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Sega GT (JAP)

geschrieben von Sascha Gläsel

Hersteller: Sega
Genre: Rennspiel
System: Dreamcast, JAP-Version
Besonderheiten: benötigt VMU (42 Blöcke); unterstützt Vibration Pack sowie Lenkräder
USK (ESRB): ohne Altersbeschränkung
Spieler: 1 - 2
Testmuster von: Eigenimport

In der Branche ist es nicht selten, dass erfolgreiche Spielekonzepte für eigene Titel imitiert werden. So geschehen bei "Sega GT: Homoligation Special", welches unübersehbare Anleihen an Sonys Rennspielklassiker "Gran Turismo" genommen hat. Wie gut Sega im Vergleich zu den beiden exzellenten PlayStation-Vorbildern abschneidet, erfahrt ihr in nachfolgenden Zeilen...

Ihr habt "Gran Turismo" oder den Nachfolger auf der PlayStation gespielt? Dann wißt ihr bereits, was euch in "Sega GT" erwartet. Für diejenigen, die das Spielprinzip nicht kennen sollten: Zunächst gilt es eine Lizenz für bestimmte Fahrzeugklassen durch erfolgreiches Absolvieren von vorgegebenen Tests zu erringen. Habt ihr den Lappen in der Tasche macht ihr euch mit einer geringen Anfangsausstattung an Geldmitteln auf die Suche nach einem fahrbaren Untersatz. In diversen Rennen erringt ihr mit diesem dann ab und zu einen neuen Wagen und streicht Preisgelder ein. Diese steckt ihr in neue Boliden oder in das Tuning bereits in eurem Besitz befindlicher Karossen. Nach und nach baut ihr euch so einen respektablen Fuhrpark auf, den ihr in den vielen zur Wahl stehenden Rennen spazieren führt.

Ohne Fahrschule kein Fahrspaß
Ihr beginnt also eure Karriere in der Fahrschule um überhaupt für die einzelnen Wagenklassen zugelassen zu werden (die Karossen sind abhängig vom Hubraum in vier Klassen unterteilt). Euch wird ein Wagen gestellt, mit dem ihr eine vorgegebene Zeit unterbieten müßt. Eine komplette Runde muß dabei gedreht werden. Wenn ihr auch nur eine der sechs Tests einer Klasse erfolgreich bestanden habt, seit ihr fortan zum Führen eines Wagens berechtigt. Mit ein wenig Übung dürften bald alle Lizenzen in eurem Gepäck landen, da die Vorgaben, die es zu unterbieten gilt, recht moderat sind. Allerdings erfordert es euer ganzes Können, um die Bestzeiten einer Strecke zu toppen. Schafft ihr aber die Topzeit, dann kommt ein Werkswagen in eure Reichweite. Im Werkscup setzt ihr euch in einem vom Hersteller gestellten Auto gegen fünf computergesteuerte Konkurrenten durch, um diesen Boliden als Neuzugang in eurer Garage begrüßen zu können.

Die Lizenz im Gepäck macht ihr euch auf einen (zunächst gebrauchten) fahrbaren Untersatz zu erwerben. Mit diesem widmet ihr euch den ersten Rennen. Wahrscheinlich macht ihr zu diesem Zeitpunkt die ersten Erfahrungen mit den rigiden Zulassungsbedingungen vieler Wettbewerbe. Gerade zu Anfang dürft ihr nur an einer Handvoll Rennen teilnehmen. Bei den anderen werdet ihr aus den verschiedensten Gründen abgelehnt, die Besitzer der japanischen Version nicht immer sofort klar sind, da die Begründung für die Ablehnung in japanischen Schriftzeichen erfolgt (die Menütexte selbst sind in englischer Sprache abgefasst). Da aber mittlerweile eine US-Version erhältlich ist und die deutsche Ausgabe in den Startlöcher sitzt, solltet ihr dieses Problem nicht mehr haben.

Training, Qualifying und Rennen
Seit ihr aber fündig geworden, erwartet euch das bekannte Prozedere. Nach ein paar Einführungsrunden im freien Training gilt es sich im Qualifying (die Zeit wird für eine Umrundung des Kurses genommen) einen guten Startplatz zu sichern. Aus der Pole Position ist es schließlich etwas leichter, sich gegen die fünf Computergegner durchzusetzen. Am Ende des Rennens winken abhängig von der Plazierung willkommene Preisgelder und ab und an für den Sieger ein neues Vehikel, das ihr euch mit Stolz geschwellter Brust in die Garage stellen dürft.

Um eure Chancen zu verbessern empfiehlt es sich eure Wagen mit allerlei Extras aufzumotzen und an den Einstellungen ein wenig herumzudoktern. Ein paar mehr PS, eine veränderte Getriebeeinstellung, eine kleine Gewichtsreduktion oder renntaugliche Reifen machen aus einem hinterher fahrenden Boliden einen siegfähigen Renner. Klar, dass ihr auch die Strecken aus dem Eff-Eff kennen solltet wollt ihr nicht dem Fahrerfeld hinterher dackeln.

