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geschrieben von Sascha Gläsel
Hersteller: Intelligent Systems, Nintendo
Genre: Strategiespiel (rundenbasiert)
System: GameCube, PAL-Version
Besonderheiten: deutsche Texte, benötigt Memory Card (19 Blöcke), unterstützt 60 Hz
USK (ESRB): Geeignet ab 6 Jahren
Spieler: 1
Testmuster von: eigene Anschaffung
Auf dem Game Boy Advance sind bereits zwei Folgen des Rundenstrategiehits Fire Emblem in Deutschland erschienen. Mit Path of Radiance macht sich ein Ableger der Reihe auf, die Herzen von GameCube Strategiefans zu erobern.
"Fire Emblem: Path of Radiance" ist in einem mittelalterlichen Fantasieszenario angesiedelt. Ike, euer Alter Ego, ist der schwertschwingende Sohnemann eines Söldnerführers: Den nach Papa benannten Greils Söldnern. Vater und Sohn geraten mit ihren Leuten mitten in eine kriegerische Auseinandersetzung zweier benachbarter Königreiche. Der König von Daein hat Crimea überfallen, dessen Regenten ermordet und die Macht übernommen. Nur Elincia, die Prinzessin von Crimea, konnte entkommen und findet Unterschlupf bei Greils Söldnern. Fortan seit ihr mit eurem illustren Kriegerhaufen auf der Flucht vor Daeins Schergen und auf der Suche nach Verbündeten in anderen Königreichen um die Heimat von Prinzessin Elincia befreien zu können. Doch der Krieg ist nur eine Ablenkung für eine noch größerer Bedrohung ...
Eine illustre Söldnertruppe
Euch erwarten insgesamt 29 Rundengefechte (zwei weitere bekommt ihr unter anderem als Belohnung fürs Durchspielen). Zu Beginn führt ihr lediglich etwas mehr als eine handvoll Männlein und Weiblein ins Feld. Später ringt ihr mit bis zu 19 Kempen um den Sieg. Zwischen den einzelnen Auseinandersetzungen wird die Hintergrundgeschichte weiter gesponnen. Allerdings in der Regel nur in großen Textboxen, die mit spärlich animierten und immer gleichen Charakterporträts umgeben sind. Nur sehr selten bekommt ihr gerenderte Zwischensequenzen zu sehen. Außerdem gilt es eure Söldner in den Kampfpausen überlegt auszurüsten. Meistens begleitet euch ein Tross von Händlern, bei denen ihr Ausrüstungsgegenstände erwerbt oder spezielle Waffen gegen viel Bares anfertigen laßt. Zudem bekommt ihr über Gesprächssequenzen wichtige Informationen zur nächsten Schlacht oder rekrutiert gelegentlich einen neuen Kämpfer.
Kommt es zum Kampf, wird in einen speziellen Kampfbildschirm umgeschaltet (kann zwecks Zeitersparnis abgeschaltet werden), auf dem ihr die beiden Konrahenten ihre Waffen schwingen seht.
Schließlich will eure Söldnergruppe von gut zwei Handvoll Kriegern zu Beginn auf an die 50 bis zum finalen Showdown ausgebaut werden. Ihr habt daher vor einer Auseinandersetzung immer die Wahl aus einem großen Pool von Kämpfern. Das ist auch nötig, da Ihr eure Truppe nach den anstehenden Gegnertypen ausrichten müßt. Sowohl bei den magischen als auch bei den konventionellen Waffen kommt nämlich das übliche Stein-Schere-Papier Prinzip zum tragen. So ist ein Schwertkämpfer gegen einen Axtschwinger im Vorteil. Der wiederum heizt Lanzenträgern effektiver ein. Der Recke mit der Lanze dagegen ist einem Schwertmenschen überlegen, womit sich der Kreis wieder schließt. Ähnliches gilt für die unterschiedlichen Magieangriffsarten. Feuerzauber ist Windmagie überlegen, Wind ist bevorteilt gegen Donner und Donnersprüchen schließlich dem Feuerpendant einen Schritt voraus. Bei der Wahl der effektivsten Truppenzusammensetzung kommt euch zu Pass, dass ihr vor dem Gefecht das komplette Schlachtfeld inklusive Feinde, deren Bewaffnung und Eigenschaftswerte einseht. Lediglich später auftauchende Verstärkung bleibt euch verborgen.
