Das Projekt konsolen.net wurde im Sommer 2007 eingestellt. Bei diesem Internetauftritt handelt es sich nur noch um ein Archiv der Inhalte von 1996 bis 2007.
geschrieben von Frank Miersch
Hersteller: Ubisoft / Tecmo
Genre: Survival-Horror
System: PlayStation2, PAL-Version
Besonderheiten: Kamera-Features, 60 Hz-Modus
USK (ESRB): ab 16 Jahren
Spieler: 1
Testmuster von: Ubisoft
Ein grausames Ritual, viele Geister und permanente Gänsehaut. Nichts für schwache Nerven. Nachdem die Geister aus der Villa ausgetrieben wurden dreht sich der zweite Teil der "Project Zero"-Reihe um ein Dorf mit finsteren Geheimnissen. Wobei das Gameplay vom Vorgänger fast komplett übernommen wurde - inklusive diverser Fehler.
Angst. Jeder hat sie und die wenigsten können sie kontrollieren. Sie erscheint in den unterschiedlichsten Formen und Zeiten. Nach "Resident Evil" kann man sie nun auch wieder in Gestalt eines Spieles antreffen. Tecmo verlässt aber dabei mit "Project Zero II" den normalen Horror-Survival-Game Weg und verbindet unblutiges Geisteraustreiben mit Zelluloid bewaffneten Kindern. Es ist in der Tat aufregender mit einem kleinen Mädchen, nur ausgestattet mit einer Kamera, zu spielen. Als mit einem bis an die Zähne bewaffneter Elite-Söldner.
Die Geschichte um Mio und Mayu, so die Namen der Teens und Geschwister, beginnt an einem wunderschönen Tag auf einer Lichtung mit Bach. Mayu folgt einem Schmetterling und bemerkt nicht das sie sich immer weiter zum Wald bewegt. Mio hingegen träumt ein wenig und erkennt nur noch wie ihre Schwester im dunkel verschwindet. Sie folgt ihr und beide lassen die Grenzsteine vom Götterdorf, die sie übersehen, hinter sich. Die eben noch farbenfrohe Umgebung wandelt sich zu einem düsteren Horrorszenario. Ab hier erhält man über die "Third-Person-Perspektive" selbst die Steuerung. Größtenteils wird Mio durchs Spiel bewegt bis auf kurze Abschnitte, in denen es gilt mit Mayu die Handlung voranzutreiben. Nach ein paar Metern finden wir aber schon Mayu wieder. Auch der erste Hinweis auf die Identität dieses geheimnisvollen Ortes ist schnell gefunden. Durch ihn erfahren wir das es keine Flucht von hier gibt. Es bleibt also nur die Option den Bann zubrechen. Endlich am Ende des Waldweges erscheint das Dorf, was nicht wirklich ermutigend ist.
Gut inszenierte Filmsequenzen, löchrige Infos über vergangene und kommende Ereignisse und ein leeres Inventar geben dem Magen keine positiven Vibrations. Mutig betreten wir das erste Haus. Alles ist verrottet und ewig nicht benutzt. Beim Durchsuchen der ersten Zimmer finden wir weitere, teilweise gut versteckte, Hinweise von den grausigen Ritualen die in diesem Dorf praktiziert wurden. Auch Schicksale von anderen Menschen die sich hierher verirrt haben, werden mit der Zeit offenbart.
Nach der ganzen Panikmache und kurz vor dem Herzinfarkt gibt es dann auch endlich mal was Handfestes. Eine Waffe, ähmmm..! Eine Knipse? Ja, und was für ein Höllenapparat! Nachdem die Beschreibung der Kamera durchgeblättert ist erscheinen neben uns auch schon ein paar Geister und das erste Fotoshooting ist perfekt.
Go-Go Gadgets "Camera Obscura"
Dem ersten Anschein nach würde man sagen es handelt sich um ein Vorkriegsmodel mit Kurbel. Aber egal, mit blutgefrierender Sounduntermahlung bewegen sich die Geister auf Mio zu. Schnell wird mit Kreis in den "Kamera-Modus" gewechselt und mit X wird der Auslöser betätigt. Je nachdem wie gut man den Geist abgelichtet hat, gibt es Punkte und dem Gegner werden "LP" abgezogen. Genau zentrierte Fotos werden mit einem "Zero Shot" belohnt. Entscheidend ist der Moment des Auslösens. Mit dem richtigen Timing, eine kleine Lampe leuchtet auf, erzielt man hohe Combos - den sogenannten "Snapshot". Aber auch durch das ablichten von zwei oder mehr Geistern erhält man fette Combos. Der interne Speicher der Kamera fasst 16 Bilder und aktualisiert sich automatisch. Auf Wunsch können aber auch alle Fotos im Album gespeichert werden.
Weitere gut durchdachte Fähigkeiten der Kamera werden durch Upgrades freigeschaltet. So hat man die Wahl zwischen vier verschiedenen Filmen, jeder mit speziellen Fähigkeiten sowie Schwächen und Stärken. Mehr als 15 Fotolinsen, wie Halt-, Alarm- oder Zoomlinsen, von denen immer drei gleichzeitig benutzt werden können, stehen ausserdem zur Verfügung. Um den Effekt aber zum tragen zu bringen, muss der Geist einige Zeit im Sucher gehalten werden um die Fähigkeit(en) aufzuladen. Alle Linsen und die drei Charakteristika der Kamera: Reichweite, Aufladung und Sensitivität werden durch Geistersteine die erst mal gefunden werden müssen erweitert. In Verbindung mit den erzielten Punkten besteht dann die Möglichkeit sie um drei Stufen aufzubauen. Den krönenden Abschluss bilden acht Zusatzfunktionen die das Abenteuer etwas erleichtern. Dazu gehört die Anzeige der "Gegner LP" oder der "Super-Snapshoot". Die Vorstellung mit einem Fotoapparillo auf Geisterjagd zu gehen ist anfänglich etwas befremdlich, macht aber nach kurzer Zeit nur noch tierisch Spaß.
"Projekt Zero II: Crimson Butterfly" brilliert durch sein perfektes Zusammenspiel von Story, Atmosphäre und Leveldesign. Aus dem Grund sieht man auch großzügig über die Macken der Steuerung oder Gegnerbalance hinweg. Und auch wenn es sich vom Gameplay her wie der Vorgänger spielt, kommt doch nie Langeweile auf - gibt es doch zusätzliche Belohnungen frei zuschalten. Die Idee vom unblutigen Kamera-Feature, bringt neuen Wind ins Genre und die Perspektive schockt. Wer es wirklich unh mag, wird hier bestens bedient. Leute die gerne Rätsel lösen oder Geheimnisse aufdecken sollten sich dieses Spiel auch merken.
Insgesamt ein sehr gutes Spiel, welches ohne die angesprochenen Macken sicher der neue Referenztitel im "Survival-Horror"-Genre wäre.
positiv:
negativ: