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Armed And Dangerous
geschrieben von Sascha Gläsel
Hersteller: Planet Moon, LucasArts
Genre: Shooter
System: Xbox, PAL-Version
Besonderheiten: komplett deutsch; witzige Zwischensequenzen, "Cinemascope" Balken
USK (ESRB): Geeignet ab 16 Jahren
Spieler: 1
Testmuster von: eigene Anschaffung
Die Löwenherzen sind los. Eine skurrile Dreierbande mit krimineller Vergangenheit bestehend aus dem ständig Tee schlürfenden Kampfdroiden Q1-11, dem Maulwurf Jonesy mit Vorliebe für Sprengstoff und einem sein Gesicht mit einem roten Tuch verhüllenden Menschen namens Rom, macht sich auf mit eingängiger Shooter-Action die Schreckensherrschaft von König Forge ein Ende zu bereiten.
Der hat die Länder im einstmals lauschigen Milola mit Gewalt unterjocht und steht nur noch einen Schritt entfernt von der absoluten Macht - der Enträtselung der Geheimnisse des Buches der Herrschaft, welches ihm ermöglichen soll das ganze Land in einen gigantischen ... - neee, das verrate ich jetzt nicht ;-). Das magische Buch hat der einstmalige Gelehrte, Magier und bekannte Seher Rexus Bartholemäus Rizzo - kurz Rexus genannt - vor Jahren beim Einmarsch von Forges Truppen mit einem Zauber belegt. Aus dem Buch der Herrschaft wurde so ein Schmöker über die Korbflechterei. Doch die Mönche der Wilderwaldabtei, zwischenzeitlich - welch Überraschung - beim Studium des Buches zu Experten der Korbflechterei geworden, stehen angeblich im Auftrag von König Forge kurz vor der Entschlüsselung des Geheimnisses. Vielleicht können die Löwenherzen zusammen mit Rexus das Buch der Herrschaft stehlen und mit dessen Macht König Forge vom Thron stürzen?
Das Buch der Korbflechterei
Damit kommt ihr ins Spiel. Als Rom - auch als Römer bekannt - stürzt ihr euch ins bleihaltige Third-Person Abenteuer im Kampf mit Forges Truppen im Ringen um das Buch der Korbflech ... ähhh der Herrschaft. Mit maximal drei verschiedenen Wummen im Gepäck, einigen Haftgranaten und ein paar sehr sonderbaren Extras ballert ihr euch durch malerische Dörfer, stark befestigte Bergschluchten oder sonnendurchflutete Waldlichtungen. Die computergesteuerten Q1-11 und Jonesy unterstützen euch in vielen Missionen. Sie sind dabei aber meist mehr Last als Hilfe, wenn ihr beide lebendig zum Ende des Levels führen wollt - was zur erfolgreichen Beendigung aber nicht zwingend nötig ist. Das ist auch gut so, erwarten euch doch eine Menge bis an die Zähne bewaffnete Gegner. Je weiter ihr im Spiel voran schreitet umso fieser werden die Truppentypen. Da zahlreiche Soldaten aus diversen Winkeln und Häusern auf euch einstürzen sind solche Rambo Typen schnell auf verlorenem Posten, die "Serious Sam" erfahren aus allen Rohren feuernd mitten in die Gegnermassen stürmen. Nur mit flinken Abzugsfinger und bedächtigem Vorgehen entgeht ihr einem vorzeitigem "Game Over".
Diese großen Kampfrobotor sind nicht leicht zu besiegen. Vor allem wenn sie wie hier gegen Ende eures Abenteuers in einer kleinen Gruppe von mehreren Maschinen auftauchen. Q1-11 hat das schon zu spüren bekommen und steht kurz vor dem Ausfall.
