Das Projekt konsolen.net wurde im Sommer 2007 eingestellt. Bei diesem Internetauftritt handelt es sich nur noch um ein Archiv der Inhalte von 1996 bis 2007.
geschrieben von Sascha Gläsel
Hersteller: Konami
Genre: Sportspiel
System: Xbox, PAL-Version
Besonderheiten: komplett deutsch; unterstützt Xbox Live
USK (ESRB): ohne Altersbeschränkung
Spieler: 1 - 4
Testmuster von: eigene Anschaffung
Nach Electronic Arts legte auch Konami rechtzeitig zum lukrativen Weihnachtsgeschäft einen neuen Ableger seiner beliebten Fußballsimulation in die Regale der Händler. Damit haben Fußballfans die Qual der Wahl: Entweder FIFA 06 oder Pro Evolution Soccer 5. Eine kleine Entscheidungshilfe liefert euch der folgende Testbericht.
Auf den ersten Blick hat sich nicht besonders viel in Pro Evolution Soccer 5 (kurz PES5) im Vergleich zum Vorgänger getan. Zwar prangen mit Thierry Henry (Arsenal London) und John Terry (Chelsea London) zwei neue Gesichter auf der Packung - an dem Aufbau der Menüs sowie der Anzahl und Art der Spielmodi hat sich nichts grundlegendes geändert. Anfänger trainieren ihre virtuelle Ballfertigkeit in einem ausführlichen Trainingsmodus, setzen das Gelernte umgehend in einem einzelnen Match um oder zimmern sich eine eigene Liga, Pokal oder Meisterschaftswettbewerb zurecht. Natürlich schlummern zusätzlich wieder Ligen verschiedener Länder auf dem Xbox Silberling - bis auf die niederländische, italienische und spanische Eliteligen allerdings lediglich mit Fantasienamen für die echten Teams, fehlende Lizenz sei Dank. Dafür laufen die Mannschaften aber bis auf wenige Ausnahmen (zum Beispiel die Elitekicker des DFB) mit fast alle realen Balltretern über den virtuellen Rasen.
Die Meisterliga
Solisten, die eine länger andauernde Herausforderung suchen, verdingen sich bevorzugt wieder als Manager eines Teams in der Meisterliga. Auch hier hat sich nur wenig am Ablauf geändert. Ihr habt in dieser Fantasieveranstaltung die Wahl, ob ihr mit einer Luschentruppe aus erfundenen Spielern beginnt oder ein Team in Originalbesetzung übernehmt. In vier getrennte Staffeln mit je einer ersten und einer zweiten Division aufgeteilt, schlagt ihr euch zuerst durch eine zweite Liga mit zehn Teams. Steht ihr zum Abschluss der Saison auf einem der ersten beiden Plätze winkt der Aufstieg ins Oberhaus, wo eure Elf auf 15 weitere Mannschaften trifft. Neben dem Ligabetrieb wollen ein Ligapokal und zwei internationale Pokale (einem Champions League und einem UEFA Pokal Pendant, gegen Mannschaften aus den drei anderen Staffeln) gewonnen werden. Bevor ihr aber Pokale in eure virtuelle Virtrine stellen dürft, gibt es eine Menge zu tun.
Vor allem Kohle muss reinkommen, damit es am Ende einer Saison nicht "Game Over" heißt. Wenn die erwirtschafteten Beträge nicht für die Auszahlung der Spielergehälter reicht, ist nämlich sofort Ende Gelände. Dauerhafte Schulden machen, wie im realen Fußballleben, gibt es bei Konamis PES 5 nicht. Eure Haupteinkunftsquelle sind Erfolge auf dem Platz. Für einen Sieg bekommt ihr eine erkleckliche Summe auf euer Vereinskonto überwiesen. Auch ein Unentschieden wird noch mit einer allerdings geringeren Geldspende honoriert. Zusätzliche Einkünfte winken zum Beispiel für Titelgewinne, Spielerverkäufe oder wenn ihr den Torschützenkönig am Ende einer Saison stellt. Neben den Spielergehältern sind eingekaufte Spieler Geldfresser. Vor der Saison und in einer kleinen Winterpause verstärkt ihr eure Mannschaft durch Neueinkäufe, ausgeliehene Kicker oder durch Spielertausch. Damit ihr den Wunschspieler findet, steht euch eine mächtige Suchfunktion zur Verfügung, über die ihr eure potentielle Neuerwerbung nach Attributen, Lieblingsposition oder Eigenschaftswerten ermitteln lasst.
Überarbeitetes Spielgeschehen
Diese Eigenschaftswerte wirken sich selbstredend spürbar auf dem Platz auf. Auf dem grünen Rasen hat sich dann auch am meisten gegenüber dem Vorgänger getan - der fünfte Teil spielt sich anders als der Vorgänger. Konami hat ihren Vorzeigekick nämlich noch mehr Richtung Simulation getrimmt. Die Spielgeschwindigkeit wurde verringert, das Passpiel erschwert, die Schiedsrichter auf Ahndung auch kleinerer Rempler verdonnert, der Steilpass durch proppere Verteidiger entschärft und an der Ballphysik gefeilt. Vor allem letzteres sorgt für einigen Einarbeitungsbedarf, bleibt doch die Pocke bei Ballannahme nur selten am Fuß des Spielers kleben. Ganz im Gegenteil, auch einem Supertechniker kann der Ball verspringen, wenn ihr nicht rechtzeitig mit eurem Joypad gegensteuert. Bei der Steuerung ist dagegen fast alles gleich geblieben, selbst bei den Standardsituationen. Es gibt auf dem grünen Rasen wieder enorm viele Aktionen, die ihr über verschiedenste Buttonkombinationen in Verbindung mit Richtungsbewegungen initiiert.
