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The Chronicles of Riddick: Escape from Butcher Bay

geschrieben von Sascha Gläsel

Hersteller: Starbreeze, Vivendi Universal Games
Genre: Ego-Action
System: Xbox, PAL-Version
Besonderheiten: engl. Sprachausgabe mit deutschen Untertiteln; spielt vor den Riddick Filmen
USK (ESRB): ohne Jugendfreigabe
Spieler: 1
Testmuster von: eigene Anschaffung

In den USA eingeschlagen wie eine Bombe ist Starbreeze Action Titel "The Chronicles of Riddick: Escape from Butcher Bay" seit graumer Zeit endlich in Deutschland offiziell erhältlich. Ob es den teilweise euphorischen Vorschusslorbeeren aus Übersee gerecht wird?

Obwohl der Titel dem in den Kinos laufenden Vin Diesel Streifen "Riddick: Chroniken eines Kriegers" angelehnt ist, spielt ihr in der Xbox Versoftung nicht die Ereignisse des Filmes nach. Zwar steuert ihr einen virtuellen Riddick alias Vin Diesel, der dank Normal Mapping seinem realen Pendant frappierend ähnelt, doch ist die Geschichte zeitlich vor dem aktuellen Kinofilm und dessen Vorgänger "Pitch Black" angesiedelt: Von einem Kopfgeldjäger wird euer Antiheld auf einem trostlosen Planeten in einem ausbruchsicheren Hochsicherheitsgefängnis abgeliefert, aus dem er zu entkommen trachtet. Das der Ausbruch ohne Waffen, streng überwacht durch das Gefängnispersonal und automatische Geschütze sowie unfreundlichen Insassen nicht gerade einfach zu werden verspricht, versteht sich von selbst.

Chronicles of Riddick Xbox
Was wie eine Folterszene wirkt päppelt in Wirklichkeit Lebensenergie wieder auf. Zunächst vier Quadrate stellen die Hitpoints eures Helden dar. Bei ungefährlicheren Treffern verschwindet nur ein Teil eines Quadrats. Nach einer Weile füllt sich ein Quadrat aber wieder auf. Ist eines aber erst einmal weg, muss ein Stop bei der Heilungstanke her um wieder voll fit zu werden.

Spielerisch erwartet euch neben Ego-Ballereien Beimischungen von Adventure, Beat 'em up und Stealth-Action Elementen. Euer Abenteuer in eurem unfreundlichen neuen Heim fängt nach einem Tutorial, das euch die Steuerung näher bringt, mit kleinen Plaudereien mit euren Mitgefangenen an. Schließlich müßt ihr erst einmal herausfinden, wie der Hase in Butcher Bay läuft. Der Oberaufseher Abbott nämlich, dem der Rapper Xzibit Stimme und auch das Aussehen lieh, wiederum dank Normal Mapping wie aus dem Gesicht geschnitten, hat wie sich nach ersten Gesprächen zeigt alles fest im Griff. Seine Handlanger sind nicht nur das Wachpersonal, sondern auch eine Gang von Gefangenen, die im Gegenzug Privilegien genießen, wie zum Beispiel einen überwachungsfreien Zellentrakt.

Ein nettes Pläuschen gefällig?
Neben solchen Informationen bitten euch eure Mitinsassen um die ein oder andere Gefälligkeit. Meist sollt ihr euch "liebevoll" um eine andere Person kümmern, ein Schwätzchen mit einem anderen Gefangene halten oder einen verlorenen Gegenstand aufspüren. Einige Missionen sind für das Vorankommen unentbehrlich, da ihr wichtige Dinge erhaltet, die euch in andere Bereiche des Gefängnisses bringen werden. Bei anderen geht es lediglich um Kohle, einige nette Extras wie das obligatorische selbstgebastelte Messer oder Zigarettenschachteln, die wie in jedem Gefängnisfilm nicht fehlen dürfen. Letztere haben spielerisch keine Bedeutung, schalten aber einige nette Extras frei. Konzeptzeichnungen, Bilder vom Set des aktuellen Kinofilms oder Einblicke in frühe Entwicklungsstadien des Spieles warten auf fleißige Jäger und Sammler.