Pfiffige kleine Ideen inklusive
Sega hat aber nicht nur fleißig von "Gran Turismo" abgekupfert, sondern auch einige dezente Neuerungen parat. Erste pfiffige Idee: Ihr bewerbt euch bei potenten Sponsoren um einen Vertrag, der euch Extraprämien beschert. Hierzu richten Unternehmen, wie McDonalds oder Bridgestone eigene Wettbewerbe aus, bei denen neben Ehre und Siegprämien auch gewinnbringende Sponsorenverträge winken. Gewinnt ihr später mal ein anderes Rennen, freut euch über erkleckliche Sonderprämien eurer Sponsoren.

Zweite Neuerung: Ihr betätigt euch als Hersteller und bastelt eigene Boliden zusammen. Entscheidet euch für die Art der Motorisierung, das Getriebe oder ein bestimmtes Chassis und schon habt ihr ein schnuckeliges kleines Vehikel erschaffen, dem ihr dann nur noch einen schmissigen Namen verpassen müßt. Zunächst werkelt ihr allerdings nur in der kleinsten Wagenklasse. Wollt ihr eine Karosse mit mehr Hubraum, dann müßt ihr die nächste Wagenklasse erst frei spielen. Dazu unterbietet ihr mit eurem ersten Auto Marke Eigenbau auf einer von fünf kniffligen Abschnitten ausgesuchter Kurse die vorgegebenen Bestzeiten. Erst dann gibt es in der Fabrik die nächste Wagenklasse. Mit der geht dann das Spielchen für die nächste höhere Klasse wieder von vorne los, bis ihr schließlich Autos mit beliebigem Hubraum bauen dürft.

Für die kleine Zwischenmahlzeit
Neben dem "Championship" Modus könnt ihr selbstverständlich auch lediglich um Bestzeiten fahren oder ein einzelnes Rennen bestreiten. Dazu müßt ihr euch nicht die Mühe mit der Lizenz machen, sondern setzt euch sofort hinter das Lenkrad eines PS strotzenden Boliden. Auch hier geht es zunächst ins Qualifying, bevor das eigentlich Rennen über die Bühne geht (Qualifying kann auch übersprungen werden, wenn ihr unbedingt als Letzter ins Rennen gehen wollt).

Das Fahrverhalten der vielen Autos (rund 100 ausschließlich japanischer Autobauer sind auf der GD vorrätig) in "Sega GT" ist fast genau so gut herausgearbeitet, wie bei "Gran Turismo". Abhängig von Antriebsart, Reifen oder Gewicht fahren sich die verschiedenen Karossen völlig unterschiedlich. Auch das fehlende Schadensmodell findet sich in Segas Renner wieder. Nur in Punkto Grafik ist "Sega GT" Sonys Spiel natürlich haushoch überlegen.

Optisch und akustisch auf der Höhe
Dafür sorgen detailliert ausgearbeite Wagenmodelle, schöne Lichteffekte und eine flüssige Framerate. Die Strecken selbst sind optisch abwechslungsreich und geizen nicht mit dem ein oder anderen Blickfang abseits des Asphalts. Allerdings sind es mit etwas mehr als einem halben Dutzend Kursen nicht gerade viele. Da hilft es auch nicht, dass ihr sie auch in entgegengesetzter Richtung durchfahren könnt. Bei der Kameraperspektive habt ihr die Wahl, ob ihr lieber eine herausfordernde Ego Perspektive (eine Art Cockpitperspektive - jedoch ohne eingeblendetes Cockpit aber mit Rückspiegel) bevorzugt, oder euren Wagen lieber von außen bewundert und damit eine bessere Übersicht habt.

Während der schnellen Fahrt bekommt ihr weitgehend realistischen Motorensound und quietschende Reifen zu hören. Untermalt wird das Geschehen mit teils rockigen teils poppigen Rythmen. Was man halt allgemein so gerne als J-Pop bezeichnet. Wem's gefällt dreht die Lautstärke voll auf. Wer mit dieser Musikrichtung rein gar nichts anfangen kann, kickt die Musik aus dem Spiel.

fazit

Sega hat sich "Gran Turismo" offenbar gut angeschaut. Trotz einiger pfiffiger neuer Ideen spielt sich "Sega GT" fast genau so wie das Vorbild von Polyphony Digital. Es entfaltet die gleiche süchtig machende Faszination.

Warum ich es dann aber trotz besserer Grafik nicht so hoch bewerte, wie seinerzeit "Gran Turismo 2"? Zu wenig Autos und zu wenig Kurse, die zudem, was die Streckenführung angeht, nicht mit denen aus Sonys Renner mithalten können. Dazu sind die 08/15 Strecken zu breit und zu flach - einfach zu einfallslos.

Trotzdem hat mich wieder die Sammelwut gepackt. Immer auf der Suche nach einem neuen Wagen für meine Garage. Rennspielfans und solche die es werden wollen dürfen deshalb ohne Zögern zugreifen (sag).

Mein Dank geht an Florian Matthey, der mir sein Exemplar für diesen Test zur Verfügung gestellt hat.


grafik: 8.0 | sound: 7.5 | gameplay: 8.5 | gesamt: 8.5
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