Überlegte Waffenwahl
Auch die Wahl der Waffen selbst will gut überlegt sein. Zunächst einmal nutzen sich eure Schwerter, Äxte und Co. bis auf einige wenige Ausnahmen grundsätzlich ab. Eine bei Einsatz stetig schrumpfende Zahl gibt an, wie oft ihr euren Todbringer noch einsetzen könnt. Gleiches gilt übrigends für Zaubersprüche und diverse Heilitems. Einige Waffen sind zusätzlich zu obigen Vor- bzw. Nachteilen gegen bestimmte Gegnertypen besonders effektiv. So findet ihr zum Beispiel auf den Schlachtfeldern nicht nur normale Fußsoldaten, sondern auch berittenen, schwer gepanzerte oder fliegende Einheiten. Für jeden existiert ein besonders effektives Hieb- oder Stichwerkzeug, das im Sortiment eurer Recken nicht fehlen sollte. Falls er denn überhaupt den benötigten Waffenlevel vorweisen kann, der sich durch steten Gebrauch eines bestimmten Waffentypes erhöht. Jeder eurer Charaktere führt lediglich maximal vier Schwerter, Lanzen, Bögen, Angriffszauber, etc. und vier sonstige Items wie zum Beispiel Heiltränke mit sich. Auch hier müßt ihr klug abwägen.
Ihr könnt jederzeit die Charakterwerte eures Recken einsehen (die beiden Kästen links unter dem Porträt). Rechts seht ihr die acht Slots für Waffen und Items. Alle Bilder stammen von der japanischen Version. Die deutsche Version kommt selbstverständlich mit deutsche Texten daher.
Neben den menschlichen Charakteren, die im Spiel Beorc genannt werden, begegnen euch im weiteren Spielverlauf sogenannte Laguz. Diese Wesen sind halb Mensch und halb Tier und laufen euch in verschiedenen Arten über den Weg: So begegnen euch zum Beispiel mächtige Drachen, hinterlistige Raben, majestätische Reiher oder geschwinde Raubkatzen. In ihrer "zahmen" Form sehen sie Menschen ähnlich, können im Kampf aber nicht aktiv auf Gegner eindreschen. Wenn sie sich aber in ihre tierische Form verwandeln (eine Zeitleiste zeigt an, wann es soweit ist), sieht das Ganze schon anders aus. Zwar verabscheuen sie angefertigte Todbringer wie Schwerter oder Äxte. Mit ihren Krallen, Schnäbeln oder Feueratem sind sie trotzdem tödliche Gegner oder mächtige Verbündete. Da die Laguz bis vor wenigen Jahren von den Beorc noch als Sklaven gehalten wurden, sind sie auf die Menschen nicht ganz so gut zu sprechen und daher nicht so leicht für euch zu gewinnen.
Laguz und Beorc
Neben feindlichen Einheiten tummeln sich gelegentlich auch Verbündete auf den Schlachtfeldern. Einigen könnt ihr allgemeine Befehle geben, wie Angriff oder Abwarten. Andere agieren ohne euer zutun. Während der Kämpfe lassen sich prima neue Söldner für euren Haufen gewinnen. Selbst unter euren Feinden findet ihr den ein oder anderen rekrutierungswilligen Mitstreiter. Allerdings nur, wenn ihr sie mit dem richtigen Charakter ansprecht. Wer mit wem ein Pläuschchen halten kann, erfahrt ihr zu Beginn eines jeden Scharmützels in den Statistiken. So nutzt ihr zum Beispiel freundschaftliche oder verwandschaftliche Bande um Krieger zu euren Gunsten umzudrehen. Klappt aber nur, wenn sie nicht schon vorher getötet wurden. Dies ist eine Besonderheit der Fire Emblem Reihe: Ein einmal gefallener Kämpfer eurer Truppe fällt für den kompletten weiteren Spielverlauf aus, da er nicht wiederbelebt werden kann. Wird Ike besiegt, heißt es sogar sofort "Game Over".
Neue Kämpfer rekrutiert ihr oft auf dem Schlachtfeld, indem ihr sie mit dem richtigen Recken ansprecht. Hier schließt sich euch gerade ein nettes Mädel an, das vorher als NPC vom Computer gesteuert herumgeirrt ist.
