geschrieben von Sascha Gläsel
Hersteller: Criterion, Electronic Arts
Genre: Rennspiel
System: Xbox, PAL-Version
Besonderheiten: komplett deutsch; eigene Soundtracks; Onlinegames über Xbox Live
USK (ESRB): geeignet ab 12 Jahren
Spieler: 1 - 8
Testmuster von: eigene Anschaffung
Ihr seit auf der Suche nach einem realistischen Rennspiel, mit authentischer Fahrphysik und einem umfangreichen Tuningteil, in dem ihr an diversen Einstellungen eurer Karossen herumschraubt um weitere Zehntelsekunden aus euren Boliden herauszupressen? Dann seit ihr hier falsch. Denn die "Burnout 3" Pferdchen grasen auf einer etwas anderen Rennspielweide.
Criterions "Burnout" Reihe kredenzt euch pfeilschnelle Arcade Raserei. Ihr schlängelt euch durch teilweise dichten Verkehr europäischer, us-amerikanischer und asiatischer Fantasiestrecken im Kampf um Bestzeiten und vordere Positionen. Der Zusatz "Takedown" im neuesten Burnout Ableger deutet schon dezent an, dass ihr nicht nur schnell heizen müßt, sondern dass es etwas handgreiflicher zur Sache geht. Denn es bringt meist schlussendlich mehr, wenn ihr eure Konkurrenten durch geschickte Rempeleien spektakulär in rauchende Schrotthaufen verwandelt, statt sie im fairern Zweikampf einfach nur zu überholen. Doch der Reihe nach ...
Dirty Racing
Euer Hauptbetätigungsfeld im Solo-Teil von "Burnout 3" ist die Welttour, in der ihr euch neue Wagen, weitere Autoklassen und Wettbewerbe erspielt. Grundsätzlich besteht die Welttour aus Crash- und verschiedenen Renn-Events. Bei den Crash Events löst ihr an vielbefahrenen Kreuzungen oder Straßenabschnitten einen Massenunfall aus um möglichst viele Autos mit auf den virtuellen Schrottplatz zu nehmen. Je mehr Totalschäden um so höher selbstredend die Punktzahl. Verbessert euren Score, indem ihr Bonusplaketten ergattert oder einen Multiplikator einsackt, mit dem ihr eure Punktzahl verdoppelt oder vervierfacht. Den "Heartbreaker" laßt ihr besser links liegen, wenn ihr nicht all eure eingesammelten Boni verlieren und eure Punkte halbieren wollt.
Ein Ausschnitt aus einem Crash-Event. Um möglichst viele Punkte zu machen, sollte der Wagen jetzt nach rechts elegant in den Verkehr schlittern. Sind 14 Wagen zu Bruch gegangen, gibt es den "Crashbreaker".
Wenn ihr ein bestimmte Anzahl an Wagen bei eurer Massenkarambolage geschrottet habt, zündet ihr den "Crashbreaker". In einer großen Explosion schleudert es euren Boliden und die unglücklichen Karossen neben eurem Wrack in einem netten Feuerball mit in die Luft. Dank "After-Touch" Steuerung seit ihr nach einer Verschrottung eures Autos nicht ganz dem Zufall ausgeliefert. Ihr könnt euren durch die Gegend fliegenden oder schlitternden Wagen nämlich noch lenken. Damit das auch spielerisch einen Sinn macht, wird das Geschehen in Zeitlupe versetzt, so dass ihr euren Schrotthaufen noch adäquat und gefühlvoll gegen andere Fahrzeuge bugsiert. Hat es eurern Boliden in einem Renn-Event zerlegt, versucht mit "After-Touch" ebenfalls einen eurer Kontrahenten Post Scriptum zu erwischen.
Rammen auch nach VerschrottungIn den Rennen bringt euch dies handfeste Vorteile. Egal ob "After-Touch" Takedowns oder Verschrottung eurer CPU-Kontrahenten (nicht der unbeteiligten Verkehrsteilnehmer!) in Renngeschwindigkeit, jede restlos demolierte Gegnerkarosse bringt euch eine Vergrößerung eurer Turboleiste und komplette Auffüllung derselben. Ist sie zu Beginn vom Umfang noch recht mickrig, braust ihr mit maximal aufgelevelter Turboleiste minutenlang mit einem unglaublichen Affenzahn durch den dichten Verkehr. Abbrechen des Turbo ist jederzeit möglich. Auch wenn eure Leiste nur gering gefüllt ist, dürft ihr den Superspeed anschalten. Gönnt euch weiteren Sprit für die Turboleiste, indem ihr im Gegenverkehr heizt, wild driftet oder Fahrzeuge möglichst knapp passiert.
Ist euer Wagen geschrottet worden, lenkt ihr ihn Dank "After-Touch" trotzdem noch in Zeitlupe gegen andere Fahrzeuge. Hier ist gerade ein solcher Takedown gelungen, was mit einer Vergrößerung und Auffüllung der Turboleiste belohnt wird.
Macht euch aber nichts vor. Selbst wenn ihr mit voller Leiste euren Turbo zuschaltet und deshalb lange mit Höchstgeschwindigkeit über den Asphalt fliegt, ist es euch nur in den seltensten Fällen möglich, einen richtigen Vorsprung herauszufahren. Der sogenannte Gummibandeffekt sorgt dafür, dass ihr eure Gegner in der Regel nicht abschütteln könnt, auch wenn ihr euch wie ein Ayrton Senna durch den Verkehr schlängelt. Zudem spielt der Zufall gelegentlich mit. Wenn ihr in eine schlecht einsehbare Kurve einbiegt, könnt ihr nur zu den Videospielegöttern beten, dass euch "Burnout 3" nicht einen Wagen vor den Kühler pflanzt, der euren Siegambitionen einen Strich durch die Rechnung macht. Zwei oder drei solcher unbeabsichtigten Unfälle und eine vordere Platzierung ist in der Regel weg. Da nur selten Rückstände eingeblendet werden, ist es euch nicht möglich akkurat abschätzen, wie weit es bis zur Spitze noch ist.
Crash- und Renn-EventsNeben normalen Rennen oder Grand Prixs über drei oder vier Rennen, erwarten euch in den Renn-Events noch weitere Wettbewerbe. Im Time Trial gilt es vorgegeben Zeiten mit einem bestimmten Wagen zu schlagen - selbstredend nur mit fleißigem Tutboeinsatz möglich. Gegen einen einzelnen Konkurrenten müßt ihr euch im "Face Off" behaupten. Steht euch der Sinn nach Zerstörung widmet euch dem "Road Rage". Hier gewinnt, wer innerhalb eines Zeitlimits möglichst viele gegnerische Autos plättet ohne selbst nach zu vielen Crashes seinen Bolien dem Recycling zuzuführen. Um neue Events freizuschalten genügt meist die Bronzemedaille - also der dritte Platz in einem Rennen oder die schlechteste der drei Vorgaben bei anderen Modi. Wer zusätzliche Goodies erhalten möchte, sollte sich dringendst um Goldmedaillen bemühen.
Rache ist süß. Da hast gerade jemanden erwischt, der vorher selbst einen Takedown gelandet hat. Wenn ihr jemanden spektakulär schrottet, wird für wenige Sekunden auf euer "Opfer" umgeblendet.
Fast überall winken besondere Belohnungen. So bekommt ihr Pokale, wenn ihr bestimmte Takedowns zustande bringt. Das können eine bestimmte Anzahl an zerstörten Boliden im Rennen sein, oder wenn ihr es schafft eure Gegner gegen bestimmte Fahrzeuge wie Busse oder Straßenbahnen zu drängeln. Schnappschüsse erhaltet ihr, wenn ihr Takedowns an bestimmten Stellen der Rennstrecken vollbringt. Das kann zum Beispiel an einem lauschigen Springbrunnen einer Verkehrsinsel sein oder an einem Marktplatz. Ergattert ihr dagegen eine goldenen Auszeichnung in einem Spezialevent, also einem Renn-Event, bei denen der Wagen fest vorgegeben ist, landet eine Postkarte in eurem virtuellen "Burnout 3" Briefkasten.
Boni über BoniDazu scheffelt ihr in verschiedenen Kategorien Punkte. Spektakuläre Drifts bringen ebenso Zähler ein, wie die geschrotteten Fahrzeuge in den Crash-Events. Diese werden fleißig summiert und kredenzen euch weitere Extras. Meistens sind das Spezialfahrzeuge. Entweder schnelle Fantasiekarossen, die an Aussehen und Namen an tatsächliche Sportwagen erinnern. Oder Spezialboliden, wie ein Müll-, ein Feuerwehrwagen, ein B-Team Van oder ein nettes Muscle Car. Ihr beginnt euer "Burnout 3" Karriere lediglich mit langsamen Fahrzeugen der Compact Serie. Nach und nach spielt ihr höher motorisierte Klassen frei. Abgesehen von den dicken Brocken unterscheiden sich die meisten davon lediglich in der Höchstgeschwindigkeit und leicht im Handling.
Eure Fahrten führen euch auch durch eine beschauliche Berglandschaft. Leider sind gerade kein Verkehr oder potentielle Takedown Opfer in Sicht um die leere Turboleiste wieder zu füllen.
Für Mehrspielerspaß ist auf breiter Front gesorgt. Egal ob Splitscreen, LAN oder Xbox Live. Ihr liefert euch deftige Duelle im Road Rage (zwei Teams sind möglich), laßt es zu zweit gemeinsam oder nacheinander mit bis zu acht Spielern in Crash-Events herzhaft krachen oder meßt euch mit Freunden in einem Rennen. Allerdings müßt ihr mit kleineren Einschränkungen leben. So gibt es zum Beispiel deutlich weniger Verkehr auf den Straßen, wenn ihr im Splitscreen agiert. Auch die technische Umsetzung der Xbox Live Anbindung scheint Electronic Arts nicht ohne Probleme gelungen zu sein (da ich nicht über Xbox Live verfüge, konnte ich dies nicht selbst überprüfen).
Berauschende Highspeed RasereiDafür hat Criterion seine RenderWare bis zum Anschlag ausgenutzt und zaubert eine bunte und immer flüssige sowie detaillierte Optik in einem immensen Geschwindigkeitsrausch auf eurern Bildschirm. Schmeißt ihr den Tubo an, dann verwischt die Grafik an den Rändern des Bildschirms. Bei den spektakulären Crashes ergötzt ihr euch an heftigen Deformationen der Karosserien und massig Funkenschlag, wenn die Wracks über den Asphalt schlittern. Auf die Ohren bekommt ihr einen mit seinen dämlichen Sprüchen nervenden aber glücklicherweise abschaltbaren Discjockey (Hörproben unter
http://burnout3.ea.com/ ) und eine Menge poppige und rockige Songs aus dem EA Tracks Funduss. Wer möchte, läßt seine eigene Festplattenmucke abnudeln. Allerdings müßt ihr dies bei jeder neuen "Burnout 3" Session von neuem einstellen, da dies nicht gespeichert wird.
Bitte beachten:Da ich nicht über Xbox Live verfüge, konnte ich den Onlinepart von Burnout 3 nicht auf den Spielspaßzahn fühlen. Deshalb floß dieser auch nicht in die Bewertung des Spieles ein!
"Burnout 3" ist ein actionreicher Vertreter der Rennfahrerzunft. Weniger Lenkerskills als schnelle Reaktionen und rabiate Fahrweise machen den Champ aus. Leider spielt im Solo-Modus dank des Verkehrs in Verbindung mit der enormen Spielegschwindigkeit gelegentlich der Zufall mit in den Rennspaß hinein. Und dass euch der Gummibandeffekt in der Regel keinen fahrerisch herausgespielten Vorsprung gönnt, ist nicht jedermanns Sache. Könnt ihr euch damit abfinden, erwartet euch ein visuell beindruckender und mit seiner wahnsinnigen locker an F-Zero GX Dimensionen heranreichende Geschwindigkeit, mit der eure virtuellen Boliden über den Bildschirm huschen, prächtig unterhaltender Racer. Der zudem im Mehrspielerteil sogar noch ein kleines Spielspaßschüppchen drauflegen kann (sag).