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geschrieben von Marcus Reichle
Hersteller: Disney Interactive
Genre: 3D Jump 'n Run
System: PlayStation, PAL-Version
Besonderheiten: Dual Shock, Filmumsetzung
USK (ESRB): ohne Altersbeschränkung
Spieler: 1
Testmuster von: Handel
Aus den Großrechnern der Pixar Produktion ist unter Disneys Regie der Zweite, nach "Toy Story", rein computergenerierte Spielfilm mit "A Bug's Life" entstanden.
Der Film dient somit zugleich der Videospielumsetzung mit gleichnamigen Titel von Traveller's Tales. Genau wie bei "AntZ" von Steven Spielberg (auch ein Computerfilm) geht es um die Welt der Insekten - genauer gesagt um die der Ameisen und deren Freuden und täglichen Sorgen.
Die Hauptrolle spielt hierbei die liebenswerte Ameise "Flik". Den Gegenpart dazu übernimmt der kaltherzige Grashüpfer "Hopper", der mit seinen geflügelten Kumpanen den hilflosen Ameisenstaat unterjocht; denn jedes Jahr, noch lange bevor der Winter einbricht, muß das hart arbeitende Ameisenvolk einen Großteil ihrer Vorräte dem Erzfeind opfern.
Nun geschah es aber, als die Nahrungsabgaben bereits abholbereit zusammengetragen waren, daß eine wild gewordene Erntemaschine - Fliks neueste Erfindung - die ganze Ernte vernichtete. Die vom Pech verfolgte Ameise wurde vor das hiesige Gericht geführt und versprach die Sache wieder in Ordnung zu bringen. Sein Plan: Er will von der Ameiseninsel ausziehen und sich auf die Suche nach mächtigen Kampfinsekten machen, die bei der Verteidigung des Ameisenhügel gegen die Grashüpferbedrohung helfen sollen. Die Reise ins Unbekannte kann beginnen!
Ihr steuert die Ameise Flik in guter alter Jump 'n Run-Tradition aus der 3rd-Person-Perspektive - am besten mit Analog Controller. Dabei behaltet Ihr mit der gelungenen dynamische Kamera immer den Überblick im frei begehbaren 3D-Polygon-Terrain, das Euch die Welt einmal aus einer ganz anderen Perspektive zeigen möchte.
Ab und an stößt die PlayStation dabei an ihre Leistungsgrenze und leistet ihre Dienste infolgedessen nur noch mit leichten Rucken: Eine gewöhnliche Kleeblattwiese verwandelt sich für Euch in einen einzigartigen Blätterwald der im Licht der Sonne hell erstrahlt - erinnert etwas an die Studiokulisse von "Liebling ich habe die Kinder geschrumpft". Umherliegende Steine, weggeschmissene Flaschen, leere Streichholzschachteln werden für einen zu unüberwindbaren Hindernissen, die man nur mit seinem Einfallsreichtum überwinden kann, da die Sprunggelenke als Ameise nicht die eines Michael Jordan sind.
Dies ist auch schon der innovative Teil von "A Bug's Life", denn überall stoßt Ihr auf verstreute Samenkörner, die Euch sehr zu nütze sind. Mit gefundenen Pflanzen-Medaillen könnt Ihr auf das Wachstum des Korns gezielt Einfluß nehmen: Mittels den braunen Medaillen könnt Ihr einen Pilz, eine Propellerpflanze, eine Pusteblume oder eine Kanonenpflanze entstehen lassen, mit deren Hilfe Ihr in die Höhe befördert werdet, z.B. übernimmt der Pilz die Eigenschaften eines Trampolins und Ihr könnt damit kleinere Hindernisse überwinden. Mit einem Schirm aus der Pusteblume kann man dagegen über weite Strecken gleiten - in Kombination mit einer Propellerpflanze, d.h. Ihr fliegt einfach direkt über eine, könnt Ihr den Flug noch weiter verlängern.
Mit blauen Medaillen laßt Ihr für Eure Gesundheit wohltuende Pflanzen keimen, die entweder Eure Lebenskraft auffrischen oder Euch z.B. für kurze Zeit unverwundbar machen und noch einiges mehr.
