Amped 2

geschrieben von Sascha Gläsel

Hersteller: Microsoft Game Studios
Genre: Fun-Sport
System: Xbox, PAL-Version
Besonderheiten: unterstützt Xbox Live und XSN Sports, komplett deutsch, massig Soundtracks, Einbindung eigener Musik
USK (ESRB): ohne Altersbeschränkung
Spieler: 1 - 2 (8 Online/LAN)
Testmuster von: Microsoft

Während die Freestyle Akrobaten unter den Snowboardern in Electronic Arts "SSX 3" übermenschliche Stunts auf den Boards die die Welt bedeuten zeigen, geht Microsoft mit "Amped 2" einen simulationslastigeren Weg. Ob staubtrocken oder doch witzig, spritzig erfahrt ihr an dieser Stelle.

Wollt ihr im Nachfolger des erfolgreichen "Amped" ein professioneller Snowboarder werden, müßt ihr euch zuerst mit den unterschiedlichen Tricks vertraut machen. In einer Trainingssession erklärt euch eine nette Dame, wie ihr spektakuläre Sprünge vollführt, elegant Geländer entlang grindet oder den ein oder anderen Ollie oder Grab erfolgreich in den Schnee setzt. Gute Flips oder Spins gelingen nur, wenn ihr den Absprung an den Rampen richtig trefft und das Board beim Aufsprung möglichst gerade haltet. Verpaßt ihr den Absprung kommen eure Sätze nicht über kleine Hüpfer hinaus. Verbockt ihr die Landung, verreißt es euren Akteur gnadenlos und ihr landet mit der Nase im Schnee. Lange Grinds sind auch nicht ohne, müßt ihr doch geschickt das Gleichgewicht halten, in dem ihr eine Balkenanzeige durch gefühlvollen Analogstickeinsatz im grünen Bereich haltet.

Snowboardtricksereien mit Stil
Für all eure Kunststücke sackt ihr Punkte ein - je spektakulärer und sauberer ausgeführt umso mehr. Boni erhaltet ihr bei sauberer Landung. Umgekehrt kostet euch ein Aufsprung mit Hängen und Würgen wertvolle Punkte. Schafft ihr es mehrere Tricks miteinander zu kombinieren winken Multiplikatoren für noch bessere High-Score Ausbeute. Das können zum Beispiel Sprünge von Rail zu Rail sein, oder der saubere Übergang von einem gewagten Flip auf ein Geländer oder durch den Einsatz des sogenannten Butters. Dabei schlittert eurer Boardercrack entweder auf dem vorderen oder hinteren Teil des Sportgerätes statt normal den Schnee zu durchpflügen. Auch hier muss wieder das Gleichgewicht gehalten werden um nicht auf die Nase zu fallen. Eine elegantere Art für hohe Punktausbeute sind stylische Aktionen. Besonders gewiefte Sportler drücken bei einem Sprung den analogen Stick nur halb in die gewünschte Richtung. Ihre Tricks werden dann zwar langsamer aber dafür mit Eleganz und Stil vorgeführen.


Habt ihr euch im Training oder einer einzelnen kleinen Abfahrt mit dem Grundrüstzeug an Tricks vertraut gemacht, wird es Zeit sich der eigenen Karriere zu widmen. Als blutiger Anfänger auf Platz 250 der Weltrangliste geführt gilt es sich die Karriereleiter langsam nach vorne zu arbeiten. Dazu steht euch zu Beginn lediglich ein Berg offen. Immerhin zwei verschiedene Abfahrten warten dort auf euch mit allerlei Rampen, Rails, Half-Pipes und anderen Hindernissen, die für alle möglichen Stunts herhalten müssen. Dabei gilt es diverse Punktvorgaben zu knacken, wollt ihr euch in der Rangliste verbessern und weitere Berge (insgesamt über ein Dutzend) und Wettbewerbe freischalten. Auf gute Akteure werden Sponsoren aufmerksam, die ihr in gesonderten Abfahrten für euch gewinnt. Jeder von euren potentiellen Geldgebern hat eine besondere Vorliebe für bestimmte Tricks. Nur wenn ihr ausschließlich diese in Vollendung vorführt sind sie so begeistert, dass sie mehr oder weniger nützliche Geschenke springen lassen.

