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geschrieben von Sascha Gläsel
Hersteller: Sega
Genre: Rennspiel
System: Dreamcast, PAL-Version
Besonderheiten: benötigt Memory Card (42 Blöcke); unterstützt Vibration Pack, Lenkräder, 60 Hz
USK (ESRB): ohne Altersbeschr.
Spieler: 1 - 2
Testmuster von: Sega
In der Branche ist es nicht selten, dass erfolgreiche Spielekonzepte für eigene Titel leicht verändert kopiert werden. Offenbar hat bei den Machern von Sega der Erfolg von Sonys Rennspielklassiker "Gran Turismo" und seines Nachfolgers tiefen Eindruck hinterlassen. Warum also nicht ein vom Spielprinzip ähnlichen Titel für die eigene Konsole fabrizieren um einen ähnlichen Hit wie Polyphony Digital zu landen?
Das Spielprinzip in einer "Championship" unterscheidet sich nur unwesentlich vom "Gran Turismo" Modus der beiden PlayStationvorbilder. Mit wenig Anfangangskapital baut ihr euch nach und nach über Erfolge in diversen Rennen einen ansehnlichen Wagenpark auf. Nach Herzenslust, soweit es der virtuelle Geldbeutel hergibt, rüstet ihr vorhandene Karossen auf oder kauft euch beim virtuellen Autohändler den Wagen eurer Träume, die ihr dann wiederum in den zahlreichen Rennen spazieren führt. Vorausgesetzt, ihr habt vorher die Fahrprüfungen für die verschiedenen Fahrerlizenzen erfolgreich bestanden.
Zurück in die Fahrschule
Ihr beginnt daher eure Karriere in "Sega GT" in der Fahrschule. Tests in insgesamt vier Wagenklassen abhängig vom Hubraum der fahrbaren Untersätze sind zu absolvieren. In jeder Wagenklasse erwarten euch dabei sechs verschiedene Prüfungen, in denen ihr jeweils eine Runde auf einer vorgegebener Strecke mit einem vorgegebenen Auto innerhalb eines Zeitlimits dreht. Den Lappen für eine Wagenklasse bekommt ihr bereits, wenn ihr in nur einem Tests die Zeitvorgabe unterbietet. Da diese recht moderat ausgefallen sind auch für Anfänger kein Problem. Bevor ihr aber die Bestzeiten knackt, die weitaus besser sind als die Zeitvorgaben für das Bestehen, müsst ihr einiges an Training investieren. Macht euch trotzdem die Mühe die meist knapp bemessenen Bestzeiten zu unterbieten. In den sogenannten "Work Cups" dürft ihr euch dann nämlich einen Werkswagen erfahren.
Die Lizenz im Gepäck macht ihr euch auf einen (zunächst gebrauchten) fahrbaren Untersatz zu erwerben. Mit diesem widmet ihr euch den ersten Rennen. Wahrscheinlich macht ihr zu diesem Zeitpunkt die ersten Erfahrungen mit den rigiden Zulassungsbedingungen vieler Wettbewerbe. Gerade zu Anfang dürft ihr nur an einer Hand voll Rennen teilnehmen. Bei den anderen werdet ihr aus den verschiedensten Gründen abgelehnt. Wie in "Gran Turismo" ist die Teilnahme meist an Bedingungen. Wagenklasse, PS Zahl, Antriebsart sind nur einige der Kriterien, die mal abgesehen vom Vorhandensein der entsprechenden Lizenz über die Zulassung zum Rennen entscheidet.
Wenig Neues bei den Wettbewerben
Entspricht euer Gefährt den Kriterien, erwartet euch das bekannte Prozedere. Nach ein paar Einführungsrunden im freien Training gilt es sich im Qualifying (die Zeit wird für eine Umrundung des Kurses genommen) einen guten Startplatz zu sichern. Aus der Pole Position ist es schließlich etwas leichter, sich gegen die fünf Computergegner durchzusetzen. Am Ende des Rennens winken abhängig von der Platzierung mal mehr, mal weniger Preisgelder und ab und an für den Sieger ein neues Vehikel, das ihr euch mit Stolz geschwellter Brust in die Garage stellen dürft. Reicht es mal nicht zum ersten Platz, so besucht mal eine Werkstatt, um eure Karosse durch das ein oder andere Extra konkurrenzfähiger zu machen. Ein paar zusätzliche PS, eine veränderte Getriebeübersetzung, eine kleine Gewichtsreduktion oder renntaugliche Slicks machen aus einem hinterher dackelnden Boliden einen siegfähigen Renner.
Sega hat aber nicht nur fleißig von "Gran Turismo" abgekupfert, sondern einige dezente Neuerungen parat. Erste pfiffige Idee: Ihr bewerbt euch bei potenten Sponsoren um einen Vertrag, der euch Extraprämien im Siegfall beschert. Hierzu richten Unternehmen, wie McDonalds oder Bridgestone eigene Rennen aus, bei denen neben Ehre und Siegprämien auch Sponsorenverträge winken. Gewinnt ihr später andere Wettbewerbe, überweisen eure Sponsoren dankbar ob der positiven Werbung für ihre Marke noch erkleckliche Prämien auf euer Konto.
Pfiffige Neuerungen inklusive
Zweite Neuerung: Ihr betätigt euch als Hersteller und bastelt eigene Boliden zusammen. Entscheidet euch für die Art der Motorisierung, das Getriebe oder ein bestimmtes Chassis und schon habt ihr ein schnuckeliges kleines Vehikel erschaffen, dem ihr dann nur noch einen schmissigen Namen verpassen müsst. Zunächst werkelt ihr in der kleinsten Wagenklasse. Karossen mit mehr Hubraum gibt es, wenn ihr je Kategorie auf fünf kniffligen Abschnitten ausgesuchter Kurse mit eurem Auto Marke Eigenbau Bestzeiten unterbietet.
Wollt ihr die einzelnen Strecken besser kennen lernen, empfiehlt es sich einfach nur um Bestzeiten zu fahren oder außer Konkurrenz eine einzelnes Rennen an zu gehen. Dazu müsst ihr euch nicht einmal die Mühe einer Lizenz zu machen, sondern setzt euch sofort hinter das Lenkrad eines PS strotzenden Boliden. Auch hier geht es vor dem eigentlichen Rennen zunächst ins Qualifying um die Startpositionen zu ermitteln (Qualifying kann auch übersprungen werden, wenn ihr unbedingt als Letzter ins Rennen gehen wollt).
Zum Teil kniffliges Fahrverhalten
Das Fahrverhalten der Autos in "Sega GT" (neben japanischen Marken sind auch europäische Autobauer, wie Mercedes, Audi, Fiat oder Renault, vertreten) unterscheidet sich im Großen und Ganzen nur wenig von "Gran Turismo". Abhängig von Antriebsart, Reifen oder Gewicht fahren sich die verschiedenen Karossen völlig unterschiedlich. Allerdings steuern sich die "Sega GT" Renner grundsätzlich filigraner als in Sonys Vorzeigeracer. Gefährliches Aufschaukeln oder unkontrollierbares Ausbrechen bei schnellen Lenkbewegungen kommt vor und kann zu einigen Frusterlebnissen führen, auch wenn ihr wegen des fehlenden Schadensmodelles nur Geschwindigkeit einbüßt und eure teure Neuanschaffung nicht in ihre Eizelteile zerlegt. Nur in Punkto Grafik ist "Sega GT" Sonys PlayStationspiel haushoch überlegen.
Dafür sorgen detailliert herausgearbeitete Wagenmodelle, schöne Lichteffekte und eine flüssige Framerate (wahlweise auch in 60 Hz). Die Strecken selbst sind optisch abwechslungsreich und geizen nicht mit dem ein oder anderen Blickfang abseits des Asphalts. Allerdings sind es mit etwas mehr als einem halben Dutzend Kursen nicht gerade viele. Da hilft es auch nicht, dass ihr sie auch in entgegengesetzter Richtung durchfahren könnt. Bei der Streckenführung hat sich Sega nicht gerade viel einfallen lassen. Recht flache Rennstrecken mit meist nur langgezogenen und breiten Kurven lassen nicht unbedingt Beigeisterungsstürme aufkommen. Die Kurse in "Gran Turismo" sind dagegen nicht nur zahlreicher sondern auch viel ansprechender, was die Streckenführung angeht. Bei der Kameraperspektive habt ihr die Wahl, ob ihr lieber eine herausfordernde Ego Perspektive (eine Art Cockpitperspektive - jedoch ohne eingeblendetes Cockpit aber mit Rückspiegel) bevorzugt, oder euren Wagen lieber von außen bewundert und damit eine bessere Übersicht genießt.
Während der schnellen Fahrt bekommt ihr weitgehend realistischen Motorensound und quietschende Reifen zu hören. Untermalt wird das Geschehen mit teils rockigen teils poppigen Rythmen. Was man allgemein so gerne als J-Pop bezeichnet. Wem's gefällt dreht die Lautstärke voll auf. Wer mit dieser Musikrichtung rein gar nichts anfangen kann, kickt die Musik aus dem Spiel. Die Texte in "Sega GT" sind überwiegend in deutscher Sprache. Die Menüpunkte wurden leider nicht übersetzt und kommen in englisch daher.
Anmerkung in eigener Sache:
Aufgrund der hochklassigen Konkurrenz im Rennspielsektor habe ich mich entschlossen, die Gesamtwertung der PAL Version im Vergleich zum Japan-Import leicht nach unten zu korrigieren.
Sega hat das Spielprinzip von "Gran Turismo" kopiert und mit einigen kleineren pfiffigen Ideen angereichert. Sofort seit ihr mit Begeisterung dabei euch mit den Computergegnern in den vielen Wettbewerben um Preisgelder und neue Wagen zu balgen. Trotz sehr schöner Optik bleibt "Sega GT" spielerisch aber doch etwas hinter "Gran Turismo 2" zurück. Dies liegt nicht nur an der kleineren Zahl an Strecken und Wettbewerben, sondern auch an der langweiligen Streckenführung der Kurse und an den teilweise viel zu zickig zu steuernden Autos (sag).