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All Japan Grand Touring Car Championship

geschrieben von Andreas Wende

Hersteller: Vision Works für Kemco
Genre: Rennspiel
System: Game Boy Advance, Japan-Version
Besonderheiten: Online Features (nur für Japan)
USK (ESRB): keine Angabe
Spieler: 1 - 4
Testmuster von: Eigenimport

Endlich ist der Game Boy Advance in Japan erschienen und mit ihm treffen wir wieder mal auf die altbekannte Sprachbarriere. Gut das es weniger textlastige Spiele gibt, die auch wir Nichtjapaner verhältnismässig einfach spielen können, z.B. Rennspiele wie All Japan Grand Touring Car Championship. Dummerweise war der bisherige Game Boy Color nicht unbedingt die Traumhardware für dieses Genre. Wird sich das mit dem GBA nun endlich ändern?

Dreister gehts nicht: Kaum flimmert der Vorspann über das GBA Display, könnte man glauben Namco und nicht Kemco hätte diesen Racer entwickelt. Mehr nach Ridge Racer 4 -Reiko Nagase lässt grüssen- kann ein Intro wirklich nicht mehr aussehen. Was solls, es gibt Schlimmeres. Z.B. den folgenden Blick ins Hauptmenü, denn nach dem Druck auf den Startknopf stehen tatsächlich nur zwei Spieloptionen -Quick Race und Championship- zur Verfügung.

Hauptkonkurrent Advanced GTA sieht da schon anders aus (vergl. Test), obwohl man sich hier sicherlich kritisch fragen müsste, wo denn die substantiellen Unterschiede in den Allerwelts-Modi wie Quick Race, Time Attack und Practice tatsächlich liegen? Immerhin versteckt sich hinter All Japans GTCC Quick Race Modus beispielsweise ein Streckeneditor, mit dem sich jederzeit bis zu drei eigene Strecken in den modulinternen Speicher packen, bzw. in Japan sogar per Handy aus dem Internet laden lassen.

Spielmodi hin, optische Vielfalt her: Herzstück des Games (und darin unterscheidet es sich nicht von 99% des übrigen Genres) ist der Championship Modus. Zu Beginn der ersten Saison dieses mehrjährigen Spielmodus stehen sechs verschiedene Rennställe mit ihren 300 bis 350 PS starken Anfängerboliden zur Verfügung.

Als nächstes entscheidet der Blick aufs Wetter -Sunny oder Rain- ob ihr vor der Qualifikation direkt in den Free Run geht oder erstmal in den Optionen an den fünf einstellbaren Werten Eures Fahrzeuges ( Gear Ratio, Steering, Brake, Tire und Aerodynamics; Weight kann zusätzlich freigespielt werden) rumbastelt (je drei Einstellmöglichkeiten pro Wert, keine Upgrades!), um Eure Chancen auf einen Platz in der ersten Startreihe zu verbessern. Selbstverständlich können natürlich auch vor dem folgenden Rennen noch Änderungen im Fahrzeug-Setup vorgenommen werden.

Seit Ihr soweit, gehts endlich ums Ganze. Gemeinsam mit fünf Konkurrenten fahrt Ihr jeweils drei Runden um Punkte und Platzierungen. Richtig abgeräumt wird mit 20, 15 und 12 Punkten jedoch nur auf den ersten drei Plätzen.Habt Ihr das erste Rennen auf dem Twin Ring Motegi überstanden, geht es nach nunmehr bekanntem Muster auf dem Fuji Speedway, Sportsland Sugo und den übrigen Strecken (magere 6 Strecken insgesamt) weiter. Habt Ihr am Ende der Saison den Sieg in der Tasche, geht es mit größerer Fahrzeugauswahl in die nächste Saison und das Ganze wiederholt sich mit höherem Schwierigkeitsgrad aufs Neue. Spätestens in Eurem dritten Jahr wird die Rückschau auf Eure erste Saison zum lächerlichen Spaziergang.

Grösstes Manko von GameBoy Rennspielen war oft die optische Darstellung, bzw. Umsetzung des fahrenden Boliden, insbesondere die der Lenkbewegungen, die meisst sehr abgehackt wirkten. Damit ist es jetzt vorbei, bei All Japan Grand Touring Car Championship ebenso, wie den anderen beiden von uns getesteten Rennspielen (F-Zero und Advanced GTA). Bei den beiden Asphalt Racern im Testfeld wird deutlich sichtbar, dass die Boliden vertikal in zwei Hälften geteilt sind, die sich in Kurvenfarten sichtbar gegeneinander verschieben. Etwas dezenter als bei Advanced GTA ist dies bei All Japan Grand Touring Car Championship geregelt. Auch optisch haben die japanischen Tourenwagen leicht die Nase vorn. Etwas grösser in der Darstellung geben die Tourenwagen auch im Detail etwas mehr her, als dies ungestylte Serienwagen können.

Obwohl selbst auf Feinheiten wie die deutlich erkennbaren Bremslichter, etwas sattere Motorsounds und ausgiebiges Reifenquietschen nicht verzichtet wurde, ist All Japan Grand Touring Car Championship weit davon entfernt, die Konkurrenz in Grund und Boden zu fahren. So ist die Steuerung beispielsweise deutlich schwergängiger als die von Advanced GTA. Exzessive Drifts wie im Hosentaschen Gran Turismo, bei denen ihr auch schon mal die Kontrolle über den Wagen verlieren könnt, sucht ihr hier vergebens. Wo Advanced GTA minimale Ausflüge neben die Strecke manchmal gnädig toleriert, Euch dadurch sogar Vorteile entstehen können, bestrafen die japanischen Touring Cars dies gnadenlos mit herbem Tempoverlust.

Hat man noch kein anderes GBA Spiel gespielt, kann All Japan Grand Touring Car Championship optisch rundum überzeugen. Ein Blick auf die Konkurrenz lässt diesen Zauber jedoch schnell verfliegen. Zum einen leiden Tourenwagentitel systemübergreifend ja fast schon traditionell an Ihren langweiligen Rennstreckenumgebungen, zum anderen wäre auch technisch mehr drin gewesen!

So bietet Advanced GTA neben Tag- auch Nachtstrecken an. Optisch deutlich überlegen ist auch die eigentliche Streckendarstellung. Während All Japan Grand Touring Car Championship die Strecken grundsätzlich aus rechteckigen Blöcken in unterschiedlichen Graustufen zusammensetzt, ist der Advanced GTA Asphalt aus einem Guß (Es gibt zwar auch hier diese Blockdarstellung, nur handelt es sich dann nicht um Asphalt). Ein gravierender Unterschied, denn allein dieser einheitliche Asphalt von Advanced GTA lässt das Ganze schon schneller und das Scrolling sauberer aussehen.

Die Soundeffekte sind verhältnismässig gut gelungen und für Freunde halbwegs hörbarer Ingame-Musik hat Kemco nicht weniger als 24 Musikstücke auf das Modul gepackt.Kopfhörer sind da allerdings Pflicht, den der kleine GBA Lautsprecher(mono) macht nun wirklich akustisch nicht viel her.

All Japan Grand Touring Car Championship ist die richtige Wahl für Tourenwagenfreunde, die auch für mobile Zocks ein paar Minuten mehr Zeit haben. Mit Free Run, Qualifikation und den eigentlichen Rennen, kann man sich pro Strecke problemlos mindestens 20 Minuten beschäftigen und die sollte man wirklich haben, denn gespeichert werden darf immer nur manuell nach absolviertem Rennen. Im Gegensatz dazu sichert Advance GTA jeden möglichen Erfolg sofort automatisch. Das und die deutlich kürzeren Rennen machen diesen Titel auch für die 5 minütige Spielsession zwischendurch interessant.

All Japan Grand Touring Car Championship bietet natürlich auch einen Multiplayer Modus, konzipiert für bis zu vier Spieler. Wie genau dieser in der Praxis funktioniert, ob ein Modul für Mehrspieler Sessions ausreichen wird, oder jeder Spieler ein Modul benötigt, können wir derzeit anhand eines Testhandhelds noch nicht sagen. Sicher scheint dagegen, dass Online Features wie der Download von Ghost Cars und Kursen, sowie Online Ranking Vergleiche per Handy in jedem Fall dem möglichen Deutschland Relaese zum Opfer fallen werden. Sehr schade!

fazit

Wer schon kurz nach dem Launch in Fenost begehrte Japan- Hardware in Händen halten will, muss gelegentlich Einiges über sich ergehen lassen. Ich z.B. wurde genötigt zusätzlich zum GBA auch das vermeintlich schlechte All Japan Grand Touring Car Championship zu kaufen. Nach kurzem Ärger über diese Verkaufspraxis war ich aber schnell erleichtert!

All Japan Grand Touring Car Championship ist ein relativ flüssig laufender, motivierender Tourenwagen Racer, der sich wohltuend von den bisher üblichen GB Racern abhebt (was aber auch für alle anderen aktuellen GBA Racer genauso gilt). Was mir als erstem gespieltem GBA Racer unerwartet positiv erschien, verliert aber schnell im direkten Vergleich zu F-Zero (bessere Spielmechanik) und Advanced GTA (bessere Optik). Was bleibt ist ein guter dritter Platz in einem sehr starken Starterfeld. Nicht schlecht für einen Kemco Racer!


grafik: 7.0 | sound: 7.0 | gameplay: 8.0 | gesamt: 7.5
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