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Gold und Ruhm: Der Weg nach El Dorado

geschrieben von Sascha Gläsel

Hersteller: Revolution / Ubi Soft
Genre: Adventure
System: PlayStation, PAL-Version
Besonderheiten: benötigt Memory Card (mind. 1 Block); unterstützt analoge Steuerung; deutsche Sprachausgabe
USK (ESRB): keine Altersbeschr.
Spieler: 1
Testmuster von: Ubi Soft

Adventures sind eine aussterbende Art. Schon im PC-Bereich pfeift das Genre auf dem letzten Loch - bei Videospielekonsolen sieht es sogar noch düsterer aus. War schon in der Vergangenheit kaum Adventurekost auf Konsolen zu sehen, herrscht heutzutage tote Hose. Ein kleines Licht am Horizont präsentiert Ubi Soft. Hat die französische Spieleschmiede doch das Spiel zum Zeichentrickspektakel "Der Weg nach El Dorado" als waschechtes Adventure in Szene gesetzt.

Wie im cineastischen Vorbild befinden sich die beiden liebenswerten Halunken Tulio und Miguel in der Klemme, wird doch steckbrieflich nach ihnen gefahndet. Warum also nicht dem "Fahndungsdruck" entkommen und sich einen Weg auf eine der Galeonen erschleichen, mit denen der spanische Eroberer Cortez in die neue Welt segeln will? Geschichtlich geschulte Abenteurer werden es spätestens jetzt wissen, das Geschehen spielt im ausgehenden Mittelalter. Ausgangspunkt ist eine spanischen Hafenstadt. Nach einem unfreundlichen Trip übers Meer landet ihr schließlich in der Neuen Welt, in der ihr nach einigen Verwicklungen sogar das geheimnisumwitterte El Dorado findet.

Klassische Adventuretugenden
Unsere beiden Polygonhelden, denen ihr mit eurem Joypad virtuelles Leben einhaucht, bewegen sich auf vorberechneten detailreichen Renderpfaden. Bewegt ihr euch aus dem jeweiligen Bild heraus wird zügig der neue Schauplatz geladen. Die Gefahr sich zu verirren ist so gut wie nicht vorhanden, da die jeweiligen Level nur aus einigen wenigen Schauplätzen bestehen. Wie es sich für ein zünftiges Adventure gehört, müsst ihr allerlei Personen befragen und Rätsel lösen. Die Leute oder Gegenstände, die für das Spiel wichtig sind, werden dabei blinkenderweise hervorgehoben. Auf Unterhaltungen habt ihr keinen direkten Einfluss, was die angesprochenen Themen angeht. Diese sind immer vorgegeben. Eine Multiple Choice Auswahl aus mehreren Möglichkeiten wird nicht geboten. Gegenstände landen einmal aufgenommen im Inventar. Die Anwendung der Gegenstände ist kinderleicht: Wollt ihr zum Beispiel jemandem etwas aushändigen, schaut in dessen Richtung, so dass er aufblinkt und wählt aus dem Inventar das zu gebrauchende Item.

Aufgelockert wird das Adventure-Geschehen durch kleinere Zwischenspiele. So begegnet euch in einer Taverne ein Mann, der euch, wenn ihr über genügend Kleingeld verfügt, zu einem einfachen Würfelspiel auffordert. Dies ist erst zu Ende, wenn ihr ihn um eine Schatzkarte von El Dorado erleichtert habt. Klar, dass unsere beiden Helden diesem Geheimnis auf den Grund gehen wollen. Seit ihr erst einmal in der Neuen Welt angekommen und habt mit dem Gürteltier Bibo und dem Hengst Altivo tierische Freunde gefunden, erwartet euch auch noch eine kleinere Hüpfsequenz und ein paar Schalterrätsel.

Leichte Rätselkost
Die Rätsel bleiben dabei immer durchgehend logisch, auch wenn sie dank sehr begrenzter Anzahl an Items und den sehr übersichtlichen Level recht einfach gestrickt sind. Einsteiger ins Genre und jüngere Abenteurer werden sich aufgrund schneller Erfolgserlebnisse freuen. LucasArts gestählte PC Adventure Profis sind aber massiv unterfordert. Die Steuerung ist den Machern von "Der Weg nach El Dorado" leider nicht so gut gelungen. Vor allem die hakelige und ungenaue Kontrolle eurer Spielfiguren fällt negativ auf. Nur mit viel Fingerspitzengefühl schafft ihr es, dass sich Tulio und Miguel auch dorthin bewegen, wo ihr sie hinhaben wollt. Unsanfter Kontakt mit allerlei Gemäuer gehört leider durchaus zum Abenteureralltag.

Entschädigt werdet ihr mit durchgehender deutscher Sprachausgabe. Leider fehlen die Originalstimmen von Dreamworks gleichnamigen Kinofilm. Die Synchronsprecher spielen im Vergleich leider mindesten eine Liga tiefer. Zu aufgesetzt klingen viele Sätze und zu wenig Engagement kommt da aus den Lautsprechern 'rüber. Dabei sind die Texte durchaus für einige Lacher gut. Denn obwohl Tulio und Miguel die besten Freunde sind, piesacken sie sich und andere oft und gerne. Die fehlenden Originalstimmen rufen ein anderes Ärgernis hervor: Die zum Teil spektakulären aus der Kinovorlage stammenden FMV's, die zwischen den einzelnen Kapiteln über den Bildschirm flimmern (und einmal freigespielt unter dem Menüpunkt "Film zeigen" wieder abgespielt werden dürfen), müssen ohne ein gesprochenes Wort der beiden Helden auskommen.

Zudem erfährt die Geschichte des Adventures einen Bruch, wenn ihr El Dorado erreicht. Gerade noch wart ihr im scheinbar undurchdringlichen Dschungel, im anderen Moment seit ihr auf der Flucht vor einem riesigen Steinjaguar, nachdem ihr irgendwie in El Dorado angekommen und offenbar mehr als nur freundlich aufgenommen worden seit. Dass die beiden Strauchdiebe von den Bewohnern und deren Häuptling als Götter verehrt werden, warum der Hohepriester euch den Steinjaguar aufhalst und wer dieses kleine Mädchen ist, dass da plötzlich in den FMV's auftaucht, erfahrt ihr ansatzweise aus der Anleitung, nicht aus dem Spiel heraus.

fazit

"Gold und Ruhm: Der Weg nach El Dorado" bietet solide Adventurekost. Logische aber leichte Rätsel sind ideal für Einsteiger und junge Abenteurer. Leider ist das Spiel viel zu schnell auch schon wieder vorbei. Die überwiegend witzigen Dispute von Tulio und Miguel entschädigen für den geringen Umfang nur teilweise. Schließlich fehlt den Synchronsprechern einfach der Witz und Esprit des Dreamworks Kinofilms. Auch wenn Ubi Softs Spiel nicht mit Schwergewichten wie den PC-Klassikern von LucasArts ("Day of the Tentacle", "Monkey Island" Reihe) mithalten kann, ist "Gold und Ruhm: Der Weg nach El Dorado" für Fans des Genres durchaus eine Überlegung wert (sag).


grafik: 6.5 | sound: 6.0 | gameplay: 6.0 | gesamt: 6.5
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