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DTM Race Driver 2

geschrieben von Sascha Gläsel

Hersteller: Codemasters
Genre: Rennspiel
System: Xbox, PAL-Version
Besonderheiten: komplett deutsch; unterstützt Xbox Live, eigene Soundtracks; Cheat Codes gibts nur gegen Bares
USK (ESRB): ohne Altersbeschränkung
Spieler: 1 - 2 (12 LAN/Live)
Testmuster von: Codemasters

Mußten Xbox Rennspielfans auf das erste "DTM Race Driver" über ein halbes Jahr warten, bis es von der PlayStation2 seinen Weg auf Microsofts Heimkonsole fand, ist der Nachfolger auf Videospielekonsolen zunächst exklusiv für die Xbox erhältlich. Ob es sich ähnlich rasant fährt, wie im Vorgänger?

DTM Race Driver 2 (Xbox)Von den 15 verschiedenen Motorsportklassen, den über 50 internationalen Originalrennstrecken und den 33 Meisterschaftsserien ist beim Einstieg in "DTM Race Driver 2" zunächst einmal herzlich wenig zu sehen. Lediglich die DTM steht euch mit den Fahrern und Schauplätzen des vergangenen Jahres offen. Die anderen wollen erst einmal in der Solokampagne freigespielt werden. Eingebettet ist die Raserei in eine kleine Hintergrundgeschichte, die in gerenderten Videos erzählt wird. Dieses Mal geht es ohne verstorbene Väter einfach darum eine erfolgreiche Karriere als Profirennfahrer hinzulegen. Dabei habt ihr mal die Wahl aus zwei Meisterschaften, ein anderes Mal ist die nächste Veranstaltung fest vorgegeben. Die Ziele variieren: Siege sind erwünscht aber nur selten auch notwendig um weiter zu kommen. Meist reicht es, wenn ihr aufs Podium brettert, ein bestimmtes Preisgeld einfahrt oder einfach einen oder mehrere Konkurrenten hinter euch laßt oder kurz nach ihnen ins Ziel düst. Dabei werdet ihr ohne an euren Wagen herumschrauben oder die Strecken und Autos testen zu können direkt ins kalte Wettbewerbswasser geworfen. Ihr startet je nach Größe des Feldes im hinteren Bereich (bei kleinem Fahrerpulk) oder in der Mitte des Starterfeldes (bei einer größeren Anzahl an Konkurrenten).

Karriere zum Freispielen
Wollt ihr euch "einspielen" macht entweder von der Möglichkeit Gebrauch, jedes Rennen beliebig oft wieder von vorne zu beginnen, oder wechselt den Spielmodus und lernt eure Boliden und die Kurse im Modus "Simulation" genauer kennen. Schließlich wird nach jedem Erfolg die neuen Serien der Karriere oder neue Wagen dort freigeschaltet. Die Rennen selbst gehen nur über wenige Runden. Die genau Zahl hängt in der Regel von der Länge der Strecke ab. Auf kleinen Ovalen düst ihr schon mal neun Runden lang über die Piste. Auf längeren Kursen, wie der Road America, und vor allem zu Beginn eurer Rennfahrerlaufbahn ist durchaus schon nach zwei Runden Schluss. Das Spiel zeigt euch vor der Meisterschaft übrigends an, wie lange ihr zeitlich etwa benötigen werdet um alle Strecken abzugrasen. Eine nette Hilfe, die ihr allerdings nicht unbedingt benötigt, da ihr auf Wunsch nach jedem Rennen speichert und dann später an selber Stelle fortzufahren. Habt ihr die Vorgaben nicht erfüllt, steigt ihr entweder nach jedem Rennen der Serie wieder ein, beginnt wieder komplett von vorne oder versucht euer Glück in einer Alternativserie falls vorhanden.

DTM Race Driver 2 Xbox
Dieser Mercedes aus der DTM hat schon etwas einstecken müssen. Im Tacho leuchten die Symbole für Schäden an der Lenkung, dem Motor, der Federung und des Getriebes gelb auf. Noch sind sie nur leicht in Mittleidenschaft gezogen. Aber Wehe, sie leuchten Dunkelrot ...

