Echtzeit um den Streckenverlauf kennen zu lernen und eine geeignete Wagenabstimmung zu finden. Einstellungen am Wagen sind nur in grober Form möglich: Schieberegler für das Gripniveau, die Getriebeübersetzung und das Lenkverhalten (Über- oder Untersteuern) wollen und sollen für optimalen Fahrkomfort und bessere Zeiten angepaßt werden. Während der Kurs geladen wird gibt euch ein Text wichtige Tipps, wie ihr Flügel oder Getriebe für die jeweilige Strecke einstellen solltet. Auf andere Sachen, wie Federung, Bodenabstand oder Reifenwahl habt ihr keinerlei Einfluss.

Im Qualifying erstreitet ihr euch die Startposition für das Rennen. Wie es in diesen Jahren üblich war geht es nach altem Regelwerk zur Sache. Maximal 12 Runden inklusive Einführungs- und Ausrollrunden stehen für die Bestzeitenjagd zur Verfügung. Dafür bleibt euch entgegen den damaligen geltenden FIA Regeln nicht eine ganze sondern insgesamt eine halbe Stunde - wiederum Echtzeit. Während ihr wartet, werft einen Blick auf das Ergebnistableau um euren aktuellen Startplatz zu erfahren. Die 107 Prozent Regel wird berücksichtigt (wer schlechter als 107 Prozent im Vergleich zu der Zeit des Fahrers auf der Pole Position ist, darf nicht am Rennen teilnehmen), aber nicht immer durchgesetzt. Einmal war ich außerhalb der 107 Prozent und durfte trotzdem als letzter starten. Habt ihr euch eine hoffentlich gute Startposition erarbeitet ist alles bereit fürs Rennen.

Planerfüllung zur Imageaufbesserung
Vor jeder Veranstaltung gibt euch die Teamleitung einen Platzierung fürs Rennen vor, die ihr mindestens erreichen solltet. Unterbietet sie und euer Ruf wird aufpoliert. Seht ihr die karierte Flagge auf einer schlechteren Position leidet eure Beliebtheit. Ein Cockpit in einem Top Team rückt in weite Ferne. Die Länge der Rennen ist fest vorgegeben. Jedes dauert je nach Länge der Strecke um die sieben bis zehn Runden, was euch in etwas 15 bis 20 Minuten beschäftigt. Trotzdem wird ein Boxenstop fällig. Wann ihr zum Sprit- und Reifenfassen reinkommen müßt bestimmt die Teamleitung ohne euer zutun. Der Boxenstop läuft interaktiv ab. Ihr müßt blitzschnell nach Aufforderung zweimal korrekt abbremsen, rechtzeitig einlenken, einen Gang einlegen und wieder Gas geben. Reagiert ihr zu langsam, kostet euch das wertvolle Sekunden.

F1 Career Challenge Xbox

Neben Zählern für die WM Wertung ergattert ihr in den Grand Prixs zusätzliche Punkte, die ihr für mehr oder weniger nützliche Extras bei der nächsten Veranstaltung ausgebt. Diese Bonuspunkte erhaltet ihr zum Beispiel, wenn ihr viele Fahrer während des Rennens oder am Start überholt, Kurven schnell und ohne Fehler bewältigt, besser als eurer Teamkamerad abschneidet oder die schnellste Rennrunde auf den Asphalt zaubert. Vor dem nächsten Rennwochenende kauft ihr euch für die schwer erarbeiteten Bonuspunkte Motorupdates, verbesserte Bremssysteme, eine Traktionskontrolle oder einen optimal ablaufenden Boxenstop sollte euch der interaktive Boxenbesuch zum Hals raushängen. Wenn ihr noch Punkte übrig habt, könnt ihr diese in ein Boxenluder oder ein neues Helmdesign investieren. Formel 1 ist schließlich auch Show.

Bonuspunkte für Boxenluder und Motoren
Neben der vierjährigen Karriere bietet euch "F1 Career Challenge" ein freies Rennen in den unterschiedlichen Autos der vier WM Jahre. Hier bestimmt ihr nach Lust und Laune die Länge des Rennens, ob es Schäden an den Autos geben soll oder die Stärke eurer Gegner. Sitzt ihr lediglich zu zweit vor dem Fernseher beackert ihr gemeinsam ein komplettes Fahrerfeld in einem einzelnen Grand Prix. In einem Zeitfahren dürfen sich sogar bis zu 22 Mitspieler als Formel 1 Cracks versuchen. Jeder bekommt fünf Minuten eine Bestzeit heraus zu fahren. Dann wechselt das Joypad zu einem anderen Mitspieler für seinen Versuch. Statt der Karriere eine einzelne komplette WM Saison mit frei einstellbaren Optionen zu bestreiten ist nicht möglich.