Eine weitere Möglichkeit das Saatgut effektiv einzusetzen, bringen die gelben Medaillen mit sich, die Euch entweder einen immer stärkeren Schuß verleihen oder sich in eine automatische Selbstschußanlage verwandeln. Zwar könnt Ihr Moskitos, Heuschrecken, Weberknechte oder Panzerkäfer mit einem gezielten Tritt, mit einer Super-Mario-Hosenboden-Bombe (läßt Euer Dual Shock-Pad kräftig rütteln) oder mit einem gezielten Früchtebeschuß verscheuchen; jedoch kommen die Gegner in wenigen Sekunden wieder.
Nur wenn man die Schädlinge mit Fliks aufgespürter Erntemaschine verarbeitet (einfach überfahren) oder sie mit der gefürchteten Goldbeere zum explodieren bringt, verschwinden die Feinde auf nimmer Wiedersehen. Habt Ihr alle erwischt gibt's dafür einen von drei Erfolgsgutscheinen. Weitere Scheine und ein Extra-Life bekommt Ihr, wenn jedesmal 50 verstreute Weizenkörner oder die 4 Buchstaben, Flik, einsammelt werden. Nun wird Euch zur Belohnung für den gezeigten Sammelfleiß ein Extra-Videoclip freigeschaltet, den Ihr mit all den anderen Render-Sequenzen, die es nach jedem Level "umsonst" gibt, immer wieder anschauen könnt.
Der Spielablauf richtet sich nach dem Spielfilm aus: Ihr durchquert das ausgetrocknete Flußbett und trefft in der großen Stadt unverhofft auf die neunköpfige Zirkustruppe, die Flik für die gesuchten Kampfinsekten hält – wenn er sich da mal nicht getäuscht hat.
Anschließend unterstützt Euch der witzige Gesellentrupp in den darauffolgenden Levels. Nachdem Ihr zudem vier Insektenbosse, wie z.B. einen Vogel oder Brummer und eine dicke Pferdebremse erledigt habt, trefft Ihr als krönenden Abschluß auf den gräßlichen Grashüpfer-Boß und führt ihn der natürlichen Nahrungskette zu - mehr sei nicht verraten.
"Only a dead bug is a good bug", dieses etwas unsanfte Zitat aus "Starship Troopers" ging mir nicht nur einmal über die Lippen, kein Wunder, denn alle 10 Sekunden läßt der blaue Winzling einen (deutschen) Kommentar von sich und kann einem damit gehörig auf den Wecker gehen. Anscheinend soll es aber auch Menschen geben, die das ununterbrochene Gequatsche gerne hören – die Geschmäcker sind verschieden und geht somit auch nicht in die Bewertung ein.
Mit dem Schwierigkeitsgrad und der Motivation verhält es sich bei "A Bug's Life" ebenso bilateral: Im Prinzip ist das Spiel für einen Junk-Spieler viel zu einfach und man hat es in wenigen Stunden durch, wären da nicht die netten Bonus-Filme, die man bekanntlich nur bekommt, wenn man alle Gegenstände eingesammelt hat - und dies ist eben viel schwieriger und zeitaufwendiger, als das eigentliche Level einfach nur abzuschließen.
So kann es sein, daß man für das eigentliche Durchspielen nur 10 Minuten benötigt, für das Zusammensuchen aller Bonusobjekte jedoch 45 Minuten, da man erst einmal alle Möglichkeiten der Samenkörner hierfür ausprobieren muß, ohne die man nicht an die begehrten Stücke kommt.
Deshalb auch die berechtigte Frage nach der Motivation: Da alle Bonus-Videoschnipsel 1:1 aus dem Kinofilm stammen, ist es für einen Kinobesucher wohl kaum sehr motivierend die schon bekannten Zwischensequenzen ein zweites Mal zu sehen und dafür stundenlang alles nach den Boni-Gegenstände abzugrasen, als für einen, der den Film noch nicht kennt und sich somit noch unbefangen über die eigentlich hervorragenden Movies freuen wird.
Daher die Empfehlung: "A Bug's Life" ist für jeden jüngeren Insektenliebhaber oder Gelegenheitsbiologen geeignet, der die Filmvorlage noch nicht gesehen hat und zudem keinen Stein auf dem anderen lassen kann. (mr)