geschrieben von Sascha Gläsel
Hersteller: Totally Games, LucasArts, Activision
Genre: Action
System: Xbox, PAL-Version
Besonderheiten: Nachfolger von Secret Weapons of the Luftwaffe; unterstützt Content Download via Xbox Live
USK (ESRB): Geeignet ab 16 Jahren
Spieler: 1 - 2
Testmuster von: eigene Anschaffung
Xbox Besitzer haben die Wahl aus gleich zwei Action-Flugspielen. Während "Crimson Skies" in einer fiktiven Vergangenheit spielt, klemmt ihr euch in "Secret Weapons over Normandy" in die virtuellen Cockpits bekannter Kampfflugzeuge des Zweiten Weltkrieges.
Als us-amerikanischer Freiwilliger kommt ihr in einem geheimen englischen Jagdgeschwader auf den Kriegsschauplätzen rund um den Globus zum Einsatz. Ihr beginnt eure Karriere in einer 08/15 Einheit der RAF mit anderen Freiwilligen. Nach einer kurzen Ausbildung werdet ihr 1940 in einer klapprigen Hawker Hurricane ins kalte Wasser der Luftschlacht um England geworfen. Durch erste Erfolge hinterm Steuerknüppel beginnt euer unaufhaltsamer Aufstieg zum alliierten Fliegeras, die euch schon bald in ein Elitegeschwader der RAF bringt - die Blackhawks. Dort werdet ihr in hochgeheime Einsätze geschickt gegen eine ebenso hochgerüstete wie aus Elitepiloten bestehende Einheit der Nazis. Berichte eingeschleuster Agenten deuten nicht nur auf einige neue enorm leistungsfähige Flieger hin, sondern lassen die Konstruktion einer ultimativen Vergeltungswaffe befürchten.
Vom Nobody zum Fliegeras
In den Standardeinstellungen spielt sich "Secret Weapons over Normandy" wie ein simpler Action Titel. Richtige Fliegerkunststücke sind dank eingeschränkter Flugsteuerung nicht möglich, da ihr zum Beispiel keine komplette 360 Grad Rolle fliegen könnt. Eine 90 Grad Rolle nach Links oder Rechts ist das Höchste der Gefühle. Da ihr euren Flieger nicht immer korrekt in den normalen Horizontalflug bringen könnt, richtet sich eure Maschine automatisch nach einigen Sekunden ohne Richtungsänderung parallel zum Horizont aus. Wollt ihr es etwas herausfordender unbedingt in den Optionen die realistische Flugphysik einschalten. Jetzt verfügt ihr unter anderem über ein Seitenruder und dirigiert euren Flieger endlich auch in beliebige Flugmanöver egal ob Rollen oder andere Kunststücke. Am Anfang ist die Verwendung des Seitenruders beim Ausrichten auf Ziele und beim Fliegen von engen Kurven etwas gewöhnungsbedürftig. Habt ihr den Dreh aber erst einmal raus, bringt euch die realistischere Steuerung mehr Vor- als Nachteile, da ihr eure Gegner viel besser ins Visier bekommt.
Heftige Luftkämpfe im Pazifik. Japanische Zekes setzen euch und eurem Fliegerkameraden in der Dauntless mächtig zu. Hier seht ihr übrigends die Ego-Perspektive. Eine Third-Person Ansicht ist ebenfalls möglich.
"Secret Weapons over Normandy" gibt euch noch weitere nützliche Hilfen an die Hand, über die Weltkriegspiloten nicht verfügten. Eine HUD ähnliche Feindanzeige inklusive Entfernungsbestimmung ist sicherlich das nützlichste Utensil. Auf Knopfdruck schaltet ihr das am nächsten gelegene Boden oder Luftziel auf. Dieses bleibt gelockt und eine Pfeilanzeige informiert über eure Lage und Entfernung zum Gegner sowie den Grad seiner Beschädigung. Durchschalten der Ziele ist nicht möglich. Haltet den Zielbutton gedrückt und alle Freunde und Feinde werden als kleines Symbol angezeigt. Richtet das Fadenkreuz eures Fliegers auf ein beliebiges Zielsymbol um nicht nur den am nächsten gelegenen Gegner auszuwählen. Eine umständliche Frimelei. Kommt ihr in Waffenreichweite erscheint ein roter Zielkreis, der euch zusätzlich zeigt wie weit ihr für Treffer vorhalten müßt. Wird euch das Kampfgeschehen zu hektisch verlangsamt es. Jetzt habt ihr mehr Zeit eure Ziele ins Fadenkreuz zu bekommen. Eine nicht unerhebliche Steigerung der Treffergenauigkeit ist die Folge, da euch feindliche Flieger nicht mehr so leicht ausmanövrieren.
