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Projekt Zero 2: Crimson Butterfly

geschrieben von Frank Miersch

Hersteller: Ubisoft / Tecmo
Genre: Survival-Horror
System: PlayStation2, PAL-Version
Besonderheiten: Kamera-Features, 60 Hz-Modus
USK (ESRB): ab 16 Jahren
Spieler: 1
Testmuster von: Ubisoft

Ein grausames Ritual, viele Geister und permanente Gänsehaut. Nichts für schwache Nerven. Nachdem die Geister aus der Villa ausgetrieben wurden dreht sich der zweite Teil der "Project Zero"-Reihe um ein Dorf mit finsteren Geheimnissen. Wobei das Gameplay vom Vorgänger fast komplett übernommen wurde - inklusive diverser Fehler.

Project Zero 2-PackshotAngst. Jeder hat sie und die wenigsten können sie kontrollieren. Sie erscheint in den unterschiedlichsten Formen und Zeiten. Nach "Resident Evil" kann man sie nun auch wieder in Gestalt eines Spieles antreffen. Tecmo verlässt aber dabei mit "Project Zero II" den normalen Horror-Survival-Game Weg und verbindet unblutiges Geisteraustreiben mit Zelluloid bewaffneten Kindern. Es ist in der Tat aufregender mit einem kleinen Mädchen, nur ausgestattet mit einer Kamera, zu spielen. Als mit einem bis an die Zähne bewaffneter Elite-Söldner.

Die Geschichte um Mio und Mayu, so die Namen der Teens und Geschwister, beginnt an einem wunderschönen Tag auf einer Lichtung mit Bach. Mayu folgt einem Schmetterling und bemerkt nicht das sie sich immer weiter zum Wald bewegt. Mio hingegen träumt ein wenig und erkennt nur noch wie ihre Schwester im dunkel verschwindet. Sie folgt ihr und beide lassen die Grenzsteine vom Götterdorf, die sie übersehen, hinter sich. Die eben noch farbenfrohe Umgebung wandelt sich zu einem düsteren Horrorszenario. Ab hier erhält man über die "Third-Person-Perspektive" selbst die Steuerung. Größtenteils wird Mio durchs Spiel bewegt bis auf kurze Abschnitte, in denen es gilt mit Mayu die Handlung voranzutreiben. Nach ein paar Metern finden wir aber schon Mayu wieder. Auch der erste Hinweis auf die Identität dieses geheimnisvollen Ortes ist schnell gefunden. Durch ihn erfahren wir das es keine Flucht von hier gibt. Es bleibt also nur die Option den Bann zubrechen. Endlich am Ende des Waldweges erscheint das Dorf, was nicht wirklich ermutigend ist.

Gut inszenierte Filmsequenzen, löchrige Infos über vergangene und kommende Ereignisse und ein leeres Inventar geben dem Magen keine positiven Vibrations. Mutig betreten wir das erste Haus. Alles ist verrottet und ewig nicht benutzt. Beim Durchsuchen der ersten Zimmer finden wir weitere, teilweise gut versteckte, Hinweise von den grausigen Ritualen die in diesem Dorf praktiziert wurden. Auch Schicksale von anderen Menschen die sich hierher verirrt haben, werden mit der Zeit offenbart.

Nach der ganzen Panikmache und kurz vor dem Herzinfarkt gibt es dann auch endlich mal was Handfestes. Eine Waffe, ähmmm..! Eine Knipse? Ja, und was für ein Höllenapparat! Nachdem die Beschreibung der Kamera durchgeblättert ist erscheinen neben uns auch schon ein paar Geister und das erste Fotoshooting ist perfekt.

Go-Go Gadgets "Camera Obscura"
Dem ersten Anschein nach würde man sagen es handelt sich um ein Vorkriegsmodel mit Kurbel. Aber egal, mit blutgefrierender Sounduntermahlung bewegen sich die Geister auf Mio zu. Schnell wird mit Kreis in den "Kamera-Modus" gewechselt und mit X wird der Auslöser betätigt. Je nachdem wie gut man den Geist abgelichtet hat, gibt es Punkte und dem Gegner werden "LP" abgezogen. Genau zentrierte Fotos werden mit einem "Zero Shot" belohnt. Entscheidend ist der Moment des Auslösens. Mit dem richtigen Timing, eine kleine Lampe leuchtet auf, erzielt man hohe Combos - den sogenannten "Snapshot". Aber auch durch das ablichten von zwei oder mehr Geistern erhält man fette Combos. Der interne Speicher der Kamera fasst 16 Bilder und aktualisiert sich automatisch. Auf Wunsch können aber auch alle Fotos im Album gespeichert werden.

Weitere gut durchdachte Fähigkeiten der Kamera werden durch Upgrades freigeschaltet. So hat man die Wahl zwischen vier verschiedenen Filmen, jeder mit speziellen Fähigkeiten sowie Schwächen und Stärken. Mehr als 15 Fotolinsen, wie Halt-, Alarm- oder Zoomlinsen, von denen immer drei gleichzeitig benutzt werden können, stehen ausserdem zur Verfügung. Um den Effekt aber zum tragen zu bringen, muss der Geist einige Zeit im Sucher gehalten werden um die Fähigkeit(en) aufzuladen. Alle Linsen und die drei Charakteristika der Kamera: Reichweite, Aufladung und Sensitivität werden durch Geistersteine die erst mal gefunden werden müssen erweitert. In Verbindung mit den erzielten Punkten besteht dann die Möglichkeit sie um drei Stufen aufzubauen. Den krönenden Abschluss bilden acht Zusatzfunktionen die das Abenteuer etwas erleichtern. Dazu gehört die Anzeige der "Gegner LP" oder der "Super-Snapshoot". Die Vorstellung mit einem Fotoapparillo auf Geisterjagd zu gehen ist anfänglich etwas befremdlich, macht aber nach kurzer Zeit nur noch tierisch Spaß.

Screenshot


Das Einzigste was diesen Spaß bremst ist das echt fiese Kräfteverhältnis. Den "Game Over"-Bildschirm sieht man im Schnitt nach zwei bis drei Gegnerattacken, bei Bosskämpfen sogar nach einer. Im Gegenzug müssen aber etliche Bilder vom Gegner geknipst werden. Dass ewige neu laden und die zwanzigste Filmwiederholung nerven dann zunehmend. Beim Speichersystem gibt es nichts auszusetzen - insgesamt wenig Speicherpunkte, aber die vorhandenen sind an entscheidenden Positionen. Wenn ein Kampf mit Ach und Krach überstanden ist, können die eigenen LP durch Kräutermedizin oder Heiliges Wasser wieder erneuert werden. Von Vorteil ist das es keine Zufallskämpfe gibt, alle Begegnungen sind gescriptet.

Der Geistindikator zeigt nebenbei auch durch ein Blaues aufleuchten an, wenn sich ein versteckter Geist in der Nähe befindet - durch einmaliges Ablichten ist er gebannt. Anders ist es wen der Geistindikator rot leuchtet - dann handelt es sich um einen besonders gefährlichen Geist, der nur mit der richtigen Taktik zu schlagen ist. Es gibt aber auch noch diverse Schlüsselereignisse, welche erst ausgelöst werden wenn bestimmte Gegenstände fotografiert werden. An vielen Stellen wird die Story erst weiter geführt nach Vollendung eines solchen Rätsels. Der Indikator leuchtet im übrigen dann auch Blau auf.

Schmetterlingsführung gefällig?
Die Exkursion durchs Götterdorf erfolgt weitestgehend in sehr gut dargestellten und der Atmosphäre zuträglichen 3D-Landschaften. Nur in einigen Innenbereichen erscheinen vorgerenderte Hintergründe. Aufnehmbare Gegenstände werden durch eine blau leuchtende Kugel gekennzeichnet. Die Umgebung ist aber trotzdem sorgsam abzusuchen, da es massig versteckte Gegenstände und Hinweise zu finden gibt. Da "Projekt Zero II" in Kapitel unterteilt ist, gibt es auch Dokumente die man nur in einem bestimmten zeitlichen Rahmen finden kann. Auch Mini-Nebenquests sind abseits des Hauptstrangs zu finden. Diesem folgen wir mit Hilfe von Mayu, die zeitversetzt zeigt wo es als Nächstes lang geht (sie hat irgendwie kein Problem mit den Geistern). Oder den vom Anfang bekannten Purpur-Schmetterlingen, deren Bedeutung uns Spielfolgend immer klarer wird. Die Rätseleinlagen zur Lüftung des Geheimnisses um das Dorf sind recht einfach. Fast immer wird nur ein passender Schlüssel für ein spezielles Schloss gesucht. Neben Schlüsseln und Hinweisen sind da aber noch die besonderen Fundstücke. Sie vermitteln einem ganz spezielle Dinge, so das Kristallradio mit dem die Gedanken der Geister hörbar werden. Oder der Vorführraum, in dem gefundene Filme per Leinwand begutachtet werden dürfen.