Bei jeder Angriffs- oder Verteidigungsaktion streichen eure Kämpfer Erfahrungspunkte ein. Habt ihr 100 an der Zahl überschritten, winkt ein Levelaufstieg, bei dem sich die Attribute des Beförderten verbessern. Dabei spielt der Faktor Zufall kräftig mit. Je nach Charaktertyp steigen die verschiedenen Eigenschaftswerte mit unterschiedlicher Wahrscheinlichkeit. Es kann euch durchaus passieren, dass bei einem Levelaufstieg gleich mehrere Attribute um einen Punkt steigen. Ihr könnt aber auch komplett leer ausgehen. Zur Entschärfung des Zufallsfaktors spürt ihr auf den Schlachtfeldern als Ausgleich Items auf, mit denen ihr die Attributte ohne Levelaufstieg steigert. Außerdem erhaltet ihr Bonus-Erfahrungspunkte, die ihr zwischen den einzelnen Gefechten nach eigenem Gutdünken auf eure Leute verteilt. Da ihr nur zwischen den Kämpfen beliebig speichern dürft, habt ihr zusammen mit den Bonus-Erfahrungspunkten die Möglichkeit durch erneutes Laden eines Spielstandes unergiebige Levelaufstiege rückgängig zu machen (dringend zu empfehlen!).
Levelaufstieg mit ZUfallsfaktor
Zwei weitere wichtige Punkte können in der Schlacht für den entscheidenden Vorteil sorgen. Zwischen den Gefechten dürft ihr einige eurer Söldner miteinander schwatzen lassen. Dadurch entwickeln sich besondere Beziehungen zwischen den Kämpfern, die sich auf dem Schlachtfeld auswirken: Wenn befreundete Recken nah beieinander stehen, sorgt das zum Beispiel für einen noch stärkeren Angriff. Dazu spendiert ihr euren Gefolgsleuten besondere Fähigkeiten, wenn sie nicht schon von Beginn an eine mitbringen. Dafür ist allerdings immer ein besonderes Item nötig, welches ihr in den Gefechten aufspürt. Zur erfolgreichen Beendigung eurer Fire Emblem Kampagne ist es von essentieller Bedeutung, dass ihr eurem Ike eine bestimmte Spezialfähigkeit mitgebt.
Neben dem Bewegungradius der eigenen Einheit (hier blau, gelb stellen Felder da, auf denen ihr Gegner noch attackieren dürft), könnt ihr euch auch die Reichweite gegnerischer Einheiten anzeigen lassen. Schatztruhen solltet ihr unbedingt mit einem Dieb knacken. Ansonsten entgehen euch schlagkräftige Waffen und Items.
Grafisch reißt Fire Emblem auf dem GameCube niemandem vom Hocker. Sowohl die Charaktermodelle als auch die Spielfelder warten mit nur wenigen Details auf. Die Geschichte wird mit nur spärlich animierten Charakterporträts über großen Textboxen weiter erzählt. Die wenigen Rendersequenzen können nicht mit den prächtigen Filmchen Marke Square Enix mithalten. Die deutschen Texte gehen sprachlich in Ordnung und sind von gewohnter Nintendo Qualität. Für eine deutsche Sprachausgabe in den wenigen Rendersequenzen hat es nicht gereicht. Hier müßt ihr euch mit deutschen Untertiteln zum englischen Ton zufrieden geben. Abspeichern während eines Gefechtes ist jederzeit während eures Zuges möglich. Allerdings paßt nur einer dieser Gefechtsspielstände auf die Memory-Card. Außerdem wird dieser Spielsand automatisch gelöscht, wenn ihr ihn geladen habt. Zwischen den Schlachten dürft ihr dagegen beliebig speichern. Insgesamt sind fünf Spielstände in den 19 Blöcken enthalten.
Biedere Optik und fehlende Wiederbelebung gefallener Charaktere verheißen zunächst nichts sonderlich Gutes. Einmal angefangen, werden euch die spannenden und herausfordernden (bis auf wenige Ausnahmen aber nicht schweren) Rundenschlachten aber in ihren Bann ziehen. Dafür sorgen das gut durchdachte Kampfsystem und die verschiedenen Zielsetzungen in den Scharmützeln, die für Abwechslung sorgen. Allerdings ist wegen der fehlenden Wiederbelegung vorsichtiges und umsichtiges Vorgehen absolutes Muss. Zwar sorgt stetiger Nachschub an schlagkräftigen Söldnern dafür, dass ihr euch den ein oder anderen Verlust eines Nebencharakters getrost erlauben könnt. Trotzdem solltet ihr euch nur selten den Luxus eines gefallenen Mitstreiters erlauben. Auch wenn das heißt, dass ihr ein Gefecht wieder komplett von vorne beginnen müßt. Sehr ärgerlich, da Schlachten durchaus auch mal eine Stunde und mehr in Anspruch nehmen können (sag).
positiv:
negativ: