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geschrieben von Andreas Wende
Hersteller: Taito
Genre: Rennspiel
System: PlayStation, PAL-Version
Besonderheiten: neGcon-kompatibel, Rumble-Funktion
USK (ESRB): ohne Altersbeschränkung
Spieler: 1
Testmuster von: Fachhandel
Über die Jahre ist Taitos de GO! Reihe mehr und mehr zum Inbegriff für akkurate, wenn auch für westliche Spieler nicht immer ganz nachvollziehbare Simulationen geworden. Man mußte schon eingefleischter Importspieler sein, um mit Taitos Zügen, Bussen und Flugzeugen an die Quelle des Spielspaßes zu fahren. Das muß anders werden, dachte man bei Taito und Publisher Acclaim und will nun mit RC de GO! den europäischen Markt stürmen.
Wie viele andere Racer auch, bietet Taitos Radio Control Car Simulation die typischen Spielmodi Quick Race, Time Attack und Championship. Auch der Practice Mode von RC de GO! ist im Grunde nicht neu, bietet aber ausnahmsweise etwas mehr, als das übliche Rundendrehen ohne Zeitbegrenzung. Um Euch an die Lenkung der kleinen Flitzer zu gewöhnen, fahrt Ihr z.B. einem Pfeil hinterher, bremst in vorgegebenen Bereichen ab und bringt Ballons zum Platzen, bevor Ihr schließlich abschließend ein Proberennen fahren dürft.
Das macht Sinn, schließlich ist die Steuerung exakt dem realen Vorbild nachempfunden und für Nichtmodellbauer entsprechend gewöhnungsbedürftig, da mit dem rechten Analogstick gelenkt und mit links beschleunigt bzw. gebremst wird. Wer sich partout nicht mit der authentischen Steuerung anfreunden kann, darf sie natürlich auch in diesem Spiel nach eigenen Vorlieben konfigurieren , oder alternativ mal wieder das gute alte NegCon rauskramen.
Wer sich nicht nur zwischendurch kurz mit Quick Race und Time Attack vergnügen will, sondern sich stattdessen ans Championship wagt, macht schnell dieselbe schmerzliche Erfahrung, wie echte RC Fans: Die kleinen Flitzer sind ein sehr, sehr teures Hobby!
Auch in RC de GO! ist es mit der Grundausstattung nicht getan. Um mitzuspielen müssen ständig neue Teile her. Damit Euch mit Eurem Einstiegsflitzer nicht allzu schnell die Luft ausgeht, gibt es deshalb in allen Rennen (12 frei wählbare Strecken, davon je 6 On- und Offroad + 2 Bonuskurse) mehr oder weniger üppige Prämien für jede (!) Platzierung. Und da alle Rennen immer wieder gefahren werden dürfen und die Kasse stets aufs Neue klingelt, bleibt Ihr, kluges Upgraden vorausgesetzt, trotz immer schwerer zu schlagender Gegner lange im Rennen.
Die Tuningmöglichkeiten sind überwältigend. Neben 3 verschiedenen Motoren gibt es unzählige Upgrades und Austauschteile, diverse Onroad- und Offroadreifen und entsprechende Stoßdämpfer. Alles in allem eine wahre Fundgrube für Tuningfreaks, die wenn schon nicht für Wochen, wie bei Gran Turismo, wenigstens tagelang die Motivation aufrecht erhalten kann. Ganz im Gegensatz zu vielen Spielen, in denen denen das Tuning eher wie eine Mogelpackung wirkt, spürt man bei RC de GO! jede Veränderung tatsächlich deutlich im Fahrverhalten.
Das eigentliche Renngeschehen findet auf den verschiedenen, einige hundert Meter langen Modellbahnen statt und wird von schräg oben gezeigt, gerade so, als steht Ihr auf einem Podium vor einer echten Bahn. Diese eine Perspektive mag zwar authentisch sein, ist aber dennoch etwas dünn.
Grafisch kann sich RC de GO! auf jeden Fall im Feld der kleinen PSX-Flitzer in der Spitzengruppe halten. Die Strecken sind detailliert und abwechslungsreich in Szene gesetzt, die Grafik Engine läuft allzeit flüssig. Auch die Modellautos können optisch überzeugen, verschiedene Bodys (z.B. ein Krankenwagen) dürfen im Spielverlauf freigefahren werden. Lediglich die PlayStation typischen Pixel, Treppchen und Kanten lassen das Ganze aufgrund der kleinen Proportionen zu Beginn etwas unruhig wirken.
Mit der Steuerung verhält es sich ähnlich, wie mit der Grafik: Gut, mit kleinen Schönheitsfehlern. So ist zwar nach kurzer Eingewöhnung das butterweiche Handling kein Problem, aber im Laufe des Championships werden die kleinen Flitzer durch die zahlreichen Modifikationen fast schon zu unbeherrschbaren Kraftpaketen, für die die Strecken eindeutig zu klein sind. Nur mit sehr viel Übung und sehr guten Streckenkenntnissen lassen sich hier noch fehlerfreie Runden fahren. Spassig und oft nützlich, allerdings vollkommen unrealistisch und damit letztlich unpassend für einen Titel wie RC de GO!, ist die Dash Funktion. Hier wird der vor Euch liegende Gegner automatisch anvisiert und kann mittels Schultertaste durch einen kurzen Geschwindigkeitsschub abgeschossen werden.
Das beste Rennspiel aller Zeiten ist RC de GO! gewiß nicht geworden, Spaß machts trotzdem! Endlich mal ein de GO! Titel, bei dem man sich den Spielspaß nicht wie üblich hart erarbeiten muß, wahlweise wegen des kruden Spielprinzips oder der lästigen Sprachbarriere. Nein, die charmante Modellauto Simulation funzt auch hierzulande, ein wenig üppiger hätte sie aber schon ausfallen dürfen! Auch wenn die umfangreiche und gute, weil stets spürbare Tuningfunktion Racingfans immer wieder ans Pad lockt: Sind erstmal alle Rennen gewonnen, ist schnell die Luft raus! Hier hätten mehr Strecken und Wettbewerbe, ganz sicher aber ein Streckeneditor und Multiplayer Mode Wunder gewirkt. (aw)