geschrieben von Sascha Gläsel
Hersteller: Climax, Microsoft Games
Genre: Action-Rollenspiel
System: Xbox, PAL-Version
Besonderheiten: komplett deutsch; Echtzeit-Kampfsystem
USK (ESRB): Geeignet ab 12 Jahren
Spieler: 1
Testmuster von: eigene Anschaffung
Nach längerer Zeit des Darbens kommt mit Microsofts "Sudeki" endlich mal wieder ein neues Rollenspiel in die Xbox Regale der Videospielehändler - ein japanisch angehauchter Vertreter seiner Zunft von Climax.
Die Fantasy-Welt von Sudeki ist zweigeteilt. Ein kleiner Streit unter Götterbrüdern hat aus einem einstmals friedlichen Lande zwei Parallelwelten entstehen lassen - Haskilia und Akloria. Erst vier mutige Helden geboten dem Ganzen in ferner Vergangenheit Einhalt und sorgten für die Verbannung des bösen Gottes, der für die Teilung verantwortlich war. Friede, Freude, Eierkuchen in alle Fantasy-Ewigkeit? Mitnichten. Seit geraumer Zeit werden die friedlichen Straßen und Orte von Haskilia von seltsamen Kriegern und Monstern heimgesucht, die scheinbar aus dem Nichts materialisieren und dabei das Licht verdunkeln. Die Schuldigen sind schnelll gefunden: Es kann sich nur um eine Invasion aus Akloria handeln, oder?
Eure Heldencrew in ihrer ganzen Pracht. Soldat Taz, Prinzessin Ailish, Kriegerin Buki und Wissenschaftler Elco (von links nach rechts).
In der Welt von Sudeki steuert ihr eine Viererbande durch das Fantasy Rollenspielabenteuer. Jeder selbstredend mit unterschiedlichen Fähigkeiten ausgestattet. Taz ist unter dem Kommando seines Vaters Soldat in der Armee des Königreichs Haskilia und als solcher ein versierter Schwertkämpfer. Die eigensinnige Prinzessin Ailish, einzige Tochter der Königin Lusica von Haskilia, ist magisch begabt und verfeuert in Kämpfen magische Projektile aus diversen Zauberstäben bevorzugt aus sicherer Entfernung. Der Wissenschaftler Elco mags, wenn es in den Clinch geht, ebenfalls lieber aus der Distanz, schwört dabei aber auf seine verschiedenen Blasterpistolen. Die Kriegerin Buki, eine sogenannte Antropomorphe, eine Mischung aus Katze und Mensch, teilt mit ihren eisernen Krallenschwertern dagegen kräftig im Nahkampf aus.
Vier Freunde sollt ihr seinAus der Verfolgerperspektive bewegt ihr euch meist mit euren drei Gefährten im Schlepptau durch malerische mittelalterliche Städte und Landschaften. Völlige Freiheit ist allerdings ein Fremdwort. Außerhalb der Städte stapft ihr wie bei vielen Ego-Shootern oder Rennspielen durch einen fest vorgegebenen "Schlauch", deren seitliche Begrenzungen für eurer Protagonisten unüberwindlich sind, auch wenn euch dort eine weite Landschaft vorgegaukelt wird. Eine Unterteilung in Ortschaften und Dungeons auf der einen und einer auf kleineren Maßstab geschrumpfte frei begehbare Oberwelt auf der anderen Seite, wie ihr es vielleicht von klassischen Japano-Rollenspielen kennt, gibt es in "Sudeki" nicht. Kommt ihr an bestimmte Stellen eurer Reise, tauchen urplötzlich Gegnergrüppchen aus dem Nichts auf. Diesen Kämpfen ausweichen ist nicht drin, da bei Angriffen der Schauplatz des Gefechtes hermetisch abriegelt wird bis alles vorbei ist.
Taz setzt sich ggen zwei Spinnen zur wehr. Als Nahkämpfer verfügt er über eine Blockfunktion in Form eines kleinen Schildes. Wird es zu oft getroffen, ist aber schnell Schluss mit dem Schutzschild.
"Sudeki" setzt bei seinen Kämpfen auf Echtzeit-Actioneinlagen. Buki und Taz teilen in der Verfolgerperspektive im Nahkampf aus, während Ailish und Elco mit weitreichenden Waffen aus der Ego-Perspektive agieren. Ihr wechselt jederzeit zwischen den vier Helden, was auch dringend nötig ist. Während ihr euch mit einem Protagonisten in den Clinch begibt, agieren die anderen KI gesteuert. Aus drei vorgegebenen Marschrichtungen gebt ihr deren grobe Taktik vor. Mit "Angriff", "Verteidigung" oder "Rückzug" erschöpfen sich schon eure Einflussmöglichkeiten. Schlimmer wiegt, dass eure computergesteuerten Kumpel weder von ihren Spezialfähigkeiten Gebrauch machen, noch in bedrohlichen Situationen zum Beispiel einen Heiltrank einwerfen. Hier heißt es Augen auf, wollt ihr nicht einen eurer Kämpen verlieren.