Viele Hilfen für erfolgreiche JagdEtwas komplizierter wird es beim Einsatz von Bomben. Habt ihr welche unter die Flügel gepackt wird auf dem Boden ein gelber Zielkreis projeziert. Um ihn überhaupt zu erkennen müßt ihr in eine andere Ansicht schalten. Statt Ego (ohne Cockpits!) oder Third-Person Perspektive direkt hinter eurem Flieger seht ihr nun das Geschehen aus einer Schräg-von-oben Sicht. Die Steuerung eurer Maschine ist dabei aber weiterhin so ausgelegt, als wäre die Kamera noch direkt hinter eurem Kriegsgerät platziert. Darum ist die Flugsteuerung und damit das Ausrichtung auf Bodenziele nicht so einfach. Zieht ihr eure Maschine vor dem Abwurf nach oben oder befindet euch in einer Schräglage wird die Treffergenauigkeit herabgesetzt. Visualisiert durch eine Vergrößerung des Zielkreises, die den ungefähren Einschlagpunkt der Bombe anzeigt. Im Sturzflug dagegen wird der Zielkreis kleiner. Genauerer Treffer sind möglich. Dabei natürlich nur nicht vergessen nach dem Abwurf hoch zu ziehen um nicht ungespitzt in den Boden zu krachen.
Gegen die deutsche Luftwaffe. Ein He111 Bomber explodiert gerade unter dem Beschuss einer Spitfire. Bomber sind trotz ihres Abwehrfeuers aufgrund ihrer geringen Geschwindigkeit leichte Ziele für versierte Jagdpiloten.
Die Kampagne von "Secret Weapons over Normandy" umfaßt 15 Missionen und etwa noch einmal so viele Herausforderungen. Die Herausforderungen sind grundsätzlich kürzere Einsätze. Die Kampagnenmissionen fallen umfangreicher aus und werden dabei meist von einem kleinen Einführungsvideo begleitet. Einige der Hauptmissionen gehen über drei einzelne Einsätze oder konfrontieren euch mit der Erledigung von mehreren Hauptzielen, die ihr nach und nach abarbeitet. Die Herausforderungen haben meist Trainingscharakter, da sie sich meist auf bestimmte Einsatzarten beschränken. So müßt ihr Luftkämpfe bestehen, übt wie man Torpedos gegen Schiffe einsetzt oder meßt euch mit anderen alliierten Fliegern wer unter Zeitdruck mehr gegnerische Ziele in der Luft oder am Boden vernichtet. Habt ihr eine Mission einmal erfolgreich hinter euch gebracht, steht sie euch für beliebige weitere Anläufe zur freien Verfügung. So erkämpft ihr euch vielleicht im ersten Rutsch noch nicht erledigte Sekundär oder Bonusziele. Denn durch herausragende Leistungen erspielt ihr euch die nützlichen "Anträge".
Aufrüstung mit "Anträgen"Im Hangar eurer Staffel warten fleißige Mechaniker darauf eure Flugzeuge aufzurüsten. Die Kriegstechnik machte im Verlaufe des Zweiten Weltkrieges erhebliche Fortschritte, was sich auch in "Secret Weapons over Normandy" niederschlägt. Da tauchen nicht nur weitaus leistungsfähigere neue Kampfflugzeugtypen auf. Ältere Modelle werden zusätzlich durch neue Waffenarten sowie bessere Panzerung und Motoren aufgewertet. So gesellen sich zu der normalen Bombenlast zum Beispiel weitaus besser handhabbare Raketen, Torpedos und Kanonen hinzu. Doch die Aufrüstungen gibt es nicht umsonst. Für jede Verbesserung an euren Flugzeugen müßt ihr einen "Antrag" opfern. Es lebe die Bürokratie. Ihr erspielt sie euch durch Erfüllung der Missionsziele. Jeder Einsatz der Kampagne konfrontiert euch mit Primärzielen, die für das Weiterkommen erfüllt werden müssen und zusätzlich zur Belohnung "Anträge" ausspucken. Sekundär und Bonusaufgaben bringen euch weitere "Anträge" ein, aber bei gutem Gelingen auch Beförderungen, Auszeichnungen und neue Flugzeuge.
Nochmal Pazifik. Diesmal steht das Torpedieren japanischer Schiffe an. Eine sehr kitzlige Angelegenheit, da ihr Torpedos nur im langsamen Tieflug abwerfen könnt. Dabei seit ihr ein leichtes Ziel für feindliche Flak oder Jagdflieger.
In einigen Missionen ist der verwendete Flugzeugtyp fest vorgegeben. Andere Einsätze bestreitet ihr in einem beliebigen Flieger. Konzentriert euch bei Aufrüstungen am besten auf einige wenige Modelle um mit den "Anträge" hauszuhalten. Bei der Sekundärbewaffnung wird euch meist eine bestimmte Waffe empfohlen. Ihr könnt aber zum Bleistift auch statt der empfohlenen Raketen auf Bomben umsatteln oder eine Kanone unter die Flügel hängen - sofern bereits freigespielt. In fast allen Missionen ist es möglich in einigen sogar zwingend erforderlich, dass ihr auf einem in feindlichem Gebiet heimlich angelegten Partisanenflugfeld zwischenlandet um neue Munition aufzunehmen. Dabei werden nicht nur Schäden an eurem Flieger beseitigt. Ihr habt darüber hinaus meist noch die Möglichkeit eine andere Sekundärwaffe zu wählen. In einigen wenigen Einsätzen landet ihr sogar auf Flugplätzen des Feindes zwecks Entführung einer gegnerischen Maschinen. So kommt ihr zum Beispiel an die japanische Zeke oder die mit enormer Feuerkraft und Geschwindigkeit aufwartenden Messerschmidt Me 262, den ersten in Serie produzierten Düsenjagdflieger.
"Sofort Action" für eilige NaturenEinige der erspielten Kampfflieger heben lediglich in "Sofort Action" in den virtuellen Xbox Himmel ab. Dieser Spielmodus ist eine Art "Deathmatch" Luftkampf zweier Teams. Zusammensetzung, verwendete Maschinen oder Anzahl und Können der Piloten liegen völlig in eurer Hand. Die Auswahl ist erheblich größer, wenn ihr alle Schauplätze sowie die verschiedenen Flugzeugtypen in der Kampagne freigespielt habt. Verfügt ihr über Xbox Live, ladet ihr euch kostenlos neue Flieger, weitere Tarnanstriche für bereits vorhandene Maschinen und weitere Einzelmissionen auf die Festplatte. Ein Freund oder eine Freundin kann via Splitscreen übrigends ebenfalls in "Sofort-Action" mitmischen. Dazu kommen noch spezielle Zwei-Spieler-Herausforderungen, in denen ihr von Auftrag zu Auftrag unterschiedlich entweder kooperativ oder gegeneinander kleinere Einsätze fliegt. So müßt ihr euch zum Beispiel in den Geschütztürmen eines alliierten Bombers deutsche Jagdabwehr vom Hals halten. In einer anderen Mission bereitet ihr durch Tiefflugangriffe einen Gefangenenausbruch vor.
Die Schauplätze vor allem in den Hauptmissionen der Kampagne sind riesig. Damit das Ganze immer flüssig über den Bildschirm flutscht - und das ist glücklicherweise so gut wie immer der Fall - gibt es die üblichen Tricks, wie das relativ späte einblenden detaillierterer Texturen bei Bodenobjekten und Flugzeugen. Insgesamt sind die Texturtapeten der Landschaft etwas verwaschen und blass. Kein Vergleich mit einem Hochglanzprodukt wie "Yager" oder "Crimson Skies". Dafür gibt es deftige Explosionen, Rauschwaden hinter sich herziehende angeschlagene Flugzeuge und spektakulär in den Fluten versinkende Schiffe. Atmosphärisch gelungen die Zwischensequenzen: Die Story wird mit animierten schwarzweiß Bildern und Wochenschaueinspielungen weiter erzählt. Dazu bekommt ihr als Bonus noch Filme eines Flugzeugmuseums zu Gesicht, in denen ihr einige der Flugzeuge - meist restaurierte Originale aus dem Zweiten Weltkrieg - in realen Bildern vorgeführt bekommt.
Komplett in deutschSämtliche Einsatzbesprechungen werden von deutschen Sprechern wieder gegeben. Dazu gibt es während der Missionen einiges an Funksprüchen zu hören. Da wird sowohl auf Allierter als auch auf Seite der Achsenmächte um Unterstützung gebeten, der Feind verspottet oder Befehle an die anderen Flieger gegeben. Ihr selbst gebt eurem Wingman via Steuerkreuz Angriffsbefehle. Für die Musik hat LucasArts ein großes Orchester engagiert, welches atmosphärisch zum Spiel passende Stücke zum besten geben. Speichern ist nur zwischen den Aufträgen möglich. Während längerer Missionen der Kampagne werden automatisch einige wenige Zwischenspeicherpunkte ("Kontrollpunkte") angelegt, von denen ihr beliebig oft wieder anfangen dürft so ihr denn eure Maschine zerlegt habt. Aber obacht: Schaltet ihr die Xbox aus, sind diese Kontrollpunktsaves verschwunden und ihr müßt den Level wieder von vorne beginnen.
"Secret Weapons over Normandy" bietet euch spannende Luftkämpfe meist in berühmten alliierten Maschinen, wie Spitfire oder P51 Mustang. Einige wenige deutsche Maschinen, wie die Bf 109, Ju88 oder die Me262 könnt ihr in der Kampagne aber auch ins Gefecht führen. Vor allem letztere erleichtert euch die letzten Missionen der Kampagne ungemein. Allerdings spielt sich "Secret Weapons over Normandy" in den Standardeinstellungen wie ein 3D Ballerspiel. Erst mit der etwas realistischeren Einstellung bei der Flugphysik nimmt das Spiel so richtig Fahrt auf. Dann werdet ihr an der Mischung aus Simulation und Actionspiel in den abwechslungsreichen Missionen der Kampagne euren Spaß haben (sag).