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Donkey Kong 64

geschrieben von Sascha Gläsel

Hersteller: Rare / Nintendo
Genre: 3D Jump 'n' Run
System: Nintendo 64, PAL-Version
Besonderheiten: benötigt Expansion Pak (beiliegend), unterstützt Rumble Pak, Dolby Surround; drei Spielstände
USK (ESRB): ohne Altersbeschränkung
Spieler: 1 - 4
Testmuster von: eigene Anschaffung

Als Rare Ende 1994 mit einem Jump'n'Run für das Super Nintendo auf den Markt kam, welches den alten Nintendo Recken Donkey Kong reaktivierte, schlug die kongeniale Kombination aus in dieser Qualität noch nie da gewesener 16-Bit Grafik mit toller Spielbarkeit ein, wie eine Bombe. Zwei weitere hervorragende Games folgten. Nun hat das Warten auf eine 3D-Fortsetzung für Nintendos 64-Bit Maschine endlich ein Ende: Die Affenbande ist wieder unterwegs.

Die Vorgeschichte: Die Insel der Kongfamilie ist dank King K. Rool kein beschauliches Eiland mehr. Mit seiner schwimmenden Festung hat er die Kong Insel überfallen, den Bananenvorrat geschnappt und Donkeys Familienmitglieder entführt. Dabei lief King K. Rools Insel aber auf ein Riff und ist fürs erste außer Gefecht. Aber er hat noch eine weitere Gemeinheit in Petto: Während sich Donkey Kong auf die Suche nach seinen Verwandten und den geraubten Bananen macht, versuchen King K. Rools Kremlinge die "Kaputt-O-Matik" in Gang zu setzen, eine teuflische Waffe mit der er Donkey Kongs Insel zerstören will.

Bevor es endlich losgeht werdet ihr durch einen prächtigen Rap unterhalten, in dem euch die einzelnen Mitglieder der Kong Familie mit Witz und Esprit vorgestellt werden (leider aber nur in englisch). Dank eingeblendeter Texte könnt ihr karaokemäßig mitsingen. Ein netter Spaß.

Das große Inselabenteuer
Doch nun hinein ins Vergnügen. Ihr beginnt euer Abenteuer auf Donkey Kongs Insel in der Haut des Videospieleveteranes. Nach einem kleinen Test, der euch mit grundsätzlichen Steuerungsfinessen vertraut macht und einem ersten Zaubertrank vom ewig nörgelnden Cranky Kong ("Hey, du Nichtsnutz, das heißt Professor Cranky Kong"), der Donkey Kong eine erste Spezialfähigkeit verschafft (Primatenpower, eine Stampfattacke zur Aktivierung grüner Bodenschalter), beginnt der Ernst des Affenlebens. Später könnt ihr bei Cranky noch weitere Zaubertränke einkaufen. Einige der so erworbenen Spezialfähigkeiten (zum Beispiel wird Donkey Kong durch den Sprung in ein spezielles Donkey Kong Fass unverwundbar, Chunky mutiert zum Riesen oder Diddy fliegt mit Hilfe eines Raketenrucksackes) kosten euch Kristallkokosnüsse, von denen ihr nur einen begrenzten Vorrat tragen könnt. Da an den Stellen, an denen ihr eine solche Spezialfähigkeit einsetzen müsst, meist ein Vorrat herumliegt, kommt ihr selten in die Verlegenheit, mal keine zu haben.

Verlasst ihr Donkey Kongs Behausung bekommt ihr einen ersten Vorgeschmack auf zwei wichtige Features von "Donkey Kong 64": Ein in der Luft rotierendes Fass, das zu Beginn noch mit einem Donkey Kong Kopf und vier Fragezeichen bemalt ist und fünf von eins bis fünf durchnumerierte Bananenport Platten. Mit einem beherzten Sprung in das Fass könnt ihr im späteren Spielverlauf jederzeit zwischen den verschiedenen Mitgliedern der Kong Sippe wechseln. Mit den Bananenport Platten kürzt ihr lange Wege ab, in dem ihr euch von einem Ort zum anderen "beamt" falls ihr das jeweilige Gegenstück der Platten findet.

Auf der Suche nach Bananen
Acht verschiedene Level (inklusive Oberwelt) wollen auf der Suche nach den gestohlenen Bananenvorrat durchforscht werden. Zutritt zu den sieben 'Dungeons' bekommt ihr aber erst, wenn ihr die Hindernisse beseitigt, die den Eingang blockieren. Da trifft es sich gut, dass ihr mit K. Lumsy einen Verbündeten bei den Kremlingen, den Soldaten des King K. Rool, trefft. Schließlich wurde dem riesigen aber gutmütigen Lumsy von dem Oberbösewicht übel mitgespielt. In ein mit dicken Schlössern gesichertes Gefängnis wurde er gesteckt; die Schlüssel den Generälen des King K. Rool (den Bossgegnern eines jeden Levels!) anvertraut. Versprecht ihr Lumsy zu retten, dann führt er bei fast jedem geöffneten Schloss einen Freudentanz auf, dessen Erschütterungen den Weg zu einem neuen Abschnitt eures Abenteuers freilegen.

Vor dem Betreten des Levels haben die Programmierer bei Rare aber die goldenen Bananen gesetzt. Ihr müsst eine bestimmte Anzahl vorweisen, sonst kommt ihr nicht rein. Je fünf pro Level und Kong könnt ihr, einmal eingelassen, dann erbeuten. Die meisten gibt es nicht umsonst, sondern wollen durch kleine Mini-Spielchen verdient werden. Die Palette reicht von Münztauchen in einem großen mit Wasser gefülltem Fass, über einen einarmigen Banditen, die Jagd nach Fliegen mit einer Fliegenklatsche, mehrere kleine Rennen oder Rutschpartien bis hin zu diversen Spielchen mit einer Melonenkanone an einem kleinen Schießstand, wie man ihn von Rummelplätzen kennt.

Affen in Waffen
Auf der Jagd nach den goldenen Bananen leisten euch die neuen 'Shooter' der Affensippe gute Dienste. Jedes Mitglied der Kong Familie verfügt über eine eigene Waffe, die ihr mit Bananen-Münzen, die in den einzelnen Level verstreut herum liegen, bei Funkys Waffenladen ersteht. Damit brennt ihr nicht nur den Soldaten des King K. Rool mit allerlei Obst (Kokosnüsse, Trauben, Ananas und Erdnüssen; Tiny schießt mir Federn - ein erneuter Beweis dafür, das die Feder mächtiger ist als das Schwert) mehr oder weniger erfolgreich einen auf den Pelz, sondern beschießt auch spezielle Schalter, die meistens Türen öffnen. Der Munitionsvorrat ist zu Anfang mit 50 Schuss knapp bemessen, kann aber immer wieder durch Munitionskisten oder einem Besuch bei Funky aufgefrischt werden. Im weiteren Spielverlauf stockt Funky das Munitionsmaximum noch kräftig auf.

Weiteres nützliches Hilfsmittel: Musik. Habt ihr erst einmal für ein paar Bananen-Münzen ein Musikinstrument bei Candy erstanden (wiederum hat jeder der Kong Sippe ein eigenes Instrument), dürft ihr auch schon markige Klänge erschallen lassen. Dies erledigt nicht nur in einem größeren Umkreis jeden Kremlingwiderstand, sondern eröffnet euch auf bestimmten Instrumenten-Platten neue Wege zur nächsten goldenen Banane.

Nur Teamwork führt zum Erfolg
All diese Fähigkeiten wollen auch eingesetzt werden, wenn ihr an die goldenen Bananen herankommen wollt. Vor allem Teamwork ist vonnöten, was dazu führt, dass ihr sehr oft in einem Level zwischen den Kongs hin und her wechselt. Damit das Ganze aber nicht in Arbeit ausartet, hat Rare durch geschickt platzierte Bananenport-Platten und Wechselfässer dafür gesorgt, dass ihr dabei nicht wie blöd durch die Gegend rennen müsst. Habt ihr euch erst einmal mit neuen Spezialfähigkeiten gewappnet und normale Bananen én Masse abgeräumt, wird es langsam Zeit an die Bossgegner zu denken.

Dem aufmerksamen Affenabenteurer wird ab und an eine seltsame Tür auffallen, auf dem ein violettes Schwein und ein blaues Nilpferd abgebildet sind - Troff und Scoff. Sie markieren den Zugang zum Bossgegner eines Abschnittes. Doch einfach so zum Oberboss hereinspazieren ist nicht. Troff würde euch ja gerne das Tor zum Endgegner aufschließen - aber er kommt so ohne weiteres einfach nicht an das für ihn zu hoch hängende Schloss heran. Füttert ihr Scoff mit Bananen, dann wird er schwerer und katapultiert Troff in die Höhe, da beide auf einer Art Waage stehen. Ist Scoff ausreichend schwer (habt ihr, mit anderen Worten, die geforderte Zahl an Bananen verfüttert) kommt Troff an das Schloss heran und öffnet den Weg zum Endgegner. Besiegt diesen und schon habt ihr einen weiteren Schlüssel für Lumsys Gefängnis ergattert.

Bananen sind nicht nur gelb
Wie ihr an die Bananen kommt? Nichts einfacher als das. Pro Kong sind 100 Stück des leckeren Obstes in jedem Level versteckt. Jeder eurer wackeren Recken kann aber nur die Bananen einer bestimmten Farbe aufsammeln. Donkey Kongs Bananen zum Beispiel sind gelb, die von Chunky grün. Selbiges gilt übrigens auch für die Münzen, die Blaupausen und die goldenen Bananen (wobei letztere allerdings immer goldfarben sind). Am ertragreichsten sind herum fliegende Ballone: Schießt ihr sie ab, wandern zehn Bananen auf euer Konto. Weitere fünf gibt es, wenn ihr Bananenstauden findet. Selbstredend gibt es auch eine Menge Einzelstücke.

Einigen Schergen des King K. Rool könnt ihr weder mit Schlägen oder Hüpfattacken, noch mit euren Ballermännern aus dem Weg räumen. Dann wird es Zeit die grobe Kelle auszupacken und mit Orangen zu werfen. Nein, nicht um sie mit den Schadstoffen in der Schale langsam zu vergiften. Vielmehr sind Orangen granatenstark, will sagen explodieren bei Berührung mit einem Gegner oder, wenn ihr ein wenig unvorsichtig wart, direkt vor eurer Nase. Sollte dies geschehen, verliert ihr eine kleine Scheibe aus einer Melone, die für die verfügbare Lebensenergie steht. Ihr beginnt das Spiel mit einer Melone (die nach vier unsanften Berührungen mit Gegnern aufgebraucht ist), bekommt aber bei Candy im späteren Spielverlauf noch die ein oder andere Melone dazu.

Blaupausen für die Kaputt-O-Matik
Um der "Kaputt-O-Matik" den gar auszumachen benötigt ihr die Unterstützung von Snide, dem Konstrukteur dieser mächtigen Waffe. Er hat den Kremlingen zwar abgeschworen, doch befindet sich die Konstruktionszeichung noch immer in den Händen von King K. Rool. Dieser hat sie in kleine Stücke zerrissen und speziellen Wächtern anvertraut. Diese müsst ihr in den jeweiligen Level finden (je eine pro Kong und Level, nach Adam Riese also fünf Blaupausen pro Abschnitt). Bringt sie zu Snide, der in jedem Level ein Hauptquartier unterhält und zur Belohnung je eine goldenen Banane spendiert.

Habt ihr erst einmal Tiny gefunden und könnt die Verwandlung in Klein Tiny ausführen, wird es Zeit der Feeninsel einen kleinen Besuch abzustatten. Dort wird euch eine Kamera in die Hand gedrückt, mit der ihr fortan im Spiel verstreute kleine Feen einfangt, indem ihr sie fotografiert. Habt ihr eine bestimmte Anzahl der kleinen flinken Wesen auf Film gebannt, werden Boni freigeschaltet. Dann dürft ihr zum Beispiel die ganzen bisher erspielten Zwischensequenzen (und natürlich den Rap) in aller Ruhe genießen, mehrere Bonusspielchen mit der aus den Vorgängern von DK64 bekannten tierischen Unterstützung daddeln (das Nashorn Rambi und der Schwertfisch Enguarde sind wieder mit von der Partie) oder euch noch einmal mit den bisherigen Endgegnern auseinander setzen. Wenn ihr alle 20 Feen gefunden habt, gibt es zur Belohnung ein Cheatmenü.

Nostalgische Grüße aus der Vergangenheit
Außerdem sind zwei uralte Games aus vergangenen Videospielezeiten im Solospielermodus versteckt: Nintendos "Donkey Kong" (in der "Fabrik Fatal" zu finden) und Rares "Jet Pack" (Cranky läßt euch nach 15 Bananen-Medaillen an seinen Computer). Spielt ihr den Videospieleurahn durch und erreicht bei "Jet Pack" eine vorgegebene Punktzahl, dürft ihr diese Games später auch direkt anwählen (unter der Voraussetzung, dass ihr mindestens sechs Feen aufgespürt habt).

Die Steuerung eurer Spielfigur bewegt sich auf gewohnt hohem Rare Niveau. Ähnlichkeiten zu "Banjo-Kazooie" sind hier nicht zu übersehen. Zunächst beherrscht ihr nur einige wenige Grundbewegungen. Nach und nach kommen Spezial-Attacken und –Fähigkeiten hinzu, bis alle Buttons eures Joypads inklusive Kombinationen mit dem Z-Knopf (und entsprechender Verwechslungsgefahr) mit Aktionen belegt sind. Übersichtsprobleme gibt es nur selten. Aus einigen unübersichtlichen Situationen kann man sich durch manuelle Justage der Kamera befreien. Praktisch ist hierbei der R-Knopf, mit dem ihr die Kamera immer direkt hinter eurer Spielfigur platziert. Ausnahme sind die Abschnitte, in denen die Perspektive fest vorgegeben ist.

Nur mit Expansion Pak
Dank Expansion Pak bekommt ihr eine Menge an grafischen Schmankerln geboten. Zwar müsst ihr auf eine hohe Auflösung, wie sie zum Beispiel "Rayman 2" bietet, verzichten; dafür glänzt DK64 mit bunten Lichteffekten (man beachte hier vor allem das Spiel von Licht und Schatten bei hin und her schwankenden Lampen) sowie detaillierten und abwechslungsreichen Texturen (jeder Level hat ein anderes grafisches Grundmotiv), die dafür sorgen, dass man das Gefühl hat durch eine richtig belebte Welt zu spazieren. Höhepunkte sind der spiegelnde Boden im Ballsaal und der Bodennebel des "Kamikaze Kastell". Wunderbar gelungen auch die flüssig und dazu noch sehr humorvoll animierten Figuren.

Apropos Humor: Hier hat sich Rare wieder eine Menge einfallen lassen. Das reicht vom witzigen Rap zu Beginn, über die Animationen der Kongs sowohl im Spiel (man achte zum Beispiel auf den witzigen Gang der einzelnen Figuren) als auch, wenn ihr mal eine Zeitlang untätig seit bis hin zu den Zwischensequenzen (in Spielegrafik). An die Klasse der Streitgespräche von "Banjo-Kazooie" kommt "Donkey Kong 64" aber nicht ganz heran, da kann Cranky mosern, wie er will. Die Sound- und Musikuntermalung ist ebenfalls nicht zu verachten. In den einzelnen Abschnitten ertönt angenehme Hintergrundmusik, der Rap ist absolut genial. Die Soundeffekte stehen da nicht hinten an: Glasklare Effekte erschallen zudem noch in Dolby Surround (wer das entsprechende Equipment hat). Man beachte hier vor allem die Halleffekte in Höhlen und die gedämpfte Musik, wenn ihr euch unter Wasser fortbewegt.

Wo viel Licht, da ist auch Schatten
Die Schattenseite: Nicht immer ist der Bildaufbau absolut flüssig. Ein paar Slow Downs und Ruckler schleichen sich zwar nur selten ein stören aber ab und zu doch. Viel schwerer wiegt da, dass Objekte bereits nach relativ kurzer Entfernung ausgeblendet werden (nach meinem subjektiver Eindruck sogar noch krasser als in "Banjo-Kazooie"). Wenn Ihr auf eine Palme klettert um euch einen Überblick zu verschaffen, wird euch zwar eine nicht durch Nebel beeinträchtigte hervorragende Weitsicht geboten, doch ohne wichtige Objekte, wie Münzen, Gegner, Munition oder Bananen. Selbst Palmen und Bäume verschwinden schon nach wenigen virtuellen Metern.

DK64 hat nicht nur für den Solospieler eine Menge zu bieten. Rare hat zusätzliche Multiplayermodi eingebaut. Zur Wahl stehen die "Kongfrontation" oder der "Kong Kampf". Bevor ihr loslegen wollt, braucht ihr nur die Siegbedingung festzulegen (zum Beispiel, wer am Ende als letzter übrig bleibt, wer die meisten Gegner besiegt oder wer die meisten DK Münzen eingesammelt hat) und schon kann es losgehen. In "Kongfrontation" schlagt ihr euch über Splitscreen in einen von mehreren übersichtlichen Multiplayermaps mit euren Kumpels. Im "Kong Kampf" streitet ihr auf einem ungeteilten Bildschirm in einer Kampfarena. Erwartet nicht zu viel von der "Kongfrontation". Da Donkey Kong und Co nur über eine einzige Waffe verfügen, können die Multiplayerduelle nicht mit denen zum Beispiels eines "Turok 2" oder des indzierten James Bond Shooters mithalten.

fazit

Wieder mal hat Rare es geschafft. Wunderprächtige Grafik, tolle Spielbarkeit, massig versteckte Extras und Mini-Spielchen, ein sanft ansteigender Schwierigkeitsgrad mit herausfordernden nie frustigen Rätseln und Sprungpassagen und das Ganze noch humorvoll verpackt. Aus diesem Stoff sind Top Hits gestrickt. Das Genre neu erfunden hat die erfolgreiche Spieleschmiede mit "Donkey Kong 64" zwar nicht (es erinnert einiges an "Banjo-Kazooie"), aber wohl ein Optimum herausgeholt. Mit einem Wort: Pflichtkauf (sag)!


grafik: 9.5 | sound: 8.5 | gameplay: 10.0 | gesamt: 9.5
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