Die Umstellung von den verschiedenen Motorsportklassen ist enorm nicht zuletzt auch deshalb, weil ihr nun auch mit Rallyboliden in Zeitprüfungen eure Lenkerskills unter Beweis stellen müßt. Während zum Beispiel die DTM Boliden aufgrund der vielen aerodynamischen Hilfen relativ einfach zu steuern sind, fordern euch andere Autos völlig andere Fahrweisen ab. Bremspunkte ändern sich genau so wie das Fahrverhalten der verschiedenen Wagen. Hochmotorisierte Hecktriebler neigen zum übersteuern und verlieren mit den Hinterrädern die Bodenhaftung, wenn ihr zum falschen Zeitpunkt beschleunigt. Dagegen konfrontieren euch zum Beispiel schwere Trucks mit untersteuern und schieben über die Vorderachse. Wenn dann noch Regen dazukommt, werdet ihr richtig gefordert. Das Fahrverhalten bleibt bis auf wenige Ausnahmen nachvollziehbar - eine Mischung aus Simulation und Arcade. Einige Wagenklassen zeigen etwas unerwartete Eigenschaften: Die Formel Rennwagen einer us-amerikanischen Rennserie lassen eigentlich etwas mehr Grip vermuten, als sie tatsächlich vor allem in den Ovalrennen zeigen, was sich in derben Rutschern ausdrückt.

Hart aber fair?
Da in den Veranstaltungen der Karriere wegen der Kürze der Rennen abwartendes Fahren Gift für das Fortkommen ist, müßt ihr euch hart an den Konkurrenten vorbeidrängeln, kleinere Abkürzungen nehmen und vor allem den Start nicht versauen. Erschwert wird das Ganze vom Schadensmodell der Fahrzeuge in "DTM Race Driver 2". Prallt ihr zu hart auf Gegner oder Hindernisse, zerlegt es euren Boliden nicht nur optisch. Nach und nach gibt euer Motor hör und spürbar in die Knie, macht die Gangschaltung Probleme oder ihr müßt im Worst Case dank Totalschaden ganz aufgeben. Mit zerstörtem Motor oder fehlendem Reifen samt Aufhängung fährt es sich nun mal nicht so gut. Dazu kommt die herausfordernde Gegner KI, die euch das Überholen mit Kampflinienfahrten erschwert oder eure Fehler zu Überholmanövern nutzt. Da die KI Fahrer vor Kurven allgemein etwas früh in die Eisen steigen, ist gerade dort die Möglichkeit zu überholen am größten. Unter Druck fabrizieren sie zudem gelegentlich Fahrfehler. Ausreißer gibt es nur selten. Auffällig vor allem die miserable Fahrt zu Boxenstops, die bei manchen Rennen in der Karriere nötig sind. Mit viel zu geringem Speed tuckern die Computerfahrer gen Boxeneinfahrt und fabrizieren dabei je nach Strecke nicht selten Staus bis hin zu Unfällen.

DTM Race Driver 2 Xbox
Hoppala, da hat jemand seine Fahrertür aber schon leicht verbeult. Links unten seht ihr den Kursverlauf. Gerade wenn ihr eine Strecke zum ersten Mal fahrt eine unschätzbare Hilfe. Rennspielfans, die schon mit anderen Spielen auf Originalkursen ihre Runden drehten, kommen schneller zurecht.

Neben der Karriere stehen alle freigeschalteten Rennserien in der "Simulation" zur freien Verfügung. Unter Einschränkungen zimmert ihr euch eigene Wettbewerbe in den verschiedenen Rennserien zusammen oder versucht euch an der Bestzeitenjagd. In der DTM zum Beispiel stehen 10 Rennstrecken des vergangenen Meisterschaftsjahres zur Verfügung. Andere Kurse aus anderen Rennserien könnt ihr in eure DTM Saison nicht einbauen - freie Streckenwahl über alle Serien hinweg ist nicht möglich. Eine Qualifikation fehlt dagegen auf Wunsch ebenso nicht, wie eine Garage, in der ihr an euren Boliden herumschraubt. Ein bisschen an der Federung, der Übersetzung der Gänge oder an den Flügeln herumgespielt und schon lassen sich vielleicht ein paar Zehntel Sekunden zusätzlich herauskitzeln. Die Länge der Rennen ist variabel - die voraussichtliche Spielzeit wird auch hier eingeblendet. Wem Siege zu einfach gelingen schraubt den Schwierigkeitsgrad nach oben. Dicker Schnitzer: Speichern während einer selbst gebastelten Veranstaltung ist nicht drin. Wer also eine komplette DTM Saison in vollständiger Rennlänge bestreiten möchte hat schlechte Karten.

Kein Speichern in eigener Meisterschaft
Grafisch hat sich im Vergleich zum Vorgänger nichts weltbewegendes geändert. Die detailliert ausmodellierten Wagen mit dem erweiterten Schadensmodell sind auch hier wieder eine Augenweide, zumal das Renngeschehen überaus flüssig über den Bildschirm flutscht. Bei der Randbebauung müßt ihr wie im Prequel wieder auf einige Details verzichten und bekommt häßliche Bitmap Zuschauer zu Gesicht. An Perspektiven buhlen drei Ego Ansichten und eine Third Person Perspektive nah hinter eurem Fahrzeug um eure Gunst. Alle tadellos spielbar, obwohl sich Anfänger vielleicht die Kamera in der Außenperspektive etwas weiter weg gewünscht hätten um noch größere Übersicht vor allem bei hügeligeren Strecken zu haben. Einen Rückspiegel fehlt in allen Pespektiven. Was hinter euch geschieht seht ihr auf Knopfdruck durch eine nach hinten gerichtete Kamera. Dabei entgeht euch naturgemäß das Geschehen vor eurem Flitzer. Also nur etwas für lange Geraden. Animierte Boxenstops gibt es nicht. Ihr landet lediglich in einer Grafik, in der ihr die Länge des Stops verändert, indem ihr zum Beispiel kleinere Beschädigungen an eurem Wagen beseitigen laßt oder auch nicht.