Chronicles of Riddick Xbox
Im Schein der Lampe eures Maschinengewehres: Dank Havoc Physikengine purzeln gefallene Wächter physikalisch korrekt durch die Gegend. Um nicht andere Wächter aufmerksam zu machen, könnt ihr die Leichen an uneinsehbare Stellen schleppen. Seltsamerweise klappt das allerdings nur in geduckter Stellung.

Zunächst könnt ihr euch bei Auseinandersetzungen mit Mitinsassen lediglich auf eure Fäuste verlassen und auch das nur, wenn keine Automatikgeschütze in der Nähe sind. Wer will schon für eine kleine Klopperei eine tödliche Bestrafung riskieren? Messer, Schlagringe, ein als Keule zweckentfremdetes Eisenrohr oder einen Baseballschläger organisiert ihr euch für einen tödlicheren Bumms. Nehmt sie entweder getöteten Gegnern ab oder kauft sie euch unter der Hand von Mitgefangenen. In den Faustkämpfen egal ob mit blanken Fäusten oder mit Messer/Schlagring stehen euch vier Schlagvarianten und ein Block zur Verfügung. Schläge verschmelzen durch schnelle Joypadkommandos zu gefährlichen Kombos. Ein Block läßt euch nur dann ungeschoren aus einem gegnerischen Angriff hervor gehen, wenn euer Gegenüber nicht mit einem Schlagring oder Messer auf euch los geht. Aber selbst einem mit Bleispritze bewaffnetem Wächter seit ihr im Nahkampf nicht hilflos ausgeliefert ...

Handgreifliche Auseinandersetzungen
Mit dem richtigen Timing setzt Riddick im Infight nämlich zu einem tödlichen Finishing Move an. Ein Wächter bekommt dann zum Beispiel seine Waffe unters Kinn gedrückt, bevor Riddick mit dem Finger des Unglücklichen den Abzug betätigt. Da alle Gewehre und Pistolen durch eine DNS-Scanner geschützt sind - Zugriff haben nur Leute, die mit ihrer DNS in einer Datenbank gspeichert sind - bleibt euch zunächst der freie Gebrauch von Maschinenpistole oder Schrotflinte verwehrt. Wollt ihr euch doch einmal zurückbleibenden Bleispritzen bemächtigen, werdet ihr von einem Stromstoß zur Räson gebracht. Erst wenn eure eigene DNS in die Datenbank eingeschleußt wurde oder ihr über eine Waffe mit defekter DNS Erkennung stolpert, bahnt ihr euch eurern Weg durchs Gefängnis auch mit Projektilwaffen..

Chronicles of Riddick Xbox
Dumm gelaufen: An dieser Stelle des Spieles solltet ihr euch eigentlich ohne Gewaltanwendung bewegen können. Da scheint Riddick doch glatt mit gezogener Waffe in den Trakt der Wächter gestürmt zu sein.

Immer dann, wenn ihr nicht über Schusswaffen gebietet, ist vorsichtiges Schleichen angesagt. Dabei hilft euch Riddicks Spezialfähigkeit, in gebückter Haltung lautlos durch die Gegend zu huschen und in den Schatten für die Wachen unsichtbar zu werden. Netter Nebeneffekt: In gebückter Schleichhaltung erweitert sich das Sichtfeld eures Helden. Seit ihr unsichtbar, wird eure Umgebung in einen Blauschleier gehüllt - ein tauglicher Ersatz für eine Wie-stark-stehe-ich-im-Licht Anzeige, wie ihr sie zum Beispiel von anderen Stealth Spielen ala "Splinter Cell" und Co her kennt. Bekommt ihr Wachen unbemerkt hinterrücks zu fassen, schaltet euer Held sie lautlos und mit einer tödlichen Attacke blitzschnell aus. Welche hängt von eurer Bewaffnung ab. Ohne Waffen gibts zum Beispiel den Genickbrecher, mit einem Messer einen tödlichen Stich ins Herz. Ihr merkt, in "Chronicles of Riddick" geht es nicht gerade zimperlich zur Sache. Nicht umsonst hat der Titel keine Jugendfreigabe bekommen.

Der volle Durchblick
Nach etwa einem Viertel eures Abenteuers verwandeln sich Riddicks Augen, so dass sie extrem lichtempfindlich werden. Was euch in hell erleuchteten Räumen dermaßen blendet, dass ihr praktisch blind durch die Gegend lauft, verschafft euch im Dunkeln den totalen Durchblick, als ob ihr einen Restlichtverstärker umgeschnallt hättet. Damit ihr euch in lichtdurchfluteten Gegenden wieder zurecht findet, setzt Riddick seine coole Sonnenbrille auf. Wer jetzt daran denkt, Wachen durch Zerballern von Lichtquellen zu hilflosen Opfern zu degradieren, die blind durch die Dunkelheit irren, ist schief gewickelt. Die bemerken euer zerstörerisches Tun und kommen mit gezückter Waffe samt eingeschaltetem Scheinwerfer angetrottet. Maschinenpistole oder Schrotgewehr, die Standarbewaffnung der Wächter in Butcher Bay, verfügen nämlich über einen eingebauten Scheinwerfer. Im Lichtkegel eines solchen Gewehrscheinwerfers kann sich auch ein Riddick nicht verstecken.

Chronicles of Riddick Xbox
Wenn Riddick herumklettert oder durch die Gegend hangelt, wird in eine Third-Person Ansicht umgeschaltet. Mit dem richtigen Timing kann er sich hier direkt auf einen der patroullierenden Wächter fallen lassen und hat dann ein Problem weniger. Da Riddick kein Leichtgewicht ist, steht der nämlich nicht wieder auf. Blöd nur, dass da noch jemand herumlungert.

Auch bei den Ego-Shooter Sequenzen ist Abwechslung angesagt. Ihr müßt euch mal mit einer Schortflinte unter Zeitdruck durch zombieverseuchtes Gebiet ballern oder liefert euch heftige Feuergefechte mit dem auch mal Deckung suchenden Wachpersonal. Gegen Ende des Spieles nehmt ihr sogar in einem unzerstörbaren Panzerfahrzeug Platz, mit dem ihr euch ohne Angst vor gegnerischem Beschuss nach Herzenslust austobt. Besonders knifflig gestaltet sich eure Expedition in den Minenbereich des Gefängnisses. Dort müßt ihr euch lediglich mit Messer oder Keule bewaffnet durch eine Menge an Wachpersonal hindurch wuseln um einen Kontaktmann zu treffen. Erst das Auffinden einer Betäubungspistole erleichtert euch das Leben etwas, da ihr die Wachen so für kurze Zeit ins Land der Träume schickt. Da sie jedoch schnell wieder aufwachen, tritt Riddick kräftig zu, damit sie nicht wieder aufstehen.

Zombies und Wächter
Während Zombies und käferähnliche Rieseninsekten immer nur direkt auf euch zusteuern, ist das Wachpersonal mit durchschnittlicher KI gesegnet. Herumliegende Leichen oder plötzlich ausgehendes Licht nehmen sie zwar zum Anlass für erhöhte Aufmerksamkeit und der lautstark vorgetragenen Aufforderung an einen unbekannten Eindringling, er möge jetzt aus seinem Versteck kommen. Doch nach kurzer Zeit legt sich die Aufregung wieder und sie nehmen wieder ihren Dienst nach Vorschrift auf. Besonders unangenehme Gegner sind die in ihren schwer gepanzerten Kampfanzügen herumstacksenden Wächter. Nur mit einer schweren Maschinenkanone, die ihr einem geplätteten Kampfanzugträger abnehmt, schaltet ihr sie frontal aus. Mit einem normalen Maschinengewehr oder Schrotflinte müßt ihr sie hinten an ihrer "ähmpfindlichen Stelle" erwischen. Gewitzte Ausbrecher versuchen sie in eine Falle zu locken - achtet auf an Wänden befestigte Gasflaschen. Wer in deren Gaswolke seine Waffe benutzt, hat seinen letzten Fehler begangen.

Chronicles of Riddick Xbox
Mehrmals im Spiel werdet ihr vom Wachpersonal geschnappt und müßt dann ohne eure einmal eingesackten Waffen auskommen. Doch auch nur mit seinen Fäusten bewaffnet ist Riddick ein gefährlicher Gegner. Selbst wenn es gegen zwei Gefangene auf einmal geht.

Grafisch ist "Chronicles of Riddick" einer der beeindruckendsten Xbox Titel überhaupt. Allein die durch Normal Mapping ungemein plastisch und authentisch wirkenden Personen sind eine Augenweide. Das Gefängnis mit all seinen Trakten wurde mit wunderbar versifften, dreckigen und detaillierten Texturen in Szene gesetzt. Neben einigen brutalen Details, wie zum Beispiel die ein oder andere kopflose Leiche, findet ihr aber auch Witziges, wie zum Beispiel Graffitis an den Wänden. Mit einigen Tricks haben die Macher dafür gesorgt, dass es dabei so gut wie nie zu Rucklern kommt. Wenn ihr euch zum Beispiel von Personen entfernt, werden sie schon nach kurzer Zeit mit deutlich groberer Texturierung und weniger detailliert erscheinen. Bei all der Grafikpracht müßt ihr euch aber mit deutlichem Kantenflimmern abfinden.

Überragende Optik
Für eine deutsche Sprachausgabe hat es nicht gereicht. Englischkundige erfreuen sich an den einsilbigen typischen Actionsprüchen von Riddick und an den insgesamt sehr engagierten und mit Originalstimmen der Schauspieler daherkommenden Synchro. Abgespeichert wird automatisch, wenn ihr zum Beispiel neue Aufträge erhaltet oder an bestimmte Abschnitte erreicht. Allerdings müßt ihr unbedingt auf die Einblendungen achten. Erhaltet ihr zum Beispiel eine neue Zigarettenschachtel, dann wird zwar auch gespeichert - aber nur euer Profil und nicht das weitere Fortkommen. Alle bisher abgeschlosssene Level sind zum nochmaligen Durchspielen jederzeit verfügbar.

fazit

"Wow, sehen die Charaktermodelle gut aus" war mein erster Gedanke, als ich meine ersten Schritte in "Chronicles of Riddick" wagte. Auch sonst hat der Titel mit seinen detaillierten und authentisch wirkenden Locations viel fürs Auge zu bieten. Allerdings auch einiges unangenehmes Kantenflimmern, das man aufgrund der ansonsten prächtigen Optik durchaus verzeihen kann. Zu Rucklern kommt es nämlich nur sehr selten. Spielerisch wird viel Abwechslung geboten. Schleichabschnitte, wechseln sich mit einem kleinen Adventurepart, klassischer Ballerkost und deftigen Prügeleien ab. Leider ist der Spaß relativ schnell vorbei. Wenn ihr es gemütlich angeht, sehr iht den Abspann schon nach gut acht bis zehn Stunden. Nicht ganz Max Paynsche Dimensionen, aber trotzdem für einen Vollpreistitel schon etwas mager. Zumal es abgesehen von ein wenig Zigarettenschachtelsammeln keine motivationsfördernden Extras winken, wie zum Beispiel ein neuer Spielmodus (sag).


positiv:

  • prächtige Charaktermodelle dank Normal Mapping
  • atmosphärisch dicht
  • abwechslungsreiche Action
  • engagierte (englische) Originalstimmen
negativ:
  • relativ kurz
  • Kantenflimmern


grafik: 9.5 | sound: 8.0 | gameplay: 9.0 | gesamt: 9.0
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