Umfangreiche Karriere
Neben den sich ständig steigernden drei Gesamtpunkzahlmarken, die es pro Berg zu überbieten gilt, müssen Freestyler ihre Skills an mit Kameras markierten Stellen zeigen. Hier warten nämlich Pressfuzzis auf eure Kunststückchen. Die wollen natürlich möglichst spektakuläre Aktionen auf ihr virtuelles Zelluloid bannen. In einer getrennten Medienwertung werden alle Tricks bei den Kamerasymbolen erfaßt, die euch ebenfalls wieder mit drei immer höher angesetzten Vorgaben fordert. Als Belohnung winken Einladungen zu Dreharbeiten für knackig kurze Freestyle-Clips. In einem kurzen Abschnitt müßt ihr durch große Ringe fahren und dabei fette Tricks präsentieren. Scheffelt ihr dabei die geforderte Mindestwertung, wird eure Fahrt auf Festplatte gebannt. Netter Nebeneffekt: Ihr lernt nebenbei wie man bestimmte Geländevorgaben punktreich ausnutzt.


Doch damit nicht genug der Herausforderungen. Findet auf den Pisten versteckte Schneemännern, die es umzufahren gilt. Außerdem sollt ihr auf euren Abfahrten fünf bestimmte Tricks oder Wertungen zeigen. Da wird dann schon einmal eine bestimmte Kombinations- oder Trickwertung von euch erwartet oder ein ganz bestimmtes Kunststückchen. Hinzu kommen an bestimmten Plätzen der Abfahrt anspruchsvolle Sprungpassagen. An blau schimmernden Stellen sollt ihr riesige Sätze zeigen. Das kann zum Beispiel ein Sprung von einer kleinen Schanze auf das Drahtseil der Seilbahn sein, oder einfach ein Satz von einem Geländer auf ein anderes. In einer Auflistung erfahrt ihr, was euch noch bei dieser oder jener Abfahrt an Sprüngen oder Tricks fehlt. Keine Angst, ihr könnt alle Aufgaben wie Gesamtpunktzahl, Schneemännersuche oder Medienwertung sukzessive Abarbeiten und müßt nicht alles in einem einzelnen Durchgang zeigen.

Events, Profis und Legende
Seit ihr bei euren normalen Abfahrten im großen und ganzen mit nur wenig Konkurrenz unterwegs, stürzen sich in einem Event gleich sieben weitere Sportler mit euch den Berg hinunter. In drei Fahrten dieselbe Strecke hinunter müßt ihr euch unter den Top 3 platzieren um weitere Wettbewerbe und Goodies freizuschalten. Gar nicht so einfach, da euch die anderen Sportler nicht selten in die Quere kommen und gleich mehrere Komponenten in die Bestimmung der finalen Reihenfolge eingehen. Mit sukkzessive Abarbeiten ist da leider nichts mehr. Natürlich gibt es wieder eine Gesamtpunktzahl aller Tricks sowie eine Medienwertung. Außerdem zählen der punktreichste Trick und die beste Kombination. In allen vier Wertungen wird eine separate Rangfolge ermittelt, die zusammen die Gesamtplatzierung ergibt. Mit ein bisschen Geschick werdet ihr mit Realfilmsequenzen belohnt, in denen Snowboard Profis aus dem Nähkästchen plaudern. Die Krönung für Punktesammler ist der "Legende" Wettkampf, in dem ihr wahnwizig viele Punkte ertricksen müßt um zu bestehen.


Kraxelt so langsam, still und leise die Rangliste nach oben. Und ich meine wirklich langsam, denn der Karrieremodus ist lang. Durch die Erfolge in den Abfahrten gewinnt euer Sportler Erfahrung, die sich durch kleine Verbesserungen bemerkbar machen. Schließlich ist euer Crack anfänglich nur ein grüner Junge. Ihr bestimmt selbst, in welcher Aktion ihr besser werden wollt. Vergebt Erfahrungspunkte zum Beispiel für bessere Ollies, weitere Sprünge oder ein verbessertes Gleichgewicht bei Railslides. Und wenn ihr dann durch Events, Fotoshootings und Sponsoren einen höheren Bekanntheitsgrad erlangt habt, wird euch auch noch einer der 14 realen Profis der Szene begegnen. Meßt euch mit ihnen, indem ihr hinter ihnen herfahrt und ihre Kunststückchen mit eigenen Kreationen überbietet. Gelingt euch dies bringen sie euch neue Tricks bei. Und zu guter letzt warten auch noch Snow Skates auf euch. Das sind im Prinzip Snowboards ohne Bindung, so dass sich euch Tricks ähnlich denen auf einem Skateboard eröffnen. Leider ist das Boarden mit diesen nicht auf allen Bergen möglich.

