geschrieben von Arne Weber
Hersteller: Codemasters
Genre: Fußballmanager
System: PlayStation2, PAL-Version
Besonderheiten: FIFPro- Lizenz
USK (ESRB): ohne Altersbeschränkung
Spieler: 1-2
Testmuster von: Codemasters
„Das Runde muss in das Eckige“. So einfach ist Fußball.
Um jedoch zu erkennen, was alles dafür getan werden muss, damit dies möglichst häufig geschieht und dabei auch noch die Kasse stimmt, kann sich jeder Konsolero jetzt selbst an das Werk machen. Ein Privileg, was in der Vergangenheit zumeist den PC’lern vorbehalten gewesen ist. Codemasters BDFL- Serie lässt jedoch seit geraumer Zeit das Argument Lügen strafen, dass Managersimulationen auf der heimischen Daddelkiste nicht realisierbar sind.
Im Folgenden lest ihr den Test des 2004er – Updates.
Die Lizenz zum Spielen...Dank der FIFPro- Lizenz dürft ihr euch in deutschen, spanischen, englischen, italienischen, französischen und schottischen Gefilden austoben.
Dabei stehen euch mindestens die ersten beiden Ligen in jedem Land mit den Original- Spielernamen und Stadien zur Verfügung
-in England und Schottland geht es noch bis zur vierten Liga runter. Insgesamt stehen euch damit 18500 Spieler aus 785 Vereinen zur Verfügung.
Lediglich die Champions League und der UEFA- Pokal wurden aufgrund der mangelnden Lizenz umbenannt- ein Detail, das jedoch leicht zu verschmerzen ist.
Wie bereits früher liegen die Vorteile der BDFL- Serie in der, trotz der sehr komplexen Einstellungsmöglichkeiten, sehr übersichtlichen Menüführung. Nach geringer Eingewöhnungszeit scrollt man mit dem Controller durch die zahlreichen Menüs fast so leicht wie am Computer.
Es bleibt euch selbst überlassen, in wie weit ihr in das tägliche Vereinsgeschehen involviert seid. Aufgaben wie das tägliche Training, das Verlängern von auslaufenden Spielerverträgen, das Suchen von Sponsoren für Banden- u. Trikotwerbung u.v.a. könnt ihr an Dritte abgeben um euch auf andere Dinge zu konzentrieren.
Was muss ich tun? BDFL Manager 2004 konzentriert sich ganz klar auf die Auswahl der Taktik und die Aufstellung. Spielerstatistiken ohne Ende lassen einen nur die Länge der Schnürbänder noch vermissen. Anzeigebalken für Angriff, Deckung, Pass- Spiel, Technik, Dribbling, Schüsse, Kopfbälle, Position, Vorstöße, Tempo, Intelligenz, Temperament, Kreativität, Kondition, Fitness und Moral lassen die Wahl schnell zur Qual werden. Welche Attribute sind jetzt auf der jeweiligen Position von dem Spieler gefordert und welche weniger?
In Sachen Taktik (Offensiv oder Defensiv? Konter?), Training (welcher Übungsschwerpunkt? wie viel Ruhezeit?) und Spielersuche fallen die Auswahlmöglichkeiten ähnlich umfangreich aus, so könnt ihr z.B. in einem unfangreichen Suchmenü den Spieler eurer Träume suchen und hoffen, dass er in euer Gehaltgefüge passt und euer Angebot annimmt.
Die finanziellen Aspekte sind im Spiel dagegen etwas in den Hintergrund geraten. Zwar ist es möglich sein Stadion auszubauen oder gar ganz neu zu bauen und sich Sponsoren für Bandenwerbung, Trikot und TV zu suchen. Auch eine umfangreiche Einnahme- und Ausgabenliste verdeutlicht euch, wo euer Geld draufgeht und wie ihr es verdient.
Dennoch sind die Optionen im Finanzsektor im Gegensatz zu anderen Managern beschränkt. So ist es etwa nicht mögliche euer Geld in Stadionperipherie, Aktien oder Immobilien anzulegen, auch die Eintrittspreise lassen sich nicht festlegen.
