Das Projekt konsolen.net wurde im Sommer 2007 eingestellt. Bei diesem Internetauftritt handelt es sich nur noch um ein Archiv der Inhalte von 1996 bis 2007.
geschrieben von Sascha Gläsel
Hersteller: Ubi Soft
Genre: Rennspiel
System: Nintendo 64, PAL-Version
Besonderheiten: Controller Pak (mind. 8 Blöcke); unterstützt Rumble Pak und Lenkräder; keine FIA Lizenz
USK (ESRB): ohne Altersbeschränkung
Spieler: 1 - 2
Testmuster von: Ubi Soft
Nach PC und PlayStation veröffentlicht Ubi Soft seine Formel 1 Simulation "Racing Simulation 2" (im folgenden RS2 abgekürzt) nun auch für Nintendos 64-Bitter. Ob auch diese Umsetzung dem hohem Standard der Vorgänger gerecht werden kann, erfahrt ihr in folgendem Test.
Wie auch schon auf PlayStation und PC muss man auch bei diesem RS2 auf die echten Team- und Fahrernamen verzichten. Die Namen der Fahrer ähneln aber den echten, so dass ihr mit ein wenig Fantasie schnell herausgefunden habt, welche realen Namen gemeint sind, die ihr anschließend im Editor ändern könnt. Im Gegensatz zur PlayStationvariante könnt ihr aber weder die Teams umbenennen noch die Farben der Boliden auf reale Verhältnisse anpassen, so dass ihr euch in diesem Punkt umgewöhnen müßt.
Keine original Teams und Fahrer
Wie gewohnt, schlummern auf der Cartridge aber wieder alle 16 Rennstrecken auf denen Schumacher und Co in der letzten Saison um den Weltmeisterschaftstitel gefahren sind. Ja, ihr lest richtig, der 98'er Formel 1 Saison. Der Malaysia Grand Prix steht euch also nicht zur Verfügung, auf dem ihr an euren Luftleitblechen die Toleranzgrenzen des FIA Reglements ausreizen könnt. Dafür dürft ihr auch zu Beginn entscheiden, ob ihr lieber eine arcadelastiges Fahrmodell vorzieht oder euch mit der schwierigeren weil mit realistischerer Fahrphysik aufwartenden "Simulation" Einstellung auseinander setzen wollt.
Neben den zu erwartenden Solo Spielmodi (Einzelrennen, eine komplette Meisterschaft und Zeitfahren) bietet euch nur die "Simulation" Einstellung den Karriere Modus, in dem ihr nicht nur an einer Saison teil nehmt, sondern gleich an mehreren. Allerdings könnt ihr euch hier nicht den besten Rennstall aussuchen, wie in den anderen Solo Spielermodi, sondern bekommt zu Beginn eurer Karriere nur Angebote von kleinen Teams unterbreitet, die mit entsprechend langsameren Autos 'gesegnet' sind. Erst wenn ihr am Ende einer Saison gute Ergebnisse vorweisen könnt, werden in der darauf folgenden Saison die Top Teams auf euch aufmerksam und bieten euch eventuell ein Cockpit an.
Keine 'gleichgeschalteten' Teams
Die Teams sind, wie bereits angedeutet, unterschiedlich stark (die Fahrer werden zwar auch in vier unterschiedlichen Kategorien bewertet, doch scheint sich das nicht großartig auszuwirken). Je nach Kurs und euren Steuerkünsten werdet ihr mit einer bis drei Sekunden schlechteren Rundenzeiten im Qualifying rechnen müssen, wenn ihr eure Karriere anfangt. Nur falls ihr auf der letzten Rille fahrt, die Breite der Fahrbahn bis zum letzten Millimeter ausreizt und ein wenig an den Boliden herumschraubt, werdet ihr annähernd an die besten Zeiten der Computergegner herankommen. In einem Rennen ist es aber durchaus möglich, auch an schnelleren Computerkonkurrenten vorbeizuziehen, was zum einen daran liegt, dass ihr im Windschatten den PS Nachteil ausgleichen könnt. Zum anderen habe ich die Beobachtung gemacht, dass die Computerfahrer besonders mit vollen Tanks relativ langsam sind im Vergleich zu den Zeiten in der Qualifikation. So haltet ihr gerade zu Beginn eines Rennens mit eurem schlechter motorisierten Wagen gut mit und ärgert die Favoriten das ein oder andere Mal - vor allem, wenn ihr euren Boliden etwas modifiziert habt.
Allerdings könnt ihr nur eingeschränkt an eurem Wagen herumbasteln. Ein bisschen mehr oder weniger Flügel vorne oder hinten, das Getriebe ein wenig auf Vordermann bringen, in drei Stufen den Abstand des Unterbodens zum Asphalt variieren oder harte oder weiche Federn einbauen lassen sollten die Hauptansatzpunkte eurer Überlegungen sein. Natürlich könnt ihr auch den Tankinhalt und die Reifen (harte und weiche Gummimischung sowie ein Satz Regenpneuls) selbst bestimmen. Bei Veränderungen am Setup liefert euch ein eingeblendetes Fenster rechts unten groben Aufschluss darüber, wie sich die Änderung auf Höchstgeschwindigkeit, Haftung, Beschleunigung und Bremsen eures Gefährtes auswirkt. Da die Standard Setups für jede Rennstrecke schon recht gut sind, braucht ihr nur wenig zu verändern um etwas bessere Zeiten zu erlangen. Habt ihr aber einmal eine für euch optimale Einstellung gefunden, speichert sie für den späteren Gebrauch auf einem Controller Pak ab (8 Blöcke nötig). Das A und O für gute Zeiten ist und bleibt aber gute Streckenkenntnis und hier vor allem, wo die optimalen Bremspunkte liegen.
Immer flüssiges Scrolling
Die wunderbar gestalteten Rennstrecken, die auch einige Details abseits der Piste zu bieten haben, helfen euch dabei, Orientierungspunkte für den optimalen Bremspunkt zu finden. Trotz der erfreulich detailreichen Strecken kommt die Grafik selten ins Ruckeln. Auch störende Pop-Ups gibt es selten. Lediglich in einem großen Fahrerpulk wird es etwas langsamer, vor allem dann, wenn es regnet und die einzelnen Wagen eine große Gischtfontäne hinter sich herziehen. Fiese Ruckler habe ich nur selten erlebt, vornehmlich dann, wenn es eine Massenkarambolage gab. Toll gelungen sind wieder einmal die sich auch während des Rennens verändernden Wetterverhältnisse (beachtet immer die Wetterprognose bevor ihr auf die Piste geht). Beginnt ein Rennen mit strahlendem Sonnenschein, muss das nicht bis zum Ende so bleiben. Erst ziehen Wolken auf (ist es richtig bewölkt, wird es dunstig und etwas Nebel schränkt die Sichtweite ein) und schließlich fallen auch schon die ersten Regentropfen und ihr solltet schleunigst an die Box Regenreifen aufziehen.
Während die Optik gefallen kann, ist die Akustik wenig dazu geeignet Begeisterungsstürme auszulösen. Ein bisschen Boxenfunk, ein paar kurze Meldungen, wenn der Tank leer ist, ein Rundenrekord aufgestellt wurde oder die letzte Runde eingeläutet wird und natürlich die Motorengeräusche. Das wars dann auch schon. Einzig Bemerkenswertes: Fahrt ihr an einer großen Tribüne vorbei, hört ihr die Jubler des Publikums.
Aggressive Computerfahrer
Auf den 16 Weltmeisterschaftsstrecken selbst geht es ansonsten hoch her. Da fallen Konkurrenten ab und an mit geplatzten Motor aus oder liefern sich die Computerkonkurrenz mitreißende Duelle um die Plätze (die ihr euch knapp dahinter gelegen genüsslich anschauen könnt, denn manchmal bekriegen sich die Computerfahrer so stark, dass sie sich gegenseitig behindern und euch den Weg gleich zu einer Doppelüberholung frei machen). Die Computerfahrer gehen allgemein sehr aggressiv zu Werke. Da wird gnadenlos im Windschatten angesaugt und flugs ausgebremst, dass es nur so qualmt.
Ist die Konkurrenz aber mal, aus welchen Gründen auch immer, angeschlagen und tuckert mit einem Schneckentempo daher, zeigt sich einer der Detailmängel von RS2. Formel 1 Fans erinnern sich sicher noch an den fulminanten Renncrash zwischen Michael Schumacher und David Coulthard im belgischen Spa. Der Kerpener Ferrari Pilot lag in einem Regenrennen klar vorne und setzte zur Überrundung der Nummer 2 von McLaren Mercedes an. Für Schumacher überraschend ging der Schotte etwas vom Gas, so dass der Deutsche ihm hinten rein fuhr und ausscheiden musste. Mit ähnlichen Situationen werdet ihr in unschöner Regelmäßigkeit fast in jedem Rennen konfrontiert, da angeschlagene und deshalb sehr langsame Gegner grundsätzlich auf der Ideallinie weiterfahren statt, wie im richtigen Formel 1 Geschäft, den Weg für die schnelleren frei zu machen. In einigen unübersichtlichen Kurvengeschlängel ist das absolut tödlich, wenn ihr nicht blitzschnell reagiert und ausweicht.
Immer alles im Blick
Damit ihr immer den Überblick behaltet, stehen nicht weniger als sieben verschiedene Ansichten zur Verfügung. Am übersichtlichsten sind die drei Außenperspektiven. Daneben gibt es noch weitere vier aus der "Ich-Perspektive" unter anderem auch eine mit vollwertigem Cockpit samt funktionierenden Instrumenten und sich drehendem Lenkrad. Das einzige was fehlt, ist ein echter Rückspiegel. Wo ihr im Rennen jeweils steht zeigt euch nicht nur die (abschaltbaren) Einblendungen, wie man sie von den RTL-Fernsehübertragungen gewohnt ist, sondern auch noch eine Streckenkarte auf der linken Bildschirmhälfte, die die Position aller Fahrzeuge auf dem jeweiligen Kurs anzeigt.
Genügsam zeigt sich RS2 beim Speichern auf Controller Pak. Ein Spielstand, egal ob Karriere oder WM-Saison, belegt 8 Blöcke. Während eines Rennens ist das Speichern zwar nicht möglich, ansonsten könnt ihr aber jederzeit eure Fortschritte festhalten. Daneben solltet ihr noch jeweils acht weitere Blöcke für die Fahrzeugeinstellungen (für alle Strecken ein Spielstand) und die Bestzeiten im "Zeitfahren" reservieren. Bei letzterem speichert RS2 die besten fünf Zeiten pro Strecke. Bevor ihr auf Bestzeitenjagd geht aber unbedingt vorher die alten Topzeiten laden, damit die alten nicht bei einem erneuten Speichern überschrieben werden.
Lahmer Mehrspieler Modus
Während dem Solo Spieler eine Menge geboten wird, kann man den Multiplayerpart getrost vergessen. Nur zwei Spieler können sich in einem Duell messen. Zudem sind die beiden Spieler völlig allein auf der Strecke, auf der sich kein Computergegner sehen läßt. Schade, mit einem Freund oder einer Freundin zusammen ein Rennen gegen 20 Computergegner mitsamt Qualifikation zu bestreiten, das hätte schon was. Vielleicht hebt sich Ubi das für einen Nachfolger auf.
"Racing Simulation 2" bietet auch ohne die FIA Lizenz faszinierende Rennspielaction mit fast allem, was man von einen guten Rennspiel erwartet darf. Ein durchaus realistisches Fahrmodell, packende Duelle gegen aggressive Computergegner, wechselnde Wetterbedingungen und den famosen Karriere Modus. Schade, dass an Multiplayerduelle nur stiefmütterlich gedacht wurde. Kurz gesagt: Ihr dürft bedenkenlos zugreifen (sag).