Realismus statt Effekthascherei
Optisch brennt "Amped 2" zwar nicht gerade ein Feuerwerk an Spezialeffekten ab. Doch haben sich die Macher bemüht, den Sport grafisch so realistisch wie möglich einzufangen. Allen voran die lebensecht animierten Sportler. Deren Aussehen legt ihr zu Beginn eurer Karriere in gröben Zügen fest (kein Vergleich zum Beispiel zu den umfassenden Möglichkeiten von "Top Spin"). Im weiteren Spielverlauf ändert ihr Kleidung oder das verwendete Board aus einer Vielzahl an unterschiedlichsten Angeboten. Zweiter großer Aha-Effekt ist die unglaublich weite Sicht, die bis ins Tal hinab reicht. Eingeschränkte Sichtweite durch Nebel oder solche Kinkerlitzchen sucht ihr ebenfalls vergeblich wie unschöne Ruckler. Die Abfahrten selbst warten mit vielerlei Details und einer Menge Hindernisse, lauschige Berghütten, Zelten, Tannen und anderen Bewuchs auf. Auch das Aufstauben des Schnees unter anderem auch beim Tiefschneefahren wurde realistisch eingefangen. Wollt ihr die ganze Pracht ohne Action genießen, führt euch die Kamerafahrten über die einzelnen Berge zu Gemüte.

Im Hintergrund hat Microsoft mit 300 unterschiedlichen Soundtracks meist unbekannter Künstler eine wahre Armada an Songs verschiedener Stilrichtungen aufgefahren. Im Musikmenü stellt ihr euch einen Mix aus verschiedenen Musikrichtungen selbst zusammen oder bindet eigene Musikstücke von der Festplatte ein. Neben einigen Soundeffekten bietet euch "Amped 2" eine deutsche Sprachausgabe. Neben der beredten Trainerin werden viele eurer Aktionen auf den Hängen und Pisten von Neugierigen in der Nähe kommentiert wie zum Beispiel den unzähligen Pressemenschen bei den Medienwertungen. Neben anfeuernden Rufen bekommt ihr aber auch hämsche Sprüche auf die Ohren, wenn euch mal wieder ein Trick in die Hose gegangen ist. Allerdings wiederholen sie sich recht schnell.

Massig Onlinemodi
Größte Änderung zum Vorgänger sind die vielfältigen Onlinemodi. Ihr meßt euch mit bis zu sieben weiteren Couchboardern rund um den Globus wer die punktreichsten Tricks vorführen kann. Im "Just Ride" werden alle eure Wertungen wie Gesamtpunktzahl, bester Trick oder die Medienwertung für eine Online-Rangliste herangezogen. Unabhängig von der Rangliste haltet ihr eine einfache "Session" ab, in der es natürlich wieder um Höchstpunktzahlen bei der halsbrecherischen Fahrt die Pisten hinab geht. Über XSN Sports bastelt ihr euch darüber hinaus eigene Events zusammen oder tretet mit Freunden einem "Pack" bei. 16 Sportler kann eine solche Gruppe umfassen, bei dem nicht nur eure eigene Leistung für die Rangliste zählt, sondern auch das Können eurer Mitstreiter. Verfügt ihr nicht über Xbox Live müßt ihr aber trotzdem nicht auf Mehrspielerspaß verzichten. Via System Link lassen sich bis zu acht Konsolen vernetzen, so dass bis zu acht Spieler ihr Tricks zeigen können. Nur zwei Spieler fahren im Splitscreen die Hänge hinab.


Anmerkung des Autors
Da ich nicht über Xbox Live verfüge, bezieht sich die Bewertung ausschließlich auf den Offline Spielspaß!

Wow, sieht das toll aus ... was für eine Grafik. Aber nicht nur die Optik ist erstklassig, auch der umfangreiche Karriere Modus hat viel zu bieten. Trotz der nach ein wenig Training sehr eingängigen Steuerung ist die Karriere aber schon beizeiten eine verdammt anspruchsvolle Angelegenheit, die gerade bei Einsteigern für Frustmomente sorgen kann. Schon nach wenigen Abfahrten werden die Punktvorgaben für das Freischalten neuer Goodies, Wettbewerbe und Veranstaltungsorte so schwer zu knacken, dass ihr euch für Erfolge schon etwas länger in "Amped 2" einarbeiten müßt. Wenn ihr das Timing für punktreiche Trickkombinationen herausgefunden habt, dann werden gerade die Trendsportfans, die ein möglichst realistisch angehauchtes Trickfestival wollen, mit "Amped 2" im siebten Videospielehimmel landen (sag).

positiv:

• weitgehend realistisches Snowboardvergnügen
• riesige Sountracksammlung
• Xbox Live und XSN Sports Unterstützung
• umfangreicher Karrieremodus ...

negativ:

• ... mit relativ knackigen Aufgaben

grafik: 9.0 | sound: 8.0 | gameplay: 8.5 | gesamt: 8.5