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Advance Wars 2: Black Hole Rising

geschrieben von Sascha Gläsel

Hersteller: Intelligent Systems / Nintendo
Genre: Strategiespiel
System: Game Boy Advance, PAL-Version
Besonderheiten: deutsche Spieletexte; neue KO's mit neuen Gaben
USK (ESRB): Geeignet ab 12 Jahren
Spieler: 1 - 4
Testmuster von: eigene Anschaffung

Auf dem PC eine aussterbende Art feiern die wenigen neu erscheinenden rundenbasierte Strategiespiele Marke "Advance Wars" oder "Final Fantasy Tactics Advance" auf Nintendos Handheld Kritiker und Verkaufserfolge. Daher ist es kein Wunder, dass Big N's erfolgreiches "Advance Wars" bereits in die zweite Runde geht.

Wieder mal machen die Streitkräfte von Black Hole Stunk und marschieren in die aus dem ersten Teil bekannten friedlichen Lande von Orange Star, Yellow Comet, Green Earth und Blue Moon ein. Da muss ein Stratege von Format her um die Eindringlinge aus dem Land zu werfen - ihr seit als Heerführer gefordert, der seine Truppen in rundenbasierte Scharmützel führt. Wie üblich habt ihr die Wahl aus einer umfangreichen Kampagne, einzelnen Schlachten, Mehrspielergefechten und einem kleinen Baukasten für Do-It-Yourself Karten. Einen Menüpunkt "Tutorial" sucht ihr vergebens. Wollt ihr als Neuling die vielen Feinheiten von "Advance Wars 2" kennen lernen, startet die Kampagne. Die ersten Missionen dienen als Tutorial Ersatz.

Advance Wars 2
Um zu verhindern, dass die riesige Rakete in der Bildmitte gestartet wird, müssen die Städte drum herum eingenommen werden. Da die schwarzen Truppen mit massig Einheiten zur Verteidigung angerückt sind eine knifflige Sache.

Denn auch "Advance Wars 2" zeichnet sich unter seinem comichaftem Spielzeugäußeren durch eine enorme Komplexität aus. Da wäre zunächst einmal der Untergrund, der sich auf die Beweglichkeit eurer Einheiten auswirkt. Auf Straßen kommt Panzer und andere Fahrzeuge zum Beispiel schneller voran, als in Wäldern. Berge erklimmen ausschließlich die beiden Infanterieeinheiten. Ansonsten bleiben nur Flieger vom Gelände unbeeindruckt. Einzige Ausnahme sind in einigen Kampagnenkarten vorkommende Versorgungspipelines großer Fabriken, die seltsamerweise von Fliegern nicht überquert werden können. Die Verteidigungsfähigkeiten richten sich ebenfalls nach dem Gelände. In Städten gibt es mehr Deckung als auf einer flachen Grasebene oder gar auf der Straße. Bedeckt von euch erst aufzuklärender Schlachtennebel die Karte - ist in der Kampagne von Karte zu Karte unterschiedlich - spielen Wälder eine große Rolle. Sie verbergen Truppen, die erst durch eine direkt daneben platzierte Einheit sichtbar werden. Auf dem Meer haben Stromschnellen denselben Effekt.

Komplex aber leicht zugänglich
Treffen zwei Truppen aufeinander, kommt das übliche Stein-Schere-Papier Konzept zum tragen. Selbst übermächtig erscheinende Einheiten haben immer einer Archillesferse, die andere Truppen zu nutzen wissen. Bomber sind zum Beispiel enorm effekiv gegen fast alle Boden- und Schiffseinheiten, werden aber durch Jagdflieger oder Luftabwehrraketen leicht vom Himmel geholt. Raketenwerfer dezimieren auf größere Entfernung auch die stärksten Panzer, sind selbst aber sogar gegen schwache Infanterie verwundbar, wenn es in den Nahkampf geht. Das Besondere an den Kämpfen: Der Angreifer hat immer das Erstschlagsrecht. Zunächst schießt der Angreifer und fügt seinem Kontrahenten Schaden zu. Erst dann kann der dezimierte Verteidiger zurückschlagen. So heizt auch ein angeschlagener Angreifer einen frischem Gegner durchaus noch kräftig ein.

Advance Wars 2
Hier seht ihr die einzige neue Einheit. Da sie eine recht mächtige welche ist, müßt ihr in einer Fabrik auch eine Menge Kohle für deren Einsatz abdrücken.

Auf Städte und verschiedene Fabriken haben versierte Strategen ein besonderes Auge. Mit Infanterie eroberte Städte liefern Geld - sogenannte Fonds - ab, die ihr in meist ebenfalls erst zu besetzende Fabriken, Werften oder Flughäfen in neues Kriegsgerät anlegt. Daneben achtet zusätzlich auf den Nachschub eurer Streitkräfte. Geht Panzern der Sprit oder die Munition aus, führt Nachschubfahrzeuge heran oder zieht die Einheit in eine Stadt. Flugzeuge oder U-Boote gehen ohne Treibstoff sogar verloren. In Ortschaften werden nebenbei vor dem nächsten Spielzug auch Verluste wieder geringfügig aufgefüllt. Bis auf eine neue Einheit ist kein Unterschied zum ersten "Advance Wars" vorhanden. Die Baupläne für den neuen Titan Superpanzer müßt ihr allerdings für jede eurer vier Streitkräfte von Orange Star bis Blue Moon erst einmal aufspüren, indem ihr eine bestimmte Stadt in der Kampagne einnehmt. Welche müßt ihr selbst herausfinden.

Fonds für den Truppennachschub
Damit ihr jederzeit den Überblick behaltet gibt euch das Spiel durchweg sehr sinnvolle Hilfen an die Hand. Ihr bekommt zum Beispiel per Knopfdruck immer angezeigt, wie weit sich eigene oder gegnerische Einheiten bewegen oder wie weit sie schießen können. Per Knopfdruck seht ihr den derzeitigen Status der angewählten Truppe oder gegen welche Einheiten sie überhaupt erfolgreich einzusetzen sind. Vor dem Kampf bekommt ihr eine Einschätzung der wahrscheinlichen Verluste des Gegners. Gefallen euch die Zahlen nicht, nehmt ihr den Zug der gerade bewegten Einheit einfach zurück und überlegt euch was Neues. Habt ihr zwei stark angeschlagenen Einheiten desselben Typs kombiniert ihr sie zu einer neuen schlagkräftigeren. Kurzum, alles was ein Startegiespiel an wichtigen Informationen und Komfortfunktionen für den virtuellen General zur optimalen Truppenführung bereithalten sollte, liefert euch "Advance Wars 2".

Advance Wars 2
Kommt es zum Kampf wird in diesen Splitscreen umgeschaltet. Eine vollkommen intakte Bomberflotte (jede Einheit hat die Maximalgröße 10) macht gerade eine Panzereinheit platt (deren Hitpoints sind in Folge dessen auf 0 geschrumpft).

Würze in das Strategiegeschehen bringen die Kommandierenden Offiziere, kurz KO genannt. Sowohl der Gegner als auch ihr habt immer einen solchen Heerführer im Gefolge. Neben bekannten Namen aus dem ersten Teil haben sich zusätzlich neue Gesichter in "Advance Wars 2" verirrt. Wie im Vorgänger hat ihr Mitwirken zwei signifikante Auswirkungen auf des Schlachtgeschehen. Da wären zum einen die Spezialfähigkeiten eures Kommandeurs, die sich auf Kampfkraft, Agilität oder Aushebungskosten der ihm unterstehenden Einheiten niederschlagen. Die Fernkampfeinheiten von Kid aus den Blue Moon Streitkräften zum Beispiel sind besonders stark. Dafür sind alle anderen Truppen etwas schwächer. Green Earths KO Eagle hat sehr effiziente Luftstreitkräfte muss aber mit weniger starken Kampfschiffen leben. So hat fast jeder KO eine besondere Stärke die durch einen Malus an anderer Stelle erkauft wird.

Kommandierende Offiziere
Dazu gebietet jeder KO über Gaben. Diese sind besondere Fertigkeiten eurer Heerführer, die nach und nach je nach verwendetem KO mal schneller mal langsamer zur Verfügung stehen. Jede Gabe gibt es in zwei Stufen: Die erste entspricht den Gaben aus dem ersten Teil. Wartet ihr noch ein wenig länger, so dass sich ein Skillbalken komplett auffüllt, und die zweite und noch mächtigere Stufe eurer Spezialfähigkeit steht zum Einsatz bereit. Welche ist von KO zu KO unterschiedlich. Drake von den Green Earth Streitkräften ruft eine riesige Welle heran, die in der ersten Stufe jedem Gegner einen kleinen, in der zweiten eine etwas größeren Schaden zufügt. Adder von den gegnerischen Black Holes vergrößert den Bewegungsradius seiner Truppen um eine, in der zweiten Stufe gar um zwei Felder. In den Gefechten entscheidet nicht selten der richtige Gebrauch der Gaben über Sieg und Niederlage.

Advance Wars 2
Findet das in einer Stadt verborgene Geheimlabor um den neuen Superpanzer bauen zu können. Außerdem seht ihr hier den Schlachtennebel, der alle feindlichen Aktivitäten im Verborgenen läßt, wenn ihr die Gebiete nicht durch eigene Einheiten aufklärt.