Neben einem Karabiner mit unendlicher Munition, einem Maschinengewehr oder einer Sniper Wumme warten ein paar völlig abgedrehte Waffen auf ihren Einsatz. So führt Rom ab und an ein kleines Schwarzes Loch mit sich, das beim Einsatz alles was sich in der Nähe befindet unerbittlich einsaugt und vom Bildschirm tilgt. Die Kuddelmuddelbombe setzt die Schwerkraft außer Funktion, so dass alle Gegner aus dem auf dem Kopf gestellten Bildschirm purzeln, während sich euer Held an einem fest im Boden verankerten Griff vor dem Absturz rettet. Mit der HaiEnd Kanone läßt der Römer einen waschechten Hai los, der durch den Boden schwimmt und gegnerische Soldaten frißt. Diese netten Sachen müßt ihr euch erst organisieren, indem ihr gelegentlich am Wegesrand liegenden Kneipen einen Besuch abstattet. Dort bekommt ihr nicht nur gratis neue Lebensenergie und Munitionsnachschub spendiert, sondern auch besagte Spezialbomben und die ein oder andere Knarre. Nebenbei wird bei jedem Kneipenbesuch sogar noch der Spielstand gesichert.
Schwarze Löcher und hungrige Haie
Eure Aufgaben variieren. Natürlich müßt ihr euch in erster Linie durch eine stattliche Anzahl an Soldaten kämpfen. Nebenbei gilt es Raketentürme oder markierte Häuser in Schutt und Asche zu legen oder festgehaltene Bauern aus ihrer Gefangenschaft zu befreien und sie wieder zurück nach Hause zu schleppen. Zu schaffen machen euch dabei Maschinengewehrnester, stationäre Kanonen oder bewaffnete Zeppeline. Stationäre Maschinengewehre oder Kanonen können auch von euch benutzt werden, wenn ihr ihre "Besetzer" hinausgeballert habt. Die ideale Gelegenheit alles um euch herum mit dem okkupierten Geschütz spektakulär in seine Einzelteile zu zerlegen. In den Trümmern eines ehemals malerischen Fachwerkhauses können sich nämlich keine feindlichen Scharfschützen mehr verbergen, was ansonsten gelegentlich für böse Überraschungen sorgt. Oberste Priorität bei der Zerstörungsorgie haben Alarmsirenen und kleine Kasernen. Beide sorgen für einen beständigen Strom an bewaffneten Forgeanhängern. Also immer feste druff und weg damit.
Während Rom gerade von einem Maschinengewehrnest beharkt wird, kümmert sich ein gefräßiger Hai um die Forge Soldaten. Offenbar hat der Römer kurz vorher seinen HaiEnd Werfer betätigt. Hätte er lieber mal das Maschinengewehr ausgeschaltet ...
In einigen Abschnitten nehmt ihr in einem Geschützturm Platz und müßt eine Dorfgemeinschaft vor einer anstürmenden Armee beschützen. Mit einem Zwillingsmaschinengewehr und einem Mörser dezimiert ihr die Angreifer. Dabei hilft euch das ein oder andere günstig platzierte Sprengstofffass. Da das Geschütz auf Schienen über die Stadtmauer fährt, weicht ihr gegnerischem Beschuss behände aus. Ende Gelände ist nicht nur, wenn euer Geschütz zerschossen wurde, sondern auch eine bestimmte Anzahl an Soldaten ins Dorf eingedrungen sind. Ein Flugzeug wirft Nachschubextras ab wie zum Beispiel eine Mörserverbesserung, die in euren Besitz gelangen, wenn ihr auf das gelandete Objekt schießt - sehr logisch. In einigen anderen Abschnitten durchstreift ihr feindliches Gelände mit einem umgeschnallten Raketenrucksack. Mit diesem nützlichen Untensil katapultiert ihr euch in die Luft und segelt elegant mit einem flügelähnlichen Anhängsel wieder nach unten. Nur dumm, dass auch unter Forges Truppen Raketenrucksackmänner ihr Unwesen treiben.
Findet den besonderen Gegenstand
Jeden Abschnitt solltet ihr genauestens unter die Lupe nehmen. In manch einer Ecke oder einem zerstörten Gebäude versteckt sich ein Bonusgegenstand, in jedem Abschnitt einer. Über diese schaltet ihr unter anderem Cheats oder eine Anwahl für alle bisher erfolgreich absolvierten Level frei. Aufgrund zähen Widerstandes in einigen Missionen sind diese aber nicht immer einfach aufzustöbern. Zwar greift euch in den Kämpfen eine Zielhilfe unter die Arme. Doch ist die Feuerkraft einiger gegnerischen Einheiten nicht zu verachten. Hinzu kommt, dass ihr in einigen Level erst einmal eine Menge Forge-Fußvolk aus dem Weg räumen müßt um in eine spielstandsichernde und Gesundheit wieder aufpäppelnde Kneipe einkehren zu können. Denn nicht immer lassen besiegte Gegner das Item zurück, dass ihr gerade braucht: Wenn die Gesundheit eures Römers zur Neige geht, nützt euch Munitionsnachschub wenig. Dann sollten es schon Heilungspacks sein.
