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Backyard Wrestling - Don't try this at home

geschrieben von Marcus Reichle

Hersteller: Eidos
Genre: Sport
System: PlayStation2, PAL-Version
Besonderheiten: kein klassisches Wrestlingspiel
USK (ESRB): 16
Spieler: 1-2
Testmuster von: Eidos

In amerikanischen Hinterhöfen ist die Hölle los!

Vor ein paar Jahren erschien in den USA das erste offizielle Video mit dem Namen „Backyard Wrestling“ (BW) und erreichte auf Anhieb Spitzenverkaufszahlen. Zusammengeschnittene Amateur-Aufnahmen zeigten durchgeknallte Kids, die ihren Hardcore-Wrestling-Idolen wie Mick Foley oder einem RVD nacheiferten. Die jungen Nachwuchswrestler sprangen von Hausdächern auf ihre Schulkollegen, bearbeiten sich gegenseitig mit Leuchtstoffröhren oder versuchen sich mit einer Power Bomb durch einen brennende Tische zu befördern. Ziemlich crazy!

BW Cover

Wie gemacht für ein actiongeladenes Wrestling-Spiel dachte sich wohl Publisher Eidos und setzte das abgedrehte Hinterhoftreiben in ein noch abgedrehteres Game um.

Ein gemischter Haufen
Die insgesamt über 30 Spielfiguren-Charaktere sind bewußt überzeichnet und erhalten so einen frischen Comic-Look. Neben ein paar professionellen Wrestlern aus US-Independent-Ligen und freizügig bekleideten Wrestlerrinnen wurden sogar ein paar der gehirnamputierten Backyard-Kids in die Spielfigurauswahl gebracht.

Let's talk about Backyard Wrestling!
Die meisten von ihnen gilt es jedoch erst einmal in einem sogenannten Talkshow-Modus freizuspielen. In dieser witzigen Single-Modus Idee gibt’s nämlich vor jedem Match jeweils einen Talkshow-Renderclip zu sehen.
Mit viel Selbstironie versucht die illustre Quasselrunde dem US-Hinterhof-Phänomen auf die Spur zu kommen. Dazu geben BW geschädigte Gäste wie beispielsweise einem fettleibigen Barbecue-Grillnachtbar oder ein paar scharfen Table-Dancerinnen ihren Senf ab. Viele der Talkshowredner tauchen in den anschließenden Levels als Gegner oder im Spielfeld-Hintergrund wieder auf und braten Euch regelmäßig eines über den Pelz, sobald Ihr ihnen zu nahe kommt.

Screenshot 3

Hardcore rules!
Doch bis es soweit ist, müsst Ihr eine längere Ladepause überstehen. In dieser Zeit läd die PS2 eine wahre Hardcore-Spielwiese in den Videospeicher. Denn in Backyard Wrestling wird natürlich nicht nach einem starren Regelkatalog im üblichen Wrestling-Ring gekämpft, sondern an ausgefallenen Schauplätzen wie einem Schlachthaus inklusive aufgehängter Rinderhälften oder vor Daddys Bonzen-Villa mit eigener Rockbühne.

Kleine Kinder wollen die Rassel - Backyard Kids die Keule!
Die Umgebung bzw. die vielen Umgebungsobjekte sind dabei nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern aktiver Teil des Spielprinzips. Mit dem Dreiecks-Button nehmt Ihr die überall verteilten Gegenstände auf; beispielsweise eine Leuchtstoffröhre, einen präparierten Baseballschläger oder diverse Möbelstücke, um sie seinem Gegenüber sogleich um die Ohren zu hauen. Aber auch ohne Hilfsmittel könnt Ihr mit Tritten (X-Taste) und Punshes (Quatrat Taste) kurze schmerzhafte Schlagfolgen anbringen.

Screenshot 1

Doch keine Angst! - gewrestelt wird natürlich auch
Sobald Ihr Euren Gegner schnappt (Kreis Taste drücken) ist dieser für einen Moment bewegungsunfähig und Ihr könnt in aller Ruhe einen krachenden Neckbreaker, Jacknife Powerbomb, Snap Suplex usw. ausführen.

Jeder der Wrestler verfügt jeweils über acht individuelle Wrestling-Moves. Zur Ausführung muss man einfach nur eine Richtungstaste (Analogstick oder Digitalkreuz) plus einen der beiden Schlag- bzw. Trittknöpfe antippen. Erwischt Ihr den Raufbold hintereinander besonders hart, verliert dieser für kurze Zeit sein Bewusstsein. So kann man den Schlafenden problemlos auf einen umherstehenden Tisch positionieren und zu einem spektakulären High-Flying Manöver ansetzten. Dazu bietet Euch jede Stage mehrere Möglichkeiten meist auf Häuserdächer zu klettern, um den Benommenen aus größer Höhe z.B. mit einem krachenden Moonsault durch den Tisch zu hämmern.

Screenshot 2

Finish him!
Nähert sich seine Energieleise dem Ende, könnt Ihr obendrein zu einem zeitlupenanimierten Finishing-Move ansetzten – dazu müsst Ihr wieder in den Klinsch gehen und anschließend gleichzeitig die X- und Quadrat-Taste drücken.
Doch aufgepasst, es kann auch gekontert werden. Bei jeder Wurfserie hat man nämlich für einen kurzen Moment die Chance einen Reversal einzuleiten. Sobald die Figuren kurz aufblinken, heißt es reaktionsschnell eine beliebige Richtungstaste und Schlagtaste drücken. Theoretisch könnte man so jeden Angriff geschickt kontern.


Screenshot 4

Optisch nicht mehr zeitgemäß
Sämtliche Spielfiguren sind ziemlich polygonarm und recht undetailliert. Sowohl bei der Animation als auch bei der Kollisionsabfrage wurde schlampig gearbeitet. Die Wrestler hampeln ziemlich durch die Gegend und stehen manchmal sogar in der Luft. Ein wenig Trost bietet das BW-Schadensmodell, welches die körperliche Action inform von zerrissener Kleidung und Platzwunden auch sichtbar macht. Dafür sind die insgesamt 6 Wrestling-Schauplätze abwechslungsreich, texturenreich und mit allerlei kleinen Nettigkeiten versehen.

Was auf die Ohren
Schon besser sieht’s da mit der musikalischen Besetzung aus. Während eines Matches könnt Ihr nämlich zwischen namhafte Metal und Punk-Stücken von Gruppen wie Machine Head, Sepultura oder Sum 41 wählen.

Mageres Wrestling-Würstchen
Alles andere als üppig ist dagegen leider der Spielumfang geraten. Es gibt neben dem Einspieler-Modus gerade mal 3 kleine Bonusspielchen (Survival Modus; King of the Hill; Abklatschmodus), die genauso wie ein paar BW-Videos erst noch freigespielt werden müssen. Zwar hat man dem Spiel noch einen Editor Modus spendiert, doch der ist mit seinen unterentwickelten Einstellmöglichkeiten eher ein schlechter Witz.

fazit

Eine halbe Sekunde! – genau solange hat man in BW Zeit einen Konter zu starten. Drück man zu früh oder zu spät die entsprechenden Tasten (siehe oben) ist die Konterchance vorbei. Besonders im Zweispielermodus killt dies komplett den Spielspaß, da man ohne Konteraktion kaum der Passiv-Rolle entfliehen kann. Unentwegt bekommt man dann eines auf den Deckel. Zudem ist das Wrestling-Repertoire schnell ausgeschöpft und führt schlichtweg zu purer Langeweile. Von groben Grafik-Schnitzern und einer miesen Kollisionsabfrage mal abgesehen, bietet der 60 Hz-Modus zumindest eine hohe Spielgeschwindigkeit.
Das Ganze erinnert insgesamt eher an ein Action Game wie „Power Stone“ als an ein übliches Wrestling Game.
Hartgesottene Backyard Westling Fans können den verpassten Bewertungs-Niederschlag vielleicht noch verdauen. Anhänger des gepflegten Show-Wrestlings sollten dagegen um den miefigen Hinterhof einen großen Bogen machen.


positiv:

  • über 30 Spielfiguren
  • rockiger Soundtrack mit namhaften Bands
  • deutsche Fassung ist unzensiert
  • 60 Hz-Modus
negativ:
  • gravierende Gameplay-Macken
  • geringer Spielumfang
  • nervige Ladepausen
  • vermurkste Kollisionsabfrage


grafik: 6.0 | sound: 7.5 | gameplay: 4.0 | gesamt: 4.5
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