In der Kampagne ist Abwechslung Trumpf. Neben den Standardaufträgen, wie die Vernichtung aller gegnerischen Einheiten oder die Besetzung des feindlichen Hauptquartieres, warten vor allem Begegnungen mit neuen Einrichtungen der Black Hole Armeen auf euch. Da müssen mal riesige Geschütze ausgeschaltet oder mächtige Fabriken aus dem Verkehr gezogen werden. Letzteres schafft ihr, indem ihr die großen an sich unzerstörbaren Versorgungsrohrleitungen an einigen wenigen empfindlichen Nahtstellen unterbrecht. Riesenkanonen schaltet ihr nur an einer zerstörbaren Stelle aus, an die ihr euch möglichst im toten Winkel anschleicht um Verluste zu umgehen. Unangenehm auch die neuen Laser. Sie verschießen einen Laserstrahl in alle vier Himmelsrichtungen, der über das ganze Schlachtfeld reicht! Euer einziger Trost: Eine vollständige Einheit wird nach zwei solcher Treffer nicht vollständig zerstöt, sondern bleibt auf Minimalgröße geschrumpft erhalten.

Riesiges Betätigungsfeld allein oder mit mehreren
Nach einer Kampagnenmission erfolgt eine Wertung abhängig von der Schnelligkeit und Effizienz eures Vorgehens. Wenige Züge zum Sieg bei minimalen eigenen Verlusten bringt euch eine bessere Bewertung ein. Zusätzlich gibts virtuelle Kohle, die ihr in einem kleinen Laden für zusätzliche farbige Outfits eurer KOs oder neue Einzelspieler sowie Mehrspielerkarten investiert. Wie im Vorgänger enthält auch "Advance Wars 2" wieder einen großen Multiplayerpart, den ihr sowohl mit nur einem GBA (abwechselnd nacheinander ziehen die Spieler ihre Truppen übers Schlachtfeld) als auch mit mehreren verlinkten Geräten und einem oder mehreren "Advance Wars 2" Modulen bestreiten dürft. Auch hier hat sich im Vergleich zum Vorgänger nichts geändert.

Advance Wars 2
Die gegnerische Fabrik läßt sich nur durch die Zerstörung der Pipeline lahm legen. Das geht nur, wenn ihr sie an solchen Sollbruchstellen knackt.

Optisch ist der Unterschied ebenfalls minimal. Das Hauptmenü ist komplett überarbeitet worden. Bei den Karten selbst halten sich die Veränderungen in Grenzen, Die Städte sehen im Sequel etwas anders aus. Die wie Spielzeug aussehenden Einheiten haben sich ebenfalls nur geringfügig geändert. Je nach Angehörigkeit zu den verschiedenen Fraktionen von Blue Moon über Green Earth bis hin zu Black Hole unterscheiden sich die Truppen im Aussehen. Beim Schlagabtausch bekommt ihr eine (abschaltbare) Kampfsequenz zu sehen. Alle Texte im Spiel sind in deutscher Sprache. Die Musik während der Kämpfe ist abschaltbar. Die Menümusik nicht. Abspeichern ist jederzeit möglich. Das Modul hält für die Kampagne und die Einzelspielerkarten je einen Spielstand bereit.
Advance Wars 2
Eine rote Artillerieeinheit versucht sich an der Zerstörung eines stationären Riesengeschützes. Schön zu sehen die Schadensvorhersage von 45 Prozent. Das bedeutet mit ein wenig Glück ist das nur noch zu 54 Prozent intakte Geschütz nach einer Artilleriesalve Geschichte.

fazit

Obwohl "Advance Wars 2" im Vergleich zum Vorgänger nichts grundlegend Neues zu bieten hat, bekommen Strategiespielfans die auch den ersten Teil besitzen wieder eine Menge geboten. Die umfangreiche Kampagne und eine Unmenge an Einzelspielerkarten halten euch lange bei Laune. Die Kampagne ist aber gerade für Anfänger nicht ganz so einfach, da die gegnerischen KOs ihr Handwerk verstehen und nur selten Fehler machen. Wenn ihr nicht selbst die Gaben eurer KOs richtig einzusetzen versteht, werdet ihr gnadenlos überrannt. Denn obwohl das Ganze wie ein "Kinderspiel" daherkommt, steckt doch ein komplexer Strategietitel unter der Spielzeugoptikhaube (sag).


positiv:

  • umfangreiche Kampagne u. massig Einzelmaps
  • neue KOs mit neuen Gaben
  • umfangreiche Mehrspielerpart
  • neue stationäre Installationen/Waffen
negativ:
  • nur eine neue Einheit


grafik: 7.5 | sound: 7.0 | gameplay: 9.5 | gesamt: 9.5
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