F1 Career Challenge Xbox

Bei der KI der Computerfahrer gibt es mehr Schatten als Licht. Wer sich genauer umschaut, wird seltsames Verhalten beobachten. Da reihen sich Konkurrenten schon mal hinter eurem Wagen ein, obwohl sie mit Leichtigkeit euren langsam fahrenden Boliden überholen könnten. Langsam an die Box schleichende Konkurrenten bleiben gerne mal auf der Ideallinie. Einige Crashes sowohl der Computerfahrer untereinander als auch bei Überholmanöver eurerseits scheinen vermeidbar, wenn die KI nur etwas aufmerksamer wäre. Die Steuerung euer Boliden mit dem Joypad ist nicht ganz so einfach, da sie sehr empfindlich eingestellt ist. Schon kleinste Bewegungen mit dem analogen Stick lassen euren Wagen nach links oder rechts ausscheren. Um ohne Schaden durch zu kommen ist daher sehr viel Fingerspitzengefühl nötig.

Meist flüssig aber häßlich
Optisch gibt sich "F1 Career Callenge" spartanisch. Überwiegend verwaschene Texturen und wenig Details abseits des Asphalts lassen sich dank im großen und ganzen flüssiger Bildrate aber verschmerzen. Selbst bei Regen kommt es meist nur beim Start zu einigen Stotterern. Habt ihr euch an einen Vordermann herangesaugt, zeigt eine von den Heckflügel ausgehende kleine Rauchfahne an, dass ihr euch im Windschatten befindet. Die Animationen der Boxencrew beim Reifenholen oder in den kleinen Zwischensequenzen sind hölzern, die Protagonisten selbst grobe Polygonklötze. Wenn eure Crew Erfolge mit den Händen klatschend bejubelt kommt Schmunzeln auf, da sich die Hände der Teammitglieder beim Klatschen überhaupt nicht berühren.

F1 Career Challenge Xbox

Neben mehreren Ego-Perspektiven gibt es lediglich eine Verfolgeransicht. Da sich die Kamera dabei allerdings sehr nah an eurem Wagen befindet und etwas tief liegt, leidet die Übersicht. Bei etwas höherer und weiter weg befindlicher Kameraposition wäre das Ganze etwas einfacher, da ihr die Strecke besser einsehen könntet. Neben den üblichen Motorengeräuschen - inklusive Hall, wenn ihr durch Tunnel braust - hält euch der Boxenfunk auf dem Laufenden. Allerdings kommen da meist nur unwichtige Informationen aus dem Lautsprecher. Statt Meldungen, ob und wen euer Teamkamerad gerade überholt hat oder auf welchem Platz er herumkurvt wären Infos über den vor euch oder hinter euch platzierten Fahrer weitaus gehaltvoller. Wie die komplette Spieletexte und die Anleitung ist die Sprachausgabe in deutsch. Speicherung in der Karriere erfolgt automatisch nach einer Testsession oder einem Grand Prix.

fazit

"F1 Career Challenge" macht trotz einer Menge kleiner Aufreger mit seinem motivierenden Karriere Modus eine Menge Spaß. Und es sind einige Hakler, die auf die Spielspaßbremse drücken: mäßige KI, häßliche Optik, viel zu empfindliche Lenkung oder wenig Möglichkeiten zum Wagentuning um nur die auffallendsten zu nennen. Doch der Formel 1 Bonus mit den realen Fahrern und Teams aus den Jahren 1999 bis 2002 reißt zusammen mit der Karriere, welches Sonys aktuelles Formel 1 Game auf der PlayStation2 nicht bietet, einiges wieder heraus. Da die Formel 1 Lizenz in den nächsten Jahren Sony und damit der PlayStation2 vorbehalten bleibt, sollten Fans der Schumacher, Frentzen und Co. durchaus mal einen Blick riskieren, wenn sie mit den vorhandenen Mängeln leben können (sag).


positiv:

  • reale Fahrer und Teams aus vier WM Jahren
  • motivierender Karrieremodus
negativ:
  • mäßige KI
  • häßliche Optik
  • keine einzelne WM-Saison
  • sehr empfindliche Lenkung


grafik: 6.5 | sound: 6.0 | gameplay: 6.5 | gesamt: 7.0
Copyright 1996-2007 bei Jochen Rentschler. Alle Rechte vorbehalten.