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geschrieben von Marcus Reichle
Hersteller: Ubi Soft
Genre: Mech-Action
System: PlayStation2, PAL-Version
Besonderheiten: i.Link-Kompatibel, Memory Card mind. 70KB, Kompatibel mit Maus, Dolby Surround
USK (ESRB): 12
Spieler: 1-2
Testmuster von: Ubi Soft
Sie sind haushoch, zig Tonnen schwer und bis an die Zähne bewaffnet: Mechs!
Dieses in Japan entstandenen Phantasieobjekte erfreuen sich im Land der High Tech-Spezialisten eine überaus große Beliebtheit. Fans werden beruhigt sein, wenn sie hören, dass auch "Armored Core 2" von Entwicklern des Mechs-Geburtortes erschaffen wurde; da diese ja berühmt dafür sind, dass sie ihre Mech-Simulationen mit einer Flut an Daten versehen, gleiches gilt eben auch für den 2 Teil der futuristischen Blechsoldaten:
Sobald Ihr das - glücklicherweise eingedeutschte - Handbuch von Ubi Soft aufschlagt, gilt es erst einmal mehrere Seiten gefüllt mit Funktionsbeschreibungen der Mech-Einzelteile penibel zu studieren. Denn Mech ist ja nicht gleich Mech!
Jeder dieser Kampfkolosse ist aus einzelnen austauschbaren Elementen wie Kopf-, Rumpf-, Arm-, Bein-Teil, Generator, Booster, FCS-Einheit, Kühler, Waffenteil, Radareinheit und weiteren Zusatz-Anbauten zusammengesetzt, die es wie beim Auto-Tuning in einer Vielzahl von Variationen gibt. Jedes Teil besitzt dabei mindestens 4 bis 12 unterschiedliche Eigenschaften, deren Stärke in Form einer Punktzahl festgehalten ist. Leider sagen Euch diese Zahlen zu Beginn nicht gerade viel, da sie sehr groß sind und man erst mit der Zeit einen Blick dafür bekommt, welches Teil ein echter Hit ist.
Erwerben und verkaufen - ohne monetären Verlust!!! - kann man das überdimensionale Maschinen-Sortiment in einem virtuellen Shop. In diesem könnt Ihr dann ausgiebig die besagten Satistiken wälzen und schon einmal anfangen zu Träumen: Leider wird Euch auch in der Welt von Morgen nichts geschenkt und Bares verlangt. Wie immer steht man aber mit einem nur Mini-Guthaben vor der eher Qual als Wahl. Aus klein mach "schön" heißt es darauf in der Lackiererrei: Farblich könnt Ihr nun die anfangs fade Optik Eures Riesen aufwerten und ihm gar ein eigens entworfenes Emplem verpassen.
In dem Optionspunkt "Werkstatt" werden die erworbenen oder später gelagerten Teile mit wenigen Clicks zusammengeschraubt bzw. verstaut.
Wer sich mit "Amore Core 2" anfreunden möchte, sollte Gefallen an solch einem ausgeprägten Zahlen-Fanatismus finden, da dieser nämlich ein nicht zu unterschätzender Teil des Spielprinzips ist:
Geht's auf in die insgesamt 30 Missionen, so werdet Ihr nach einem generellen Briefing, das Euch die aktuelle Situation, feindliche Truppenverbände und zu vernichtende Objekte kurz erläutert, noch so manches Mal über den Datenblättern brüten, da jede Mission meist eine individuelle Zusammenstellung des Mechs voraussetzt.
Habt Ihr es beispielsweise mit einer Hundertschaft von kleinen aber munitionsfressenden Droiden zu tun, ist eine Waffe mit möglichst hohem Munitionsvorrat und schneller Auto-Nachlade-Funktion sinnvoll. Ist dagegen eine schwerbewaffnete Festung dem Untergang geweiht, packt man lieber eine Baterie mit mächtigen Missiles auf die Stahl verstärkten Schultern des Mechs.
Müssen zudem gewagte Sprünge mit dem eingebauten Boost gemeistert werden wie z.B. von einem U-Boot auf einen feindlichen Kreuzer, so sollte der Generator und das Triebwerk genug Leistung besitzen. Zwar regeneriert sich die dafür angezeigte Energieleiste unentwegt, bei völliger Erschöpfung jedoch, schaltet sie für eine Weile ab. Dies solltet man tunlichst vermeiden, damit der Booster ständig abrufbereit ist. Wie es in dem schmucken Anfangsintro spektakulär vorgeführt wird, ist dies unzweifelhaft der Schlüssel zum Erfolg: Nur wer mit der gewöhnungsbedürftig angelegten Analogsteuerung Herrscher aller Himmelsrichtungen ist, sprich in dem dreidimensionalen Raum ständig auf Achse ist, kann sich im prasselden Kugelhagel behaupten. Zudem sollte der schnelle Waffenwechsel mit der Shoulder-Taste geübt sein, sonst seit Ihr bei herrschender Bewegungsarmut oder blanker Hektik ein leichtes Opfer der feindlichen Vernichtungs-Gier.
An Eurem Kampfstil könnte Ihr zudem ausgiebig in dem "Versus-Mode" feilen, denn hier warten schießwütige Mech-Kollegen auf Euch, die es in einem Duell zu Schlagen gilt. Stellt Ihr Euch geschickt an gibt's wie nach einer absolvierten Mission kräftig Moos und steigt eine Stufe auf der Besten-Liste hinauf. Wenn Ihr mal Lust auf einen menschlichen Gegner habt, ist dies auch kein Problem und könnt per Split-Screen oder sogar per i-Link-Kabel auf insgesamt 8 Battle-Fields (sind leider etwas karg und zu klein geraten) die Mech-Party steigen lassen.
Schade dass, die Story von "Armored Core 2" nicht viel her gibt, da sie bei den Schaffenden wohl eher als notwendiges Übel angesehen wurde: Nur per staubtrockener E-Mail-Nachricht bekommt Ihr alle paar Missionen lang spärliche Infos, welche die Andeutung einer Storyline sein sollen. Bald schon klickt man diese eilig weg, oder beachtet sie nicht einmal mehr. Gipfel der Schluderei sind die diletantischen englisch sprachigen Sprecher und die nicht einmal ins Deutsche übersetzten Bildschirmtexte.
Leider ist auch die Grafik nicht das Gelbe vom Ei: Die Umgebung ist sehr einfarbig (düster) und nur wenig texturiert. Auf großartige Level-Architektur muss gänzlich verzichtet werden. Trotzdem kann man das Bemühen abwechslungsreiche Schauplätze zu entwerfen erkennen, da von einer Wüstensand verwehten Einöde oder einer Unterwassergrotte, bis zur schwebenden Raumstation alles dabei ist. Sämtliche Spielfelder sind aber stark begrenzt; kommt Ihr der Grenze zu nahe, gibt Euer Radar zwar Alarm, wird die Abgrenzung trotzdem überschritten - was im Eifer des Gefechts schon mal passieren kann - ist die Mission gescheitert.
Die eigentlichen Hauptdarsteller sehen ganz ordentlich aus, die Licht-Effekte an Laser-Klinge und Boost sind hingegen von eher mittelprächtiger Natur.
Die musikalische Untermalung ist schlicht gesagt einfach nur mangelhaft;
Zu Letzt sei jedoch noch die unkomplizierte Abspeicherungsmöglichkeit genannt, mit dieser könnt Ihr auf beliebig vielen Speicherplätzen nach jeder Mission ein Backup vornehmen.
Solide - aber nicht der Brüller: Die insgesamt 30 Level bieten zwar Abwechslung, jedoch fehlt es an einer genauen Missions-Beschreibung, die einem verrät, welche Ausrüstung in der anstehenden Mission gefragt ist. Deshalb heißt es kurz mal nachschauen, was einen in der neuen Mission erwartet und anschließend den Mech passend umrüsten. Wer sich zudem nicht für das reine Spielprinzip interessiert ist bei "Armored Core 2" an der falschen Adresse, da schmückendes Beiwerk wie eine packende Story und fette FMVs nur sehr ärmlich daherkommen.
Der Mech lässt sich in der Regel flink steuern, trotzdem besitzen jegliche Modelle einen gemeinen Serienfehler!: Nur träge bewegen sie sich um die eigene Achse, damit sind schnelle Drehungen im Kampf-Gefecht kaum möglich. Dieser Nachteil macht sich bei fehlender Lock-On-Funktion, welche den Gegner ständig im Visier halten würde, unangenehm bemerkbar. Außerdem vermisst man "in" den Missonen anspruchsvolle Endgegner, die man in aufreibenden Zweikämpfen schlagen müsste - wie es einem im "Versus-Mode" erlaubt ist.
Eingefleischte Anhänger dieses Genre werden mit "Armored Core 2" auf Ihre Kosten kommen, alle anderen sollten die aufgeführten Kritikpunkte in Ihrer Kaufentscheidung berücksichtigen.