11 Freunde müsst ihr sein...Bevor ihr loslegt solltet ihr euch darüber im Klaren sein, dass Real Madrid natürlich einen anderen Anspruch als Wacker Burghausen hat. Während in Madrid Titel Pflicht sind, darf man sich in Burghausen auch die eine oder andere Niederlage erlauben.
Indikator für euer Schaffen ist die Fan- bzw. Vorstandswertung und die damit verbundene Managerwertung. Während die Fans sich über Neuverpflichtungen und Siege freuen, achtet der Vorstand auch auf euer finanzielles Geschick.
Manchmal ist ein Spieler aus dem vereinsinternen Jugendkader ebenso gut, wie ein Spieler der teuer von einem anderen Verein abgeworben wird. Ihr solltet stets die Wertungen im Auge behalten, denn sonst sitzt ihr mitunter schneller auf der Straße als euch lieb ist.
Natürlich werden im Laufen der Saison auch einige Managerposten frei, wenn es in anderen Vereinen nicht so läuft. In diesem Fall könnt ihr euch bei Interesse auch woanders bewerben- eine interessante Option. Am Ende der Saison legt euer Verein euch bei guter Arbeit in der Regel ein neues Vertragsangebot vor, nun liegt es bei euch ob ihr eurem Verein treu bleibt oder woanders euer Glück versucht.
Schaun mer mal!Schwachpunkt des Spiels bleibt leider die Grafik, die sich gegenüber den Vorgängerversionen nicht verbessert hat und EA’s Pendanten einfach nicht standhalten kann. In lieblos und realitätsfremd animierten Stadien dürft ihr euch das Spiel aus der Vogelperspektive anschauen. Alternativ könnt ihr euch auch auf die Höhepunkte beschränken. Das Auslassen eines Matches impliziert jedoch eine sehr lange Ladezeit, was euch diese Option zweimal überlegen lässt.
Während des Spiels frustriert die mangelnde Spielerintelligenz, wenn der Ball zum zehnten Mal zum im 10m im Abseits stehenden Mitspieler gepasst wird. Auch die Schüsse wirken etwas steif und nicht sehr realitätsnah und die Abwehrspieler schießen den Ball im eigenen 16er häufig an den eigenen Mann, was zu unnötigen Ballverlusten führt.
Positiv bleibt dagegen festzuhalten, dass nicht alle Tore nach demselben Muster fallen und die Kombinationsgabe im Spiel durchaus Rückschlüsse auf die Mannschaft und die individuellen Spieler zulässt. Zudem ist es während des Spiels möglich über Zurufe die taktische Marschroute eurer Mannschaft durch lautstarke Zurufe wie z.B. „Alles nach Vorne“ zu ändern. Auch Auswechslungen sind stets möglich, wobei euch hilft, dass eure Spieler nach Statistiken wie prozentual erzielte Passerfolge bewertet werden.
Nach dem Spiel habt ihr die Möglichkeit die Highlights des Spiels erneut mit dem im Spiel fehlenden Kommentar anzuschauen oder euch eine Matchanalyse von Fußballguru Paul Breitner anzuhören, die allerdings leider oft nicht wirklich sehr hilfreich ist.
Alles in allem ist BDFL Manager 2004 ein gelungener Fußballmanager. Allein die Tatsache, dass man stundenlang vor dem heimischen Bildschirm sitzen kann und bei jeder vergebenen Torchance ein Kissen wütend auf das Sofa schlägt, zeigt, dass das Spiel so schlecht nicht sein kann. Allein an den taktischen Feinheiten rumzufeilen und deren Auswirkungen auf das Spiel zu beobachten bereitet wahren Fußballfans großes Vergnügen. Aber auch Leute, die sich mit Vorliebe an das Aufspüren von Talenten machen, können sich an die Arbeit machen und die anderen Aufgaben dem Personal überlassen. Und wenn ein Neueinkauf dann nicht sofort einschlägt, hört es keiner, wenn er lautstark beschimpft wird...