DTM Race Driver 2 Xbox
Die Trucks fahren sich nicht so rasant wie zum Beispiel Formel oder DTM Flitzer. Obwohl sie etwas langsamer ihre Runden drehen, ist es trotzdem nicht so leicht mit ihnen siegreich zu bestehen.

Die Zwischenseuqenzen sind wie das komplette Spiel in deutsch. Alle Unterhaltungen und ein wenig Boxenfunk kommt neben den realistisch eingefangenen Motorengeräuschen - soweit ich das beurteilen kann - aus den Boxen. Über den Boxenfunk erhaltet ihr bei jeder Runde neue Informationen zum Renngeschehen oder werdet mit Lob aufgemuntert. Habt ihr einen Sieg eingefahren jubelt auch euer Funkpartner. Waren im Vorgänger einige der Unterhaltungen in der Hintergrundgeschichte reichlich Klischeebeladen bekommt ihr diesmal sogar recht witzige Szenen zu Gesicht, die durchweg von engagierten Synchronsprechern zu Gehör gebracht werden. Als Hintergrundmusik bietet "DTM Race Driver 2" eingängige poppige Stücke. Wer in den Rennen gerne eigene Songs von der Festplatte hören möchte, baut seine Musikliste ein. In den Menüs gibt es aber immer die Songs des Spieles auf die Ohren.

Wer mit "DTM Race Driver 2" Mehrspielerfreuden fröhnen möchte, bekommt das volle Programm geboten. Codemasters neuer Racer unterstützt sowohl System Link Sessions, Xbox Live Duelle als auch Splitscreenfahrten. Während sich vor einer Konsole im geteilten Bildschirm lediglich zwei Rennspielbegeisterte austoben dürfen, sind im System Link oder via Internet bis zu 12 Spieler mit von der Partie. Ein Host bei Xbox Live mit 192 KB Upload einer einfachen DSL Verbindung sollte allerdings nur maximal fünf bis sechs Spieler zum Onlineduell fordern. Außerdem scheint es einige kleinere Probleme zu geben, die durch einen Patch behoben werden sollen (siehe auch Codemasters Forum).

Anmerkung in eigener Sache:
Da ich nicht über Xbox Live verfüge, bezieht sich die Wertung des Spieles ausschließlich auf den Offlinepart von "DTM Race Driver 2"!

fazit

Wie schon der Vorgänger ist auch "DTM Race Driver 2" eines der besten Rennspiel in eurer Xbox Garage. Abwechslung ist Trumpf, wenn ihr mit immer neuen sich im Fahrverhalten stark unterscheidenden Flitzern auf mehr oder weniger bekannte Originalrennstrecken geschickt werdet. Bis auf die mißlungenen Boxeneinfahrten fordert euch eine Computer KI, die mitnichten immer nur wie auf Schienen auf der Ideallinie klebt und sogar unter Druck Fehler fabriziert. Das erweiterte Schadensmodell gefällt mit seinen spürbaren Auswirkungen auf euren Wagen.

In der Karriere hat Codemasters glücklicherweise auch an Einsteiger gedacht. Zwar fehlen Testfahrten vor einer Veranstaltung und all zu viele Fehler dürft ihr auch nicht fabrizieren um nicht aussichtslos nach hinten durchgereicht zu werden. Dafür wiederholt ihr ohne Auswirkungen jedes Rennen so oft ihr wollt und steigt bei gescheiterter Erfüllung der Vorgaben an beliebiger Stelle der Meisterschaft wieder ein. Das ist angesichts der durchweg schnellen Computerfahrer und einiger enger Stadtkurse voller autozerstörerischen Leitplanken für nicht so versierte Cracks auch nötig (sag).


positiv:

  • viele unterschiedliche Rennserien/Autos
  • massig Originalrennstrecken
  • aufgebohrtes Schadensmodell
negativ:
  • KI bei Boxeneinfahrt stümperhaft
  • keine Testfahrten vor Karriererennen
  • kein Speichern in eigenen Wettbewerben


grafik: 8.5 | sound: 8.0 | gameplay: 9.0 | gesamt: 9.0
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