Einen Minuspunkt gibt es aber für die Steuerung. Grundsätzlich ist sie angenehm zu handhaben, aber leider mit den gleichen Mängeln behaftet wie im Vorgänger. So kann es passieren das man zwischen zwei Szenen gefangen wird, da die Steuerung immer mitwechselt. Das hätte man im zweiten Teil verbessern oder ausmerzen müssen.

Bei der Erkundung der verschiedenen Areale fallen immer wieder nette Details ins Auge. So etwa Ketten, die an den Decken hängen, pendeln bei Berührung. Die gesamte Grafik ist ein (Alp)Traum und ohne Mängel. Als Bonbon gibt es sogar einen 60-Hertz-Modus. Die Filmsequenzen könnten durchaus auch von Square kommen. Sie sind aber stellenweise ziemlich Hardcore und nicht jedermanns Geschmack. Von gleich hoher Qualität sind Animation und Bewegung sämtlicher Personen. Nur die Geister hätten ein wenig mehr schärfe und Kontur vertragen. Vielleicht war letzteres aber auch von Tecmo so beabsichtigt.

Meine Persönliche Intention geht aber dahin, das ich sagen würde "vor einem Geist den ich nicht richtig erkenne, kann ich mich auch nicht erschrecken". Ein absolutes Highlight sind die Türanimationen. Jede wird auf andere Weise ohne Ladeffekt und mit coolen Soundeffekten geöffnet. Da kommt Stimmung auf.

Licht aus, Kopfhörer auf!
Der Atmosphäre entsprechend ist die Soundkulisse. Stellenweise sind die Soundeffekte gruseliger und realer als das restliche Spiel. Eigentlich hätte dem Titel für so manch schreckhafteren Zeitgenossen eine "Pampers" beiliegen müssen. Ständiges Geistergebrabbel, Windgeräusche und Soundtracks die zu Beerdigungen passen, sind da nur kleine Feinheiten. Die Empfehlung des Tages: Spiel mit Kopfhörer genießen. Ansonsten, falls vorhanden, kann auch alternativ in Dolby Surrond gelauscht werden.

Die Präsentation und Lokalisierung ist gut gelungen. Es gibt allerdings nur eine englische Sprachausgabe mit Untertiteln. Letztere aber in sechs Sprachen, Menüs inbegriffen. Die Handhabung der Menüs ist sehr übersichtlich gestaltet. Nur das hin und her, mit den geschossenen Bilder ist ärgerlich. Alles muss dreimal gespeichert werden und wenn man Pech hat, sind sie dann doch nicht im Album, sondern einfach weg. Abhängig davon wie viel Geister man fotografiert hat, wie viel versteckte Geister gefunden wurden und welche Ereignisse man ausgelöst hat (Stichwort Schwierigkeitsgrad), folgt das entsprechende Spielende. Insgesamt gibt es drei verschiedene Schlussfilme - also durchaus sinnvoll das Spiel ruhig einmal mehr durchzuzocken. Bei erfolgreichem Abschluss winken auch noch ein paar Bonusfilme und Bilder, härtere Schwierigkeitsgrade und ein neuer "Mod", d.h. für Langzeitmotivation ist gesorgt.

fazit

"Projekt Zero II: Crimson Butterfly" brilliert durch sein perfektes Zusammenspiel von Story, Atmosphäre und Leveldesign. Aus dem Grund sieht man auch großzügig über die Macken der Steuerung oder Gegnerbalance hinweg. Und auch wenn es sich vom Gameplay her wie der Vorgänger spielt, kommt doch nie Langeweile auf - gibt es doch zusätzliche Belohnungen frei zuschalten. Die Idee vom unblutigen Kamera-Feature, bringt neuen Wind ins Genre und die Perspektive schockt. Wer es wirklich unh mag, wird hier bestens bedient. Leute die gerne Rätsel lösen oder Geheimnisse aufdecken sollten sich dieses Spiel auch merken.

Insgesamt ein sehr gutes Spiel, welches ohne die angesprochenen Macken sicher der neue Referenztitel im "Survival-Horror"-Genre wäre.


positiv:

  • mitreißende Story
  • authentische Atmosphäre
  • innovatives Kamera-Features
  • tolle Zwischensequenzen
negativ:
  • schlechte Gegnerbalance
  • kantige Steuerung
  • nerviges Bildspeichersystem


grafik: 8.0 | sound: 8.5 | gameplay: 8.0 | gesamt: 8.0
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