Nah- und FernkämpferMit Nahkämpfern spielen sich die Auseinandersetzungen wie in einem Beat'em up. Durch rythmisches Drücken von "A" oder "X" laßt ihr Komboangriffe von bis zu sechs Schlägen auf eure Gegner regnen. Seit ihr umzingelt, gibts eine Rundumattacke zur Befreiung. Ab und an ist es angebracht derbere gegnerische Angriffe mit einem Block ins Leere laufen zu lassen. Auf diese nützliche Aktion müssen die beiden Fernkämpfer verzichten. Wie in einem Ego-Shooter beackert ihr eure Gegner aus der Ich-Perspektive mit magischen Projektilen Ailishs oder diversen Energiewaffen von Elco. Per Knopfdruck schaltet ihr jederzeit durch alle verfügbaren Wummen durch. Schließlich bieten einige davon neckische Statusveränderungen, wie Verlangsamung oder Vergiftung eurer Opfer. Auch Buki und Taz verfügen im weiteren Spielverlauf über Waffen mit solch netten Nebeneffekten. Hier müßt ihr in einem Gefecht aber über ein Menü die Klingen wechseln.
Taz und Ailish im harten Clinch. Während ihr einen der Protagonisten steuert, übernimmt der Computer die Kontrolle über die anderen Gefährten.
Das ist eine durchaus knifflige Sache, da das Geschehen beim Wechseln ins Menü nicht pausiert wird, sondern weiter läuft. Zwar lediglich in Zeitlupe, aber trotzdem solltet ihr euch beim Wechsel der Schwerter, bei KI-Taktik Änderungen oder der Benutzung von Items, die ihr nicht zum unkomplizierten Direkteinsatz auf das digitale Steuerkreuz gelegt habt, während einer Auseinandersetzung nicht so viel Zeit lassen. Am Ende eines Gefechtes gibt es Erfahrungspunkte, aber kein Geld. Besiegte Gegner lassen Gegenstände zurück, die ihr innerhalb eines Zeitlimits aufsammeln müßt. Sonst lösen sie sich auf und ihr geht leer aus. Die so gefundenen Sachen macht ihr erst bei Händlern zu Geld. Doch Obacht: Die vier Händler in Haskilia, wo ihr den meisten Tand veräußern werdet, haben sich auf bestimmte Waren spezialisiert. Für andere zahlen sie weitaus geringere Preise. Haltet euch zudem möglichst mit dem Verkauf zunächst zurück, da in einigen Nebenquests die Beschaffung bestimmter Gegenstände verlangt wird, die ihr in Kämpfen ergattert.
Magische RunenkundeErleichtert euch Gefechte durch das Aufwerten eurer Waffen, indem ihr bei einem Schmied vorbeischaut. Gegen ein Entgelt veredeln sie eure Ausrüstung mit magischen Runen, die euch mehr Power oder nützliche Effekte bringen. Unbedingt empfehlenswert sind Runen, die bei Treffern Lebenspunkte regenerieren oder Fertigkeitenpunkte (FP) zurück bringen. FPs sind das Manaäquivalent in Sudeki. Jeder eurer vier Helden hat ein halbes Dutzend Spezialtechniken zu bieten. Ailish heilt zum Beispiel, Taz wirkt verstärkten Schutz, Elco läßt alle doppelten Schaden anrichten oder Buki ruft einen Wolf als Verbündeten herbei. Mit anderen Kampffertigkeiten attackiert ihr gleich mehrere Gegner auf einmal. Jeder dieser Spezialaktionen kostet FP, die ihr durch entsprechende Tränke, mit Runen aufgepeppte Waffen oder über ein kleines Nickerchen in einem lauschigen Hotel wieder auffüllt.
Taz läßt ein wenig Pixelblut fließen. Da in einigen Kämpfe ein halbes Dutzend und mehr Gegner auftauchen, solltet ihr die verschiedenen Kombos kennen und beherrschen sowie wissen, wann eine der Spezialfähigkeiten eurer Protagonisten eingesetzt werden sollte.
Ist die Not besonders groß, packt in Kämpfen den sogenannten "Beschützerschlag" aus. Eine mächtige Supa-Dupa Attacke oder Alle-wieder-Aufpäppel Aktion bekommt jeder eurer Protagonisten nach und nach von der guten Gottheit Tetsu spendiert. Was gleichzeitig auch eine aufgepeppte Kleidung bedeutet, in der mehr Runen Platz finden. Selber neue bessere Klamotten erwerben ist leider nicht drin. Doch zurück zum "Beschützerschlag". Der Einsatz ist nur möglich, wenn ihr eine bestimmte Anzeige durch fleißiges Gekloppe auf Maximum gebracht habt. Also nur etwas bei härteren Kalibern, wie den Bossgegnern, denen ihr seltsamerweise immer nur mit einem einzelnen eurer vier Freunde begegnet. Widmet euch daher bei der Charakterentwicklung allen vieren eurer Helden mit der gleichen Aufmerksamkeit. Zumal ihr auch in einigen anderen Abschnitten mit nur einem oder zwei eurer Charaktere unterwegs seit. Auf die Zusammensetzung eure Heldenparty habt ihr keinerlei Einfluss.