Auch was Taktik und Aufstellung angeht, bietet euch PES5 ein Füllhorn an Möglichkeiten - wenn ihr euch denn durch die etwas unübersichtliche, PES Veteranen aber bekannte Menüstruktur schlagt. Ihr wählt nicht nur einfach eine Aufstellungsvariante Marke 4-3-3 oder 4-4-2, sondern verschiebt eure Spieler nach eurem Gutdünken auf dem Rasen. Dabei ist nicht nur auf Form und Kondition eurer Akteure zu achten, sondern auch auf ihre Fertigkeiten in verschiedenen Kategorien. Neben Sachen wie Ausdauer oder Geschwindigkeit, die bei allen Spielern in oberen Wertungsregionen liegen sollten, achtet auf positionspezifische Eignung. Mittelstürmer sollten zum Beispiel mit hoher Schussgenauigkeit und Kraft sowie gutem Kopfballspiel glänzen. Mittelfeldspieler mit guten Pass und Flankenwerten sowie gutem Durchsetzungsvermögen und Dribblingfähigkeit.
Entwicklungsfähige Kicker
Während der Meisterliga ändern sich die Werte eurer Akteure. Junge ausbaufähige Spieler legen zu, während ältere Kicker nach und nach immer schlechter werden. Ein Diagramm zeigt euch die potentielle Fähigkeitsentwicklung eures Akteurs. Forciert den Lernprozess junger Spieler, indem ihr zwischen den Begegnungen sowie in der spielfreien Zeit zum Konditionstraining bittet. Nur in der Sommerpause legt ihr einen individuellen Trainingsplan fest um bestimmte Fähigkeiten zu steigern. Dazu müßt ihr nicht mehr wie im Vorgänger unzählige kleine Trainingsspielchen absolvieren, sondern legt in einem Menü fest, was trainiert werden soll. Ein Knopfdruck und das Ganze geschieht automatisch. Legt ab und an eine kleine Trainingspause ein, damit die Stimmung nicht auf den Nullpunkt gerät und eure Kicker nicht all ihre Kraft auf dem Trainingsplatz lassen.
Was Optik und Sound angeht sind die Änderungen zum Vorjahres PES minimal. Einige Rasenplätze flimmern immer noch, andere etwas weniger. Die Animationen der Akteure sind wie gewohnt lebensecht eingefangen. Einige neue Bewegungsabläufe werten die Grafik des Vorgängers noch etwas weiter auf. Bei der Präsentation hinkt PES 5 dagegen ein wenig hinter dem neuesten FIFA her. Electronic Arts gelingt es etwas besser das Ganze Geschehen auf dem Rasen mehr wie eine TV Übertragung zu gestalten als Konamis Fußballsimulation. Bei den Kommentatoren geben sich beide Spiele dagegen nichts. Auch die beiden PES 5 "Tratschtanten" kommen nicht über sich schnell wiederholende Allgemeinplätze und oftmals deplazierte Äußerungen hinaus, die nicht zu dem tatsächlichen Geschehen passen wollen.
Bitte beachten:
Da ich nicht über Xbox Live verfüge, konnte ich diesem Teil des Spieles auch nicht auf den Zahn fühlen. Deshalb ist die Xbox Live Unterstützung nicht in die Bewertung des Spieles eingeflossen.
Es ist erstaunlich, wie man mit klein scheinenden Veränderungen den Spielablauf so einschneidend ändert, dass sich Pro Evolution Soccer 5 letztlich völlig anders spielt, als sein schon herausragender Vorgänger. Auch als PES 4 Kenner müßt ihr euch ganz schön umstellen, wenn ihr erfolgreich sein wollt: In der Offensive ist das Passspiel fordernder geworden und will genau geplant sein. In der Defensive dagegen ist jetzt Timing das Schlüsselwort: Wer unaufhörlich den Tackling Button traktiert, fängt sich einen Freistoß nach dem anderen ein. Wollt ihr in höheren Schwierigkeitsgraden Erfolgserlebnisse feiern, ist gerade auch für Neulinge einige Einarbeitung vonnöten.
Auf dem Platz selbst bietet PES 5 eine enorm realistische Abbildung des deutschen liebsten Sportes. Das dynamische und nie schablonenhaft wirkende Spielgeschehen überzeugt, führt aber tendenziell auch mal zu mehr Mittelfeldgeplänkel und weniger Torraumszenen. Einziger Wermutstropfen ist auch in dieser PES Inkarnation wieder der Mangel an Lizenzen. Wer zum Beispiel eine Bundesligasaison spielen will, muss sich erst einmal im Editor betätigen, wenn er zumindestens in Tabelle und Spielplan die korrekten Vereinsnamen haben will - der Kommentator dagegen kennt auch nach dieser Prozedur lediglich die Fantasienamen der nicht lizensierten Teams (sag).
positiv:
negativ: