Das Projekt konsolen.net wurde im Sommer 2007 eingestellt. Bei diesem Internetauftritt handelt es sich nur noch um ein Archiv der Inhalte von 1996 bis 2007.
geschrieben von Marcus Reichle
Hersteller: Visual Concepts
Genre: Action
System: PlayStation, PAL-Version
Besonderheiten: Password, Memory Card (1 Block)
USK (ESRB): ab 16 Jahre
Spieler: 1
Testmuster von: Handel
"Uahh, was ist den das da für ein Ding an meinem Arm?" Das könnten die ersten Worte von John Cain sein, der in einem wildfremden Apartment aufwacht und nicht weiß, was mit ihm geschehen ist. Seine rechte Armhälfte wurde durch einen vollimplantierten, cybertechnischen Waffenarm ersetzt; doch eine Erinnerung an diese gravierende Umwandlung kann John beim besten Willen nicht finden. Er vermutet zwar, daß das regierende Militärregime - wir datieren das Jahr 2038 - für seine Verunstaltung verantwortlich ist, jedoch erfährt er erst zum Schluß die ganze Wahrheit. Nun sollen sie aber dafür erst einmal alle büßen: Ihr seit nämlich zu einer gnadenlosen Vernichtungsmaschine umgewandelt worden und habt nur einen Gedanken im Kopf: Rache!
Dabei nimmt die in Euch aufsteigende Wut zerstörerische Formen an und pulverisiert alles, was sich John in den Weg stellt. Die eingebaute "Super-Kanone" wird durch den Adrenalinausstoß reguliert und verhält sich je nach Eurer Gemütslage. Konkret heißt das: Seit Ihr matt und schießfaul, läßt Eure Feuerfrequenz und Zielgenauigkeit ziemlich zu wünschen übrig. Seit Ihr dagegen auf 180, verwandelt sich das anfängliche "Schüßchen" in ein, alles verzehrendes Monstergeschoß mit einer Hyper-Taktfrequenz.
Über eine simple, wie geniale Anzeige könnt Ihr Euren aktuellen Aggressionsfaktor und Lebenszustand ablesen: Ein sich rotierender Kreisel nimmt an Geschwindigkeit und Größe zu, wenn Euer "Wutfaktor" anwächst. Demgegenüber wird der Kreisel langsamer und nimmt in seiner Größe immer mehr ab, sobald Ihr Treffer einsteckt. Dann wird's brenzlig, da bei dem völligen Verschwinden des Kreisels, auch Euer Dasein erlischt. Somit seit Ihr immer darauf bedacht, den Kreisel in Schwung zu halten und folglich die maximale Waffenpower beizubehalten. Dafür müßt Ihr immer unter Volldampf stehen und der Wut einfach nur freien Lauf lassen. Das Zerstören von umherstehenden Kisten oder das plumpe vermöbeln von Wachpersonal, läßt Eure Energie sprunghaft ansteigen, gleichzeitig erhöht sich daher auch Euer Vernichtungspotential - Ihr mutiert zu einem unaufhaltsamen "Saubermann" mit fast schon nuklearer Zerstörungskraft. Findet Ihr sodann auch noch die Impuls-Laserkanone, den Lenkraketenwerfer oder den Flammenwerfer, sollten die Feinde besser Ihr Testament gemacht haben.
So ballert Ihr Euch durch sechs Echtzeit-3D-Levels, die jeweils links und rechts begrenzt sind und mit vielen hilfreichen Save-Points versehen wurden. In "One" müßt Ihr nämlich - wirklich nicht ganz einfache - Sprung-Passagen bewältigen; somit ist der freie Fall in die Tiefe schon vorprogrammiert, und Ihr seit daher überglücklich über jeden passierten Save-Point. Folgendermaßen macht Ihr zwar des öfteren den Abflug, jedoch seit Ihr nicht gleich gefrustet und könnt sofort von einem nahegelegenen Speicherpunkt wieder loslegen. An jedem Level-Ende bekommt Ihr ein Passwort oder benutzt die Memory Card. Die genutzte "dynamische Ladetechnik" läßt Euch meinen, das Spiel käme direkt von Modul und macht dadurch den wohl gravierendsten CD-Kritikpunkt (Ladepausen) wett.
Das Ergebnis dieser, für die PSX-Programmierung schon revolutionären, Tools ist: In Formation angreifende Fluggeschwader, die Euch systematisch bombardieren und in den Asphalt tiefe, entflammte Krater schlagen, welche die Erdoberfläche der City beben lassen. Auf einem durch unterirdische Höhlen peitschenden Zug führt Ihr einen erbitterten Zweikampf gegen einen meterhohen Mech. Rote Ziel-Suchlaser an den feindlichen Knarren kreuzen sich im Raum und verheißen nichts Gutes. Bei so vielen tollen Effekten kann man ein paar vorkommende Ruckeleien doch gut verschmerzen.
Die Dunkelmänner haben den armen John nicht nur übel verunstaltet, nein, sie müssen ihm auch das konservierte Erbmaterial von Charles Bronson ("Ein Mann sieht rot") injiziert haben. Solch eine optisch, als auch akustisch bravouröse Zerstörungsorgie, wie sie in "ONE" zelebriert wird, ist in keinem 3D-Jump 'n Run bis dato zu finden. Dazu wurde die - von mir immer schon plädierte - weit entfernte Vogelperspektive (Totale) konsequent beibehalten; auf hektische und all zu oft chaotische Kameraschwenks wurde somit löblicher Weise verzichtet.
Besonders gut gefiel mir außerdem die Möglichkeit im Lauf zu schießen oder wie festgewachsen stehenzubleiben und trotzdem feuern zu können; eine ideale Lösung für unter Beschuß stehende Sprungstellen, ohne gleich vor lauter Hektik abzuschmieren.
Leider hat das überzeugende "ONE" einen kleinen Schönheitsfehler: Das von all meinen Videospielen gefürchtete Wochenende, zwang auch diesen Titel in die Knie und ließ sich (auf Medium) locker in 2 Tagen durchspielen. Die schon Tollwütigen unter Euch wagen sich, als letzte Herausforderung, an den extrem schwierigen "Hard"-Modus.
"ONE" is the only one, das die Stilrichtungen 3D-Jump 'n Run und 3D-Shoot 'em Up meisterlich kombiniert. Meine persönliche Empfehlung: Kaufen! (mr)