Endgegner nur SoloDafür aber auf die Entwicklung eurer Protagonisten. Bei jedem Levelaufstieg bestimmt ihr, ob ihr lieber mehr Hitpoints oder Fertigkeitspunkte hättet, oder lieber euren Fertigkeitsattacken oder normalen Angriffen mehr Power verleiht. Wie stark die Verbesserung tatsächlich ausfällt, ist charakterabhängig. Nahkämpfer erhalten zum Beispiel mehr Hitpoints bei einem Aufstieg, als die beiden Fernkämpfer. Dafür freuen sich Ailish und Elco über stärkeren FP Zuwachs. Da alle Charaktere zu Beginn nur Zugriff auf zwei Fertigkeiten haben, müßt ihr die anderen erst bei Levelaufstiegen freischalten. Findet darüber hinaus noch Spezialgegenstände, mit denen ihr zusätzlich eure Eigenschaftswerte puscht. Diese findet ihr auch wie viele andere wichtige Gegenstände meist in prächtigen Truhen.
Taz im Ausgangspunkt eures Abenteuers: Der VBurg von Illumina. Die Kisten links sind übrigends keine reine Zierde sondern sollten grundsätzlich immmer zerdeppert werde. Viele beherbergen kleine nützliche Items.
Die meisten davon erreicht ihr nur über die Lösung von Rätseln. Meist wird dabei auf die Spezialfähigkeiten eurer Charaktere abgestellt. Muskelmann Taz verschiebt fleißig große Kisten, was in einer Menge "Verschieberätsel" mündet. Elco hat ein Raketenrucksack umgeschnallt, den er an Kristallen mit Treibstoff betankt um kurzfristig ein wenig herumzufliegen. Ailish macht unsichtbare Gegenstände durch ihre Zauberkraft wieder sichtbar. Und schließlich klettert Buki mit ihren Krallen an durch Rankenbewuchs gekennzeichneten Stellen an Wänden hoch. Diese werden bei Rätseln vielfach kombiniert, indem zum Beispiel Taz erst einen Block wegräumt, bevor Elco an einen Auftankkristall kommt, mit dessen Sprit er an einen Schalter fliegt, mit dem eine Tür geöffnet wird hinter der dann Buki oder Ailish zum Einsatz kommen, usw.. Dazu gibt es die üblichen Finde-Schlüsselgegenstände-zum-Weiterkommen Rätsel.
KistenschiebereienGrafisch spielt Sudeki auf hohem Niveau. Die sehr bunten malerischen Landschaften, seien es nun die lichtdurchfluteten Gegenden in Haskilia oder die düsteren Ortschaften in Akloria sind mit vielen liebevollen Details und vielfältigen Texturen ausstaffiert worden. Die Weitsicht ist groß, doch wird das durch das sehr späte Einblenden des Schattenwurfes erkauft. Lauft ihr durch die Gegend wird es vor eurern Protagonisten etwas dunkler, weil der Schatten erst sehr spät seinen Auftritt hat. Trotzdem kommt es recht oft zu leichten Rucklern, die aber den Spielablauf nie stören. In den Kämpfen gibt es zudem sehr viele Spezialeffekte bei Einsatz der diversen Fertigkeiten eurer Helden zu bewundern.
Die deutsche Synchronisation dagegen ist amateurhaft. Die Stimmen wirken in vielen Situationen zu gekünstelt, vor allem wenn es gilt Emotionen zu vermitteln. Da waren offenbar keine Profis am Werk. Die Musik hält sich wohltuend im Hintergrund gefällt aber mit atmosphärischen Klängen, die gut zum mittelalterlich angehauchten Geschehen passen. Das Speichern eurer Fortschritte ist nur an bestimmten Speicherpunkten möglich. Sie sind recht fair gesetzt. Ihr müßt euch allerdings immer genau umschauen, da einige nicht direkt auffallend mitten auf eurem Weg platziert wurden, sondern auch mal etwas abseits in einem Seitenarm liegen.
Abgesehen von dem mit ca. 20 bis 25 Stunden für ein Rollenspiel nicht gerade besonders großen Umfang (wenn ihr denn die Sidequest mit einbezieht) und einem indiskutablen Abspann (der fast ausschließlich aus Credits besteht!) ist "Sudeki" eine spaßige Angelegenheit. Garant hierfür sind die dezent hektischen Massenkloppereien des Echtzeit-Kampfsystems, die ihr den quietschbunten mit vielen Details prächtig inszenierten Locations austragen werdet. Ansonsten ist Sudeki ein Rollenspiel Light: Linearer Spielverlauf, übersichtliche Welt und recht eingeschränkte Charakterentwicklung. Genau richtig, wenn ihr nicht groß herumtüfteln wollt und Rollenspielunterhaltung ohne großes Handbuchstudium sucht. Wenig befriedigend für RPG-Pros, die nur zufrieden sind, wenn sie die Farbe des Garns der Abenteurer-Klamotten selbst auswählen können. Alles in allem kein RPG-Schwergewicht alá "Morrowind" oder "Star Wars: Knights of the old Republic" sondern "nur" sehr gute Action-Rollenspiel Unterhaltung (sag).