Rom und seine beiden Freunde zerlegen gerade nach allen Regeln der Kunst ein kleines Dörfchen, dass von Forge Soldaten besetzt wurde. Eine solche Zerstörungsorgie ist durchaus angebracht, da sich in den Häusern Heckenschützen verstecken können.
Die Steuerung geht wie zu erwarten einfach von der Hand. Per Knopfdruck wechselt ihr auf eine der drei Waffen oder zwischen normalen Haftgranaten und der Super-Duper-Extra Bombe, wie dem Schwarzen Loch oder der Kuddelmuddelbombe. Während der Römer bis zu fünf Haftgranaten auf einmal bunkert, schultert er von den coolen Superextras immer nur ein einziges Exemplar. Q1-11 und Jonesy folgen euch auf dem Fuß und befolgen einige wenige Kommandos. Ziemliche Verrenkungen sind von euch gefordert, wenn ihr wollt, dass einer der beiden Begleiter ein herumliegendes Heilungspack auflesen soll, falls mal keine Kneipe mit heilender Atmosphäre in der Nähe ist. Einfach mit eurem Zielkreuz draufzeigen und schon nimmt es sich euer angeschlagener Kumpel auf Knopfdruck ist nämlich nicht. Meist müßt ihr euren Kumpanen mehrere Male sagen, sie sollen an einen bestimmten Platz laufen und sie dann zurückbeordern in der Hoffnung, dass sie dabei die Heilung aufsammeln.
"Cinemascope" Balken
Optisch zeigt sich "Armed And Dangerous" grundsolide ohne zu glänzen. Negativ vor allem die beiden großen schwarzen Balken am unteren und oberen Bildschirmrand, als würdet ihr einen 16:9 Cinemascope Film auf einem 4:3 Fernseher sehen. Im Großen und Ganzen bleibt die Grafik abgesehen von einigen verschmerzbaren Rucklern dafür aber flüssig. Übermäßig viele Details gibt es in den durchaus abwechslungsreichen Schauplätzen aber nicht. Einen Hingucker wert sind die spektakulären Explosionen, wenn ihr mal wieder ein Fachwerkhaus in Schutt und Asche legt. Zwischen den Aufträgen seht ihr in Spielgrafik gehaltene Zwischensequenzen. Grafisch daher etwas spartanisch im Vergleich zu gerenderten FMVs sind sie aber wie auch schon die Waffen und auch die abgedrehten Charaktere skurril und extrem witzig. Da begegnet euch zum Beispiel ein kleines Mädchen, welches alles und jeden in Mädchenklamotten steckt oder zu gnadenlosen Kampfmaschinen umfunktionierte ehemals pazifistische Gärtnerroboter, denen Angriffe gegen Menschen schurzpiepegal sind aber gegen Blumenpflücker mit aller Gewalt vorgehen. Dabei bekommt ihr meist witzige deutsche Sprachausgabe auf die Ohren. Ansonsten gibt es die üblichen Kampfgeräusche aus den Lautsprechern.
fazit
Wie ein "Serious Sam" ist auch "Armed And Dangerous" spielerisch eher einfach gestrickt. Durchladen und drauf auf die Gegner bringt euch Action Non-Stop. Allerdings aufgrund der Gegnerdichte und einiger knackiger Endgegner nicht immer ganz einfach. Aus dem Action-Einerlei katapultiert sich Planet Moons Shooter über die skurrilen Extrawaffen und die abgefahrene Hintergrundgeschichte mit ihren überaus witzigen und liebenswerten Charakteren, die in den vielen Zwischensequenzen für einen herzhaften Lacher nach dem anderen sorgen. Wenn ihr mal wieder richtig ohne groß nachzudenken unterhaltsam herumballern wollt, seit ihr daher bei "Armed And Dangerous" genau richtig. Schade nur, dass es nicht zu einem kooperativen Mehrspielermodus gereicht hat (sag).
positiv:
negativ: