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geschrieben von Sascha Gläsel
Hersteller: Psygnosis / Leeds Studios
Genre: Futur. Rennspiel
System: PlayStation, PAL-Version
Besonderheiten: benötigt Memory Card (1-3 Blöcke); unterstützt NeGcon, Dual Shock und analoge Joypads
USK (ESRB): geeignet ab 6 Jahren
Spieler: 1 - 4 (via Link)
Testmuster von: eigene Anschaffung
Drei Jahre hat Psygnosis gebraucht, um einen Nachfolger ihres Superhits "Wipeout 2097" auf die Beine zu stellen. Jetzt hat das Warten endlich ein Ende: Die LeedsStudios öffnen die Garagen der futuristischen Racer zum dritten Male. Mögen die Spiele beginnen.
Wie die beiden Vorgänger versetzt euch "Wipeout 3" in das Cockpit eines von acht pfeilschnellen Gleitern (Fans des Vorgängers werden wieder auf alte Bekannte stoßen), die ihr durch teilweise sehr enge und verschlungene Kurse dirigieren müsst. Von den acht Rennern stehen euch allerdings nur vier gleich von Beginn an zur Verfügung. Die anderen gilt es sich erst im Schweiße eures Angesichts zu erarbeiten. Dasselbe gilt natürlich ebenfalls für die im Spiel schlummernden Rennstrecken und -Klassen.
Massig Spielmodi
Ihr habt die Qual der Wahl. Tretet zunächst in einem einzelnen Rennen an, versucht euch an einem Turnier, fahrt Bestzeiten im Zeitfahren, schießt Gegner massenweise im Zerstörer von der Piste oder bewährt Euch in den Wettbewerben. Für die Jäger und Sammler unter euch sind vor allem Einzelrennen und das Turnier interessant, da der Erfolg hier neue Gleiter und Strecken einbringt.
Also frisch ans Werk. Zunächst einmal gilt es, den Schwierigkeitsgrad festzulegen, indem ihr einen der drei Rennklassen Vector, Venom oder Rapier auswählt. Später verdient ihr euch mit der Phantom Klasse eine höllisch schwere vierte hinzu. Dabei unterscheiden sich die Klassen nicht nur in der Spielgeschwindigkeit und die Anzahl der zu absolvierenden Runden, sondern bieten auch andere, weitaus anspruchsvollere Kurse. In der Vector Class düst ihr meist mit Vollgas über breite Straßen mit langgezogenen Kurven. In der rasanten Rapier Class geht das mit den verwinkelten Strecken bei weitem nicht mehr so leicht.
Neue Gleiter braucht das Land
Wie gelangt ihr nun an die begehrten neuen Racer? Indem ihr auf jedem Kurs mit jedem der zur Verfügung stehenden Boliden elf Konkurrenten hinter euch lasst und als Erster ins Ziel kommt. Pro Rennstrecke gibt es dann zur Belohnung einen neuen leistungsfähigen Gleiter, den ihr dann auch im Turnier in eurer Garage stehen habt. Doch Achtung: Für jede Klasse müsst ihr euch die Wägelchen gesondert auf diese Weise anlachen, damit ihr euch auch im Turnier an ihnen erfreuen dürft.
Im Turnier, bei dem zu Beginn lediglich die Vector Klasse zur Verfügung steht, wollen sieben Gegner, dass ihr das Ziel als letzter erreicht. Nach jedem der vier Rennen (in der Phantom Klasse kämpft ihr auf allen acht Strecken um Platz und Sieg) werden Punkte alá Formel 1 vergeben. Der Sieger bekommt zehn, der zweite immerhin noch sechs, der dritte vier bis zum sechsten, der noch einen Zähler einstreichen kann. Am Ende wird zusammengezählt. Steht ihr dann an der Spitze gibt es zur Belohnung eine neue Klasse. Die Krönung ist die Phantom Klasse. Ist schon die Rapier Klasse ein schwerer Brocken, dann werden euch angesichts der aberwitzigen Geschwindigkeit der Phantom Rennen die Augen übergehen.
Neue Wettbewerbe
Eine ganz andere Herausforderung haben die Wettbewerbe zu bieten. Drei verschiedene mit je acht Rennen stehen hier zur Wahl. Habt ihr alle drei erfolgreich abgeschlossen, werdet ihr mit einem vierten belohnt, der eine Kombination aus den Aufgaben der drei vorangegangenen darstellt. Die Besonderheit hier: In jedem der Rennen ist alles fest vorgegeben: Kurs, Gleiter und Rennklasse können nicht geändert werden. Unter diesen Rahmenbedingungen müsst ihr im Rennwettkampf als 1., 2. oder 3. ins Ziel kommen. Schafft ihr dies, wird der nächste der insgesamt acht Aufträge freigeschaltet. Dagegen geht es im Zeitwettkampf darum, die Rennen in einer vorgegebenen Zeit herunter zu spulen. Es kommt dabei nicht auf die Platzierung an, sondern nur die erzielte Zeit entscheidet, ob ihr im nächsten Rennen weitermachen dürft. In Waffenwettkampf schließlich schießt ihr eine bestimmte Anzahl an Gegnern ab ohne selbst vorzeitig auszuscheiden, was umso schwieriger ist, da in diesem Modus Schilde an der Tanke nicht wieder aufgefüllt werden.
Dieselbe Aufgabe begegnet Euch im Zerstörermodus. Am Anfang legt ihr fest, mit wie vielen Punkten der Sieger gekürt werden soll. Ihr fahrt dann so lange, bis ein Spieler (oder der Computer) die erforderliche Punktzahl erreicht hat. Einen Punkt gibt es, wenn ihr die Schilde eines Kontrahenten auf Null gebracht oder aber eine komplette Runde absolviert habt. Ein gewichtiges Handicap gilt es zu beachten - die Tankstellen, an denen ihr sonst eure Schildenergie auffrischt, sind diesmal leer, auch wenn sich das offensichtlich nicht bis zu den Computerfahrern herumgesprochen hat, die immer mal wieder den Weg in die Boxengasse einschlagen. Wird euer Gleiter einmal abgeschossen, werdet ihr, wie auch die unglücklichen Computergegner, an den Anfang der Strecke zurückkatapultiert und setzt euren Weg mit frischen Schilden fort.
Grandiose Optik
Bei der Grafik demonstriert Psygnosis Programmierteam technische Kompetenz. Sauschnelle Rennspielaction ohne Ruckler oder Pop-Up, detaillierte und scharfe Texturen ohne Blitzer, vielfältige Lichteffekte und Rennstrecken, die nur so vor kleinen liebenswerten Details strotzen. Euer Weg führt euch durch Häuserschluchten oder lange Tunnels - teilweise erlebt ihr eine regelrechte Berg- und Talfahrt, die euch auch einige Sprungeinlagen abverlangt. Dosiert dabei die Länge der Sprünge, damit ihr möglichst sanft aufkommt und nicht viel an Geschwindigkeit verliert. Bei dem was "Wipeout 3" zu bieten hat ist man fast geneigt, die PlayStation mal aufzuschrauben, um nachzusehen ob Scotty nicht einen zusätzlichen 3D-Beschleuniger in die PlayStation gebeamt hat.
Sound und Musik stehen der Grafikpracht in nichts nach. Anfeuernde Technoklänge bekannter Künstler begleiten die Rennen. Unter anderem steuerten der in Großbritannien bekannte DJ Sasha, Propellerheads, The Chemical Brothers, Underworld und Paul Van Dyke Songs zum Soundtrack bei. Wollt ihr die Musik auch abseits eurer Konsole hören, müsst ihr nicht extra auf eine Soundtrack-CD warten, sondern füttert euren CD-Player mit der "Wipeout 3" CD, da die Songs als normale Musik-Tracks auf der CD abgelegt sind. Wer nicht auf Techno steht, kann die Musik aber auch komplett ausstellen. Der Sound beschränkt sich auf einige begleitende Töne (zum Beispiel bei Einsatz eines Extras oder einigen Geräuschen, deren Ursprung abseits der Strecke zu suchen sind) und einige kurze englische Sprüche.
Fahrerische Unterschiede
Allerdings werdet ihr während eines Rennens vor allem in den höheren Klassen keine Augen für die Schönheiten der Kurse haben, da eure volle Konzentration dem Streckenverlauf und den Gegnern gilt. Erfreulich, dass sich die Renner nicht bloß im Aussehen unterscheiden, sondern auch spürbar andere Fahreigenschaften aufweisen. So sind zum Beispiel der FEISAR oder der GOTEKI 45 stark gepanzert, ganz ordentlich manövrierbar aber nicht gerade die schnellsten Gleiter. Dafür ist der PIRANHA pfeilschnell ärgert euch aber mit einem miesen Handling.
Während in den beiden einfachen Klassen einzig und allein euer Gasfuß gefordert wird, führt der Sieg in der Phantom oder Rapier Klasse nur über den klugen Einsatz der linken und rechten Luftbremse um nicht in die Streckenbegrenzung zu rauschen. Sonst büßt ihr erheblich an Fahrt ein und beschädigt noch die Schilde. Ein kurzes Lupfen des Gases reicht in der Regel in den beiden höchsten Klassen nicht aus. Daneben verfügt ihr noch über einen Hyperantrieb, der euch kurzfristig stark beschleunigt. Die Energie nimmt dieser Antrieb aber von den Schilden, so dass eure Schildenergie bei Benutzung des Boostes stark abnimmt. Damit ihr euren Boliden auf diese Weise nicht zerlegt, ist bei einer Schildstärke von unter 25 Prozent Schluss mit dem Hyperantrieb. In den meisten Modi ladet ihr eure Schilde an der Boxengasse aber wieder auf.
Extras für den Sieg
Der Erfolg in einem Rennen hängt zudem davon ab, wie effizient ihr die vorhandenen Extras auf der Strecke nutzt, die ihr durch das Überfahren großer Kreuze aufsammelt, die auf den Kursen aufgemalt sind. Neben Beschleunigungsfeldern gibt es sowohl defensive als auch offensive Power-Ups zu ergattern, von denen ihr allerdings immer nur eines gleichzeitig tragen dürft. Neben einem Schild, das euch vor Schaden bewahrt, sackt ihr einen Reflektor ein oder werdet für eure Gegner unsichtbar, die so nicht mehr auf euch zielen können. An Waffen stehen zum Beispiel ungelenkte und zielsuchende Raketen bereit, ein Plasmastrahl, der mit einem einzigen Treffer einen Gegner aus dem Rennen kickt, oder ein Erdbeben, das die ganze Strecke erzittern lässt. Sehr beliebt ist auch die Strategie Minen an Engstellen zu verlegen oder dort eine Energiemauer zu platzieren, die eure Kontrahenten am Durchfliegen hindert. Vor allem auf den engeren Kursen wünscht man sich des öfteren den Autopiloten, der euch geschickt durch verwinkelte Ecken zirkelt - allerdings nicht selten auch mal mitten durch eine Minenfeld, das ein Kontrahent ausgelegt hat. Auf Wunsch verzichtet ihr auf Power-Ups. Gleiches gilt auch für die Checkpoints. Je drei gibt es auf jeder Strecke. Wie man es von Arcade-Rennspielen kennt, müsst ihr sie innerhalb eines bestimmten Zeitlimits passieren, sonst heißt es "Game Over".
Allein macht "Wipeout 3" schon eine Menge Spaß. Zu zweit geht so richtig die Post ab. Dabei müsst ihr weder nennenswerte Einbussen bei der Grafik noch bei den Spielmodi hinnehmen. Lediglich die Wettbewerbe sind Solo-Spielern vorbehalten. Ansonsten stehen euch alle Modi offen. Von den Einzelrennen bis zum Turnier dürft ihr alles auch zu zweit spielen. Selbst die Anzahl der Teilnehmer eines Rennens bleibt gleich. So treten den zwei mutigen Recken im Turnier sechs Computergegner entgegen bzw. zehn im Einzelrennen. Als zusätzliches Bonbon hat Psygnosis eine Link-Unterstützung in "Wipeout 3" versteckt, mit dem, zwei PlayStations und "Wipeout 3" Exemplare vorausgesetzt, bis zu vier menschliche Mitspieler in das Geschehen eingreifen. Gebt als Spielernamen einfach "link" ein, und schon kann es losgehen.
Kleine Hakler am Rande
Während die Steuerung sehr gut gelungen ist (ich persönlich ziehe die analoge Steuerung mit meinem Dual Shock Pad der gut gelungenen digitalen vor) lässt die Benutzerführung einige Wünsche offen. Ich kann es zum Beispiel nicht verstehen, warum ich nach einem Einzelrennen nicht die Möglichkeit habe, beim nächsten Rennen die Strecke oder den Gleiter zu wechseln. Stattdessen müsst ihr immer den Modus komplett verlassen und wieder ganz von vorne auswählen. Was ich zudem vermisst habe, war eine Anzeige, die mir während eines Rennens anzeigt, wo sich die Gegner befinden.
Auch das Speichern wurde nicht gut gelöst. Warum fragt mich das Programm eigentlich nicht nach jedem neuen Rekord oder neu erspielten Modus/Strecke/Gleiter ob ich speichern will? Warum muss ich das immer selbst in die Hand nehmen? Und erst das Schriftbild, das Psygnosis in "Wipeout 3" verwendet hat. ARGHH. Warum nur solche blöden Buchstaben, die man kaum vernünftig lesen kann? Die Anleitung ist zwar inhaltlich o.k. - doch wer ist auf die be******* Idee gekommen, den Text in hellblauer Farbe auf weißem Grund zu drucken? Wollte man vielleicht so davon ablenken, dass man die Mini-Screenshots in der Anleitung nicht mehr entziffern kann?
"Wipeout 3" ist ohne Zweifel der erhoffte Hit von Psygnosis. Viele abwechslungsreiche Spielmodi, eine Menge, was es zu erspielen gilt, grandiose Grafik und rasante Rennspielaction lassen kaum Wünsche offen. Einzig der etwas harsche Schwierigkeitsgrad in der Rapier und Phantom Klasse trüben die Spielfreude etwas. Ansonsten kann ich euch "Wipeout 3" nur wärmstens ans Herz legen (sag).